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SSRQ ZH NF II/3 82-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 82-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung über die Abhaltung der Gerichte in Greifensee und Uster

1569 Februar 3.

Da es zwischen dem Vogt von Greifensee, Hans Jakob Rordorf, sowie einigen seiner Gerichtsangehörigen zu einem Streit über die Gerichtskosten gekommen ist, hat eine Delegation des Zürcher Rats sich über die alten Bräuche erkundigt und die ehemaligen Vögte befragt. Daraus hat sich ergeben, dass die Gerichte stets ordentlich abgehalten worden seien, sodass lediglich die alte Ordnung erneuert wird. Der Vogt soll alle drei Wochen montags in Greifensee Gericht halten. Was an Geldern anfällt, erhalten der Untervogt und die Richter als Vergütung. Aus dem Stadtsäckel erhalten sie jährlich vier Pfund. Da es somit genügend öffentliche Gerichtstermine gibt, soll der Vogt keine zusätzlichen Gerichte zulassen, ausser wenn es für die betroffene Person nachteilig wäre, das Wochengericht abzuwarten. In diesem Fall soll die Gebühr nicht mehr als drei Pfund betragen, nämlich je sechs Schilling für den Vogt, den Untervogt, den Schreiber und die sieben Richter. Das Gericht in Uster soll ebenfalls nach altem Brauch abgehalten werden. Auch hier soll der Vogt keine zusätzlichen Gerichte zulassen, ausser wenn jemand dringend ein solches benötigt. In diesem Fall soll das Gericht nicht mehr kosten als fünf Schilling für den Untervogt, den Schreiber und jeden Richter. Falls jemand die Anwesenheit des Vogtes wünscht, soll er für dessen Spesen aufkommen und ihm zusätzlich zehn Schilling bezahlen.

  • Signatur: StAZH A 123.3, Nr. 6
  • Originaldatierung: 1569 Februar 3
  • Überlieferung: Original (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Unterschreiber der Stadt Zürich

  • Signatur: StAZH F II a 176, S. 103-104
  • Originaldatierung: 1569 Februar 3
  • Überlieferung: Zeitgenössische Abschrift (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch

Bereits im Vorjahr, am 27. September 1568, hatten sich Leute aus der Herrschaft GreifenseeOrt: vor dem Zürcher RatOrganisation: über die hohen Kosten für ausserreguläre Gerichte beklagt (StAZH A 123.2, Nr. 231). Zur Untersuchung der Gerichtsgebühren setzte der Rat eine Kommission ein, bestehend aus den beiden Säckelmeistern sowie dem ehemaligen und dem aktuellen Landvogt, Konrad EscherPerson: und Konrad KambliPerson: . Diese legten am 27. Januar 1569 ihren Bericht vor, in dem sie die vorliegende Ordnung entwarfen (StAZH A 123.3, Nr. 5). Als Nachtrag wurde vermerkt, dass der Rat am 3. Februar 1569 entschieden habe, dass die Ordnung so umgesetzt und in das Urbar der Herrschaft GreifenseeOrt: geschrieben werden solle. Tatsächlich findet sich eine Abschrift der vorliegenden Ordnung als Nachtrag in dem als Urbar bezeichneten Kopialbuch von GreifenseeOrt: (StAZH F II a 176, S. 103-104).

Erheblich ausführlicher als die vorliegende Ordnung ist die etwas spätere Gerichtsordnung der Herrschaft GreifenseeOrt: , die in den 1640er Jahren entstanden sein dürfte und peinlich genau vorschreibt, wie die Gerichtstage abzulaufen hatten (SSRQ ZH NF II/3 94-1).

