check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/1/11 62-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 11: Gedruckte Mandate für Stadt und/oder Landschaft Zürich, von Sandra Reisinger

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/11 62-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bekanntgabe des Münzmandats der Stadt Zug vom 19. Mai 1768 für die Angehörigen des Zürcher Stadtstaats

1768 Juni 6.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich publizieren das Zuger Münzmandat vom 19. Mai 1768, damit alle Zürcher Angehörigen, die auf Zuger Gebiet mit Geld zu tun haben, von den entsprechenden Bestimmungen Kenntnis haben. Zunächst zählt die Zuger Obrigkeit die verbotenen Reichsmünzen sowie die verrufenen Münzen auf (1). Danach werden die Kurse für Gold- und Silbersorten sowie die Busshöhe bei Missachtung der Wechselkurse aufgeführt (2, 3). Weitere Strafandrohungen betreffen die Verwendung von verrufenen Geldsorten sowie betrügerische Manipulationen der Münzen (4, 5). Wer zuwiderhandelnde Personen anzeigt, erhält zur Belohnung 20 Prozent des Bussgelds (6). Zuletzt wird aufgeführt, dass das Mandat nicht nur in der Kirche verlesen, sondern auch angeschlagen werden soll.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts liess die ZürcherOrt: Obrigkeit Mandate der Städte BernOrt: , SolothurnOrt: , BaselOrt: , LuzernOrt: und ZugOrt: zur Bekanntmachung für die eigenen Angehörigen nachdrucken. Dabei handelte es sich hauptsächlich um Mandate aus den Bereichen Münzwesen und Viehhandel (vgl. das Berner Viehhandelmandat von 1772: SSRQ ZH NF I/1/11 71-1), die in ZürichOrt: zwischen fünf und 81 Tagen nach dem ursprünglichen Druckdatum erlassen wurden. Die fremden Mandate werden jeweils mit einer Einleitung und einem Schlussteil versehen, die sich an die Angehörigen des ZürcherOrt: Stadtstaates richteten.

Am 19. Mai 1768 sandten die ZugerOrganisation: ihr Münzmandat mit einem Begleitbrief nach ZürichOrt: und forderten die ZürcherOrganisation: auf, das Mandat zu publizieren und allen Angehörigen bekannt zu machen (StAZH A 259.4). Das ZugerOrt: Mandat besprachen die ZürcherOrt: Ratsmitglieder allerdings erst am 6. Juni, wobei insbesondere der vierte Artikel Anlass zu Diskussionen gab (StAZH B II 940, S. 255-256). Die ZürcherOrganisation: befürchteten nämlich, dass ihre Kauf- und Handelsleute aufgrund der angedrohten Konfiskation beim Einsatz von verrufenen Geldsorten auf dem ZugerOrt: Territorium Nachteile erleiden müssten. Daher antworteten sie noch am gleichen Tag, dass auch die ZugerOrt: Kaufleute auf ZürcherOrt: Territorium mit Einschränkungen rechnen müssten, falls sich herausstellen würde, dass die ZürcherOrt: Kaufleute nachteilig behandelt worden waren. Ausserdem wurde auf die bevorstehende eidgenössische TagsatzungOrganisation: in FrauenfeldOrt: verwiesen (StAZH B IV 437, S. 22-23). Während der TagsatzungOrganisation: , die im Juli 1768 stattfand, äusserte ZugOrt: den Wunsch, ein gemeinsames Währungssystem mit ZürichOrt: einzuführen. Die ZürcherOrt: Gesandten liessen jedoch verlauten, dass ZürichOrt: nicht bereit sei, von seiner Münzordnung (vgl. beispielsweise das Münzmandat vom 30. Mai 1768, StAZH III AAb 1.13, Nr. 34) und dem Grundsatz der Verminderung der Scheidemünzen abzulassen. Falls die ZugerOrganisation: die ZürcherOrt: Münzordnung übernehmen wollen, sei ihnen dies freigestellt (EA, Bd. 7/2, Nr. 293-294).

Zu den Hintergründen des zürcherischenOrt: Münzwesens im 17. und 18. Jahrhundert vgl. die Ausführungen zum Münzmandat von 1638 (SSRQ ZH NF I/1/11 20-1).

