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SSRQ ZH NF II/11 3-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 3-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Offnung von Wipkingen

1358.

Die Offnung des Vogtes von Wipkingen setzt sich zusammen aus dem Beschrieb des Vogteibezirks (1), mehreren Artikeln über die Rechte des Vogtes (2) und einem über die Rechte der in Wipkingen ansässigen oder begüterten Leute (3). Festgehalten werden die Delikte, bei denen die Gerichtskompetenz dem Vogt obliegt, und die Art der Bestrafung respektive die Höhe der Bussgelder (2.1-2.7), ferner der Ablauf an Maien- und Herbstgericht (2.8) sowie die Höhe der dem Vogt geschuldeten Steuern (2.9-2.12). Ansonsten haben die Leute von Wipkingen gegenüber dem Vogt keine weiteren Leistungen zu erbringen und stehen unter dessen Schutz; namentlich dürfen sie nicht vor anderen Gerichten belangt werden. Der Vogt und die Fraumünsteräbtissin vertreten sich bei Krankheit gegenseitig (3).

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 3063
  • Originaldatierung: 1358 (Vor 1358 (aufgrund des Vorkommens von Berchtold Wetzwilers in den Steuerbüchern))
  • Überlieferung: Original
  • Erhaltungszustand: Zeitgenössische Flickstelle; verblasste Tinte an Kopf, Fuss und Faltstellen
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 30.0 × 39.5
  • Sprache: Deutsch
  • Edition
    Teiledition
    Regest

  • Signatur: StAZH B III 66, fol. 155r-156v
  • Originaldatierung: ca. 1545 – 1550 (Vor 1358 aufgrund des Vorkommens von Berchtold Wetzwilers in den Steuerbüchern)
  • Überlieferung: Abschrift (Grundtext)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 32.0
  • Sprache: Deutsch

Die in der Offnung beschriebene Vogteigewalt über WipkingenOrt: lässt sich zu Beginn des 15. Jahrhunderts in den Händen der Familien ManesseOrganisation: und SchwendOrganisation: nachweisen. Ab 1439Datum: 1439 bestellte die Stadt ZürichOrt: einen eigenen Obervogt (StAZH B VI 213, fol. 111v), bis WipkingenOrt: am 15. Juli 1637Datum: 15.7.1637 () der Obervogtei der Vier WachtenOrt: zugeteilt wurde (SSRQ ZH NF II/11 129-1). Das in WipkingenOrt: tagende Gericht hoben Bürgermeister und RäteOrganisation: von ZürichOrt: dagegen bereits 1586Datum: 1586 auf und unterstellten es dem Stadtgericht (SSRQ ZH NF II/11 99-1; vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF II/11 53-1; HLS, Wipkingen; Bauhofer 1943a, S. 78-79, 140; Largiadèr 1922, S. 76-77).

Die Rechte der Äbtissin des FraumünstersOrganisation: in WipkingenOrt: als Inhaberin des Niedergerichts sind ebenfalls überliefert (SSRQ ZH NF II/11 36-1).

Editionstext


Man sol wissen, das eines jechlichen vogtes von WibkingenOrt: [geric]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vaht1 langet [als]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vb verr und als wit, als hie nach verschriben stad. Des ersten vachet
du̍ v[og]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vcty an, da Hoͤnger BechliOrt: in die LindmagOrt: gat und [dann]Beschädigung durch Loch, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vd daz bechli [jemer me]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156ve hinder Berchtolz WetzwilesPerson: 2 trotten uff untz hinder den
KeferbergOrt: hin und dann jemer mer hinder dem KeferbergOrt: , als verr miner [frowen]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vf der eptischin guͦter gant, und dannenhin untz an den LindenbachOrt:
und dann den bach durch, nider untz in die LindmagOrt: .

