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SSRQ SG III/4 193-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 193-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Nachtrag im Landbuch von Werdenberg betreffend den Erbrechtartikel Nr. 11, Verkauf von Vieh und Fristen vor den drei Hochfesten

1666 Juni 12.

Die Abgeordneten von Werdenberg, Landvogt Paul Fluri und Landeshauptmann Niklaus Engeler, beschweren sich über Artikel 11 im Landbuch. Landammann und Rat von Glarus heben den Erbrechtsartikel auf und bestimmen, dass beim Tod eines kinderlosen Geschwisters die Kinder eines Bruders oder einer Schwester erben können, auch wenn diese bereits verstorben sind. Diese Erbfolge erstreckt sich jedoch nur auf Geschwister und deren Kinder. Die Gewährleistung bei Mängel beim Verkauf von Vieh soll im Inland 1 Jahr und 1 Tag gelten. Bei Verkäufen ins Ausland soll das Gegenrecht gelten. 14 Tage vor und nach den drei Hochfesten dürfen keine Ganten, Pfändungen und Schätzungen durchgeführt werden.

  • Signatur: StASG AA 3 B 01, S. 12
  • Frühere Signatur: StASG AA 3 B 1
  • Originaldatierung: 1666 Juni 12
    • Überlieferung: Original, Buch (22 Seiten) mit kartoniertem Einband mit Stoffüberzug
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 31.0 × 35.5
  • 1 Siegel:
    1. fehlt
  • Sprache: Deutsch
  • Editionen
    • Senn, Chronik, S. 229, 241–242 (unter Nr. 87 Landbuch von 1778)
    Regesten

  • Signatur: StASG AA 3 B 09, fol. 11r–v
  • Frühere Signatur: StASG AA 3 B 9
  • Originaldatierung: 1663 Juli 29
    • Überlieferung: Abschrift, Heft (12 Doppelblätter) mit Umschlag
  • Erhaltungszustand: restauriert
  • Beschreibstoff: Papier
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Zogg von Buchs

  1. Es handelt sich hier um einen Beschluss von GlarusOrganisation: aus dem Jahr 1666 über einige Änderungen und Ergänzungen zum LandesrechtBegriff: von 1639. In erster Linie geht es um eine Anpassung von Artikel 11 des Landesrechts zum Erbrecht. Gleichzeitig regelt Glarus die Fristen der Gewährleistung bei Mängeln beim VerkaufBegriff: von ViehBegriff: im In- und AuslandBegriff: sowie die Einhaltung von einer FristBegriff: von 14 Tagen vor und nach den drei Hochfesten bei GantenBegriff: , PfändungenBegriff: und SchätzungenBegriff: .

  2. Der Beschluss wurde im LandbuchBegriff: im Anschluss an das Landesrecht von 1639 eingetragen (SSRQ SG III/4 174-1); ebenso verhält es sich in den Abschriften im KA Werdenberg im OA Grabs Nr. 6 (1775), im StASG AA 3 A 4-4b (19. Jh.) sowie in der Abschrift des Landesrechts im Urbar von 1754 (StASG AA 3 B 2, S. 283–284; LAGL AG III.2401:044, S. 283–284). Vom Landesrecht und seinen Nachträgen existieren weitere Abschriften, welche die Ergänzungen in ganz unterschiedlicher Form übernommen haben. Aufgrund der Komplexität der Einträge werden diese nur teilweise in der Stückbeschreibung aufgelistet und stattdessen hier kurz beschrieben: In einer weiteren Abschrift von 1663 ist der gesamte Beschluss vor dem Landesrecht eingetragen (StASG AA 3 B 9, fol. 11r–v). Bei Senn, Chronik, S. 241 wird der Beschluss zum Erbrecht nach dessen vidimierter Vorlage (StASG AA 3 B 5, S. 8) in paraphrasierter Form direkt bei Artikel 11 des Landesrechts eingetragen und die beiden anderen Artikel als Artikel 59 und 61 im Anschluss an das Landesrecht aufgeführt. In der Abschrift von Landschreiber Fridolin LuchsingerPerson: von 1793 (KA Werdenberg im OA Grabs Nr. 4) folgt die Ergänzung von 1666 (zusammen mit den Ergänzungen von 1770 und 1739) ebenfalls in paraphrasierter Form nach Artikel 14 bzw. als Artikel 59 und 60. Im Kopialbuch von Buchs (PA  Buchs B 11.21-01, S. 21) sind alle drei Artikel in verkürzter Form ohne Jahresangabe nach dem Landesrecht aufgeführt.

    Zur Gant in der Herrschaft Werdenberg vgl. auch SSRQ SG III/4 49-1; SSRQ SG III/4 35-1; LAGL AG III.2402:029; OGA Gams Nr. 124.

