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SSRQ ZH NF II/11 98-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 98-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Schiedsurteil zweier Ratsabgeordneter in einem Konflikt um Wegnutzung zwischen Leimbach und Wollishofen

1585 Juli 3.

Anton Oeri, Baumeister, und Kaspar Meyer, Obervogt von Wollishofen, beide Ratsabgeordnete der Stadt Zürich, fällen nach einem Augenschein einen Schiedsspruch im Konflikt um Wegnutzung zwischen den Gemeinden Oberleimbach, Unterleimbach und Wollishofen. Sie entscheiden, dass die Leute von Leimbach den Weg über die Wollishofener Allmende in der Brunau nur als Kirchweg und Marktweg benutzen dürfen. Im Übrigen sollen sie den Weg über den Butzen benützen. Nötige Unterhaltsarbeiten dieses Weges sollen die Leimbacher melden, die darauf von den Anstössern in Wollishofen mit der Hilfe von vier Männern aus der Gemeinde Oberleimbach und Unterleimbach geleistet werden. Die Besoldung der vier hat durch die eigene Gemeinde zu erfolgen. Sollten die von Leimbach die Wollishofer Allmende zu nicht erlaubten Gelegenheiten als Verkehrsweg verwenden, werden Bussen gemäss den Bestimmungen der Wollishofer Offnung und eines Urteils, die bei dieser Gelegenheit bestätigt werden, verhängt. Für den Unterhalt des Wegs muss lediglich die Gemeinde Wollishofen aufkommen. Die Aussteller siegeln.

  • Signatur: StArZH VI.WO.A.2.:6a
  • Originaldatierung: 17. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 35.0
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH A 120, Nr. 15
  • Originaldatierung: 1585 Juli 3
  • Überlieferung: Entwurf (Doppelblatt)
  • Erhaltungszustand: Beschnitten
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 21.0
  • Sprache: Deutsch

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist es zwischen den Gemeinden WollishofenOrt: und LeimbachOrt: immer wieder zu Konflikten betreffend die Wegnutzung gekommen. Verschiedene daraus resultierende Regelungen sind als datierte Artikel in die Offnung von WollishofenOrt: eingeflossen (SSRQ ZH NF II/11 54-1, Art. 25-29; StArZH VI.WO.C.4., S. 61-63). Noch 1725Datum: 1725 gibt der Weg über die BrunauOrt: Anlass zu Streitigkeiten (StArZH VI.WO.C.4., S. 155-159).