Editionstext

Als sich zwüschent jungkherr Hanns Jacob RordorffenPerson: ,
vogt zuͦ GryffenseeOrt: , unnd ettlichen synen grichts angehörigen von wëgen haltung der gmeinen gerichten ettwas spanns unnd mißverstandts zuͦgetragen unnd sy deßhalben für myne gnedigen herren a–b u r d s Zburgermeister und rath der statt ZürichOrganisation: Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–a zuͦ erlütherung kommen, habent die
selbigen nach erkhundigung der alten brüchen,
ouch uß der alten vögten bericht, sovil befunden,
das von alter har diser grichten halber gar ein
guͦte ordnung gwäsen, unnd so noch diser zyt die
selbig an die hand genommen, das sich gwüß
niemandts dheiner unbilligkeit zuͦ beklagen
haben, unnd deßhalb die selb alt ordnung
mitt hienach volgender erlütherung wider
ernüwert, namlich:
Das ein jeder vogt zuͦ GryffenseeOrt: gmeinlich zuͦ
drygen wuchenWiederholte Zeitspanne: 3 Wochen umb zuͦ GryffenseeOrt: hinfüro
gricht halten unnd mëngklichem volgen lassen
sölle, unnd sölliche gricht allwägen uff den
mentagZeitspanne: Montag gehalten werden, damit die richter
unnd die, so vor gricht zeschaffen haben, ire sachen
darnach zerichten wüssind. Unnd was also
an den selben grichten für gricht gelt gfalt,
das sölle dem undervogt unnd den richtern für
iren costen blyben, sy das zuͦ iren handen nëmmen
unnd ein vogt damit nüt zuͦ schaffen noch daran
zuͦ sprëchen haben, ouch der vogt nitt schuldig syn,
sover das gricht gëlt den costen nitt ertragen
möchte, den richteren ützit uß myner herren
seckel zuͦ zalen, dann allein umb das sy denocht
der buͦssen halb ouch ettwan richten, sölle er
inen wie von alter har kommen zuͦ GryffenseeOrt:
jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr die vier pfundWährung: 4 Pfund ußrichten. Es soll ouch
zuͦ deß undervogts unnd der richteren gfallen
ston, das grichtgëlt unnd dise vier pfundWährung: 4 Pfund , so
inen ein vogt von myner herren wëgen gipt,
zuͦ verzeeren oder zuͦ teilen, je nach irem guͦten
beduncken, unnd nachdem sy sich verglychend,
doch das dem undervogt darvon fünff schillingWährung: 5 Schillinge [S. 2]Seitenumbruch
vor dannen (wie von alter har der bruch gwäsen)
verlangind unnd gegëben werdint.
Unnd diewyl sich nun ein jeder amptman diser
gmeinen grichten wol behelffen mag, soll ein
vogt hinfür niemandts dheine koufften gricht
erlouben, er finde unnd erfare dann, das
es frömbden ald heimbschen an wachsendem schaden unnd tringender notturfft ligge, also das
einer deß gmeinen wuchen grichts (wie obstadt)
nitt erwarten mag, alß dann er dem selben frömbden ald heimbschen ein gricht erlouben zuͦ kouffen,
welliches doch den selben nitt meer costen soll dann
drü pfundWährung: 3 Pfund , namlich dem vogt, dem undervogt,
dem schryber unnd jedem richter sëchs schillingWährung: 6 Schillinge ,
welliches sy verzeeren oder teilen mögen nach
irem gfallen.1
Sovil aber die grichte zuͦ UsterOrt: unnd an anderen
orthen belanget, soll es by dem alten bruch belyben unnd dem selben alten bruch nach gricht
gehalten werden.
Mitt dem anhang, sidtmalen zuͦ UsterOrt: vil grichten gehalten werden, das dann ein vogt dheinem, der im gricht gsëssen, dhein koufft gricht
erlouben, sonnder ein jeder sich der gmeinen
grichten behelffen. Wann aber ein
frömbder, der usserthalb dem selben gricht
gsëssen, oder ein inseß eines koufften grichts
bedörffte unnd deß so notturfftig unnd mangelbar were, das er der täglichenWiederholte Zeitspanne: 1 Tag grichten
wachssenden schadens halb nitt erwarten
möchte unnd inne, den vogt, syner bescheidenheit nach von nötten syn bedunckt, alßdann [S. 3]Seitenumbruch
er inen die selben erlouben, welliches doch ouch
nitt meer costen oder einer, so das koufft, meer
ze gëben schuldig syn dann dem undervogt,
schryber unnd jedem richter fünff schillingWährung: 5 Schillinge .
Welte dann einer den vogt gern darby haben,
dem sölle er gëben syn zeerung unnd für die
blonung zëchen schillingWährung: 10 Schillinge , da sy das alles,
unnd was inen meer grichtsgëlt gfiele, verzeeren oder teilen mögen nach irem guͦten
beduncken.
Actum donstags, den 3ten february, anno etcAbkürzung 69Originaldatierung: 3.2.1569,
presentibus herr burgermeister von ChaamPerson: ,
statthalter, unnd beid reth
Organisation:
.
[Unterschrift:]
Underschryber
zuͦ ZürichOrt: sstscripsit.
[S. 4]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Belangend das gricht zuͦ
GryffenseeOrt: und UsterOrt: zehalten

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  1. Gemäss dieser Rechnung bestand das Gericht aus sieben Richtern.