Editionstext


Wir Burgermeister und Rath der Stadt ZuͤrichOrt: Organisation: thun kund offentlich hiermit, daß, weilen Uns von Unseren G L A EGnädigen Lieben Alten Eidgenössischen LoͤblLoͤblichen Stands ZugOrt:
ein fuͤr Ihre Bottmaͤßigkeit neu-errichtetes und in Ihrer Landschaft publiciertes Muͤnz-Mandat communiciSchriftwechselert worden, welches also lautet:
Wir Ammann und Rath der Stadt und Ambt ZugOrt: Organisation: , thun durch diesen Unseren Hoch-Obrigkeitlichen Befehl und Mandat Jedermaͤnniglichen kund und zu wuͤssen etcAbkürzung etcAbkürzung Demnach Wir in Landsvaͤtterliche Beherzigung gezogen, welcher gestalten in allen benachbarten Loͤblichen Staͤnden und Orthen die Gold- und Silber-Sorten samt denen Muͤnzen auf einen geringeren Preiß
gesezt, auch einige Muͤnzen gaͤnzlichen verruffen, hingegen solche bisdahin in Unserem Orth zu hoͤchstem Schaden und Nachtheil des PubliciSchriftwechsel so wohl, als deren ParticularSchriftwechselen in hoͤheren Werth eingenommen und ausgegeben worden seyen; als haben Wir dessentwegen gebuͤhrend vorzusehen, und hiemit, daß Unser Land aller massen dieses Schadens enthebt werde, nachgesezte Puncten durch offentlichen Druk zu gehorsamer Folgleistung Maͤnniglichen bekannt zu machen nothwendig gefunden; Daß
Erstens alle und jede Reichs-Muͤnzen (die hiernach benambste allein ausgenommen) auch die neue BaßlerOrt: , SchaffhauserOrt: , alle AppenzellerOrt: , neue StAbkürzung GallerOrt: , und andere ehemahlen schon
verruffene geringhaͤltige Muͤnzen samt denen Fischlein halben Bazen in unserem Orth neuerdings bey der hierunden angesezten Straff einzunemmen, und auszugeben verbotten seyn; Mithin

Zweytens die Gold- und Silber-Sorten, und Scheid-Muͤnzen unter unseren Burgeren, und Landtleuthen folgenden Werth haben sollen:

Als die Schiltli- und teutscheOrt: zehen gute Gulden-werthige Dulonen (die
montforterischOrganisation: - und hohenzollerischeOrganisation: Dublonen ausgenommen, denen Gl a
Wir wegen ihres geringen Werths keinen CoursSchriftwechsel gestatten) 12Währung: 12 Gulden " 20Währung: 20 Schillinge " "
Alte LisboninSchriftwechselen 15Währung: 15 Gulden " 15Währung: 15 Schillinge " "
Neue LisboninSchriftwechselen 21Währung: 21 Gulden " " " " "
LLAbkürzung Dublonen 13Währung: 13 Gulden " 30Währung: 30 Schillinge " "
Sonnen Dublonen 12Währung: 12 Gulden " " " " "
SpannischOrt: - und französischeOrt: Dublonen 10Währung: 10 Gulden " " " " "
MirlitonsSchriftwechsel 9Währung: 9 Gulden " 15Währung: 15 Schillinge " "
Ducaten 5Währung: 5 Gulden " 12Währung: 12 Schillinge " 3Währung: 3 Angster
Cronenthaler 3Währung: 3 Gulden " 5Währung: 5 Schillinge " "
Alte französischeOrt: Thaler genannt: Louis BlancsSchriftwechsel 2Währung: 2 Gulden " 26Währung: 26 Schillinge " 4Währung: 4 Angster
BayerischeOrt: Thaler mit dem Mariaͤ Bild, oder Churfuͤrstlichen Wappen 2Währung: 2 Gulden " 28Währung: 28 Schillinge " "
Andere Reichs- und alte SpeciesSchriftwechsel-Thaler 2Währung: 2 Gulden " 20Währung: 20 Schillinge " "
BayerischeOrt: 30. Kreuzer Stuk " " 22Währung: 22 Schillinge " 3Währung: 3 Angster


