SSRQ ZH NF I/1/3 162-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner
Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 162-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Eid und Ordnung der Hebammen der Stadt Zürich
1536.
Stückbeschreibung
- Signatur: StAZH B III 6, fol. 104r-105r
- Originaldatierung: 1536 Überlieferung: Eintrag (Nachtrag)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
- Sprache: Deutsch
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Edition
- Ruf, Gesamtausgabe, Bd. 4, S. 702-703
- Baumgartner, Wundgschau, S. 71-73
Kommentar
Der vorliegende Eid wurde um das Jahr 1536 in das Satzungsbuch der Stadt ZürichOrt: eingetragen. Dies ergibt sich aus der direkt im Anschluss folgenden, datierten Besoldungsordnung, die von derselben Hand stammt (SSRQ ZH NF I/1/3 164-1). Es existiert zudem ein Entwurf des Eides aus den Jahren 1516-1518, jedoch fehlen dort die Abschnitte 8-9 (StAZH A 43.1.5, Nr. 2, S. 38). Nachträglich ausser Kraft gesetzt wurde der Abschnitt betreffend die durch Hebammen vorgenommenen Nottaufen (vgl. dazu den Vermerk «Abkent» in der vorliegenden Aufzeichnung). Das Gschau-Buch von 1703 enthält den Eid in einer überarbeiteten Form, wobei die Nottaufe nicht mehr erwähnt wird (StAZH H I 321, S. 4-5). Die ebenfalls dort befindliche, überarbeitete Abschrift der Besoldungsordnung vom 12. April 1536 untersagt die Nottaufe sogar ausdrücklich mit dem Hinweis darauf, dass nach reformierter Lehre auch die ungetauften Kinder in der Gnade Gottes stünden (StAZH H I 321, S. 6-7). In diesem Zusammenhang ist jedoch zu erwähnen, dass Nottaufen insbesondere auf der ZürcherOrt: Landschaft mindestens noch bis Ende des 16. Jahrhunderts durch Hebammen praktiziert und von der Obrigkeit stillschweigend geduldet wurden (speziell zu ZürichOrt: vgl. Hollenweger 1987, S. 19-21; allgemein zur Nottaufe vgl. Labouvie 1998, S. 171-176).
Zu den Hebammen auf der ZürcherOrt: Landschaft vgl. das diesbezügliche gedruckte Mandat des Jahres 1782 (SSRQ ZH NF I/1/11 88-1); allgemein zur Ausbildung der Hebammen während der Frühen Neuzeit vgl. Labouvie 1996.
Editionstext
Der hebamman eyd, den sy sollent schweren unnd lobenn
Unnd disen eyd oder glüpnuß sol unnser statt artzett jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr unnd so eine von erst zuͦ hebammen wirt genommen von inen nemmen, damit dem statt bescheche.
Anmerkungen
- Zur besonderen symbolischen Bedeutung der Plazenta («püscheli») vgl. Labouvie 1998, S. 126-127.↩
- Zur weit verbreiteten Befürchtung, dass von einem verfrühten Betasten («gryffenn») insbesondere der inneren Geburtsorgane durch die Hebamme Schaden ausgehen könnte, vgl. Labouvie 1998, S. 117.↩
Regest