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SSRQ ZH NF I/1/3 21-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 21-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verordnung der Stadt Zürich betreffend Einsetzung zweier Pfleger für das Kloster Oetenbach

1486 August 21.

Bürgermeister Heinrich Röist und beide Räte der Stadt Zürich beschliessen die Einsetzung zweier ständiger Pfleger für das Frauenkloster Oetenbach. Diese sind zur Prüfung der Jahresrechnungen des Klosters verpflichtet. Den Klosterschwestern soll es in Zukunft nicht mehr erlaubt sein, ohne Zustimmung der beiden Pfleger Rechnung abzulegen oder in weltlichen Angelegenheiten irgendwelche Geschäfte zu tätigen. Zu Pflegern ernannt werden Hans Waldmann und Felix Keller der Ältere. Darüber hinaus sollen die Klosterschwestern ermahnt werden, das ständige Schicken von Dingen an die Dominikanermönche sowie allen unziemlichen Lebenswandel zu vermeiden. Die Dominikaner ihrerseits sollen angewiesen werden, ihre Besuche im Frauenkloster einzuschränken. Dazu verordnet werden Bürgermeister Heinrich Röist, Meister Johannes Reuchlin und Meister Ulrich Widmer.

  • Signatur: StAZH B II 10, S. 14
  • Originaldatierung: 1486 August 21
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 11.5 × 29.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Ludwig Ammann, Stadtschreiber von Zürich
  • Edition

Erstmals ist die Einsetzung städtischer Pfleger für das Dominikanerinnenkloster OetenbachOrganisation: im Jahr 1372 belegt (Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 235, Nr. 26). Bis zum Erlass der vorliegenden Ordnung sind keine weiteren Namen von Pflegern überliefert.

Die vorliegende Ordnung illustriert eine allgemeine Tendenz, wonach der Zürcher RatOrganisation: während des letzten Viertels des 15. Jahrhunderts seinen Einfluss auf die Wirtschaftsführung der Klöster innerhalb der Stadt sowie im ZürcherOrt: Herrschaftsgebiet zu intensivieren begann. Dabei ist hervorzuheben, dass in diesem Fall die Einsetzung von Pflegern nicht nur temporär, sondern ausdrücklich unbefristet war. Auch weitere Klöster wurden in diesem Zeitraum unter die Aufsicht von Pflegern gestellt (StAZH B II 16, S. 88; StAZH B II 16, S. 90). In den Urkunden über Käufe und Verkäufe sowie den Lehensbriefen des Klosters OetenbachOrganisation: treten in dieser Zeit jedoch weiterhin alleinig die Priorin und der Klosterschaffner als aktiv Handelnde auf, während sich die Pfleger auf ihre Aufsichtsfunktion beschränkt zu haben scheinen (Halter 1956, S. 94).

Neben wirtschaftlichen Belangen rückte auch die Lebensführung der Geistlichkeit in den Bereich der obrigkeitlichen Regulierungsbemühungen. Hinsichtlich des Kontakts mit den Dominikanern ist anzumerken, dass diese zur Anwesenheit im Kloster OetenbachOrganisation: legitimiert waren, da eine Bulle von Papst Innozenz IV.Person: sie zu täglicher Seelsorge und Visitation der Schwestern verpflichtete (UBZH, Bd. 2, Nr. 623).

Eine vergleichbare Ordnung, welche die Lebensführung der Chorherren im GrossmünsterOrganisation: zu regulieren suchte, war kurz vor der vorliegenden Aufzeichnung erlassen worden (vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 20-1). Im Zuge der Reformation erliess der RatOrganisation: weitere Bestimmungen das Kloster OetenbachOrganisation: betreffend, vgl. StAZH B VI 247, fol. 279v-280r.

Für die Bedeutung der städtischen Pfleger für das Kloster OetenbachOrganisation: vgl. Halter 1956, S. 83-96; für das Verhältnis zum PredigerklosterOrganisation: vgl. Wehrli-Johns 1980, S. 94-99; allgemein zur städtischen Kirchenpolitik im späten 15. Jahrhundert vgl. Dörner 1996; Bless-Grabher 1995, S. 456-458.

Editionstext

Uff mentag vor BartholomeiPerson: Originaldatierung: 21.8.1486, pntpresentibus her burgermeister RoeistPerson: und beyd raͤtOrganisation:
Es haben sich beyd raͤttOrganisation: erkennt, das
die frowen an OͤttembachOrganisation: fu̍rerhin
zwen pflaͤger haben, die by irrnnAuffällige Schreibung
rechnungen jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr sitzen und die
frowen aͧn sy kein rechnung tuͦn,
noch in welltlichen sachen, was
irs gotshusOrganisation: sachen und geschefft
beruͤrt, u̍tzit fu̍rnemen noch
hanndellnn soͤllen, aͧn der selben
pflaͤger raͧt, wu̍ssen und willen.
Und das sölichs unablaͤsslich
bliben und bestaͧn sol und
sind daͧruff zuͦ pflaͤgern geordnet:

her burgermeister WaldmanPerson: ,
Felix Keller der ellterPerson:

Und sol mit den frowen an OͤttenbachOrganisation:
geredt werden, dem also naͧch zuͦ
kommen, darzuͦ das schicken, so
sy u̍ber tagZeitspanne: tags den bredygernOrganisation: in
haͤffnen und suß tuͦnd und allen
unzimlichen hanndel und wandel
miden. Desglich sol mit den
bredygernOrganisation: ouch geredt werden,
das geloͧuff und u̍berfaren
an OͤttembachOrganisation: zuͦ miden. Zuͦ
soͤlichem sind geordnet:
herr burgermeister RoeistPerson: ,
meister RoeichliPerson: ,
meister WidmerPerson: