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SSRQ ZH NF II/11 53-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 53-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Gutachten der Ratsabgeordneten betreffend die Übernahme des Stiftsarchivs und die Abtretung der Gerichte des Stifts an die Stadt Zürich

1526 Februar 3 – Dezember 29.

Je drei Abgeordnete des Kleinen und Grossen Rats von Zürich berichten, wie sie das Archiv des Grossmünsters in der dortigen Sakristei von Propst und Kapitel zuhanden des Rats übernommen haben. Die Schlüssel zur nun verschlossenen Sakristei, in welche die Ratsabgeordneten auch das Schriftgut überführt haben, das sich noch beim Stiftspropst befand, mag die Obrigkeit bei Gelegenheit an sich nehmen und an die noch zu bestimmenden künftig zuständigen Ratsherren aushändigen. Die Ratsabgeordneten empfehlen, dass Kämmerer und Keller des Grossmünsters, nachdem diese von Eid und Verpflichtungen gegenüber Propst und Kapitel befreit worden sind, gemäss deren Bitte den künftigen Inhabern der Schlüssel unterstellt werden, damit die Fortsetzung ihrer Arbeit gewährleistet ist. Kämmerer und Keller sowie die Amtleute des Fraumünsters sollen den Eid auf Bürgermeister und Rat von Zürich ablegen. Nach einer Aufzählung der vom Grossmünsterstift an die Stadt übergebenen Gerichtskompetenzen in Albisrieden, Höngg, Niederglatt und Nöschikon, Schwamendingen, Meilen, Rüschlikon und Rengg sowie Fluntern und Sankt Leonhard wird der Reihe nach die Zugehörigkeit dieser Örtlichkeiten entweder zum städtischen Stangengericht oder zu weiterhin bestehenden eigenen Gerichten einerseits und die Unterstellung unter den jeweiligen Obervogt andererseits geregelt. Dabei werden die bisher dem Propst entrichteten gerichtlichen Abgaben den zuständigen Obervögten und die Bussgelder der Stadt Zürich zugesprochen. Die übrigen Rechte und Pflichten sollen gemäss den bei dieser Gelegenheit bestätigten Hofrechten und Rödeln der genannten Orte Bestand haben. In einem datierten Nachtrag genehmigen Bürgermeister und Rat von Zürich das Gutachten der Ratsabgeordneten.

  • Signatur: StAZH G I 1, Nr. 113
  • Originaldatierung: 1526 Februar 3 – Dezember 29 (Datierung aufgrund Entwurf (G I 1, Nr. 108) und nachträglicher Bestätigung durch den Rat)
  • Überlieferung: Original, Heft (16 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Werner Beyel, Stadtschreiber von Zürich (Nachtrag)
  • Nachweis

  • Signatur: StAZH G I 1, Nr. 108
  • Originaldatierung: 1526 Februar 3
  • Überlieferung: Entwurf, Heft (12 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch

  1. Die Reinschrift des Gutachtens wird zwischen dem im Entwurf (vgl. StAZH G I 1, Nr. 108; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 922) genannten 3. Februar 1526Datum: 3.2.1526 und der (im Nachtrag erwähnten) Bestätigung durch den Rat von ZürichOrt: Organisation: am Samstag nach dem Kindleintag 1527 (Natalstil), also dem 29. Dezember 1526Datum: 29.12.1526, entstanden sein.

    Das vorliegende Gutachten ist nicht lediglich eine Reinschrift des Entwurfs von gleicher Hand, sondern weicht sowohl sprachlich als auch inhaltlich von der Vorlage ab. Die inhaltlichen Abweichungen sind im Editionstext dokumentiert respektive im Kommentar aufgeführt. Abweichungen in der Syntax werden nicht wiedergegeben, hingewiesen sei lediglich auf die abgeänderte Anrede der Obrigkeit mit «u̍wer wisheit» gegenüber «unser herren und oberen» beziehungsweise «u̍wern» gegenüber «miner herren» im Entwurf. Ausserdem ist der Bericht, welcher der Edition zu Grunde liegt, aus der Perspektive der Ratsverordneten geschrieben («wir, die verordnetten»), der Entwurf erwähnt diese dagegen in der dritten Person («mine herren, die verordnoten»).

