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SSRQ ZH NF II/3 45-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 45-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urteil in einem Streit über das Wegrecht des Hofs im Rohr zu den Gütern in Stuhlen

1503 Dezember 4.

Untervogt Jakob Egli beurkundet im Auftrag des Obervogts Oswald Schmid einen Streit vor dem Gericht in Greifensee zwischen den Einwohnern von Fällanden und Heinrich Aeppli aus dem Rohr um das Wegrecht durch das Maurholz zu seinen Gütern in Stuhlen. Der Fall wird an den Zürcher Rat gewiesen, von diesem nach einem Augenschein durch zwei Ratsherren aber nach Greifensee zurückgewiesen. Aeppli beruft sich auf eine Urkunde, die ihm ein allgemeines Wegrecht einräumt. Die Vertreter der Gemeinde Fällanden argumentieren demgegenüber, dass die Urkunde nicht das Gut in Stuhlen betreffe, das ausserhalb des Dorfetters liege und nicht zu Fällanden, sondern zu Maur gehöre. Es habe noch nie einen Weg durch ihr Gemeingut im Maurholz gegeben. Der Richter urteilt, dass Aeppli gemäss seiner Urkunde ein Wegrecht innerhalb der Gemeindegrenzen von Fällanden zustehe, nicht jedoch darüber hinaus. Oswald Schmid siegelt.

  • Signatur: ERKGA Fällanden I A 5
  • Originaldatierung: 1503 Dezember 4
  • Überlieferung: Original (A 1)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 37.0 × 26.0 (Plica: 4.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Oswald SchmidPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH A 123.1, Nr. 17
  • Originaldatierung: 1503 Dezember 4 – 1504 Januar 30
  • Überlieferung: Original (A 2) (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 31.5
  • 1 Siegel:
    1. Oswald SchmidPerson: , Papierwachssiegel, rund, aufgedrückt, fehlt
  • Sprache: Deutsch

Während die vorliegende Urkunde auf Verlangen der Leute von FällandenOrt: ausgestellt wurde, verfügt die Ausfertigung zuhanden von Heinrich AeppliPerson: über den Zusatz, dass dieser mit dem Urteil nicht einverstanden war und daher an den Zürcher RatOrganisation: als oberste Instanz appellierte (StAZH A 123.1, Nr. 17). Auf diesem Exemplar wurde auf der Rückseite sodann in knapper Form vermerkt, dass der Rat das Urteil am 30. Januar 1504 bestätigte («Ist kent, dz wol gesprochen und u̍bel geopoliert sig, actum zinstag nach KaroliPerson: anno etcAbkürzung iiijoDatum: 30.1.1504») und die Richter für ihre Verköstigung 6 Schilling erhalten sollen («Den richtern darvon vj Währung: 6 Schillinge zeru̍ng»). Sinngemäss das Gleiche notierte man nachträglich auch noch auf das hier edierte Exemplar der Gemeinde FällandenOrt: Organisation: .

Der hier geschilderte Konflikt hatte seine Ursache darin, dass der Hof im RohrOrt: ausserhalb des Dorfetters von FällandenOrt: lag und daher nicht den Regeln der dörflichen Nutzungsorganisation unterlag. Umso eifriger wachten die Dorfbewohner darüber, dass dem Besitzer dieses Hofs die Nutzung der kommunalen Güter und Rechte verwehrt blieb (Wüthrich 1997, S. 6-7; Sablonier 1986, S. 71-76). Bereits im folgenden Jahr kam es erneut zu Streit zwischen der Gemeinde FällandenOrt: Organisation: und der Familie AeppliOrganisation: , weil mit der Erlaubnis, ausserhalb des Dorfs zu siedeln, die Pflicht verbunden war, auf eigene Kosten eine Fähre zu betreiben (SSRQ ZH NF II/3 46-1). 1534 entbrannte der Konflikt erneut. Vor dem Zürcher RatOrganisation: klagten die Vertreter der Gemeinde FällandenOrt: Organisation: , dass Jakob AeppliPerson: sich nicht an die Beschränkungen halte, die seinem Vorgänger Ruedi MeierPerson: auferlegt worden waren, sondern ausserhalb des Dorfs viele Güter erwerbe und den erweiterten Viehbestand auf die Gemeindeweide treibe. Das Gericht legte fest, dass AeppliPerson: sich an die alten Abmachungen halten solle oder aus dem RohrOrt: ins Dorf ziehen und damit auch die Fähre aufgeben müsse (PGA Fällanden I A 3). Zu den Bestimmungen bezüglich Fährdienst, die für Ruedi MeierPerson: erlassen worden waren, vgl. SSRQ ZH NF II/3 29-1.

