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SSRQ ZH NF II/3 71-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 71-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Übergabe der Kollatur der Kirche Fällanden an die Stadt Zürich

1552 Juni 5.

Die Gemeinde des Dorfes Fällanden, die vor Jahren gemäss einem gütlichen Vertrag von der Propstei Zürich die Kollatur ihrer Kirche übernommen und Hans Weber als Priester gewählt hat, tritt dieses Recht der Stadt Zürich ab, da es nicht möglich sei, aus ihrer kleinen Pfründe den alten Priester und seinen Nachfolger zugleich zu erhalten und die Kosten für die Ausbesserung des Pfrundhauses zu tragen. Aus diesem Grund übergeben die Fällander die Pfrundlehenschaft eines Prädikanten samt aller Gerechtigkeit und der genannten Urkunde an den Zürcher Rat. Dafür übernimmt der Rat den Unterhalt des alten Priesters und als neuer Lehensherr der Pfründe die Ausbesserung des Pfrundhauses, wobei aber die Gemeinde das gesamte Baumaterial zu liefern hat. Für die Gemeinde Fällanden siegelt Junker Hans Jakob Meiss, Obervogt von Greifensee.

  • Signatur: StAZH C II 1, Nr. 955
  • Originaldatierung: 1552 Juni 5
  • Überlieferung: Original
  • Erhaltungszustand: Wasserfleck (mit Textverlust)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 48.5 × 27.5 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Hans Jakob MeissPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH E I 30.41, Nr. 2
  • Originaldatierung: 1552 Juni 5
  • Überlieferung: Entwurf (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 31.5
  • Sprache: Deutsch

Die Kapelle in FällandenOrt: war als Filiale dem GrossmünsterOrganisation: unterstellt. Die Gemeinde hatte allerdings 1492 das Recht erhalten, ihren Priester selber zu wählen (SSRQ ZH NF II/3 42-1). Die Finanzierung der Stelle gestaltete sich für die Gemeinde jedoch als so schwierig, dass ihr der RechenratOrganisation: am 31. Mai 1552Originaldatierung: 31.5.1552 den Ratschlag erteilte, die Kollatur an den Rat abzutreten (StAZH E I 30.41, Nr. 1). Trotzdem blieb der Gemeinde das Pfarrwahlrecht in eingeschränkter Form erhalten, indem sie vor einer Neubesetzung jeweils einen Dreiervorschlag einreichen durfte (Leonhard 2002, S. 68, S. 72).