Editionstext

Nach demme uff hüth dato meinen gnädigenIn der Vorlage: gn herren und oberen, herren landtamman und ratth zue GlarußOrganisation: ir dißmallen regierender lieber und getrüwer landtvogt, herr Paulluß FluryPerson: mit und nebet herren landtßhauptmanBegriff: Clauß EngellerPerson: in nammen unßerren lieben und getreüwen der graffschafft WerdenbergOrganisation: demüetigist eröffnet, waß in irrem landtßbuechBegriff: , so in numero 11 begriffen,1 deß erbrechtßBegriff: ein articul einverleibt, welcher der graffschafft biß anherro nit wenig nachtheillig geweßen, indemme, wenn ein erbBegriff: gefallen, zue ziten die ußlendischenBegriff: bey innen erben khönnen nach anleitung gesagten articulß. Hingegen aber sie uff andterstwertig gefalne erb nit alß erben zuehin sthon mögen, also daß sei sich auch dißerren articul zue irer hochster entgeltnuß geschlagen befunden und noch fernerß præjudicierlich zue entgelten besorgendt. Derowegen zue beferderung der billigkheit mein gnädigenIn der Vorlage: gn undt oberenIn der Vorlage: obr in nammen gesagten irren angehörrigen demüetigist und in aller underthänigkheit ansuchend, innen in dißerrem passu mit väterlichem ratth zuebegegnen.
Wan dan mein gnädigenIn der Vorlage: gn herren solche ervorderrnde rathßerhellung vernommen, dieselige ratsam erdauret und in reiffliche consideration gezogen, alß habendt sich mein gnädigenIn der Vorlage: gn herren erkhenth:
[1] Allermaßen alherro einverleibt, daß, wan fürohin sich ein erbfallBegriff: begebe und geschwüsterteBegriff: vom vaterBegriff: a–oder muoterBegriff: Hinzufügung am linken Rand–a einß oder mer verhanden und solche ohne leibßerbenBegriff: absturbenndtBegriff: und anderre geschwüsterte vor denselben mit tot abgangenBegriff: , die elliche kinderBegriff: hinderlaßen hetent, so sollendt die kinder an irrer elterrenBegriff: sellegen stath für ir antheil zue erben gewalt haben undt deß erbß crafft unßerrem alhier habendem articul, so folio 67 begriffen, theilhafftig, vechenthUnsichere Lesung, Textvariante in StASG AA 3 B 5, S. 8: fähigb und hingegen der vorgeschribne articul so noAbkürzung 11 uffgehebt sein, doch mit dem lauterren anhang, daß diß sich nit witer alß uff geschwüsterte und dero kindt sich extendieren und erstreckhen solle. Den übrigen soll eß den bei den erbrechtenBegriff: crafft eineß landtßbuochBegriff: genzlichen und allerdingen bewenden.

Eben bei dißerer gelegenheit ist ratßweiß in gleichem angebracht worden, wie eß wegen deß vichßBegriff: , so inn oder ußerret daß landtBegriff: verkaufftBegriff: und etwan ohnsauberBegriff: salve honoreSprachwechsel: Latein fallen möchte old wurde, solte und khönte gehalten werden. Alß ist erkhent:
[2] Daß, waß in dem landt verkhaufft, die nachwerBegriff: Textvariante in StASG AA 3 B 5, S. 32: einc jahr und ein tagZeitspanne: 1 Jahr 1 Tag sein solle. Waß aber ußerret daß landt verkhaufft, solle uff die gegenrechtBegriff: deßen gesechen und dem [nachge]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StASG AA 3 B 5, S. 32dlebt werden.

[3] Weiterß sol uff beschechne ratßerHinzufügung oberhalb der Zeileehellung mit gantBegriff: , pfendenBegriff: und schäzenBegriff: uß erheblichen ursachen vor den drey heilligen [fäst]Beschädigung durch Tintenklecks, ergänzt nach StASG AA 3 B 5, S. 32fzeitenBegriff: Datum: beweglicher Feiertag 14 tagenIn der Vorlage: tZeitspanne: 14 Tage darvor und 14 tagenIn der Vorlage: tZeitspanne: 14 Tage darnach vermög unßerrem alhier übenden brüchBegriff: in unßerer graffschafft eingehalten werden.
Beschechen, den 12tenTextvariante in KA Werdenberg im OA Grabs Nr. 6, S. 15: 14g juny 1666Originaldatierung: 12.6.1666 under angehencktem secret.

LandschreiberIn der Vorlage: Landtschr MartiPerson:

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am linken Rand.↩
  2. Unsichere Lesung, Textvariante in StASG AA 3 B 5, S. 8: fähig.↩
  3. Textvariante in StASG AA 3 B 5, S. 32: ein.↩
  4. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StASG AA 3 B 5, S. 32.↩
  5. Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
  6. Beschädigung durch Tintenklecks, ergänzt nach StASG AA 3 B 5, S. 32.↩
  7. Textvariante in KA Werdenberg im OA Grabs Nr. 6, S. 15: 14.↩
  1. Vgl. SSRQ SG III/4 174-1, Art. 11.↩