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SSRQ ZH NF I/1/3 172-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 172-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung der Stadt Zürich für die Besetzung der städtischen Ämter sowie der Landvogteien und der Obervogteien

1539 Januar 1 – 1543 Februar 3.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich verfügen, dass die städtischen Ämter jeweils auf Weihnachten, die Landvogteien hingegen auf den 24. Juni besetzt werden sollen. Für die Wahl der Landvögte von Kyburg, Eglisau, Grüningen, Greifensee, Andelfingen, Regensberg, im Freiamt, Knonau und Maschwanden, Laufen, Wädenswil, Hegi, Steinegg, Sax, Weinfelden und Pfyn sowie für die Klosteramtleute werden folgende Bedingungen erlassen: Wählbar sind Mitglieder des Grossen und des Kleinen Rates. Gewählte Landvögte haben während der Amtsdauer ihre Mitgliedschaft im Kleinen Rat aufzugeben, sie bleiben jedoch Mitglieder des Grossen Rates. Landvögte werden für die Dauer von drei Jahren gewählt, ihre Amtszeit kann danach jährlich verlängert werden, jedoch jeweils erst nach erfolgter Prüfung der Jahresrechnung. Jeder Landvogt hat gegenüber dem Kleinen Rat zwei Bürgen zu stellen. Als Vögte der gemeinen Herrschaften sowie für die Hauptmannschaft von St. Gallen sind nur Mitglieder des Kleinen Rates zugelassen, dasselbe gilt für die Obervogteien und die inneren Vogteien. Städtische Amtleute haben die Ordnungen ihres jeweiligen Amtes zu beschwören. In einem Nachtrag wird vermerkt: Die Amtszeit der Landvögte und Klosteramtleute wird auf höchstens sechs Jahre beschränkt. Nach Ablauf der sechsjährigen Amtszeit gilt für den Amtsinhaber ein Stillstand von drei Jahren, bis er sich wieder auf eine neue Stelle bewerben kann. Diese Bestimmungen gelten nicht für die Säckelmeister, Baumeister, Spitalmeister, den Obmann der Klosterämter sowie der Siechenhäuser St. Jakob an der Sihl und an der Spanweid sowie die Vögte in den gemeinen Herrschaften.

  • Signatur: StAZH B III 4, fol. 45r-47r
  • Originaldatierung: 1539 Januar 1 – 1543 Februar 3
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 20.0 × 29.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Werner Beyel, Stadtschreiber von Zürich (Grundtext)

Die vorliegende Aufzeichnung basiert auf einer Ordnung aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts (SSRQ ZH NF I/1/3 102-1). Die wichtigste Erweiterung gegenüber der älteren Fassung findet sich auf dem nachträglich eingefügten Blatt 46 und besteht in der Begrenzung der Amtsdauer der Landvögte und Klosteramtleute auf sechs Jahre. Die Einführung solcher Amtszeitbegrenzungen war während des 16. Jahrhunderts längere Zeit umstritten gewesen. Wie in der Ordnung selbst ausgeführt, lag jedoch die Begrenzung im Interesse eines Ausgleichs unter den Angehörigen der städtischen Elite, die hinsichtlich des Zugangs zu den oftmals lukrativen Ämtern der Landschaftsverwaltung miteinander in Konkurrenz standen. Um diese zu entschärfen, wurde neben der Amtszeitbegrenzung zusätzlich ein dreijähriger Stillstand eingeführt, der 1641 um ein weiteres Jahr verlängert wurde.

Zu den verschiedenen Regelungen betreffend die Wahl und Amtsdauer der Landvögte vgl. Dütsch 1994, S. 20-31.

Editionstext

Wie man der statt aͤmpter zuͦ wieneͣchtenDatum: 25. Dezember, deßglych die vogtygen und aͤmpter zuͦ sanct JohansPerson: tag im summerDatum: 24. Juni (Kirchenfest) jarlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr soll verlychenUnterstrichen