  2. Obwohl die ersten Pfleger für das reformierte GrossmünsterstiftOrganisation: bereits Ende des Jahres 1523Datum: 1523 bestimmt worden waren und anfangs 1524Datum: 1524 ein Mandat über die Ersetzung der geistlichen Gerichte durch die weltliche Gerichtsbarkeit ergangen war, zogen sich die Verhandlungen zur Abtretung der Gerichte an die Zürcher Obrigkeit bis Herbst 1526Datum: 1526 hin (Figi 1951, S. 56-59). Gemäss der Aufzählung in der an Bürgermeister und Rat von ZürichOrt: Organisation: gerichteten Klageschrift des Stiftspropsts Felix FryPerson: aus dem Jahr 1545Datum: 1545 hatte das StiftOrganisation: demnach folgende Gerichtskompetenzen innegehabt: hohe und niedere Gerichte in FlunternOrt: , AlbisriedenOrt: , MeilenOrt: , RüschlikonOrt: und RufersOrt: (Stiftshof Rüschlikon-RufersOrt: ), hingegen in RenggOrt: (Stiftshof), HönggOrt: , SchwamendingenOrt: , NöschikonOrt: und NiederglattOrt: sowie in OberhausenOrt: und StettbachOrt: lediglich die «kleinen gerichten, mit zwängen, bännbußen und was die gricht antrifft» (zitiert nach Weisz 1939-1940, S. 79). Die Darstellung in FrysPerson: späterem Schreiben von 1555Datum: 1555 an Bürgermeister und Räte von ZürichOrt: Organisation: wird dagegen unrichtig sein (Weisz 1939-1940, S. 173-175; zur zeitlichen Abweichung von Abfassung und Datierung durch FryPerson: vgl. S. 172-173). Darin weicht er von obiger Aufzählung insofern ab, als das StiftOrganisation: in RenggOrt: , HönggOrt: und StettbachOrt: über die kleinen, in allen übrigen jedoch über beide Gerichte verfügt haben soll. Ausserdem führt der Propst neuerdings HofstettenOrt: (bei MeilenOrt: ) separat auf.

    Das StiftOrganisation: behielt sich bei der Abtretung der Gerichte als Einkommensgrundlage seine übrigen Güter ausdrücklich vor und zwar in Form von «zechenden, zins, rent und gült, frächten, wydum, lechen, huben, schupessen, höf, holtz, veld, thäl, ehrschätz, fertigungen, güter und nutzungen, wie die genampt sind und gemelte rödel, unsre urbar und brief uns zugebend, mit sampt der vogtstür zu RiedenOrt: , die mit barem gelt erkauft ist» (zitiert nach Weisz 1939-1940, S. 79; so auch in Bullinger, Reformationsgeschichte, Bd. 1, Nr. 72 wiedergegeben und ähnlich im letzten Schreiben FrysPerson: , vgl. Weisz 1939-1940, S. 174). Die von Propst FryPerson: hervorgehobene Vogtsteuer in AlbisriedenOrt: , deren Einnahme dem StiftOrganisation: unter Auflagen belassen wurde, führte später zu Unsicherheiten auf Seiten der Obervögte von WiedikonOrt: (SSRQ ZH NF II/11 80-1).

    Im Entwurf schlagen die Ratsverordneten auch eine Verringerung der Anzahl der Pfründen des StiftsOrganisation: und der Abtei vor. Ausserdem ist eine Klage der Amtleute beider Stifte betreffend die Schwierigkeit des Einzugs zu vieler kleiner Zinsen wiedergegeben (StAZH G I 1, Nr. 108, S. 3-4; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 922, Art. I.2-4, S. 436). Der Entwurf regelt zudem die Kompetenzen der niederen Gerichte in RümlangOrt: , SeebachOrt: und WipkingenOrt: , die bisher von einem Amtmann der FraumünsterabteiOrganisation: wahrgenommen wurden. Während RümlangOrt: und WipkingenOrt: in dieser Hinsicht einem Obervogt unterstellt wurden, kamen SeebachOrt: (mit Verweis auf OerlikonOrt: und SchwamendingenOrt: ) an das Stadtgericht an den Stangen (Bauhofer 1943a, S. 79, Anm. 277a mit Verweis auf S. 83-84, Anm. 292, vermutet, darunter sei wohl «das Stadtgericht im engeren Sinne [Schultheissengericht] zu verstehen, und nicht das allerdings wenige Jahrzehnte später ‹Stangengericht› genannte Vogtgericht im neueren Sinne.»). Die Bussgelder aller drei Orte sollten künftig an die Stadt fallen und der übrige Inhalt der jeweiligen Offnungs- und Hofrodel wurde bestätigt (StAZH G I 1, Nr. 108, S. 5-6; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 922, Art. II.1-3, S. 436-437; Bauhofer 1943a, S. 79). Auf diese Bestimmungen folgt ein Nachtrag von anderer Hand über die am 3. Februar 1526Datum: 3.2.1526 von den beiden RätenOrganisation: ergangene Bestätigung der vorangehenden Artikel.

