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SSRQ ZH NF I/1/11 81-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 11: Gedruckte Mandate für Stadt und/oder Landschaft Zürich, von Sandra Reisinger

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/11 81-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verordnung der Stadt Zürich betreffend Masse und Gewichte des Mehls (Abgabe der Mehlprobe)

1778 November 11.

Mit der obrigkeitlichen Mehlprobe werden verbindliche Hohlmasse und Gewichtsangaben von drei verschiedenen Qualitätssorten des entspelzten Dinkels (Kernen) sowie der Kleie (Krüsch) festgelegt. Dabei werden nicht nur die Zürcher Masse, sondern auch die Winterthurer Masse aufgeführt. Diese Angaben beinhalten bereits den Abzug des Mahllohns sowie des Sackpreises. Bei der mittleren Qualität gelten die Angaben ausserdem gemäss der obrigkeitlichen Veranschlagung des Mehlpreises (Mehlschlag).

In ZürichOrt: wurde Getreide bis zum 19. Jahrhundert anhand seines Volumens gemessen. Zum Schutze der Konsumenten und zur Verhinderung des Betruges durch die Müller verordnete die Obrigkeit regelmässig Probemahlgänge. Diese sogenannten Mehlproben werden bereits in der Müllerordnung von 1530 erwähnt (Edition: QZZG, Bd. 1, Nr. 266). Dabei kauften Amtleute je ein Mütt vom entspelzten Dinkel (Kernen) mit unterschiedlichen Qualitäten, um es zu mahlen und das Volumen des hergestellten Mehls und der Kleie (Krüsch) zu ermitteln. Zudem wurden im 18. Jahrhundert in den Mehlproben häufig auch Gewichtsangaben für das Mehl gemacht, was mit den obrigkeitlichen Bemühungen zur Einführung von Waagen als Messinstrumente für Mehl zusammenhing (vgl. Ordnung betreffend Brotverkauf auf der Landschaft von 1774: SSRQ ZH NF I/1/11 75-1). Um repräsentative Werte zu erhalten, wurden die Mehlproben in unterschiedlichen Mühlen der Stadt ZürichOrt: durchgeführt. Die Ergiebigkeit des Getreides hing dabei nicht nur von der Getreidequalität, sondern auch von dessen Feuchtigkeit, der Luftfeuchtigkeit, der Temperatur, dem Wasserstand auf dem Mühlrad sowie der Schärfe der Mühlesteine ab (Brühlmeier 2013; Klaassen 1996, S. 27-49).

Gedruckte Exemplare der obrigkeitlichen Mehlproben sind seit dem 17. Jahrhundert überliefert, wobei die erste gedruckte Mehlprobe von 1610 stammt (StAZH III AAb 1.2, Nr. 6). Der Grossteil der gedruckten Mehlproben stammt jedoch aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, beispielsweise von 1758 (StAZH III AAb 1.12, Nr. 11), 1762 (StAZH III AAb 1.12, Nr. 36), 1770 (StAZH III AAb 1.13, Nr. 81) und 1787 (StAZH III AAb 1.15, Nr. 48). Zwischen 1758 und 1797 finden sich in der Mandatsammlung des Staatsarchivs ZürichOrganisation: 45 gedruckte Mehlproben. Gemäss Müllerordnung von 1774 wurden sie jeweils zwei Mal jährlich, im Mai und am 11. November (Martini) durchgeführt (StAZH III AAb 1.14, Nr. 39). Überliefert sind aber auch andere Daten, an denen die Mehlproben stattfanden. Laut Saskia Klaassen lässt sich eine regelmässige Durchführung von Mehlproben nur für das 18. Jahrhundert belegen (Klaassen 1996, S. 49).

