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SSRQ ZH NF II/11 94-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 94-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Erkenntnis des Grossmünsterstifts in der Klage der Dorfmeier von Schwamendingen wegen Verweigerung der Arbeit der Tauner und Hausleute zugunsten des Gemeinwerks

1580 November 30.

Jakob Benz, Felix Hintermeister und Uli Meyer, die Dorfmeier von Schwamendingen, beklagen sich beim Grossmünsterstift, dass die Tauner und Hausleute die nötige Arbeit im Gemeinwerk nicht verrichten würden und auch die Busse, welche die Dorfmeier darauf gesetzt hätten, nicht bezahlen wollen. Das Stift entscheidet, dass auch die Tauner die Arbeiten zugunsten des Gemeinwerks verrichten müssen und bestätigt die Busse. Wenn die Arbeit jedoch nicht der Allgemeinheit, sondern nur den Hubern nütze, sollen auch nur diese sie zu leisten haben und die Tauner dafür nicht herangezogen werden.

Tauner waren Kleinbauern, die nur über wenig Land verfügten und sich davon nicht ernähren konnten, weshalb sie auf Zusatzverdienste angewiesen waren. Gegenüber den Hubern waren sie rechtlich und wirtschaftlich schlechter gestellt, was oft zu Konflikten im Dorf zwischen diesen beiden Gruppen führte. Mit den Hausleuten sind im vorliegenden Fall wohl nicht Hausgenossen gemeint (vgl. SSRQ ZH NF II/11 24-1), sondern Personen, die zwar Land, aber kein eigenes Haus besassen und daher zur Miete wohnten (Ganz 1925, S. 30 und S. 45; Idiotikon, Bd. 3, Sp. 1521).

Laut Ganz spielten Tauner und Hausleute in SchwamendingenOrt: bis über die Reformation hinaus keine Rolle; erst danach treten sie auf (Ganz 1925, S. 45-46). Nachdem das Stift im vorliegenden Fall entschieden hatte, dass auch die Tauner die anfallende Arbeit im Gemeinwerk verrichten sollten, fügten sich diese, mit Ausnahme des Schneiders Felix MüllerPerson: , der dagegen protestiert hatte, weil er bei seinem Handwerk nicht abkömmlich sei. Gegen ihn klagte die Gemeinde am 18. Januar 1581 separat vor dem Stift, das entschied, dass auch MüllerPerson: sich an der Arbeit beteiligen solle, da er aus Gnade auch ein Stück Vieh zur Weide gehen lassen dürfe. Jedoch sollten die Huber den Taunern nicht zu viel zumuten (StAZH G I 29, S. 979-980).

Auch später kam es in SchwamendingenOrt: zu Konflikten. So mussten die Huber am 3. März 1736 ermahnt werden, sich nicht am Holz der Tauner zu vergreifen (StAZH G I 9, Nr. 7). Am 23. März 1781 klagten die Tauner, die Huber hätten ihnen das Zugrecht eines Hauses verweigert und das Einstandsmahl eines Neuzuzügers nicht mit ihnen geteilt (SSRQ ZH NF II/11 177-1). Auch in AlbisriedenOrt: war das Verhältnis von Hubern und Taunern problematisch (SSRQ ZH AF I/1, IX, Nr. 10).

Editionstext


Die dorfmeyer zuͦ
SchwamendingenOrt:


Jacob BentzPerson: , Felix HindermeisterPerson: und Uͦli MeyerPerson: im
kelnhofOrt: brachtend minen
herren für, wie das sy
notturfft halben etliche
gmeine werch angesähen, darzuͦ sy dann den
tagnouweren und huslüten, so alda wonetind,
ouch verkünt und uff
jede unghorsamme person
v Währung: 5 Schillinge buͦß gesetzt, darab
etlich aber nüt geben
wellen, mitt pitt, die
tagnower ouch zuͦ der
ghorsamme der gmeinwerchen zebringen.
Darüber erkent, das ouch
die tagnouwer die
gmeinen werch söllind
hälffen verbringen by
der buͦß, so minen herren hievor bestimpt und
inen ouch von den huͦberen ufgesetzt, mit
der erlüterung, so man
straßen zebeßeren, eefaden zezünen, brunnen
zemachen, gräben ufzethuͦn [fol. 200v]Seitenumbruch
und was anders zum gmeinen nutz mag dienen.
Ob aber die huͦber für
sich selb etwas machen
wurdint, davon den tagnoweren nüzid ze guͦtem kommen möchte, söllend
die huͦber das selbig
für sich selb volnbringen
und dann den tagnoweren darum nüt zuͦzemuͦten haben.