Editionstext


a–Die verordnotten von kleinen
und grǒssen raͤtten
Organisation:
in der stifft
zuͤ der bropstig
Organisation:
hanndel sind
Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: Anbringen der verordneten
–a:

mAbkürzung ThumisenPerson: , [vom kleinen rǎtOrganisation: ]Sinngemäss ergänztb,
mAbkürzung Uͦlrich TrincklerPerson: , vom kleinen rǎtOrganisation: ,
mAbkürzung TruͤbPerson: , [vom kleinen rǎtOrganisation: ]Sinngemäss ergänztc,

mmeister WingarterPerson: , [vom grossen rǎtOrganisation: ]Sinngemäss ergänztd,
mmeister Cuͦnrat GulPerson: , vom grossen rǎtOrganisation: ,
mmeister Uͤli FunckPerson: , [vom grossen rǎtOrganisation: ]Sinngemäss ergänzte.
[S. 2]Seitenumbruch [S. 3]Seitenumbruch

Her burgermeister, frǒmen, vesten, fu̍rsichtigen,
ersamen und wisen gneͣdigen herren, als dann
u̍wer wisheit unns von kleinen und grǒssen
raͤtten
Organisation:
verordnet und inbefelch geben haben,
das wir von herren bropst und capitelOrganisation: die schlu̍sel
zuͦ der sacrastig erfordern und die zuͤ unnsern
hannden neͣmen, das von unns also beschechen
ist. Und als wir u̍ber ire gehalter kǒmen sind,
haben wir erfunden, das daselbs mer brieffen und
fryheiten bliben, dan u̍wer wisheit u̍ber antwurt
ist worden. Und zuͦ dem selben haben wir erfaren,
das herr bropst1 ouch brieff, urber und buͤcher in
sinem gewalt hab, die gemelter stifftOrganisation: zuͦgehoͤrig
sigen.2 Die selben brieff, urber und buͤcher haben
wir an herrn bropst erfordert und zuͦ anndern
brieffen in die sacrastig behalten und verschlossen, und die schlu̍ssel haben wir verordnotten in unnserm gewalt, die mag u̍ wu̍wer wisheit
andern rǎtsfru̍nden geben nǎch irem gefallen.3
Und als der stifftOrganisation: amptlu̍t, keller unnd
camerer, ir eiden und verschribungen erlasen
sind, ist ir beger, das u̍ wu̍wer wisheit inen, die, so die schlu̍sel
[S. 4]Seitenumbruchzuͦ der stifftOrganisation: brieffen haben werden, in
befelch und gewalt geben welle, mit inen
zuͦ hanndlen, was je zuͤ zitten zinslu̍ten
und brieffen halb not ist, damit u̍ wu̍wer wisheit nit
allwegen gehelliget werde. So dann bedunckt unns, die verordnotten, guͦt sin, das
die beid amptman, keller und camerer,
u̍ wu̍wer wisheit schwerrind, desglichen ǒuch die
amptlu̍t zum Frǒwen Mu̍nsterOrt: .4