Editionstext

Holzschnitt


Maͤhl-Prob


Mit MartiniPerson: Anno 1778Originaldatierung: 11.11.1778


1 Muͤtt des allerbesten dießjaͤhrigen KernensVolumenmass: 1 Zürcher Mütt Dinkel, so hundert und eilf
Pfund
Gewicht: 111 Zürcher Pfunde Dinkel
netto gewogen, giebt an Zuͤricher-Gewicht und Maͤß,
nach Abzug des Muͤlle-Lohns und des Sacks,
An Maͤhl ein MuͤttVolumenmass: 1 Zürcher Mütt Mehl, ein ViertelVolumenmass: 1 Zürcher Viertel Mehl, drey VierlingVolumenmass: 3 Zürcher Vierling Mehl und zwey
Maͤßli
Volumenmass: 2 Zürcher Mässli Mehl
, wigt vier und neunzig PfundGewicht: 94 Zürcher Pfunde Mehl, drey und ein halben VrlgVierlingGewicht: 3.5 Zürcher Vierling Mehl.
An Kruͤsch drey und ein halben VierlingVolumenmass: 3.5 Zürcher Vierling Kleie aufgehaͤufet, wigt
9 PfundGewicht: 9 Zürcher Pfunde Kleie.
Nach dem Winterthurer-Maͤß wigt das Maͤhl hundert sieben und ein
halb Pfund
Gewicht: 107.5 Winterthurer Pfunde Mehl
, und das Kruͤsch zehen und ein halb PfundGewicht: 10.5 Winterthurer Pfunde Kleie.

1 Muͤtt des mittelmaͤßigen KernensVolumenmass: 1 Zürcher Mütt Dinkel, so hundert und acht PfundGewicht: 108 Zürcher Pfunde Dinkel gewogen, giebt
An Maͤhl ein MuͤttVolumenmass: 1 Zürcher Mütt Mehl, zwey ViertelVolumenmass: 2 Zürcher Viertel Mehl, wigt neun und achtzig und
drey Quart Pfund
Gewicht: 89.75 Zürcher Pfunde Mehl
.
An Kruͤsch drey VierlingVolumenmass: 3 Zürcher Vierling Kleie, drey MaͤßliVolumenmass: 3 Zürcher Mässli Kleie, wigt zehen PfundGewicht: 10 Zürcher Pfunde Kleie.
Nach dem Winterthurer-Maͤß wigt das Maͤhl hundert und ein
und drey Quart Pfund
Gewicht: 101.75 Winterthurer Pfunde Mehl
, und das Kruͤsch zehen und ein halb PfPfundGewicht: 10.5 Winterthurer Pfunde Kleie.
NBNota Bene Es sollen also neun und achtzig und drey Quart PfundGewicht: 89.75 Zürcher Pfunde am
Gewicht, und ein MuͤttVolumenmass: 1 Zürcher Mütt , zwey ViertelVolumenmass: 2 Zürcher Viertel am Maͤß, nebst drey
Vierling
Volumenmass: 3 Zürcher Vierling Kleie
drey Maͤßli KruͤschVolumenmass: 3 Zürcher Mässli Kleie, am Gewicht zehen PfundGewicht: 10 Zürcher Pfunde Kleie, allen
denjenigen gegeben werden, die das Maͤhl nach dem Maͤhlschlag
bezahlen.

1 Muͤtt des allergeringsten KernensVolumenmass: 1 Zürcher Mütt Dinkel, so hundert vier und ein halb
Pfund
Gewicht: 104.5 Zürcher Pfunde Dinkel
netto gewogen, giebt
An Maͤhl ein MuͤttVolumenmass: 1 Zürcher Mütt Mehl, ein ViertelVolumenmass: 1 Zürcher Viertel Mehl, drey VierlingVolumenmass: 3 Zürcher Vierling Mehl, zwey und ein
halb Maͤßli
Volumenmass: 2.5 Zürcher Mässli Mehl
, wigt sechs und achtzig PfundGewicht: 86 Zürcher Pfunde Mehl und ein halben VrlgVierlingGewicht: 0.5 Zürcher Vierling Mehl.
An Kruͤsch ein ViertelVolumenmass: 1 Zürcher Viertel Kleie, wigt neun und drey Quart PfundGewicht: 9.75 Zürcher Pfunde Kleie.
Nach dem Winterthurer-Maͤß wigt das Maͤhl acht und neunzig
und drey Quart Pfund
Gewicht: 98.75 Winterthurer Pfunde Mehl
, und das Kruͤsch zehen und drey achtels PfundGewicht: 10.375 Winterthurer Pfunde Kleie.
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