Editionstext


Wir, nachbenemte Anthoni ÖriPerson: , buwmeister,
und Caspar MeyerPerson: , der zeit vögt1 zu WollishoffenOrt: und daselbs umb und all beid des rahts der
stat ZürichOrt:
Organisation:
, bekennend offentlich und thund kundt
männigklichem mit diserem brieff, nachdemme sich vor
den edlen, vesten, frommen, fürsichtigen, weysen
herren burgermeister und raht der stat ZürichOrt: Organisation: , unseren
gnädigen herren, span und zwytracht zugetragen
zwüschent den ehrsammen und bescheidnen beider gmeinden Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt: Organisation: eins, sodanne der gmeind
WollishoffenOrt:
Organisation:
verordneten gsandten anders theils
vonwegen eines wägs, der von OberOrt: und Nider LeimbachOrt: durch die allment in der BrunauwOrt: über derren
von WollishoffenOrt: güter gaht, welchen wäg die von
Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt: mit karren und anderem
bruchtind, das aber nit syn, sonder sich mit karren,
wägen und anderen dingen des wägs, so ein gmeind
WollishoffenOrt:
Organisation:
ihnen, denen von Ober-Ort: und Nider LeimbachOrt: , über das feld, genant der BuzenOrt: , gezeiget, setigen
lasen solten. Darauff wolgemelt unser gnädig herren
nach verhörung schrifftlichen und mundtlichen darthuns
uns beyd geordnet mit dem befelch, das wir auff den
span und augenschein kehren, maas und ohnmaas besichtigen und dann understahn solten, zwüschent allen
theilen fründtlichen zuhandlen.
Wann nun wir
diserem uns aufferlegten befelch stat zuthun hüt dato
gehn WollishoffenOrt: kommen, einen undergang gehalten
und alle gelegenheit, so viel uns gezeiget worden,
nach noht durfft besichtiget, habend wir nach beyder
partheyen übergeben und vertrauwen uns miteinanderen underredt, folgenden fründtlichen
spruchs verglichen und sprechend in der gütlichkeit
also:
Dieweil die von Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt: auff
WollishoffenOrt: zu zween wäg, benantlich den einen
über den BuzenOrt: , so ein summerZeitspanne: Sommer und winterZeitspanne: Winter wäg und
dennen von LeimbachOrt: nie abgeschlagen nach verboten
worden, der ander aber über die Wollishoffer AllmentOrt:
in der BrunauwOrt: allein ein kilchwäg und mercktgang,
so solle ein gmeind Ober-Ort: und Nider LeimbachOrt: Organisation: angezognen
[S. 2]Seitenumbruchwäg über den BuzenOrt: mit karren, wagen und andrem,
so ihnen nothwendig ist, nit minder dan die von WollishoffenOrt: zu bruchen gwalt haben, doch dergestalt, ob sach
were, das sollicher wäg in abgang kämme, also mann
den widerum beseren und in ehr legen müßte, das
dannenthin die von Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt: den mangel
der stras dennen zu WollishoffenOrt: anzeigen und erstlichen
die, so mit ihren güteren daran anstösig sind, und folgends ein gmeind WollishoffenOrt: Organisation: sambt vierMenge: 4 mannen, so
ein gmeind Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt: Organisation: ihnnen jederzeit
und so offt es noht sein wird zu hilff zuschicken, sollichen
wäg widerum erbeseren und zurüsten, inmasen mann
den gefahren, ryten und gahn möge, und ein gmeind
Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt:
Organisation:
ihre verordneten vierMenge: 4 mann,
all die weil sie also an ihrem werch sind, in ihrem eignen
kosten und ohne derren von WollishoffenOrt: schaden erhalten
und besolden.
So viel dan den anderen wäg durch
die Wollishoffer-allmentOrt: in der BrunauwOrt: betrifft, befindt sich, das solches kein offne freye stras, dardurch
mann fahren, ryten und karren solle, sonder nur ein
kilchwäg und mercktgang, sich auch vor jahren ein gmeind
Ober-Ort: und Nider-LeimbachOrt:
Organisation:
solliches wägs luth brieff
und siglen, von wol gemelten unseren gnädigen herren
ausgangen, entzigen und verzigen, jedoch ein gmeind
WollishoffenOrt:
Organisation:
auff unser anhalten um pflanzung guter
nachburschafft wägen einer gmeind Ober-Ort: und Nider LeimbachOrt: Organisation: bestimbten wäg widerum zugelasen auff die maas,
das die denselben allein zu kilch und merckt gahn und
bruchen und sonst darüber weder mit rosen, kühen
nach anderem veich, desgleichen mit karren, wägen,
pflug nach anderem gschirr, wie das nammen haben möchte,
fahren bey der bues, in einem articul in derren von
WollishoffenOrt: offnung rodel2 beagriffen bestimbt, welcher
articul und ...Lücke in der Vorlage (3.5 cm)b [urtheilbrief]Ergänzt nach StAZH A 120, Nr. 15 (Entwurf)c3 mit allem inhalt nachmahlen in
kräfften bleiben, doch diseren kilchwäg und mercktgang ein gmeind WollishoffenOrt: Organisation: jederzeit in ehren haben,
ohne deren von LeimbachOrt: costen und beschwehrd.
Wie
nun wir ihnen diseren unseren spruch eröffnet, sind
[S. 3]Seitenumbruchsie desen ganz wol benügig und zufriden gewesen, den
von uns zu danck und gefallen auff und angenommen und
darauff an unser, der schidmänneren, händ globt und versprochen, demselbigen vestenklich zu geleben und stat zuthun, alle gefahr hindan gesezt.
Und des zu wahrem
urkund, so haben wir unsere eignen insigel etcAbkürzungTextvariante in StAZH A 120, Nr. 15 (Entwurf): , doch unns und unnseren erben anne schaden, offenntlich gehenngk an diseren brief, derd,
gebenTextvariante in StAZH A 120, Nr. 15 (Entwurf): ist, sambstagse, den 3. heüwmonat anno 1585Originaldatierung: 3.7.1585.
[S. 4]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite:]
Copia
eines pergamentenen
brieffs betrbetreffend die beyde
wäg über die Wollishoffer-allmentOrt: und den BuzenOrt: genant, de anno 1585Datum: 1585

Anmerkungen

  1. Streichung durch Schwärzen, unsichere Lesung: e.
  2. Lücke in der Vorlage (3.5 cm).
  3. Ergänzt nach StAZH A 120, Nr. 15 (Entwurf).
  4. Textvariante in StAZH A 120, Nr. 15 (Entwurf): , doch unns und unnseren erben anne schaden, offenntlich gehenngk an diseren brief, der.
  5. Textvariante in StAZH A 120, Nr. 15 (Entwurf): ist, sambstags.
  1. Als amtierender Obervogt von WollishofenOrt: ist im Jahr 1585Datum: 1585 Georg GrebelPerson: aufgeführt (StAZH B VI 263, fol. 172r); MeyerPerson: war stillstehender Obervogt (StAZH B VI 263, fol. 124r, 172r, 216r).
  2. Zu den Bussbestimmungen vgl. die Offnung von WollishofenOrt: (SSRQ ZH NF II/11 54-1).
  3. Da der Schreiber der Abschrift hier eine Lücke gelassen hat, ist es denkbar, dass seine Vorlage an dieser Stelle unlesbar geworden war.