Die Halbe nach Proportion, naͤmlich 15. SchweizerOrt: -Kreuzer.
" aAbkürzung
StAbkürzung GallerOrt: Oertlin doppelt 24Währung: 24 Schillinge " "
Einfache 12Währung: 12 Schillinge " "
Alte BaßlerOrt: zehen Schillinger 9Währung: 9 Schillinge " "
StAbkürzung GallerOrt: Groschen doppelt 4Währung: 4 Schillinge " 3Währung: 3 Angster
Einfache 3. SchweizerOrt: -Kreuzer.
Alte BaßlerOrt: - und StAbkürzung GallerOrt: gute Bazen 3Währung: 3 Schillinge " "
Halbe 1Währung: 1 Schilling " 3Währung: 3 Angster
Ganze WalliserOrt: Bazen 2Währung: 2 Schillinge " "
Halbe 1Währung: 1 Schilling " "
Kreuzer " " 3Währung: 3 Angster
Aller Gattung halbe Kreuzer und Bluzger " " 2Währung: 2 Angster
Alle uͤbrige SchweizerischeOrt: Muͤnzen, so bishero bey uns gangbar gewesen,
auch die SraßburgerOrt: 16- 8- und 4. Raͤpler nach bisherigem Lauff bis
auf weitere Verordnung.
Drittens: Damit aber dieser Unser Landtsvaͤtterlichen Verordnung, so von dem Ruff an Krafft haben solle, unverbruͤchlich obgehalten werde; sollen diejenige, welche ob angesezte Gold-
oder Silber-Sorten und Muͤnzen hoͤher, oder auch die gaͤnzlich verbottene in Unserem Orth auszugeben, oder einzunemmen sich erfrechen, das erste mahl mit 10Währung: 10 Taler - das zweyte mahl mit 20
Thaleren
Währung: 20 Taler
, und endlich das dritte mahl mit hoͤchster Straff und Ungnad belegt und gestrafft werden. Weilen aber annoch

Viertens obgemeldt-specificierSchriftwechselte Geldt-Sorten in einigen anderen Orthen gaͤnzlichen verruffen, oder noch weiter hinunder gesezt seyn, so sollen auch von Froͤmbden die Geldt-Sorten nicht
anderst, als wie solche an selbiger Orthen geruffen seynd, bey ConfiscationSchriftwechsel des ausgebend- und einnemmenden Geldts, und nach befindenden Dingen auch noch schwehreren Straff ausgegeben,
und von denen Unserigen angenommen werden; Wann auch

Fuͤnfftens wahrgenommen worden, wie daß durch die gewuͤssenlose Aufwechsler, Kipperer- und Wipperer die beste Goldt- und Silber-Sorten aufgewechslet, und zu grossem Schaden
aus Unserem Land hinaus- dargegen aber geringhaͤltige Sorten hinein-geworffen werden; als solle solch Eigennuͤziger dem Allgemeinen so nachtheiliger Geldt-Handel nicht allein bey ConfiscationSchriftwechsel, sondern auch noch 100 ThalerWährung: 100 Taler unnachlaͤßlicher Buß verbotten und undersagt seyn.

Sechstens: Zu steiffer Befolgung alles dessen, und damit die Fehlbare desto ehender angezeigt, und abgeschrekt werden, wollen Wir dem standhaften Anzeiger von obberuͤhrten Bussen
naͤmlichen von 10Währung: 10 Taler 2Währung: 2 Taler und von 20Währung: 20 Taler 4Währung: 4 Taler und von 100Währung: 100 Taler 20 ThalerWährung: 20 Taler zur RecompensSchriftwechsel geben lassen.

Letstlichen, damit sich mit der Unwuͤssenheit alles dessen niemand Entschuldigen koͤnne, haben Wir dieses Hoch-Obrigkeitliche Mandat nicht nur in denen Kirchen publicieSchriftwechselren, sondern auch
an denen gewohnten Orthen anschlagen lassen. Wuͤssen sich also Einheimisch- und Froͤmbde diesem Unserem Befehl zu folge ohnstraffbar zu verhalten.
Actum vor Stadt und Ambt RathOrganisation: Donnstags den 19ten May 1768Datum: 19.5.1768.
Canzley der Stadt und Ambt ZugOrt: Organisation: .
Wir anmit nach tragender bestgemeinter Landesvaͤtterlicher Gesinnung die Unserigen vor Schaden und Nachtheil zu wahrnen, allen und jeden Unseren Angehoͤrigen, welche in gedachten LoͤblLoͤblichen Stands ZugOrt: Stadt und Landschaft etwas zu verkehren haͤtten, oder dahin Handel und Wandel trieben, diesere neue Muͤnz-
Verordnung zu derselben geflissener Beobachtung und Ausweichung der wiedrigenfahls aus eigener Schuld sich selbsten zuziehenden Straff und Verantwortung
publicierSchriftwechselen und bekannt machen wollen.
Geben den 6. Brachmonat, nach Christi Unsers Lieben Herrn und Heilands Geburth
gezehlt Eintausend, Siebenhundert Sechszig und Acht Jahre
Originaldatierung: 6.6.1768
.
Canzley der Stadt ZuͤrichOrt: Organisation: .
[fol. v]Seitenumbruch