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SSRQ ZH NF II/11 97-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 97-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Einzugsordnung für die Lehensleute in den Gemeinden um die Stadt Zürich

1582 November 3.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich erstellen eine Ordnung betreffend das Einzugsgeld, das Hottingen, Riesbach, Hirslanden, Fluntern, Oberstrass, Unterstrass, Wipkingen, Albisrieden, Wiedikon und Enge von Lehensleuten fordern, die mit Gütern in ihren Gemeinden belehnt worden sind. Da die Lehensleute der Ansicht sind, kein Einzugsgeld zu schulden, sind Erkundigungen bei den jeweiligen Untervögten und Dorfältesten über die Gepflogenheiten eingeholt worden. In der Ordnung wird festgehalten, dass Bürger oder andere Personen, die eine Ehehofstatt oder sonstige Hofstatt mit Reben, Wiesen oder Acker in einer Gemeinde kaufen, in der sie bis anhin keine Immobilien besessen haben, der Gemeinde das gewöhnliche Einzugsgeld zur Vergrösserung der Allmende zu entrichten haben. Deren Nachkommen sollen dagegen, wo auch immer sie geboren werden oder wohnen, des Einzugs halber nicht mehr belangt werden. Ausserdem dürfen sie Lehensleute von ausserhalb oder innerhalb der Gemeinde auf ihre Güter setzen, ohne für diese Einzugsgelder bezahlen zu müssen. Lehensleute, die von ausserhalb der Gemeinde stammen und deshalb keinen Anteil am Gemeindegut haben, können aber das Einzugsgeld entrichten. Der Lehensmann und nach seinem Ableben dessen Frau und Kinder würden somit als Gemeindegenossen betrachtet. Jeder Lehensmann hat aber das in den Gemeinden jeweils gebräuchliche Fronfastengeld zu bezahlen. Wird einem Lehensmann das Lehen aufgekündigt, muss er umgehend an seinen Herkunftsort zurückkehren, ausser er einigt sich mit der Gemeinde über die Einzugsgebühr. Ferner haben die Gemeinden den Obervögten über die Einzugsgelder Rechnung abzulegen, damit die Einnahmen ausschliesslich zum Nutzen der Gemeinde Verwendung finden. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Signatur: StAZH W I 1, Nr. 2429
  • Originaldatierung: 1582 November 3
  • Überlieferung: Original (A 1)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 47.5 × 23.5 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH W I 1, Nr. 2455
  • Originaldatierung: 1582 November 3
  • Überlieferung: Original (A 2)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 50.0 × 23.5 (Plica: 6.5 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StArZH VI.RB.A.1.:3
  • Originaldatierung: 1582 November 3
  • Überlieferung: Original (A 3)
  • Erhaltungszustand: Wasserflecken
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 49.0 × 25.5 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichPerson: , fehlt
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH A 99.6, Nr. 1
  • Originaldatierung: 1600
  • Überlieferung: Abschrift (nach A 1) (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StArZH VI.HO.A.1.:3
  • Originaldatierung: 17. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift (nach A 3), Heft (6 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 20.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch

  1. Sowohl ältere als auch jüngere Einzugsbriefe äussern sich zu den Rechten und Pflichten der Lehensleute gegenüber der Gemeinde, in der sie ansässig sind. So ist schon im Einzugsbrief für WiedikonOrt: von 1517 und etwas ausführlicher in jenem von 1570 zu lesen, dass wenn einer einen Lehensmann auf sein Eigentum setzen wolle, dies ohne Auflagen tun dürfe, ohne dabei der Gemeinde etwas zu schulden (StAZH C I, Nr. 3085; StAZH B V 18, fol. 329v-332r, hier fol. 331r; vgl. auch den viel späteren Einzugsbrief von UnterstrassOrt: : SSRQ ZH NF II/11, Nr. 131, Art. 10).