Und als die gemelten herren, bropst und
capitel
Organisation:
, u̍ wu̍wer wisheit u̍ber geben haben
der stifftOrganisation: hochen und nidern gericht,
wie sy dan die bishar ingehept, genutzet
und gebrucht haben, namlich zuͦ
RiedenOrt: 5, zuͦ HoͤnnggOrt: , zuͦ NiderglatOrt: und
zuͦ NoͤschikonOrt: , zuͤ SchwamendingenOrt: ,
zuͦ MeylenOrt: , zuͦ RuͤschlikonOrt: , zuͦ RennggOrt:
und zuͦ FluͦntrenOrt: , also haben wir,
die verordnetten, uns jedes gerichtz halb
insonders diser nachfolgenden meynungen
entschlossen bis uff u̍ wu̍wer wisheit wyter erlu̍tren.6
[S. 5]Seitenumbruch


RiedenOrt:

Als RiedenOrt: mit hochen und nidern gerichten
der stifftOrganisation: zuͤ gehoͤrt hat, haben wir, die
verordnetten, uns RiedenOrt: halb entschlossen,
das sy einem oberfogt von WiedikonOrt: jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr
schweren und dem gehorsam sin und hinfu̍r
ein anndern an der statt gericht an der stangenOrganisation: 7
rechtferttigen soͤllen wie ander der statt umsaͤssen.8
Und als die von RiedenOrt: eines underfogtz usser
ir gemeind begerend, mǒgent sy drig man von
ir gemeind erwellen und die u̍ wu̍wer wisheit anzoͤigen, welichen
dan u̍ wu̍wer wisheit zuͤ einem underfogt annimpt, der sol es
als dan bliben.9 Und sust soͤllent die von RiedenOrt:
in aller mas gehalten werden wie ander die
u̍wern. Die gemelten von RiedenOrt: soͤllent
ǒch die vogtstu̍r, zins und zechenden, och alles
das, so sy gemelter stifftOrganisation: f–ze geben schuldig gewesen
sind, nǎch sag irs rodels
Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: ze geben schǔldig sind, es sy holtz, hoͤw, huͤner, eyer, wie dan ir hofrodel zuͦgit,
–f fu̍rer geben wie von
alter har, usgeschlossen die eyer, so man nempt
die kuͤ eyer10, soͤllend inen nǎchgelasen sin. Und
was huͤnern bishar einem bropst worden sind,
die soͤllen hinfu̍r einem oberfogt von WiedickonOrt:
werden. Und die buͦsen soͤllen gemeiner
statt zuͤgehoͤren und sust sol es in allen
andern irs dorffs rechtungen by iro, dero von
RiedenOrt: , hof rodel11 bliben.12 g–Doch haben inenn
min hern abgeschlagen, das si die fraͤfel,
so zwu̍schen den vier waͤnnden beschaͤchen,
nit selbs h richtten, sunders in clagen
stellen und dieselben dem obervogt, wie ander
hindersaͤssen thuͦnd, u̍berantwurten soͤllen.
Hinzufügung auf Zeilenhöhe von anderer Hand
–g13
[S. 6]Seitenumbruch


HoͤnnggOrt:


Als die von HoͤnnggOrt: ir gericht zuͦ
HoͤnnggOrt: haben und der hofmeyer,
weibel und richter jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr einem bropst
i–hand muͤssen schwerenTextvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: geschworen haben–i, desselben
eids soͤllen sy erlasen sin und hinfu̍r
einem oberfogt innamen u̍wer, unser
herren und obern, schweren.14 Und was
huͤnern sy von HoͤnnggOrt: einem bropst
geben haben, die soͤllent einem oberfogt
hinfu̍r zuͤ gehoͤren, und j–die buͦsen zuͤ
gemeiner statt hannden inzogen werden
Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: aber die buͦsen und anders, so zuͦ HoͤnnggOrt: sich verloffen wurde, sol zuͦ gemeiner stat handen geantwurt werden
–j.
Und sol hiemit dero von HoͤnnggOrt: hof rodel nu̍tz dester minder in sinen krefften
bliben.15
[S. 7]Seitenumbruch


NiderglatOrt:

[...]Vgl. SSRQ ZH NF II/1, Nr. 98k16
[S. 8]Seitenumbruch


SchwamendingenOrt: 17


SchwamendingenOrt: ist der stifftOrganisation: mit den
gerichten bishar och verpflicht gewesen,
also das sy hand muͤssen den potten und
verbotten l–eines bropstsHinzufügung am linken Rand–l gehorsam und gewertig sin,
och das recht geben und nemen vor eines
bropsts stab, namlich vor Sannt CristoffelOrt: .18
Also haben wir, die verordnoten, unns
entschlossen, das sy von SchwamendingenOrt:
ein andern an der statt gericht an der stangen
berechtigten soͤllind und einem oberfogt
mit bott und verbott innamen u̍wer, unser
herren19, gehorsam und gewertig sin. Und
was huͤnern bishar Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: der gerichten halbm einem bropst worden
sind, die soͤllent hinfu̍r einem oberfogt
werden, und die buͤsen und fraͤffel gemeiner statt zuͤgehoͤren. Und sust
sol ir offnung rodel in allen krefften
sin und bliben.20
[S. 9]Seitenumbruch


MeylenOrt: 21

Die von MeylenOrt: sind ǒch mit den Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: kleinenn gerichten
nach irs rodels sag der stifftOrganisation: verwandt, da
haben wir, die verordnotten, unns entschlossen,
das die von MeylenOrt: hinfu̍r ir gericht
bruchen und volfuͤren soͤllind uff befelch
und innamen u̍wer, unnser herren und
obern, und was huͤnern einem bropst Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: der gerichten halbo worden
sind, die soͤllent hinfu̍r einem oberfogt
zuͦgehoͤren.22
[S. 10]Seitenumbruch


RuͤschlikonOrt: 23

Die stifftOrganisation: hǎt zuͤ RuͤschlikonOrt: ouch die kleinen
gericht an etlichen ortten und ennden, da
haben wir, die verordnotten, unns entschlossen,
das soͤlich, der stifftOrganisation: rechtung zuͦ RuͤschlikonOrt: ,
unnder einen ober- und unndervogt dienen
und die selben soͤlichs innamen u̍wer wisheit
verwalten soͤllent vor irem stab. Unnd was
einem bropst Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: der gerichten halbp q–von huͤnernAuslassung in StAZH G I 1, Nr. 108–q worden ist,
dieAuslassung in StAZH G I 1, Nr. 108r soͤllent einem oberfogt hinfu̍r zuͦgehoͤren.

Die von RennggOrt: soͤllen dienen in den
gerichtzwanng, da hin sy von alter har
gehoͤrt haben, mit allem rechten wie
anndere gericht vorgemelt.
[S. 11]Seitenumbruch


FluͤntrenOrt:


Als die hǔsgnossen zuͦ FluͤntrenOrt: mit
sampt denen zuͤ Sannt LiennhartOrt:
mit hochen und nidern gerichten der
stifftOrganisation: verwanndt sind, da haben wir,
die verordnotten, unns entschlossen, das
die gemelten huͧsgnossen an u̍wer, unser
herren und obern, gericht an die stanngen
dienen und ein andern daselbs, wie ander
der statt umbsaͤssen berechtigen soͤllen, aber
daby vorbehalten, was den huͧsgnossen
von alterhar von der stifftOrganisation: ze geben gebu̍rt
hat, es sige brot, win oder gelt, das es inen
fu̍rer aber verlanngen soͤlle. Dagegen
soͤllen die husgnossen der stifftOrganisation: und den
chorherrenOrganisation: iro lechen halb ǒch tuͦn, das
sy nach sag irs rodels ze tuͦn schuldig
und pflichtig sind.24 Und sust soͤllen
sy dienen Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: und gehoͤrens unnder ire oberfoͤgt
und dero gebotten und verbotten, gehorsam
und gewaͤrttig sin.
[S. 12]Seitenumbruch
tSampstag nach der kindlinen tag
anno etcAbkürzung xxvii
Originaldatierung: 29.12.1526 ()
, pntpresentibus her burgburgermeister
RoͤstPerson: , raͤt unnd burger
Organisation:

Min hern haben das, so harinn der
chorhern und irer gerichtten halb stǎt, angenommen
unnd bestaͤt etcAbkürzung.