Editionstext


Ich, Jacob EgliPerson: , undervogt zuͦ GryffenseOrt: , tuͦn kund allermenngclichem mit dißem brieff, dz ich uff hu̍t sin daͧtum an statt und innamen der
strenngen, fromen, vesten, fu̍rsichtigen und wysen burgermeisters und raͤtten der statt Zu̍richOrt: Organisation: , ouch us sunder befelch des ersamen und fromen Oschwalden SchmitzPerson: , burger Zu̍richOrt: , obervogt zuͦ GryffenseOrt: , aller miner gnedigen lieben herren, alda zuͦ GriffenseOrt: offenlich zuͦ gericht
saß und fu̍r mich ingericht komen sind die erbern Heinrich AͤplyPerson: uß dem RorOrt: eins und gemein insaͤssen von FellandenOrt: am andern
teil, und also ließ im genantter Heinrich AͤplyPerson: durch Peter BachoffnerPerson: , sin erloͧpten fu̍r sprech, vor mir inrechttragen die meinung,
als dann vormaͧls er und die gemelten von FellandenOrt: von des waͤgs waͤgen, so er vermeint ze haben, von und uß dem RorOrt: zefaren u̍ber
der von FellandenOrt: guͦt genempt MurholtzOrt: in sin guͦt in StuͦlenOrt: ,1 und uff dz verpott, so die von FellandenOrt: im darumb getoͧn, sy allhie zuͦ GriffenseOrt: gegen einandern inrecht gestanden und darumb clag und wyderred gegen einandern getoͧn, jetz nit nott zuͦ melden. Daruff sy beidersidt der sach hie dannen fu̍r min gnedig herren, burgermeister und raͤtte der statt Zu̍richOrt: Organisation: , als die oberkeitt mit urteil gewyst. Und als sy
mit der sach fu̍r die gedaͧchten mine herren komen, so habent die gemelten min herren zwenMenge: 2 irs raͧtz uff soͤllichen stoͤß geschyben, den
zuͦ beseͣchen. Und als die selben zwenMenge: 2 min herren uff den stoͤß komen und den beseͣchen, so habent sy soͤllich sach wyderumb fu̍r min
herren burgermeyster und raͧtt Zu̍richOrt: Organisation: gebraͧcht, daruff die gemelten min herren soͤllich sach von inen wyderumb alhar fu̍r das gricht
GryffenseOrt: zuͦ ußtraͤglichem rechten gewyst. Harumb so stuͦndi er hie, hofft und getruwti uff sin vor ingelegten, gehoͤrten urteil brieff, so
im staͤg und waͤg uff alle sine guͤtter zuͦ gaͤbe,2 ouch uff allen vorgebruchten grichtz handel und urteilen, dz im das verpott, so im von den
von FellandenOrt: des waͤgshalb angelegt, ab und entschlagen sin und im sin ingelegter, gehoͤrtter und versigelter urteil brief inkrefften zuͦ pliben
erkennt unnd im staͤg und waͤg von sim guͦt genempt dz RorOrt: uff und in sin guͦt in StuͦlenOrt: u̍ber dero von FellandenOrt: guͦt genant
MurholtzOrt: mit urteil zuͦ gelaͧssen und erkennt waͤrden soͤll.
Darzuͦ inen die gemelten gemein insaͤssen von FellandenOrt: durch Hansen
Gul
Person:
, irn erloͧpten fu̍rsprech, antwurtten ließen, wie Heinrich AͤplyPerson: gemeldot, wie sy im des waͤgshalb uff sin guͦtt StuͦlenOrt: zefaren ein pott
angeleit, och daby gemeldott, dz sy alhie ze GriffenseOrt: und och vor minen herren, eim burgermeister und raͧtt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , der sach halb
mit ein ander inrecht gestanden, och die vermelten min herren zwenMenge: 2 vom raͧt uff soͤllichen stoͤß geschyben und die daruff gesin, den
beseͣchen und sy dis sach wyderumb an min herren gebraͧcht und daruff mine herren semlich sach wyderumb alhar fu̍r dz gricht
GryffenseOrt: zuͦ ußtraͤglichem rechten gewyst. Waͤri alles beschechen, des glich der AͤpliPerson: gemeldot, wie er ein urteil brief hab und wz