Wir, derUnterstrichen burgermeyster,Unterstrichen rath unnd der groß rathOrganisation: , ordnent, setzent unnd wöllent, das allweg zuͦ wienächtenDatum: 25. Dezember der statt a aͤmpter, so man alßdann bißhar hat besetzt, söllint besetzt werden mit lüthen, so darzuͦ togennlich unnd unnser statt nutz unnd fuͦg sind, deßglych allweg zuͦ sanct JohannsPerson: tag im summerUnterstrichenDatum: 24. Juni (Kirchenfest) all vogtyen unnd die aͤmpter, so man alßdann bißhar ouch besetzt hat, die statt har verlychen, besetzen unnd enndtsetzen, wie unns bedungkt unnser statt unnd dem lannd am nutzlichesten, erlichesten unnd loblichisten sin. Unnd doch mit der lütterung, als hernach volgt:
Namlich, so söllent unnser vogtygen zuͦ KyburgOrt: , EglisowOrt: , GruͤningenOrt: , GryffennseeOrt: , AndelfingenOrt: , RegenspërgOrt: unnd inn dem Frygen AmptOrt: , zuͦ KnonowOrt: , MaschwandenOrt: Unterstrichen b–LouffenOrt: und WedischwylOrt: , HegiOrt: , c d–SteineggOrt: , SaxOrt: , WynfeldenOrt: und PfynOrt: Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand von Nachtragshand (C)–d sambt der gestifft und clösterHinzufügung am rechten Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen von Nachtragshand (B)–b besetzt werden mit lüthen, die da sind von den nüwen unnd alten räthenOrganisation: oder den burgern, dem grossen rathOrganisation: . Unnd wöllichem deß nüwen regierenden unnd geschwornnen rathsOrganisation: ein vogtyg wirt gelichen, der soll nit mee deß nüwen rathsOrganisation: wesen, sonnder ein annderer unverzogenlich an sin statt genommen werden. Doch soll er der burgern plyben an eins abgenden statt, umb das der regierend rathOrganisation: sin zyl uß destbas möge byeinander sin.
Unnd söllent die vögt bemelter vogtygen daußenKorrigiert aus: draußene uff den vogtygen iren sitz haben [fol. 45v]Seitenumbruch unnd daselbst hußhalten unnd zuͦ keynen anndren sachen geschiben unnd gebrucht werden, umb das die vogtygen destbas versëchen unnd inen gewartet werd.
Unnd soll allwëg zuͦ drygen jarennZeitspanne: 3 Jahre derselben ußern vögten jar uß sin unnd eyner urloub haben unnd söllent in die unnsern inn söllicher vogtyg, da er dann vogt wirt oder ist gewësen, so er uff ald ab zücht, mit siner hab ferttigen. Doch damit inn söllichen vogtygen unnser statt nutz destbas gefürdert unnd die unnsern vor cost verhuͤt werdint, mag nütdestmynder ein yeder abgänder vogt, so wir nach ußgang der drygen jarenZeitspanne: 3 Jahre die vogtygen wider lyhent, nebent anndren darumb wider bitten. Hat er unns dann vornacher uff söllicher vogtyg gedienet, das unns bedungkt, er syge gmeyner unnser statt nutzlich, mögent wir in wider nemmen, unnd so das jarZeitspanne: 1 Jahr harumb kumpt, soll man ein frag umb in haben. Unnd so er aber wirt genommen, soll man dannenthyn jërlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr allwëg, wenn es zur waal kompt, umb in ein frag haben, doch söllent die rechnungen eynes yeden vogts vorhyn gelësen werden.
Und was vogtygen wir mit anndren eydtgnoßenOrganisation: habent zuͦbesetzen, deßglich die houptmanschafft zuͦ Sanct GallenOrt: , die söllent wir besetzen uß unserm kleynen rathOrganisation: , es syge uß dem nüwen oder alten.
Unnd wöllicher also von unns uff die obbemeltten unnser ußern vogtygen anfangs wirt genommen unnd erwelt, der soll nit uffziechen, er habe dann unns darumb trostung geben mit zweyenMenge: 2 ingesëßnen burgern unnd dieselben tröster für unnsern kleynen rathOrganisation: stellen, ob sy söllicher trostung gnuͦg bedungk, unnd unnserm kleynen rathOrganisation: versprëchind, tröster zesind, umb alles das,[...]Editorisch irrelevant1 [fol. 46r]Seitenumbruch so sich synthalb von söllicher vogtyg wegen uffloufft, ouch den gewonlichen eyd schweeren unnd wellicher eynest vertröst unnd schweert, der bedarff es nit mee thuͦn, diewyl er uff söllicher vogtyg plypt unnd wir im die laßent, es were dann, das ein tröster mit tod abgieng oder darzuͦ sunst unnütz wurde, da soll er an deßelben statt unverzogennlich eynen anndren inn obgeschribner gstalt für unnser räthOrganisation: stellen unnd geben by synem eyd unnd darzuͦ, wenn ein vogt den eyd der vogtyg halb will thuͦn, soll er schweeren vor den räthenOrganisation: .
Welliche ouch zuͦ der statt amptlüth genommen werdent, die söllent von söllicher aͤmptern wegen schweeren unnd darzuͦ die ordnungen halten, wie das von yedem innsonderheyt gesetzt ist. Was ouch söllicher aͤmpter nüwen oder alten räthenOrganisation: bevolchen wirt, darumb söllent sy schweeren als annder, die deß nit sind.
Aber die vogtygen, die wir besetzent unnd bißhar besetzt habent mit vögten inn der statt, die mit irem sitz deßhalb nit muͤßent hynuß ziechen, söllent unnd wellend wir besetzen jërlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr alleyn mit unnsern nüwen oder alten räthenOrganisation: unnd keynem deß großen rathsOrganisation: . Unnd doch also, wellicher derselben, es syge deß rychsOrganisation: oder annderer vogtygen eine eyns jarsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr hat gehept, das im deß anndren jarsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr keyne soll gelichen werden, aber an dem dritten jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr mag er es wol wieder wesen, ob wir im eine lihent.

