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SSRQ ZH NF II/11 30-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 30-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bestätigung eines Vergleichs in einem Weiderechtskonflikt zwischen der Gemeinde im Niederdorf und der Wacht Unterstrass

1452 Juni 22.

Bürgermeister und Rat von Zürich bestätigen den Vergleich, den die Ratsabgeordneten Rüdiger Studler, Johannes Bluntschli und Heinrich Meier in einem Konflikt um das Weiderecht zwischen der Gemeinde im Niederdorf und der Wacht Unterstrass vermittelt haben. Die Vertreter von Unterstrass klagten, die Leute im Niederdorf trieben ihr Vieh unrechtmässig auf ihre Weide, nämlich auf den Spitalhof, den sie gegen einen erheblichen Zins vom Spital als Erblehen empfangen hätten. Die Vertreter des Niederdorfs fanden dagegen, sie hätten ihr Vieh seit jeher zusammen mit denen von Unterstrass auf die Weide gebracht und wollten dies auch in Zukunft tun. Es wird bestimmt, dass die von Unterstrass einen Viehhirten anzustellen haben und das Vieh der Leute im Niederdorf auf dem Spitalhof und auf ihren übrigen Weideflächen weiden lassen sollen. Die Leute im Niederdorf sollen dafür einen jährlichen Zins von einem halben Viertel Kernen pro Kuh entrichten und den Lohn des Hirten bezahlen. Ausstehenden Zins dürfen die von Unterstrass vor geistlichem Gericht einfordern. Um dem Spital den Zins leichter bezahlen zu können, sollen die von Unterstrass die 10 Juchart des Spitalhofs bebauen; was vom Hof nicht weiterverliehen ist, soll Weide bleiben. In der Wacht Unterstrass Ansässige, die dort keine Steuern zahlen, jedoch ihr Vieh auf die Weide führen wollen, haben den Zins wie die Leute im Niederdorf zu entrichten. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

Auf dieses Urteil beruft sich am 9. April 1636Datum: 9.4.1636 die Gemeinde UnterstrassOrt: Organisation: in einem erneuten Konflikt mit Stadtbürgern um das Weiderecht in UnterstrassOrt: . Der Zins, den die Stadtbürger gemäss Urteil pro weidendes Stück Vieh zu entrichten haben, bleibt dabei unverändert (StAZH W I 1, Nr. 2461; vgl. SSRQ ZH NF II/11 131-1, Anm. 8).

Unterschiedliche Ansichten zwischen den Angehörigen der verschiedenen Wachten und Gemeinden vor der Stadt und Bürgern von ZürichOrt: über Pflichten und Rechte Letzterer führten regelmässig zu Konflikten (SSRQ ZH NF II/11 60-1).