Stattschriber25
[S. 13]Seitenumbruch [S. 14]Seitenumbruch [S. 15]Seitenumbruch [S. 16]Seitenumbruch
[Vermerk auf dem Umschlag von Hand des 16. Jh.:]
Gestifft mu̍nsterOrganisation:
[Vermerk auf dem Umschlag von :]
Copiert - 976 fol.26

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: Anbringen der verordneten.
  2. Sinngemäss ergänzt.
  3. Sinngemäss ergänzt.
  4. Sinngemäss ergänzt.
  5. Sinngemäss ergänzt.
  6. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: ze geben schǔldig sind, es sy holtz, hoͤw, huͤner, eyer, wie dan ir hofrodel zuͦgit,.
  7. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von anderer Hand.
  8. Streichung durch einfache Durchstreichung: soͤllen.
  9. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: geschworen haben.
  10. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: aber die buͦsen und anders, so zuͦ HoͤnnggOrt: sich verloffen wurde, sol zuͦ gemeiner stat handen geantwurt werden .
  11. Vgl. SSRQ ZH NF II/1, Nr. 98.
  12. Hinzufügung am linken Rand.
  13. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: der gerichten halb.
  14. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: kleinen.
  15. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: der gerichten halb.
  16. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: der gerichten halb.
  17. Auslassung in StAZH G I 1, Nr. 108.
  18. Auslassung in StAZH G I 1, Nr. 108.
  19. Textvariante in StAZH G I 1, Nr. 108: und gehoͤren.
  20. Handwechsel: .
  1. Propst und Verwalter des GrossmünsterstiftsOrganisation: war zu dieser Zeit Felix FryPerson: (HLS, Frei, Felix).
  2. FryPerson: war vorgeworfen worden, Dokumente unterschlagen zu haben. Man setzte ihn deswegen am 12. November 1526Datum: 12.11.1526 für einige Tage in Haft (Egli, Actensammlung, Nr. 1032 und 1069; HS II/2, S. 595; Weisz 1939-1940, S. 188).
  3. Im Entwurf schlugen die Verordneten für die Archive von GrossmünsterOrt: und FraumünsterOrt: je zwei Männer vor. Der Rat kam dieser Empfehlung offenbar nach; ein Nachtrag von anderer Hand hält fest: «min herren hand disen artigkel bestet unnd mAbkürzung ThumysenPerson: , mAbkürzung DrinklerPerson: , mAbkürzung WingarterPerson: und Cuͦnraten GullenPerson: sollichs befolchen» (StAZH G I 1, Nr. 108, S. 3; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 922, Art. I.1, S. 436). Zur konfliktiven Übergabe des Stiftsarchivs und deren symbolischer Komponente vgl. Figi 1951, S. 62-65.
  4. Dieser Abschnitt ist gegenüber dem Entwurf ausführlicher (StAZH G I 108, S. 15; Edition: Egli, Actensammlung, Nr. 922, Art. IV, S. 438-439).
  5. AlbisriedenOrt: .
  6. Zur Geschichte der Archivbestände des GrossmünsterstiftsOrganisation: vgl. HS II/2, S. 567-568. Dieser Abschnitt ist ediert in SSRQ ZH NF II/1, Nr. 98 und SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 5.
  7. Der Begriff StangengerichtOrganisation: leitet sich von den Gerichtsschranken ab, in deren Schutz das Gericht tagt (Schauberg, Zürcherische Rechtsquellen, S. 115, Anm. 2, vgl. auch die folgende Anm.).
  8. Die AlbisriederOrt: hatten sich fortan wie andere Bewohner im näheren Umkreis der Stadt bei Rechtshändeln an das Stadtgericht zu wenden. Wenn das ZürcherOrt: Stadtgericht über Belange der ausserhalb der Stadt wohnhaften Vogteileute urteilte, was üblicherweise montags geschah, wurde das Gericht als Montag-, Vogt- oder Stangengericht bezeichnet. Behandelte das Gericht Fälle der Stadtbürger, hiess es dagegen Stadt- oder Schultheissengericht, da in diesen Fällen nicht ein (Ober-)Vogt, sondern der Schultheiss dem Gericht vorsass (Bauhofer 1943a, S. 75-77; Largiadèr 1932, S. 16; Schauberg, Zürcherische Rechtsquellen, S. 115, Anm. 2). Zur Entwicklung und der Zuständigkeit der verschiedenen Gerichte vgl. Bauhofer 1943a.