Oͧch sol man wisen, das eines jechlichen vogtes recht ist, als hienach geschriben stad ze WibkingenOrt: :

Wer, das kein totschlag beschech in diser vorgenvorgenanten vogty, so sol einem vogt lib und guͦt vervallen sin mit dem rechten, als verr dann
ein vogt oder jeman zesinen wegen des, der dann den totschlag getan hat, lib und guͦt in disen vorgenanten kreysen begriffen oder
belangen mag und nit fu̍rer; mit dem geding, ob ein vogtman den andern schlat. WerTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: wog aber, ob ein vogtman einen usren schluͤg, das sol ein
schlechty frefny sin.3 Schlecht aber ein usra ein vogtman, da ist einem vogt das guͦt gevallen und dien fru̍nden der lib, als vorgeschriben stad.4

Wer aber, das keiner den andern frevenlich und schalklich ze hus oder ze hoff under ruͦsigem raven suͦchty, der sol einem vogt mit recht viiii 
Zu̍richer pfenning
Währung: 9 Zürcher Pfund
gevallenTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: verfallenh sin und dem kleger iii Währung: 3 Zürcher Pfund , und darzuͦ den kleger abzelegen, als dann erber lu̍t zitlichTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: zimlichi und bescheidenlich dunket,
die darzuͦ benempt werdent, an geverd.

Wer aber, das keiner den andern schlechtlich freffenty mit vortenKorrigiert: wortenj oder mit werken, wie du̍ frefny geheissen oder genemt wer, der ist einem vogt mit dem
rechten verfallen iii  Zu̍richer ₰Währung: 3 Zürcher Pfund und dem kleger iii Währung: 3 Zürcher Schillinge , und aber denUnsichere Lesungk kleger ablegen sin smacht, als erber lu̍t muglichTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: zimlichl dunket, an geverd.

Waz oͧch frefen oder krygen in diser vorgenvorgenanten vogty beschecht, das mugent [sy]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vm wol under enander mit lieby und mit fru̍ntschaft zer legen und
berichten mit der secher willen und gunst, wie si wellent, also das alweg einem vogt sin buͦss vor ab mit dem rechten vervallen sy.

Oͧch sol man sunderlich wissen, das ein vogt u̍ber all frefnen, wie si geheissen oder benempt sint, es si stechen, schlachen, beschelten mit freven
worten, mit tott schlegen, mit tu̍bstalTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: tiebstaln, mit allen frefnen, das frefne heissen oder syen, si syen hie verzeichentTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: verzeichnoto oder nitt, das ein vogt mit dem
rechten daru̍ber wol richten mag und sol.

Wer oͧch, das keiner den andern in diser vorgenvorgenanten vogty freventy mit keinerley frefny und aber den der kleger nit klagen welt, so mag inn ein vogt
wol zwingen ze klagen, oder ein vogt mag aber ein an sin stad setzen und mag selb klagen in allem dem rechten, als ob der kleger selb
klagty, so verr untz im das recht gelangaty, das dem kleger von recht gelangen soͤlt und oͧch einem vogt gelangen soͤlt.

Man sol oͧch wissen, wenn man ze meyenDatum: Mai (Termin/Frist) und ze herbstZeitspanne: Herbst miner genedigen froͧwen der eptischin und eines vogts rechtung geoffent und man
dann darnach richtentAuffällige Schreibung wirt, als sitt und gewenlich ist, so sol alweg ein vogt vor miner froͧwen der eptischin amptlu̍ten richten, ein amman
hab dann ze richten umb eygen oder umb erb.

Man sol oͧch wissen, das ein jechlicher vogt ze WibkingenOrt: von diser vorgenvorgenanten vogyKorrigiert: vogtyp jerlich uff sant MartisPerson: tagDatum: 11. November (Termin/Frist) ze rechtem zins viiij mu̍t
kernen
Volumenmass: 9 Mütt Korn
und j malter habernVolumenmass: 1 Malter Hafer haben sol. Und sol man im disen zins weren in den kelnhoff an allen sin schaden. Wer aber, das keiner sin teil des obgenobgenanten
zins uff den egenegenanten tag nit gewert hetty, welerTextvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: wellicherq dann inrent etters gesessen wer, den mag ein vogt oder ein weibel oder wem es ein vogt
enpfilt, wol dar umb pfenden mit dem rechten. Wer aber ussernt etters seshaft wer, des guͤter mag ein vogt wol in sin hand zu̍chen, so
lang untz im sin zins gar gewert wirt.

Oͧch sol man wissen, das diss vorgenvorgenanten vogtlu̍t, die in dis vogty gehoͧrent oder in diser vogyKorrigiert: vogtyr guͦter hant, einem vogt jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr uff sant FelixPerson: und
sant ReglenPerson:
Organisation:
tag
Datum: 11. September (Termin/Frist)
unverzogenlich vi  Zu̍richer pfeninngWährung: 6 Zürcher Pfund richten und weren su̍lent. Beschech des nit, so mag ein vogt einem jechlichen, der sin
teil nit gewert hat, pfenden und des guͤter in sin hant ziechen, als hie vor umb den kernen und den habern verschriben stad.