Editionstext


[...]Editorisch irrelevant1
Wir, der burgermeyster unnd rath der statt ZürichOrt: Organisation: , thuͦnd kunth allermenngklichem mit disem brieff, das für unns pracht hannd Ruͤdger StuͦdlerPerson: , Johanns BluͤntschliPerson: unnd Heynrich MeygerPerson: , unnser rathsgesellen, nach
dem wir sy zuͦ den stoͤßenn unnd speͤnnen, so da geweͣsen sind zwischennt eyner ganntzen gemeynnde inn NiderdorffOrt: Organisation: inn unnser statt an eynem unnd der ganntzen wacht an der Unndern StraaßOrt: Organisation: vor unnser meeren statt an dem annderntheyl, geschiben unnd inen bevolchen heygint, beyd theyl zuͦhoͤren, unnd ob wir
moͤchtind, sy miteynanndern umb ir stoͤß zuͦentscheydenn, das sy da beyd theyl gehoͤrt.
Unnd die an der UnndernstraaßOrt: hettind sich von denen inn NiderdorffOrt: erclagt, sy fuͤrind inen mit irem vich uff das ir zuͦ weyd unnd namlichen uff Spitaler HoffOrt: , den sy aber umb eyn schweͣren jerlichenWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr
zynns2 dem genannten spitalOrganisation: davon zegeben entpfanngen hettint, uͤber das unnd sy soͤllichs nit thuͦn soͤltind unnd nit recht geweͣsenn were. Darwider aber die inn NiderdorffOrt: rettind, sy werind yeweltenhar mit ir vich mit dero an der Unndern StraaßOrt: vich zuͦweyd gefarenn, gethruwtind, sy
soͤltind das fürbaßhin als unntzhar aber thuͦn unnd die an der UnndernstraaßOrt: soͤltind inen deß nit vorsin.
Also nach verhoͤrung beydertheylen, so hettind sy inn der sach sovyl gearbeytet, das sy beyd obgenannt theyl mit irem wüßen unnd willen umb obgenannt ir stoͤß gericht unnd geeynt hettind,
inmaaßen unnd das hienach eygenntlich geschriben staat:
Dem were also, das die an der UnndernstraaßOrt: jeͣrlichenWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr eynen hirtten deß vichs zuͦhuͤten dynngen unnd sy die inn NiderdorffOrt: mit irem vich uff den obgenannten hoff, so sy von dem spitalOrganisation: entpfanngenn hannd, unnd an anndere eͣnnd, dahin sy dann
zuͦweyd farennd, weyden laßen soͤltint. Unnd alle die, so inn NiderdorffOrt: werint unnd ir vich mit dero an der UnndernstraaßOrt: vich zuͦ weyd gan ließind, soͤltint denen an der Unndern StraaßOrt: jeͣrlichennWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr von yeder kuͦg nach marchzal, als eyner dann sin vich laßet fürgaan, darvon eynhalb viertheyl kernnenVolumenmass: 0.5 Viertel Dinkel
zynns unnd dem hirtten sin lon geben. Were aber, das yeman an soͤlichem zynnß zuͦgebenn sümnüße haben woͤlte, so moͤchtint die an der UnndernstraaßOrt: soͤllichen iren zynnse mit geystlichenn gerichtenn nach zynnßes recht inzüchenn. Die genannten an der UnndernstraaßOrt: mochtind ouch jerlichenWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr
deß obgenannten hofs zechen juchartFlächenmass: 10 Jucharten buwenn umb deß willenn, das sy dem spitalOrganisation: sinen zynnß davon desterbaß geben mochtind, was ouch uß unnd von dem obgenannten hof verlichen unnd verbriefet ist. Daby soll yegklicher, wie im dann das gelichen ist, belybenn, von beyden obgenannten theylen unbekuͤmbert.
Unnd [was di]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztaß [ob]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztbgenannten hoffs no[ch nit]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztc verlichenn ist, das soll fürbaßhin weyd sin unnd belybenn. Were ouch, das yemanndt inn der wacht an der UnndernstraaßOrt: Organisation: geseßen were, der nit stür noch bruch mit in[en g]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztdebe unnd doch mit sinem vich [mit]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzte i[nen]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztf zuͦ weyd fuͤ[re]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztg, dieselben sollennt alle von irem vich,
von yeder kuͦg denen an der UnndernstraaßOrt: geben unnd thuͦn, zuͦglycherwyße al[sd]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzthie inn NiderdorffOrt: thuͦnd, als das hievor staat. Unnd damit soͤltint sy zuͦ beydersyt umb obgeruͤrt ir speͣnn gericht unnd entscheydenn sin unnd by diser richtung nun unnd hienach belybenn, dem nachgaan unnd gnuͦg thuͦn, als
sy inen das zethuͦnde mit guͦten thrüwenn gelopt unnd versprochenn hettend.
Unnd als unnser obgenannten rathsgesellen diß ir entscheydung vor unns eygenntlichen erzaltennd, da batend unns [di]Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänztie ab der UnndernstraaßOrt: unnd die inn NiderdorffOrt: , das wir zuͦ soͤllicher richtung unnsern gunst
unnd willen gebind unnd die mit unnserm brieff zuͦbestedtenn geruͤchen woͤltint, umb das es nun unnd hienach daby one inthrag soͤlte bestaan, sidmaalen unnd die sach von unnsern rathsgesellenn, so [von u]Beschädigung durch Pilzbefall/Schimmel, sinngemäss ergänztjns darzuͦ geschiben, also betragen unnd gericht were.
Also von ir ernnstlicher bitt wegen, so geben
wir harzuͦ unnsern willen unnd gunst unnd bestaͤdten ouch diße sach mit disem unnserm brieff, daran wir zuͦ waarem urkhund unnser statt secret insigel offennlich hannd laßen henngkenn, der geben ist uff dornstag vor sannct JohannsPerson: tag ze sunngichten nach Cristi
gepurt, do man zalt vierzechenhunndert fünnffzig unnd zwey jare
Originaldatierung: 22.6.1452
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Anmerkungen

  1. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  3. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  4. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  5. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  6. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  7. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  8. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  9. Beschädigung durch verblasste Tinte, sinngemäss ergänzt.
  10. Beschädigung durch Pilzbefall/Schimmel, sinngemäss ergänzt.
  1. Vidimus (StAZH W I 1, Nr. 2419) und SSRQ ZH NF II/11 26-1.
  2. Zur Höhe des Erblehenszinses vgl. SSRQ ZH NF II/11 26-1.