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SSRQ SG III/4 154-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 154-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Schwyz und Glarus bewilligt Gams den Abzug auf Güter, die aus dem Land gezogen werden

1612 Dezember 25.

Vor Schwyz und Glarus erscheinen Ammann Hans Schöb und Säckelmeister Thür als Abgeordnete der Gemeinde Gams und berichten, dass sie bis jetzt von Gütern, die ins Ausland transferiert werden, keine Gebühr oder Steuer (Abzug) genommen haben. Sie haben beschlossen, einen Abzug einzuführen, wie dies auch in Uznach und Gaster und anderen Herrschaften getan wird. Der Antrag wird von Schwyz und Glarus bewilligt. Zwei Drittel des Abzugs gehen an Schwyz und Glarus und ein Drittel darf Gams behalten.

Die Aussteller siegeln.

  • Signatur: OGA Gams Nr. 73
  • Originaldatierung: 1612 Dezember 25
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 49.5 × 26.0 (Plica: 7.5 cm)
  • 2 Siegel:
    1. SchwyzOrganisation: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
    2. GlarusOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, in verschlossener Holzkapsel
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StASZ HA.IV.404, Nr. 10
  • Originaldatierung: 17. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift (Einzelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Sprache: Deutsch

  1. Die beiden Orte SchwyzOrganisation: und GlarusOrganisation: bewilligen in dieser Urkunde vom 25. Dezember 1612 der Gemeinde GamsOrganisation: eine Gebühr oder Steuer (AbzugBegriff: ) auf Güter, die ins AuslandBegriff: transferiert werden. Doch bereits zwei Jahre später versucht Glarus, die hier bewilligten Rechte am AbzugBegriff: zu schmälern, weshalb sich Gams am 22. Dezember 1615 bei SchwyzOrganisation: beschwert. Schwyz sichert ihnen darauf den Schutz ihrer Rechte und Freiheiten gegenüber Glarus zu (Original: PA Hilty S 006/023; Kopie: StASG AA 2 A 14-13). Am 15. Februar 1616 bestätigt Glarus Gams erneut den Abzug, mit der Bedingung, dass Glarus weiterhin einen Drittel der Einnahmen bekomme (PA Hilty S 006/024).

    1736 beschweren sich die Gamser bei Schwyz, dass der Abzug anderer Ortschaften bei Gütern, die von ausserhalb nach Gams transferiert werden, oft sehr hoch sei. Da es fast überall üblich sei, sich des GegenrechtsBegriff: zu bedienen, bestimmt Schwyz, dass Gams laut Gegenrecht von solchen Orten den Abzug in gleicher Höhe beziehen soll (OGA Gams  Nr. 158).

  2. Zum AbzugBegriff: zwischen GamsOrt: und anderen Ortschaften vgl. PA Hilty S 006/020; S 006/035 und S 006/025 (WalenstadtOrt: ); PA Hilty S 006/022 und OGA Gams Nr. 78 (AltstättenOrt: ); OGA Gams Nr. 76 (ChurOrt: ); OGA Gams Nr. 82 (Hofgemeinde EichbergOrt: ); StASZ HA.IV.405, o. Nr. (25.03.1791–12.07.1791); StASZ HA.IV.405, o. Nr. (09.10.1791, AppenzellOrt: ). Zahlreiche Dokumente zum Abzug im OGA Gams fehlen (Nr. 74–75, Nr. 77, Nr. 79–81, Nr. 83–86, Nr. 88–89 [1613–1621, besucht Juni 2014]).

    Zum Abzug zwischen Gams und Sax-ForsteggOrt: vgl. SSRQ SG III/4 164-1.

Editionstext


Wir, landtaman und räth beider lannden SchwytzOrganisation: und GlarußOrganisation: , bekhennend offenbar unnd thund
khundt aller menigckhlichem hiemit dißerm brieffe, daß uff hütt dato vor unnß erschinen synnd ammanBegriff: Hanß SchoübPerson: und seckelmeisterBegriff: ThürPerson: als abgeordneti anwält von unßeren lieben und gethrewen, einer ganntzen gmeind zu GammbsOrganisation: , und unß in namen derselbigen
fürgebracht, wie und waß gestalt sy sich biß har gägen mengckhlichem, so guth uß irer gmeind gezogen, deß abzugsBegriff: halben verhaltten,
als nammlich:
Obglychwol alleß hab und guthBegriff: , so sy in ir gmeindBegriff: gezogenBegriff: , an orthen, da es gfallen, ver abzuget wärden müeßen, habend sy
doch biß dahin von nieman khein abzugBegriff: genommen, sonder menigkhlich mit allem guth, so by inen gfallen, ohne eynichen nachzug verfaren laßen.1 Unnd diewyl sich dann ein gmeind GammbsOrganisation: erinnert, daß dißer bißhar geüebter bruchBegriff: inen mer zu
nachtheyl dann befürderung ires nutzes diene, habend sy sich under einanderen vereinbareth, sich in khünfftigem deß abzugs
halben zu gebruchen, wie sy verstendiget, sich die unßern der grafschafft UtznachOrt: und GasterOrt: ouch gebruchend. Und ließennd unß daruff in namen einer gmeind zu GammbsOrganisation: gantz underthenig und demüetig bitten, inen nach irem fürbringenden begaren gnädigkhlichen zu willfaren und daß sy sich in khunfftigem wie andere unnßere underenthonen im GasterOrt: deß abzugs
halben verhaltten mögennd zu laßen. Daß begärend sy in aller underthenigkheitt ganntz demüetig und guttwillig zu verdienen etcAbkürzung.
Nach dem wir nun die unßeren in irem fürbringen abghörtt und ir begären nüt unzimlich befunden, hannd wir inen so fürtragend pitten nüt abschlachen, sonder in gutter form zu laßen und bewiligen wellen:
Nammlich daß sy, die unßern von GammbsOrganisation: , deß abzugsBegriff: halben gägen iren nachpurenBegriff: und anderen ußertt unßeren landenBegriff: deß haltten sollend und mögend in weyß und gstalt, wie sich andere, so es dann antreffen möcht, gägend inen auch verhaltend. Da dann die zwen theylBegriff: deß selben unß, beiden orthen, und der dritteBegriff: den unßeren von GammbsOrganisation: ghören sölle,
alles wie vor stath, unß und unßeren altten rächtsammenen ohne schaden, also auch den unßeren von GambsOrganisation: an allen
anderen iren von unß gegäbnen und gutt gheysinen fryheytten on ingriffen, sonder wellend sy by selbigen schützen und schirmen.

Unnd deß zu warem urkhundt, so hannd wir, beide orth SchwytzOrganisation: und GlarußOrganisation: , uff der unßeren pitt hin unnßer
secreth insigel offentlich heran henckhen und gäben lassen, den 25isten tag decemmbris nach CristiPerson: , unßers herren, geburth
als man zaltt sächs zachen hundertt und zwölff jare
Originaldatierung: 25.12.1612
.

Anmerkungen

    1. Am gleichen Tag legt Gams eine Kundschaft vor mit dem Beweis, dass die Gemeinde bisher nie einen Abzug genommen habe. Die Gemeinde will jetzt eine Gebühr von 5% nehmen von Gemeinden, die ebenfalls Gebühren erheben (StASZ HA.IV.404, Nr. 11).