Man sol oͧch wissen, das man einem vogt von einer jechlichen ehofstad, so in diser vorgenvorgenanten vogytyKorrigiert: vogtys gelegen ist, darnach als dann ein vogt die
ehofstett an sinen rodel verschriben hat, jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr einMenge: 1 herbst huͦn und einMenge: 1 vasnacht huͦn geben sol.

Waz oͧch hu̍sern in diser vorgenvorgenanten vogty ist oder noch gemacht t–oder gebuwenAuslassung in StAZH B III 66, fol. 155r-156v–t werdent, das nit ehofstett werin, waz dann fu̍rstetten
in diser hu̍sern k[ome]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vun, wer der fu̍rstetten sol jechlichy jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr einem vogt oͧch einMenge: 1 herbst huͦn und einMenge: 1 vasnacht huͦn geben.

Item so ist dis der vorgenvorgenanten voglytenKorrigiert: vogtlytenv rechtung ze WibkingenOrt: gegen iren vogt: Wenn si im jerlich usrichten, waz si im jerlich usrichten su̍lent, oder geben
von recht, als hie vorgeschriben stad und als untz her sitt und gewonlich ist g[ebe]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vwn und oͧch als uff des vorgenvorgenanten vogts roͤdlen verschriben stad, so sol
er si fu̍rbaz mit e[nk]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vxeinen sachen mer [t]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vywingen, noch su̍len im [nüt recht]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vz [für]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vaabz gebunden sin ze tuͦn, si tuͦn es dann gern, und sol si oͧch ein
vogt schirmen, so verr er mag [mit dem rechten]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vab, das si Zu̍richOrt: [nieman]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vac verbieten noch mit geistlichem gericht uftriben sol untz an ein recht.
Wa aber dem ein vogt ze krank wer, so sol im unserry [frow]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156vad die eptischen behulfen sin, ze gelicher wiss sol ein vogt unser froͧwen
der eptischin behulfen sin hin widerumb, an geverd.5
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:] Ofnung dero von WipchingenOrt:

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  3. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  4. Beschädigung durch Loch, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  5. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  6. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  7. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: wo.
  8. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: verfallen.
  9. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: zimlich.
  10. Korrigiert: worten.
  11. Unsichere Lesung.
  12. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: zimlich.
  13. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  14. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: tiebstal.
  15. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: verzeichnot.
  16. Korrigiert: vogty.
  17. Textvariante in StAZH B III 66, fol. 155r-156v: wellicher.
  18. Korrigiert: vogty.
  19. Korrigiert: vogty.
  20. Auslassung in StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  21. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  22. Korrigiert: vogtlyten.
  23. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  24. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  25. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  26. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  27. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  28. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  29. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  30. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach StAZH B III 66, fol. 155r-156v.
  1. Die aufgrund verblasster Tinte unleserlichen Stellen werden anhand der Abschrift in den Sammlungen der ZürcherOrt: Herrschaftsgebiete aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ergänzt (StAZH B III 66, fol. 155r-156v).
  2. Letztmals erwähnt im Steuerrodel des Jahres 1358 (StAZH B III 275, fol. 103r; Edition: Steuerbücher Zürich, S. 76, Nr. 173).
  3. Das hier angesprochene einfache Vergehen lag im Bereich der niederen Gerichtsbarkeit (Idiotikon, Bd. 9, Sp. 52) und fiel somit der Rechtssprechung der Äbtissin des FraumünstersOrganisation: zu.
  4. Bestimmungen zum Totschlag vgl. Zürcher Richtebrief (SSRQ ZH NF I/1/1, S. 11-18).
  5. Schauberg, Beiträge, Bd. 4, S. 196, ist der Ansicht, die Pergamentrolle trage unten «nicht undeutliche Spuren, daß früher an sie noch ein anderes Pergamentblatt angeheftet gewesen sei, welches möglicher Weise die grundherrliche Offnung enthielt...». Diese Beschreibung lässt sich zumindest beim aktuellen Erhaltungszustand nicht nachvollziehen; unter diesen Umständen ist eine spätere Beschneidung des Blattes also nicht auszuschliessen.