[fol. 46v]Seitenumbruch
Unnd alß aber vorhin geordnet gwësen, das die ußern vögt allwëg zuͦ drygen jarenZeitspanne: 3 Jahre urloub haben, doch nütdestmynder nach verschynung söllicher zyt wol nëbend andern umb die vogtye widerumb bitten möchten, daruß gefolget, das nit alleyn dieselben ußeren vögte, sunder ouch der stifften unnd clöstern schaffnere unnd amptlüth inn unnd ußerthalb unser statt, die uns zuͦverwalten zuͦstaand, ettwa vil unnd lannge jar uff den vogtygen unnd aͤmptern beliben, das aber by anndern burgeren vil unwillens bracht, das sy irer lieben vordern, ouch ir selbs getrüwer diensten unnd das sy wol an der statt gefaren nit genyeßen mögen, sunder annderen, so villicht mynders verdiensts gewësen, mit ungedult zuͦluͦgen muͤßen unnd dardurch zedienen unwillig worden.
Deßhalb unnd umb mynder uffsatzes, ouch meerer burgerlicher eynigkeyt, ruͦwen unnd gemeynes wolstands willen der statt unnd deß gemeynen lanndts, damit die, so an der statt wol faarend, ouch destbas geeret unnd dest lustiger werdint, dem gemeynen nutz zedienen, so haben wir unns mit guͦter vorbetrachtung unnd wüßentlichem rath endtschloßen und erkenth, setzend, ordnent und wellend, das man zuͦ allen sëchs jarenWiederholte Zeitspanne: 6 JahreUnterstrichen söllich unser vogtygen, stifft unnd closter aͤmpter zuͦ statt und lannd, keynes ußgenommen, dann alleyn der cloͤstern obmanns ampt, alle ënnderen und mit andern vögten, schaffnern und amptlüthen versëchen, doch sölle alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr, nach dem der voͤgten und schaffneren rëchnungen verlësen werdent, umb yeden vogt und amptmann ein frag gehalten werden. Hat sich einer dann inn siner verwaltung und rechnung (daran wir kommen mögent) getragen und er uns widerumb bittet unnd guͦt dungkt, so mögend [fol. 47r]Seitenumbruch wir in wol widerumb nemmen. Doch soll keyner lennger dann sëchs jarZeitspanne: 6 JahreUnterstrichen uff eyner vogtyge ald uff einem ampt belyben noch gehalten werden. Man soll in ouch im sechßten unnd letsten jar nit wytter bitten laßen noch keyn frag umb in haben, sunder angends ein anndern nemmen, der unns bedungkt unnser statt unnd dem ampt nutzlich unnd eerlich sin, aller dingen unverhyndert.
f g–
Unnd wellicher also abgaat, der soll inn den nächsten drü jarenZeitspanne: 3 Jahre zuͦ keynem annderen ampt oder vogtye genommen noch erkosen werden, umb das anndere ouch destbas lernen und brucht werden mögind. Wann aber die drü jarZeitspanne: 3 Jahre verschynen sind, so mag man in dann wol widerumb an soͤllich vogtyen, die unnd andere aͤmpter nemmen unnd bruchen. Doch hierinn vorbehaltten unnser statt segkel- und buwmeyster, hußschryberHinzufügung am rechten Randh unnd andere derglychen aͤmpter, die wir vornaher unnd von altem haͤr von unnsers ratsOrganisation: wegen zelyhen im bruch gehept hand, deßglychen i–das spitalmeister ambt, zuͦ dem der clösteren obman ambtHinzufügung am linken Rand–i, die beyde hüser zuͦ Sanct Jacob an der SilOrganisation: und an der SpanweydOrganisation: , ouch die gemeynen vogtyen, so wir mit unnseren eydtgnoßenOrganisation: zuͦbesetzen hand. Die alle wellent wir besorgen und verlyhen, nachdemm unns yeder zyt fuͦgklich unnd unnser statt nutz und eer sin bedungkt unnd darinn unnser hand offen han.
Erlüttert sampßtags vor der herren vaßnacht 1543Datum: 3.2.1543, presentibusIn der Vorlage: pnt herr Diethelm RoystPerson: , burgermeister, raͤth unnd burgerOrganisation: .
Hinzufügung unterhalb der Zeile von anderer Hand
–g

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am rechten Rand von Hand des 16. Jh. mit Einfügungszeichen: ouch gestifft und clöster.
  2. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand mit Einfügungszeichen von Nachtragshand (B).
  3. Streichung: und.
  4. Hinzufügung am rechten Rand von anderer Hand von Nachtragshand (C).
  5. Korrigiert aus: draußen.
  6. Hinzufügung am linken Rand von Hand des 17. Jh.: Den 16. junii anno 1641Datum: 16.6.1641 ist diser stillstand uff vier jarZeitspanne: 4 Jahregesetzt worden.
  7. Hinzufügung unterhalb der Zeile von anderer Hand.
  8. Hinzufügung am rechten Rand.
  9. Hinzufügung am linken Rand.
  1. An dieser Stelle folgt auf einem nachträglich eingefügten Blatt ein Zusatz die Amtszeiten der Landvögte und Klosteramtleute betreffend.