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SSRQ ZH NF II/3 76-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 76-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Entscheid über die Einkünfte und Pflichten des Prädikanten in Greifensee

1556 Januar 9.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich beurkunden, dass die Bürgerschaft von Greifensee im Jahre 1548 wegen des weiten Wegs nach Uster darum gebeten habe, einen eigenen Prädikanten zu erhalten, der im Ort wohnt und an allen Sonntagen, Feiertagen und weiteren Terminen den Gottesdienst abhält, das Abendmahl zelebriert, die Eheleute traut und die Kinder tauft. Dies wird ihnen bewilligt, doch wird festgehalten, dass es sich nur um ein Diakonat und keine eigenständige Pfarrei handelt. Die Toten sollen wie bisher in Uster begraben werden. Die Pfründe, die bislang vor allem aus dem Zehnten von Itzikon finanziert wurde, bringt nicht mehr als 66 Stuck an Getreide, Hafer und Geld ein. Weil der Prädikant Hans Zindel davon mit seinen vielen Kindern fast nicht leben kann, bittet er um eine Aufbesserung seines Gehalts. Der Rat anerkennt die Notwendigkeit und erhöht die Einkünfte um weitere 24 Stuck, nämlich 10 Eimer Wein zur Herbstzeit aus dem Klosteramt Küsnacht und 14 Gulden, welche die Amtleute von Rüti bezahlen. Zusätzlich zu diesem Einkommen von insgesamt 90 Stuck soll der Vogt von Greifensee abklären, ob man dem Pfründeninhaber noch eine Wiese für eine Kuh zur Verfügung stellen könne. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 2535
  • Originaldatierung: 1556 Januar 9
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 35.0 × 22.0 (Plica: 7.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

Die Kapelle im Städtchen GreifenseeOrt: war durch Hermann von LandenbergPerson: um 1340 gestiftet worden. Mit der Herrschaft GreifenseeOrt: gelangte die Kollatur 1369 an die Grafen von ToggenburgOrganisation: und 1402 an die Stadt ZürichOrt: . In der Reformationszeit begann schrittweise die kirchliche Ablösung von UsterOrt: . Einen eigenen Friedhof erhielt GreifenseeOrt: jedoch erst im 17. Jahrhundert. Vgl. Frei 2006, S. 106-107.

Editionstext


Wir, burgermeister unnd rath der statt ZürichOrt: Organisation: , thuͦnd khundt mëngklichem mit disem brief, als sich die ersamen
unnsere lieben unnd getrüwen, ein gmeyne burgerschafft zuͦ GryffenseeOrt: Organisation: , des verren unnd wyten kilchgangs gan UsterOrt: des verruckten acht und viertzigisten jarsDatum: 1548 der geringeren zal erclagt unnd unns daruf ganntz underthenigklich gebätten, wir welten sy
des erlassen unnd mit einem predicannten, der sin wonung by inen hette (wie dann vor zyten ouch beschëhen) versëhen, wellicher
by inen uff die sonntagWiederholte Zeitspanne: 1 Woche und heiligen fëst, ouch zuͦ anderen zyten das göttlich wort verkundte, das heilig nachtmal des herren begienge,
die eelüt zuͦsamen gebe unnd kinnder touffte unnd anndere cristenlichen gebrüch erstattete. Söllich der unnsern billich ansuͦchen
wir bedaacht unnd daruf inen uff unnser widerruͤffen das alles bewilliget unnd zuͦglassen, doch das söllicher ires predicannten
stannd allein ein diaconat unnd dhein rëchte pfarr heissen noch sin, unnd das die von GryffenseeOrt: uff iren tod gan UsterOrt: , wie
bishar gebrucht ist, zur begreptnus gefuͤrt unnd daselbs begraben werden söllint.
Diewyl aber dise predicatur ein gering
inkommen, unnd namlich mit dem zëhenden zuͦ YtzickenOrt: , so zuͦ gmeinen jaren by achtzëhen stuckenUngefähres Mass/Gewicht: 18 Stuck ungevarlich ertragen soll, nitt mer
dann überal sëchtzig unnd sechs stuckUngefähres Mass/Gewicht: 66 Stuck an kernen, haber unnd gëlt zusampt der behusung ingënds hatt, ist daruf der
ersam unnser lieber unnd getrüwer herr Hanns ZinndelPerson: , predicannt zuͦ GryffenseeOrt: , vor unns erschinnen, unns der geringen competentz erinnert unnd unns, inn bedënckung, das sich einer mit dem schwerlich und kümerlich erhalten möchte, und
sonnderlich diewyl er mit vil kinnden beladen, umb etwas besserung demuͤtigklich gebätten. So nun nitt allein die billigkeit, sonnders ouch die hoch notturfft erfordert, harinn insëhens zethuͦnd, haben wir demnach dise pfruͦnd und diaconat
noch umb vier unnd zwëntzig stuckUngefähres Mass/Gewicht: 24 Stuck gemeret unnd gebessert, also das einem jeden predicannten zuͦ GryffenseeOrt: hinfüro
jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr unnd jedes jarsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr besonnders zuͦ dem allem, wie obstadt, noch zëhen eimer wynsVolumenmass: 10 Eimer Wein zuͦ herpst zytZeitspanne: Herbst uß unnserm closter
ampt zuͦ KüssnachtOrt: unnd viertzëhen guldinWährung: 14 Gulden uff MartiniPerson: Datum: 11. November (Termin/Frist) durch die amptlüt zuͦ RütiOrt: gegëben, wellichem ouch
für das verschinnen jar dise besserung angënntz, und namlich der wyn vom vier und fünfftzigisten jarDatum: 1554 gewachsen, ussgricht
werden. Hiemitt soll ein predicannt sich dises ordenlichen inkommens der nüntzig stuckenUngefähres Mass/Gewicht: 90 Stuck vernuͤgen unnd settigen lassen.
Darnëbent aber soll ouch unnser lieber burger unnd vogt zuͦ GryffenseeOrt: etwan umb ein wisen nachgedënnckens, damitt einer
dannocht ein kuͤli ouch gehaben unnd sich mit söllichem dest baß behëlfen unnd unclagbar sin möge.
Alles inn crafft
diß briefs, daran wir des zuͦ urckhundt unnser statt ZürichOrt: Organisation: secret insigel offentlich gehëngkt unnd besigelt gëben haben, donstags, den nündten jänners, nach der geburt Christi unsers herren getzalt fünfftzehenhundert fünfftzig und sëchs
jar
Originaldatierung: 9.1.1556
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Pfrund GryffenseeOrt: , 1556
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Ingrossiert