Editionstext


Wir, die ganntz gmeynde gmeinlich des dorffs zu FellandennOrt: Organisation: , inn der herschafft GryffenseeOrt: geleͣgen, bekheͣnnent unnd thund khuͦndt meͣngklichem mit disem brieff, demnach
unsere vorderen unnd wir bißhar lange zyt und jar fuͤg und gwalt gehept, eynen priester, so dick sich das begeben, anzenemen und zu bestellen, und mit dem zuͦ verkomen, by uns mit
hußlicher wonung zesitzen und uns als eyn vicari und helffer eynes lüpriesters zu der probsty ZürichOrt: Organisation: zuͦ versechen etcAbkürzung, alles nach inhalt und vermög eynes gütlichen vertragbriefs1
zwüschen hern probst und cappittel der probsty ZürichOrt: Organisation: und uns, der gmeinde, ufgericht, by wellichem vertrag ouch wir untzhar mengklichs halb unverhindert beliben, und mit
namen her Hannsen WeberPerson: letstlich zu eynem priester angenomen und erwelt, wellicher nume so lange zyt und jar by uns gewesen, das er uns mit verkündung des heiligen
evangelii sines alters und unvermu̍gligkeit halb zuͦversprechen nit mer togenlich noch geschickt, darumb wir dann die edlen, fromen, eerenvesten, fürsichtigen, ersamen und
wysen hern burgermeister und rath der statt ZürichOrt: Organisation: , unser gnedig herren, mermalen gantz underthenig und früntlich angesuͤcht und gepeͣtten, uns harinne behulffen und beraten zesyn, und
zuͦverschaffen, das wir mit eynem anderen predicanten versechen wuͦrden.
Das daruf die jetzgemelten unser gnedig herren uns geantwort, diewyl uns die lehenschafft des eͣnnds,
wie oben gemeͣldet, zugehorigBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesunga, ouch wir gedachten herren Hannsen WeͣberPerson: uff syn statt und alter geprucht, weren wir one zwyfel und nach aller billigkeit schuͦldig, denselbenn etwellicher gstalt zu verseͣchen und im ein zimliche hanndtreichung zethuͦnd. Und so daßeͣlbig von uns bescheche und wir dann eynes anderen predicanten inn unserem costen begeͣren
wurden, welten sy uns b–zu seͣlbenBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung–b zuͦverheͣlffen gutwillig syn.
Unnd wann nu wir wol wußent und ouch nutzit annders gedeͣncken könen, dann das wir herrn Hannsen
Weͣber
Person:
etwas hilff zethuͦnd und darzu das pfrundhuß, so diser zyt ganntz böß und buwloß, widerumb zuerbeßeren schuldig, und aber sömlichs inn unserem vermögen keins
weͣgs, sonder vermelte pfrund so kleins inkomens ist, das sich ein predicannt sonst kümerlich daruff erhalten und betragen mag, so habent wir uns daruf mit den obgenanten unsern gnedigen hern burgermeister und rath der statt ZürichOrt: Organisation: also vereynt und sich dieseͣlbigen des ouch uff unser früntlich pitt begeͣben:
Namlich das sy verschaffen,
das gerürter her Hanns WeͣberPerson: oneBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungc unsern nachteil mit zimlicher narrung biß uff synen abgang enthalten unnd dann dargeͣgen obvermeͣlte lehenschafft eynes predicanten zu FellandenOrt: sampt allenBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungd anderen rechten und gerechtigkeiten, so unsere vorderen und wir bißhar darzu und daran gehept, hinfüro inen, unsern gnedigen herren von
ZürichOrt: , zustan und sy die füren und eynem predicanten nach irem willen und gfallen zuͦ versechen gwalt haben, von uns und unsern nachkomen unverhindert und ungeirt inn allweg.
Unnd so sich fuͤgen, das sy, unser gnedig herren, als nume recht lehenherren vermelter pfrundhuß zebuwen willens, wann und zu wellicher zyt joch das
syn wurde, so sollen wir und unser nachkomen schuldig und verpunden syn, inen zum seͣlbigen buw, so dick das beschicht und an uns ervordert wirt, uß unser gmeind
holtz darzu ze geben und mit namen daßelbig, ouch laden, kalch, sannd, ziegelstein und anders, was man zu dem buw notdurftig sin wirt, inn unserem costen und one
ir, unserer herren, ouch der pBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungefrunde ald derseͣlben besitzere schaden, uff die hofstatt zu der pfruͦnd behußung zu füren und zefertigen. Was costens aber ferer mit söllichem
buw ufgat, daBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungf söllen unser herren verschaffen, das daßelbig von anderen ordten und eenden, wo es sy jederzyt gut syn bedunckt, erleit und bezalt werde, one unser ald
unseren nachkomen endtgeltBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesunggung.
Unnd hieruf so verzichent wir uns für uns und alle unser nachkomen obgerürter pfrund zu FellanndenOrt: lehenschafft, desglych allen anderer rechten und gerechtigkeiten, so wir (vermög obgedachts vertragsbriefs) den wirKorrigiert: h gemeͣlten unsern gnedigen herren von ZürichOrt: , dergestalt, das er
inen hinfür wysen und dienenBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungi sölle, hienebent zugestelt und überantwort, untzhar darzu und daran gehept, oder fürohin darzu und daran gehaben, gwünenn,
oder überkomen j–köndten ald möchtenBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung–j, inn oder ußwenndig dem rëchten, inn dhein wyß, beloben und verspreͣchen ouch für uns und alle unser nachkomen by unsern
guͤtten trüwen an rechter geschworner eyds statt, disen brief mit synem begriff war und unzerbrochenlich zehalten und darwider niemer nichts zereden, zethuͦnd
noch schaffen gethan werde innBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungk dheinen weg, alles tru̍wlich, erbarlich und ungefarlich.
Unnd des alles zu warem, offem urkhundt habent wir, die gmeind
zu FellandenOrt:
Organisation:
, den fromen, vesten junckher Hanns Jacob MeisenPerson: , burger und der zyt unserer gnedigen herren von ZürichOrt: vogt zu GryffenseeOrt: , unseren günstigen, lieben
jungkherren, durch unsere volmechtigen anwelt und gsanndten mit flyß und ernst erpitten laßen, das er syn eigen insigel für uns all gmeinlich unnd unser
nachkomen offenlich gehengktBeschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesungl hatt an disen brieff, doch genanten unsern gnedigen herren von ZürichOrt: an allen iren frigheiten, rechten und gerechtigkeiten, deßglychen
im und synen erben one schaden und unvergriffen, der geben ist den fünfften tag brachmonat nach der gepurt Christi gezalt fünffzechenhundert fünfftzig unnd
zwei jar
Originaldatierung: 5.6.1552
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
VellanderOrt: übergâb ir rechtung an der lechung der pfruͦnd lut vorderigs vertrags,
den sy unsern herren burgermeister und ratHinzufügung oberhalb der Zeilem usUnsichere Lesungnhin und übergeben hant, anno domini 1552,
und von der pfruͦnd huß buw etcAbkürzung.
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Copiert fol. 127.

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  2. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  3. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  4. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  5. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  6. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  7. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  8. Korrigiert: .
  9. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  10. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  11. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  12. Beschädigung durch Wasserfleck, unsichere Lesung.
  13. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  14. Unsichere Lesung.
  1. Gemeint ist der Vergleich, den die Gemeinde FällandenOrt: Organisation: und das GrossmünsterOrganisation: im Streit um den Neurodungszehnten und die freie Priesterwahl 1492 eingegangen waren (SSRQ ZH NF II/3 42-1).