    Zu dieser Zeit besassen bereits verschiedene der genannten Gemeinden einen Einzugsbrief, so etwa WiedikonOrt: (30. September 1517Datum: 10.9.1517: StAZH C I, Nr. 3085; 11. Oktober 1570Datum: 11.10.1570: StAZH B V 18, fol. 229v-332r), HottingenOrt: (11. Juni 1543Datum: 11.6.1543: StAZH B V 6, fol. 494v; vgl. auch Anmerkung zu SSRQ ZH NF II/11 68-1, Art. 5) und EngeOrt: (19. November 1558Datum: 19.11.1558: StArZH VI.EN.LB.C.4., fol. 6r-v; 28. Februar 1575Datum: 28.2.1575: StArZH VI.EN.LB.A.1.:8). In den 1590er Jahren stellten Bürgermeister und Rat von ZürichOrt: Organisation: verschiedenen Gemeinden (erneuerte) Einzugsbriefe aus, namentlich WiedikonOrt: (3. Januar 1590Datum: 3.1.1590 (): StArZH VI.WD.A.2.:7a), HottingenOrt: (25. November 1590Datum: 25.11.1590 (): StAZH A 99.2, Nr. 285), WipkingenOrt: (23. Dezember 1590Datum: 23.12.1590 (): StAZH A 99.6, Nr. 102), UnterstrassOrt: (2. Juni 1593Datum: 2.6.1593 (): StAZH A 99.5, Nr. 133), EngeOrt: (27. März 1594Datum: 27.3.1594 (): StAZH A 99.2, Nr. 76) und AlbisriedenOrt: (25. Februar 1596Datum: 25.2.1596 (): StAZH A 99.1, Nr. 31).

  2. Bei der vorliegenden Ausfertigung handelt es sich um das Exemplar für die Gemeinde UnterstrassOrt: Organisation: . Auf deren Grundlage ist eine zeitgleiche Abschrift (StAZH A 99.6, Nr. 1) entstanden, der im Anschluss ausserdem folgende zwei Kommentare zu entnehmen sind: «Die gmeind WiedickenOrt: hatt ein eignen bsonderbaren inzugbrief, der wytloüffiger ist und mehr artickel hatt, weder disere form. Sodenne habent volgende gmeinden ald wachten ire bsonderbaren brief von diser copy: OberstrassOrt: , HottingenOrt: , UnderstrassOrt: , RiespachOrt: , FluͦnterenOrt: Ebenfalls im Original haben sich die Exemplare für OberstrassOrt: und RiesbachOrt: erhalten (StAZH W I 1, Nr. 2455; StArZH VI.RB.A.1.:3).

