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SSRQ ZH NF II/11 29-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 29-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung und Eid des Försters von Wiedikon

1450.

Die Ordnung, auf welche der Förster von Wiedikon seinen Eid abzulegen hat, enthält folgende Pflichten gegenüber der Gemeinde: Aufsicht über die Felder und Schliessen der Gatter (1), Ausbesserung von Zäunen auf Anweisung der Vierer (2), Aufsicht über die Zehntgarben und Meldepflicht bei Schäden (3), Gang durch die Gemeindewälder und auf die Döltschi mehrmals pro Woche, Einsammeln von Holz nur mit Erlaubnis der Vierer (4), Aufgebot der Dorfleute für die Konflikte, die vor dem Vogt oder den Vierern von Wiedikon zu verhandeln sind (5).

  • Signatur: StArZH VI.WD.C.7a, fol. 10r-v
  • Originaldatierung: 1640 (Datierung aufgrund der in StArZH VI.WD.C.7a, fol. 11r-15r erwähnten Personen)
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Gorius Koller, Untervogt von Wiedikon
  • Nachweis

Diese lediglich in einem Urbar des 17. Jahrhunderts überlieferte Ordnung folgt auf die abschriftliche Offnung von WiedikonOrt: (vgl. SSRQ ZH NF II/11 21-1). Der Ordnung schliesst sich eine Aufstellung der Einnahmen des Försters an; die dort vorkommenden Personen siedelt Paul Etter um die Mitte des 15. Jahrhundets an, woraus er die Datierung für die Försterordnung ableitet (Etter 1987, S. 215).

Das Försteramt wird in mehreren Artikeln der Offnung erwähnt (SSRQ ZH NF II/11 21-1). Der Lohn des Försters von WiedikonOrt: ist ausserdem 1542 Gegenstand eines Konflikts zwischen dem Fraumünsteramtmann und den Zehntenpflichtigen (StArZH I.A.668; StArZH I.A.669). Zum Försteramt in WiedikonOrt: allgemein vgl. Etter 1987, S. 215-217.

Editionstext

Item eß ist ein jegklicher forster dem gantzen dorff und einer
gmeind zu WiedigkhonOrt: gebunden zethund, alß hie nachgeschriben stath.
Item deß ersten, wenn man münster metti lüth1, so soll ein forster
uff daß väld gan zu den hirten und deß fälds gaumen, biß man
zeacker fart und denn mag er wider heim gan. Und zeabet, wenn
iijZeit: 15:00 schlücht, so soll er wider uff daß fäld gan und daruff blyben,
untz daß man stubi lüttet2. Und sust wan er schaden vernimpt, eß
seige früe oder spatt, den soll er leiden und wënden, alß fehr er mag.
Und so er zu stubi ab dem fäld gath, so soll er vor bey allen türlinen
gewäßen sein und die beschloßen haben.
Item wenn die vier dorffmeyer3 an dem meyen abendtDatum: 30. April die frid
geschouwend, so soll jederman sin frid halten, alß sich die vier darumb
erkënend, werdend dann sölliche frid uff gebrochen, daß man daß mit
dreyen stäcken verzünen mag, daß selb soll der obgenampt forster
vermachen. Waß aber er bedörffte zemachen, soll er dem verkünden,
deß der frid ist, zehuß oder under augen.
[fol. 10v]Seitenumbruch
Item eß soll ein forster der zeenden garben sorg und acht haben4
und wo er sehe, daß fych oder lüth schaden daran dettind, daß soll er
leiden und melden, wie ander einigen, die in friden ligendt.
Item soll auch ein forster all wuchen dristunt a–oder 3 mahlHinzufügung oberhalb der Zeile–a5 in deß dorffs höltzer
gan, wurde er auch von den vieren da zwüschet geheißen, in daß
holtz zegan, oder daß er sust vernëmme, so soll er von stund an in die
höltzer gan und da goumen, und zwurigt in der wuchen uff die
DëltschenOrt: 6, und soll auch kein holtz ußer den höltzeren tragen, eß werde
im dann von den vieren erloupt.
Item waß auch in dem dorff zebietten ist, eß seye von dem vogt
oder von den vieren, daß soll alles der obgenantt vorster thun.
Item und die obgeschriben soll er alles
schweeren und daß halten by synem
eydt.

Anmerkungen

  1. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  1. Hier wird Bezug genommen auf das Läuten der Frühglocke. Die «metti» (von Matutinum, Frühmette) wurde ein bis zwei Stunden vor dem Sonnenaufgang geläutet (Sutter 2001, S. 174-175).
  2. Die «Stübiglocke» oder «Bettzeitglocke» läutete in ZürichOrt: die Nachtruhe um 21 UhrZeit: 21:00 ein. Diese Zeit galt den Trink- und Zunftstuben ausserdem als Sperrstunde (Sutter 2001, S. 181).
  3. Die «Vier von Wiedikon», welche auf Geheiss der Gemeinde Flur, Wege und Zäune beaufsichtigten und in der Offnung in dieser Funktion Erwähnung finden (SSRQ ZH NF II/11 21-1, Art. 16-18), werden später aufgrund ihrer Aufgabe zur Beilegung von Konflikten unter Gemeindegenossen auch als «Geschworene» bezeichnet (vgl. etwa StArZH VI.WD.A.1.:4). Die Nennung als «Dorfmeier» an dieser Stelle ist für WiedikonOrt: gemäss Etter 1987, S. 216, dagegen einmalig.
  4. Vgl. StArZH I.A.668; StArZH I.A.669.
  5. Etter gibt den wöchentlichen Gang in die Gemeindewälder irrtümlicherweise als drei- oder viermal an (Etter 1987, S. 216).
  6. DöltschiOrt: , am auslaufenden Hang des ÜetlibergsOrt: gelegen.