SSRQ FR I/2/8 34.1-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, IX. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Freiburg, Erster Teil: Stadtrechte, Zweite Reihe: Das Recht der Stadt Freiburg,
Band 8: Freiburger Hexenprozesse 15.–18. Jahrhundert, von Rita Binz-Wohlhauser und Lionel Dorthe
Zitation: SSRQ FR I/2/8 34.1-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Jost Wohlgemut – Verhör
1611 Juni 11.
Editionstext
Im KellerOrt: 11 juniiSprachwechsel: Latein 1611Originaldatierung: 11.6.1611
PresentibusSprachwechsel: Latein
hAbkürzung
KellerPerson: , AmmanPerson:
Zum HoltzPerson: , TumbePerson:
Weybel
Als Jost WolgemutPerson: von
MünsterOrt: , Lucerner gebietsOrt: , umb die
ursach syner gfangenschafft erfragt worden, hatt derselbig
angezeigt, er verwundere sich sehr, das man ine gfänklich
ynzogenBegriff: und ine zum JägerOrt: in der stuben
doch ohne ursach und mit unschuld gefangen genommen.
Dan er daselbst noch anderstwo nit begangen, das er dasselbig
verdient habe. Das aber die würtin zum
JägerOrt: und irs hußvolk sich erklagt, das man ein
geltenBegriff: , kandtenBegriff: und küssiBegriff: hinder den vässernBegriff:
in irem keller gefunden und das er die kandtenBegriff: hirvor sampt dem küssiBegriff: gebrucht.
b–Und alsoKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: Hat er–b
man zwyfle, das er den keller ufbrochen und daryn
untrüwlich gehandlet. Hat der gefangner angezeigt, das ime
diß fahls unrecht gescheche. Dan obschon er zuvor ein kandtenBegriff: gehabt, die im keller soll
gefunden worden syn, hab er doch dieselb,
alsbald er dan wynBegriff: , so in der kandtenBegriff: gsyn, getrunkenHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichenc, widerumb ufs buffet in die stuben gethan,
welliche die kleine magdt daselbst glych widerumb
genommen und usser tragen. Hat ein anderer die kandtenBegriff: in den keller getragen
oder damit wynBegriff: zogen, desse trage er kein schuldt. Was dan
das küssiBegriff: anbelangt und gezwüflet würt, das er es dahin in
keller getragen, diewyl d–e–er
ufUnsichere Lesung–eHinzufügung oberhalb der
Zeile–d synem beth damaln nit gelegen, hat er
bekhendtBegriff: , das er des abendts mit einem studenten Hanß HerzigerPerson: , synem
landtsmalnKorrigiert aus: landtsmanf, zum PfisterenOrt:
7 batzenWährung: 7 Batzen
verzert habe. Domaln sye er gar vol worden, als nun die nacht
vorhanden gsyn, hab er synem landtsman gebetten, mit ime
zum JägerOrt: in syner kammer übernacht
zesyn, wellicher ime gevolget. Sye also derselb student uf
synem beth und er uf dem boden gelegen biß morndesBegriff:
umb 4 uhrenZeit: 4:00. Aber selbiges küssiBegriff:
sye nit in syner kammer gsyn, sonders hab dasselbig stätz uf
der [S. 279]SeitenumbruchloubenBegriff:
gesechen. g–Wüsse alsoKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: alda er es ouch offt gesechen–g
nid, wie man den keller ufbrochen oder die kandtenBegriff:
und geltenBegriff: , auch küssiBegriff: daryn gethragen oder wer es gethan
habe.
Vil minder das er einichem etwas gelts daselbst endtfrembdetBegriff:
habe. Hatt doch harnach frywillig bekhendtBegriff: , das er
sydt dem mayenmärkt letstverschinnenBegriff: alhie verharret sye, und sich von synem wyb
und kindt ein wenig abgesündert habe. Dan er mit syner
frauwen nit eins blyben möge, obschon sy sich ehrlich und woll halte. Jedoch so bald er der gfangenschafft ledig synBegriff: werde, wölle er
gan EinsidlenOrt:
sich verfügen und alda syne sünden bychtenBegriff: und büssen. Mit
verheissung, sich von nun hin zebessern und von ungebürlichen
sachen abzestahn.
Byneben hat er angezeigt, das dies fürnembste ursach sye,
warumb er wyb und kind verlassen und von heimetBegriff: gezogen
sye. Sollicher gstaltBegriff: , dan als einer
von MünsterOrt: ime gwalt
und bevelchBegriff: geben, ein sum
gelts anderstwo ynzeziechen, hab er dasselbig flyssig ynzogen
und syend 15 Luzerner kronenWährung: 15 Luzerner Kronen
gsyn. Und hiermit sye er heimzu gangen biß in einen wald,
alda er geruwet, daruf sye ein pursmanBegriff: zu ime kommen (desse kleider er nit so vil
geachtet, vermeint doch, es sye der böse
geistBegriff: gsyn). Und gesagt zu ime, gefangenen, (wyl
er sunst mit seltzamen gedanken beladen war): «Jüngling,
wan ich dir gut zum rath wäre und wäre wie du, so wölte ich
nimmer heim ziechen.»
Das hab er zum anderen mal zu ime geredt, und also von ime
gangen. Dem hab er gevolget, ihabeHinzufügung auf ZeilenhöhejKorrektur oberhalb der
Zeile, ersetzt: syeh also sydthärUnterstrichen von dannen einen anderen weg genommen, und
sye hiehar zogen mit den yngezognen 15 Währung: 15 Kronen , die er
zum theil verthan und k–ein theilKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: zum–k biß uf die
4 Währung: 4 Kronen
synem gedachtenBegriff: landtsman gelichenBegriff: und fürgesetztBegriff: hat. Hab sich hiermit wytt vergessen,
wölle aber, wie vor angezeigt ist, widerumb heim und
sich bessern, hat derhalten umb verzüchungBegriff: gebetten.
Anmerkungen
- Hinzufügung am linken Rand.↩
- Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: Hat er.↩
- Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.↩
- Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
- Unsichere Lesung.↩
- Korrigiert aus: landtsman.↩
- Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: alda er es ouch offt gesechen.↩
- Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: sye.↩
- Streichung: her.↩
- Hinzufügung auf Zeilenhöhe.↩
- Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: zum.↩
- Gemeint ist Umbert BrassaPerson: , der dieses Amt bis Ende Juni 1611Datum: 30.6.1611 besetzte.↩
Stückbeschreibung