Editionstext


Wir, burgermeister unnd rath der statt ZürichOrt: Organisation: , thuͦnd khundt mängklichem mitt disem brief, als sich von wëgen deß inzugs der personen,
so von unnseren amptlüthen unnd burgeren uff hofstatten unnd zuͦdiennende guͤter inn den gmeinden unnd wachten allernechst umb unnsere statt, als HottingenOrt: , RiespachOrt: , HirßlandenOrt: , FluͦnterenOrt: , Ober-Ort: unnd UnderstraßOrt: , WipchingenOrt: , RiedenOrt: , WiedickenOrt: unnd EngiOrt: , inn lehens wyß gesetzt werdent, etwas mißverstands erhept unnd zuͦgetragen, inn dem, das
etwan die jetzgemëlten gmeinden unnd wachten von denen, so uff hofstatten under inen gelëgen als lehenlüth gezogen, ir bestimpt inzug gëlt erforderet. Da man inen aber dargëgen nützit schuldig zesind vermeindt, habent daruf wir nach ingenommnem bericht von den undervögten unnd eltisten der oberzelten gmeinden unnd wachten, ouch erkhundigung der sachen unnd allten brüchen mitt wolbedachtem rath hierumbe volgende ordnung gemachet unnd gesetzt:
Namlich diewyl der meertheil under inen, den
gesagten gmeinden unnd wachten, durch zuͦsammen gethanne stüren ein gmein guͦt überkommen,1 das ouch noch für unnd für sovil jemmer mügklichen gemeeret wirt, so sölle ein jeder
unnser burger oder ein andere eintzige person, so under gedachten wachten ein ee- ald nambhaffte hofstatt, so räben, wißen oder acher hatt, hinfüro von nüwem erkoufft, also das er
zevor der ënden dheine eigenthuͦmbliche liggende stuck und guͤter hette, derselben gmeind ald wacht ir gwonlich inzug gëlt zuͦerleggen schuldig syn. Unnd aber Textvariante in StAZH W I 1, Nr. 2455: darnacha derselbig
burger nach syne kinder und nachkommen, so lang sy sölliche hofstatt inn iren handen und gwallt behalltend, sy bewonnind die selbs oder setzind lehenlüth, die sygen inn ald usserthalb
derselben gmeind ald wacht erboren und erzogen, daruf iro, der gmeind ald wacht, inzugs halber nüdt wyters verbunden syn, sonnders die lehenherren ire lehenlüth uff ire hof statten fryg unnd one beschwerd deß inzugs setzen unnd wider dorab urlouben mögen.
Doch dieselben lehenlüth, so usserthalb der wacht ald gmeind harkhommend unnd nüwlichen
inher gsetzt werdent, an der gmeind ald wacht gmeinem eignem gesamletem guͤte kheinen theil unnd grëchtigkeit nach dartzuͦ ansprach haben ald dessen im zreyß züchen oder
andern dingen genoß syn. Es were dann sach, das derselbig lehenman (das zuͦ eines jeden glëgenheit unnd gfallen staan) der gmeind ald wacht das brüchlich inzuggëlt erlegte
und bezalte, alßdann er und uff syn absterben (so er inn der gmeind ald wacht biß dahin blibe) syn wyb und kinder wie ein anderer gemeindsgnoß geachtet unnd gehallten werden.
Wellicher lehenman aber glych disere grechtigkeit nitt erkouffte, dem sölle die gmeind ald wacht nüt dester minder alle nutzung inn holtz und veld, so zuͦ der behußung ald hofstatt
diennet, volgen und verlangen lassen, doch das derselbig das fronfasten gëlt, wie es dann inn jeder gmeind ald wacht von altem und bißhar gwon und der bruch gwësen, ouch abrichten und zalenTextvariante in StArZH VI.RB.A.1.:3: bezalenb. So und wenn aber derselbig lehenman vom lehenherren ab dem lehen geurloubet und gestossen wirt, soll er angëntz uss der gmeind ald wacht wider dahin er vorhin
gsyn züchen unnd die gmeind ald wacht mitt ime unbeschwerdt blyben, er verglyche sich dann mitt inen umb das inzug gëlt.
Unnd umb söllich oberzeltTextvariante in StArZH VI.RB.A.1.:3: obermëltc inzuggëlt (als das zuͦ jeder gmeind ald wacht anderm gmeinem fürgeschlagnem guͦt angelegt unnd behallten werden) sölle jeder zyt ein gmeind ald wacht iren geordneten obervögten
jerlichen rëchnung gëben, damitt dasselbig alles allein zuͦ nutz unnd guͦtem der gmeind ald wacht verwëndt werde.
Inn disem allem aber jederzyt nach gstalt der sachen
unnd unnserm gfallen ënderung zethuͦnd, wellent wir unns hiemitt vorbehallten haben, inn krafft diß briefs, doran wir uff der unnseren einer d–gmeind ald wacht an
der Unndern StraßOrt:
Textvariante in StAZH W I 1, Nr. 2455: an der Obern Strass
–d begëren unnser statt ZürichOrt: Organisation: secret insigel offentlichen hëncken unnd denselben zuͦ iren handen gëben lassen. Sambßtags, den dritten tag wintermonats
nach der geburt Christi, unnsers lieben herren, gezallt fünffzechenhundert achtzig unnd zwey jare
Originaldatierung: 3.11.1582
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.?:]
Urdel und spruch brieff von wägen der
lähenlüth

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH W I 1, Nr. 2455: darnach.
  2. Textvariante in StArZH VI.RB.A.1.:3: bezalen.
  3. Textvariante in StArZH VI.RB.A.1.:3: obermëlt.
  4. Textvariante in StAZH W I 1, Nr. 2455: an der Obern Strass.
  1. Die Gemeinde EngeOrt: etwa besass zu dieser Zeit weder Allmend noch Gemeindewaldungen (Guyer 1980, S. 22, 24). So lassen sich in den Aufstellungen über das Gemeindegut von 1586 und den Gemeindegutsrechnungen von 1589 (StAZH A 99.2, Nr. 73; StAZH B VII 46.8) lediglich Zinseinnahmen nachweisen. Vergleichbar waren die Verhältnisse in HottingenOrt: : Die Hottiger durften seit 1545 lediglich aus Gnade die Allmend auf dem ZürichbergOrt: nutzen (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 69). Mit dem Verweis auf fehlendes Gemeindegut wies denn auch die Obrigkeit am 27. Oktober 1568Datum: 27.10.1568 die Bitte HottingensOrt: um höhere Einzugsgebühren ab (StAZH A 99.2, Nr. 283; Brändli 2000, S. 109). Der Bauernschaft von SchwamendingernOrt: wird das Recht auf Erhebung eines Einzugsgelds wegen fehlender Allmende 1629Datum: 1629 sogar gänzlich abgesprochen (SSRQ ZH NF II/11 110-1).