  9. Zur Wahl des Untervogts allgemein vgl. SSRQ ZH NF II/11, Nr. 111. Verschiedene Dreiervorschläge aus dem 17. und 18. Jahrhundert für die Untervogtstelle in AlbisriedenOrt: finden sich im Bestand StAZH A 154.
  10. Dem Propst standen gemäss deutschsprachiger Offnung jeweils an Pfingsabend vier Eier pro Mutterkuh zu. Von einer «mansikuͦe», einer Kuh, die man längere Zeit nicht trächtig werden liess (Idiotikon, Bd. 3, Sp. 94), schuldete man dem Propst dagegen eine Abgabe von lediglich zwei Eiern (vgl. SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 4, Art. 13, S. 117). Die ältere lateinische Offnung von vor 1346 sah die halbierte Abgabe dagegen für Ziegen vor (vgl. SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 1, Art. 11, S. 111).
  11. StAZH G I 102, fol. 30v-32v; Edition: SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 4, S. 115-121.
  12. Dieser Abschnitt floss in die erneuerte deutsche Offnung vom 3. November 1561Datum: 3.11.1561 ein (Abschrift: StAZH A 97.1, Nr. 12, versetzt von C II 1, Nr. 1067; Edition: SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 9, hier unrichtig als C II 1, Nr. 1068; Schauberg, Beiträge, Bd. 2, S. 135-157).
  13. Der Nachtrag von der Hand des Stadtschreibers nimmt wahrscheinlich Bezug auf den Artikel der Offnung des 15. Jahrhunderts, wonach Frevel «mit worten, mit streichen oder mit stichen» noch gleichentags vor die Vierer zu bringen seien, «so hǎt ein probst nǎch der fraͤveli nit ze frǎgen» (zitiert nach SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 4, Art. 12, S. 117).
  14. Vgl. die Eide von Hofmeier, Weibel und Richter in Stutz, Rechtsquellen, Nr. 9-12. Das Hofgericht von HönggOrt: blieb auch nach der Übertragung der Gerichte bestehen (Bauhofer 1943, S. 22).
  15. Stiftsoffnung von 1338Datum: 1338 in Latein (ZBZ Ms C 10a, fol. 131r-133v; Edition: Schwarz, Statutenbücher, S. 149-154; Stutz, Rechtsquellen, Nr. 1, linke Spalte) und Deutsch (StAZH G I 102, fol. 16v-22v; Edition: Stutz, Rechtsquellen, Nr. 1, rechte Spalte; Grimm, Weisthümer, Bd. 1, S. 5-11).
  16. Der Abschnitt betreffend NiederglattOrt: und NöschikonOrt: , die zum NeuamtOrt: gehören, ist ediert in SSRQ ZH NF II/1, Nr. 98, S. 233.
  17. Der Entwurf hat teilweise «SchwabendingenOrt: ».
  18. Zum Gericht des GrossmünstersOrt: vor Sankt ChristoffelOrt: und zur Nennung desselben in den Quellen vgl. Bauhofer 1943.
  19. Die Bezugnahme auf die Obrigkeit an dieser Stelle fehlt im Entwurf.
  20. Edition dieses Abschnitts in Hotz, UB Schwamendingen, Teil 1, Nr. 42.
  21. MeilenOrt: gehört nicht zu dieser Editionseinheit.
  22. Das GrossmünsterOrt: hatte seine Rechte und die 1384Datum: 1384 von König WenzelPerson: gewährte Blutgerichtsbarkeit bereits 1424Datum: 1424 an ZürichOrt: übergeben (HLS, Meilen (Vogtei)).
  23. RüschlikonOrt: gehört nicht zu dieser Editionseinheit.
  24. Älteres Hofrecht in Latein: ZBZ Ms C 10a, fol. 134v-135v; Edition: Schwarz, Statutenbücher, S. 154-157; jüngeres Hofrecht in deutscher Sprache: SSRQ ZH NF II/11, Nr. 24. Im 16. Jahrhundert werden die Rechte und Pflichten der Stiftshausgenossen auf diesem Gebiet in einer Ordnung festgehalten (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 72).
  25. Dieser Nachtrag kann aufgrund der Wahl Werner BeyelsPerson: zum Stadtschreiber ZürichsOrt: frühestens 1529 erfolgt sein. Er ist auszugsweise ediert in SSRQ ZH NF II/1, Nr. 98, S. 233.
  26. Verweis auf die Abschrift im Stiftsprotokoll StAZH G I 30, S. 976-983.