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SSRQ ZH NF I/1/3 115-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation)., von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 115-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bestätigung des Regiments der Stadt Zürich durch Kaiser Karl V.

1521 Mai 16. Worms

Karl V., gewählter römischer Kaiser, verleiht Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich das Recht, ihr Regiment, das heisst den Geschworenen Brief, auf den man halbjährlich den Eid ablegt, die Rechtsbücher, worin die Bussen für die verschiedenen Straftaten verzeichnet sind, sowie die Stadtbücher mit den Satzungen, Ordnungen, Erkanntnissen und Urteilen, nach Belieben zu ändern, zu mindern oder zu mehren, unter Vorbehalt der Unschädlichkeit des Reichs und des gemeinen Nutzens. Ferner bestätigt er alle die früheren Rechte und Freiheiten, die sie von römischen Kaisern, Königen und anderen erhalten haben. Der Kaiser fordert alle Untertanen und Getreuen des Reichs auf, den Bestimmungen dieser Urkunde Folge zu leisten und die darin bestätigten Rechte der Stadt Zürich nicht zu verletzen, unter Vorbehalt einer Busse von 40 Mark Gold, zur einen Hälfte an die Kammer des Reichs, zur anderen Hälfte an die Stadt Zürich. Der Kaiser siegelt.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 317
  • Originaldatierung: 1521 Mai 16
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 49.0 × 27.0
  • 1 Siegel:
    1. Kaiser Karl V.Person: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH B I 276, fol. 164r
  • Originaldatierung: 1550
  • Überlieferung: Abschrift (Nachtrag)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 24.5 × 32.5
  • Sprache: Deutsch

Die vorliegende Privilegienbestätigung hat ihr Vorbild in einer durch Kaiser SigismundPerson: 1433 in RomOrt: ausgestellten Urkunde, die der damalige Stadtschreiber Michael SteblerPerson: erwirkt haben dürfte (StAZH C I, Nr. 90). Bereits SigismundPerson: hatte das städtische Regiment unter Nennung von dessen wichtigsten Rechtskodifikationen bestätigt. Ein Vergleich der beiden Bestätigungen zeigt auf, dass der 1433 noch erwähnte Richtebrief im Jahr 1521 keine Berücksichtigung mehr fand.

Die Urkunde ist eine von insgesamt sechs Privilegien, die sich ZürichOrt: von Karl V.Person: ausstellen liess (StAZH C I, Nr. 315-320). Darin bestätigte das Reichsoberhaupt die wichtigsten Herrschaftsrechte der Stadt, wie das Recht, über das Blut zu richten, den Reichsvogt zu wählen und eigene Münzen zu schlagen (zum BlutgerichtOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 99-1). Zudem schränkte er zugunsten des RatsOrganisation: das Asylrecht der städtischen Klöster und Kirchen ein (zum Kirchenasyl vgl. die Ordnung des Jahres 1527, SSRQ ZH NF I/1/3 140-1). Die Privilegien Karls V.Person: wurden gemeinsam in einer Archivschublade aufbewahrt, während die früheren thematisch und nicht nach Herrschern geordnet wurden – eine Einteilung, die sich in dieser Form bis heute erhalten hat. Dass dies bereits im 16. Jahrhundert der Fall war, lässt sich anhand des betreffenden, in den Sammlungen des Landesmuseums befindlichen Archivschranks erschliessen, dessen originale Schubladenbeschriftungen teilweise erhalten sind und die mit dem von Stadtschreiber Hans Escher vom LuchsPerson: Mitte des 16. Jahrhunderts angelegten Archivinventar übereinstimmen (Sieber 2010a, S. 56-58). Stadtschreiber EscherPerson: übertrug sämtliche Priviliegen Karls V.Person: zudem in das sogenannte Rote Buch seines Vorgängers Michael SteblerPerson: (StAZH B I 276).

Es handelt sich gleichzeitig um die letzten einzelörtischen Privilegienbestätigungen für ZürichOrt: , 1559 beteiligte sich die Stadt an einer gesamteidgenössischen Bestätigung durch Kaiser Ferdinand I.Person: (StAZH C I, Nr. 366).

Zur Privilegienbestätigung des Jahres 1433 vgl. Sieber 2007, S. 14-15; Helfenstein 1984, S. 32-33; zum städtischen Urkundenarchiv vgl. Sieber 2010a, S. 50-59; Sieber 2007, S. 12-13; zum Verhältnis Karls V.Person: zur EidgenossenschaftOrt: vgl. Braun 1997.