der wyse, da redintt sy och nit darwyder, waß der brief wyße, dann der selbig brief dem AͤpliPerson: nit zuͦ gaͤbe, dz sy im keinen waͤg u̍ber
ir guͤtter uff MurerOrt: guͤtter und usser iren efaden zegeben schuldig waͤrindt. Und die wil man vor und jetz von inen verstanden und
gehoͤrt, ouch clarlich am tag laͤge, dz der AͤpliPerson: dz guͦt in StuͦlenOrt: erkouft, dz usserthalb iro von FellandenOrt: guͤttern ussert aͤtters und ussert
iro aller guͤtter efaden gelegen waͤr und dz selbig nit FellanderOrt: guͤtter waͤri, sunder MurerOrt: guͤtter und sich der AͤpliPerson: understanden,
uff dz selb guͦt u̍ber ir guͦtt MurholtzOrt: ze faren, dahar vor nacher kein waͤg nie gewaͤsen, darumb oͧch sy im soͤllichen waͤg zefaren
verbotten habindt in hoffnung, semlich pott des waͤgshalb gegem AͤpliPerson: styll stand und sy von FellandenOrt: im keinen waͤg u̍ber ir guͦt
MurholtzOrt: uff StuͦlenOrt: nit zuͦ geben schuldig sin soͤllen.
Und daruff dz mit mer wortten von beiden teilen zuͦ recht gesetzt, also nach
clag, inred und wyderred, och uff des AͤplißPerson: vor ingelegten, gehoͤrtten brief und uff allen vorgebruchten handel, so ist nach miner fraͧg mit
einhelliger urteil zuͦ recht erkennt, das des genanten AͤplißPerson: ingelegter, gehoͤrtter Textvariante in StAZH A 123.1, Nr. 17: urteila brief in krefften pliben und bestoͧn und die von FellandenOrt:
dem AͤpliPerson: staͤg und waͤg geben soͤllen uff alle sine guͤtter, so wytt dero von FellandenOrt: zwing und benn gond, und innderthalb iren efaden,
wie iren einer von FellandenOrt: das ouch bruchen ist und nitt wytter.
b–Des begertten inen die von FellandenOrt: urtel brief vom gricht, so inen
erkennt ist. Zuͦ urkund haͧt gemelter Oschwald SchmidPerson: , vogt zuͦ GryffenseOrt: , sin insygel mit urteil von grichtz und min, des richters,
pytt waͤgen
Textvariante in StAZH A 123.1, Nr. 17: Von der urteil tett sich genannter AͤplyPerson: als beswaͤrt fu̍r min herren, burgermeister und raͧtt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , als die oberkeitt beruͤffen und appelieren. Des zuͦ urku̍nd haͧt gemelter Oschwald SchmidPerson: , obervogt, sin insigel mit urteil und von min, des richters, pytt waͤgen
–b, doch gemelten minen herren, der herschafft GryffenseOrt: an aller oberkeit und zuͦgehoͤrd, och im, sinen erben Textvariante in StAZH A 123.1, Nr. 17: in allwaͤgc on schaden,
offenlich an dißen brief gehenckt, geben am mentag vor sant NiclaͧßPerson: tag von Kristi gebu̍rt fu̍nfftzechenhundert und dru̍
jare
Originaldatierung: 4.12.1503
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Der gemeinen insässen
zuͦ FellandenOrt:
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Der brief ist recht kennt. Gehört den richtern
vj Währung: 6 Schillinge .

Anmerkungen

  1. Textvariante in StAZH A 123.1, Nr. 17: urteil.
  2. Textvariante in StAZH A 123.1, Nr. 17: Von der urteil tett sich genannter AͤplyPerson: als beswaͤrt fu̍r min herren, burgermeister und raͧtt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , als die oberkeitt beruͤffen und appelieren. Des zuͦ urku̍nd haͧt gemelter Oschwald SchmidPerson: , obervogt, sin insigel mit urteil und von min, des richters, pytt waͤgen.
  3. Textvariante in StAZH A 123.1, Nr. 17: in allwaͤg.
  1. Das Gut in StuhlenOrt: hatte Heinrich AeppliPerson: 1491 erworben (StAZH A 123.1, Nr. 7).
  2. Die hier erwähnte Urkunde scheint nicht erhalten zu sein.