Editionstext


Wir, Karl der funnfftPerson: , von gotz genaden erwelter RoͤmischerOrt: kaiser, zuͦ allenntzeiten merer des reichsOrganisation: etcAbkürzung, in GermanienOrt: , zuͦ HispenienOrt: , beder SicilienOrt: , zuͦ JerusalemOrt: , zuͦ HunngernOrt: ,
zuͦ DalmatienOrt: , zuͦ CroatienOrt: etcAbkürzung kunig, ertzhertzog zuͦ OsterreicheOrt: unnd hertzog zuͦ BurgunndiOrt: , grave zuͦ HabspurggOrt: , FlanndernOrt: unnd TyrolOrt: etcAbkürzung, bekennen offennlichen
mit disem brieve unnd thuͦnn kunt allermenigclichen, daz wir unnsern unnd des reichsOrganisation: lieben, getrewen burgermaister und rate der stat ZurichOrt: Organisation: auf ir ansuchn
unnd diemuetig bete ire regimennt, daz ist der brieve, den man zwaymaln im jarWiederholte Zeitspanne: 6 Monate bey inen sweret, auch ire rechtbuecher, darinn die puessen geschriben steen, wie man
ainen yeden frevel sol straffen, die statbuecher, daran ire satzungen, ordnungen, erkanntnussen und urtailn steen, unnd daz ain burgermaister unnd rate
der stat ZurichOrt:
Organisation:
yetzuͦtzeiten setzt unnd ordennt, es sey in der stat oder auf dem lannde, in iren stetten, graffschafften, herrschafften, lannden und oberkaiten, durch guͦtz,
frids, scherms, reicher unnd armer unnd durch der stat nutz unnd eren willen oder deren, die dartzuͦ gehoren, daz solhs krefftig sey, dartzuͦ, daz sy auch gwalt und macht
haben sullen, solh ir regimennt, den gemelten geswornnen brieve, ire rechtbucher, satzungen, ordnungen und erkanntnussn oder urtailern, wie unnd warumben daz
ist, zuͦmynndern, zuͦmern und zuͦanndern, wievil unnd offt sy wellen, nach des ratz zuͦ ZurichOrt: Organisation: beschaidennhait und gelegennhait der sachen, doch daz alles dem heilign
Roͤmischen reicheOrganisation: und gemainem nutz unverdrossennlichn und unschedlichn.
Unnd dartzuͦ alle anndere ire recht, gnaden, privilegien, freyhaitn, gesatz, gericht, ire phanndbrieve, hanndvessten, gut gewonnhaitn unnd alt herkomen, so sy von unnsern vorfaren am reicheOrganisation: , RoͤmischnOrt: kaisern und kuͤnigen oder anndern haben, zuͦgleicher weise unnd aller massen, als ob die unnd yede von worten zu worten hirinn begriffen und geschriben stuennden, die wir auch dermassn gemelt und angetzogn
haben wellen, als RoͤmischerOrt: kaiser genedigclichen ernewet, confirmiert unnd bestett, ernewen, confirmieren unnd bestetten die auch von RoͤmischerOrt: , kaiserlicher
macht wissenntlich mit dem brieve.
Und mainen und wellen, daz solhs alles und yedes krefftig sein und beleiben und sich die obbestimbten burgermaister
unnd rat zuͦ ZurichOrt:
Organisation:
und ir nachkomen der also gebrauchen und geniessen sullen und mugen, unverhindert menigclichs, doch unns und dem heiligen reicheOrganisation: , unnser
oberkait, hirynn vorbehalten. Und gebieten darauf allen und yegclichen churfurstn, furstn, geistlichen unnd weltlichen, prelatn, graven, freyen, herrn, rittern,
knechten, hawbtlewten, vitzthumben, vogten, phlegern, verwesern, ambtlewten, burgermaistern, richtern, reͣten, burgern und gemainden und sonnst alleHinzufügung oberhalb der Zeilean anndrn
unnsern und des heiligen reichsOrganisation: unnderthanen und getrewen, in waz wirden, statz oder wesenns die sein, ernnstlich mit disem brieve und wellen, daz sy die obbestimbtn
burgermaister unnd rate zuͦ ZurichOrt: Organisation: und ir nachkomen in allen unnd yeden, so obgeschriben steet, und diser unnser kaiserlichen erneuung, confirmation und besteͣttung nicht hindern noch irrn, sonnder sy also dabey beleiben und der gebrauchen und geniessen lassen, als liebe. Ainem yegclichen sey die pene unnser unnd des reichsOrganisation:
ungnad und straffe unnd dartzuͦ ain pene, nemlich viertzigg markh lottigs goldsWährung: 40 Mark , zuͦvermeiden, die ain yeder, so offt er frevennlichen hiewider theͣtte, unns
halb in unnser unnd des reichsOrganisation: camer und den anndern halben tail den obgemelten von ZurichOrt: und iren nachkomen unableͣslich zubetzalln vervallen sein soͤlle.

Mit urkunt ditz briefs, besiglt mit unnserm kaiserlichn anhanngenndem insigl, geben in unnser und des reichsOrganisation: stat WormbsAusstellungsort: , den sechtzehnnden tag may nach
Cristi geburt funnffzehnhundert und im ainundzwaintzigisten, unnserer reiche des RoͤmischenOrt: im anndernZeitspanne: und aller annder im sechstn jarnnZeitspanne:
Originaldatierung: 16.5.1521
.
[Unterschrift:] CarolusPerson:
[Kanzleivermerk auf der rechten Seite der Plica:]
Ad mandatum cesaree
et catholice mtis ppummaiestatis proprium
HannartPerson: 1
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Bestetnus des geschwornen briefs,
ouch aller bucher, frygheit unnd
gerechtigkeiten und das wir sollichs mindern und meren mogen.
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
1521Originaldatierung: 1.1.1521 – 31.12.1521
[Vermerk auf der Rückseite von späterer Hand:]
ZurichOrt: regiment

Anmerkungen

  1. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  1. Zum kaiserlichen Sekretär Johannes HannartPerson: vgl. Rill 1981.