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SSRQ ZH NF I/1/3 43-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 43-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Feuerordnung der Stadt Zürich

1490 Juni 19.

Bürgermeister sowie Kleiner und Grosser Rat legen das Vorgehen bei Ausbruch eines nächtlichen Brands fest: Alle in der betroffenen Wacht wohnhaften Personen haben den Brandherd aufzusuchen und beim Löschen behilflich zu sein, während die Bewohner der anderen Wachten sich bewaffnet beim Hauptmann ihrer Wacht und dessen Banner versammeln sollen. Die bei den Bannern Versammelten haben bei Bedarf auf Anweisung ihres Hauptmanns bei der Bekämpfung des Brands mitzuwirken, dürfen jedoch nicht eigenmächtig vorgehen. Ausgenommen davon sind sämtliche Zimmerleute der Stadt, die, unabhängig von ihrem Wohnort, den Brand aufsuchen und bei dessen Bekämpfung helfen sollen. Der Bürgermeister soll sich auf das Rathaus begeben, wobei sämtliche Dienstleute der Stadt, wie Weibel, Boten und Wächter, sich bei ihm einfinden sollen. Die Ratsmitglieder sollen gegebenenfalls auf Anweisung des Bürgermeisters ebenfalls dazustossen. Auch Frauen und Geistliche sind im Brandfall zur Hilfeleistung verpflichtet.

  • Signatur: StAZH A 43.1.2, Nr. 2, S. 45-46
  • Originaldatierung: 1490 Juni 19
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Johannes Gross, Unterschreiber der Stadt Zürich

Die vorliegende Ordnung wurde im Anhang zum Vierten Geschworenen Brief verschriftlicht. Sie ergänzt ältere Bestimmungen, welche die Verantwortlichkeit für die Banner in den Wachten sowie die Aufbewahrung der zum Feuerlöschen benötigten Zuber in der ganzen Stadt regelten (Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 395-396, Nr. 266; Zürcher Stadtbücher, Bd. 2/2, S. 414-415, Nr. 256). Verschiedentlich überliefert sind auch brandpolizeiliche Bestimmungen, welche insbesondere verhindern sollten, dass gewerblich betriebene Feuer ausser Kontrolle gerieten. So formulierte eine Ordnung aus dem Jahr 1435 Vorschriften für die Öfen der Bäcker, Metzger, für Krämerläden und Waschküchen und schränkte das Verwenden von Fackeln aus Stroh bei Wind ein (Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/2, S. 161, Nr. 61). Die sogenannte Feuerglocke des GrossmünstersOrt: , die jeweils um acht oder halb neun am Abend erklang, erinnerte zudem daran, Herdstellen zu löschen oder sicher zu verschliessen. Im Brandfall während der Nacht kam den Turmwächtern auf dem GrossmünsterOrt: und St. PeterOrt: eine entscheidende Funktion zu: Sie waren verpflichtet, nach Anzeichen für ausser Kontrolle geratene Feuer Ausschau zu halten und bei Bedarf durch das Blasen der sogenannten Feuerhörner Alarm zu schlagen (vgl. dazu die Ordnung der Turmwächter auf dem GrossmünsterOrt: : StAZH A 43.2, Nr. 78).

Zur nächtlichen Brandbekämpfung vgl. Casanova 2007, S. 60-67; zu Umfang und Organisation der Wachten vgl. SSRQ ZH NF I/1/3 146-1.

Editionstext


Ordnung, wie man sich halten sol,
so in der stat nachtsZeitspanne: nachts fu̍r uss gaͧt


Wir, der burgermeister, der raͧt und die zweyhundert, der gros raͧt
der stat Zu̍richOrt:
Organisation:
, haben durch unser gmeinen stat nutzes und
notturft willen, schaden und gebresten zuͦ verkommen, geordnot
und angesehen, ob hinfu̍r, das got wennden welle, in unser
stat nachtsZeitspanne: nachts fu̍r uffgienge und ein geloͧiff wurde, das dann
in der wacht, da soͤlich fu̍r uff gaͧt, die all, so in die selben
wacht gehoͤren, dem fu̍r zuͦ louffen und da retten und
tuͦn soͤllen, das best naͧch irem vermoͤgen und gelegenheit
der sach. Und in den u̍brigen wachten allen sol ein
jegklicher fu̍rderlich der paner in der selben wacht zuͦ loͧffen,
geru̍st mit siner wery und daselbs by der paner und
dem hoptmann der selben wacht bliben und uff die warten,
biss sy wyter bescheiden werden.

Und ob das fu̍r so schaͤdlich und gros wu̍rde, das man me lu̍ten
denn in der selben wacht, da es uffgangen, notturftig were,
in weliche wacht denn soͤlichs am nechsten verku̍nt wirt, so
soͤllen die hoptlu̍t der selben wachten, denen es verku̍ndt
wurde, me lu̍t von inen zuͦ dem fu̍r, naͧch gestalt der sach
und der notturft, ordnen und bescheidnen. Und welich also zuͦ dem
fu̍r uss andern wachten geordnot und bescheiden werden, das die
dem fu̍r zuͦ louffen und die u̍brigen by den panern, jeder in
siner waͧcht, bliben und nit oͧn ordnunng durch einandern loͧfen
soͤllen. Doch ist hie by beredt, das all zimberlu̍t, in welicher
wacht joch die sitzen, dem fu̍r, wo das uff gaͧt, den nechsten
zuͦ louffen und daselbs das best tuͦn und helfen soͤllen.
[S. 46]Seitenumbruch

Es sol ouch ein burgermeister, welicher der je zuͦ ziten ist, wenn
soͤliche geloͤiff nachtzZeitspanne: nachts uff erstoͧnd, sich fu̍rderlich uff unnser
RaͧthusOrt: verfuͤgen und all unnser knecht, es syen weibel,
loͤiffer, wachter oder ander, soͤllen by iren eyden zuͦ einem
burgermeister da hin kommen, damit er sy umb schicken
und handeln moͤg, das inn bedunckt nu̍tz und notturftig zuͦ sin.
Und ob er naͧch den raͤtenOrganisation: oder andern schicken unnd die
beruͤffen wurde, das dann die fu̍rderlich zuͦ im kommen
und mit im handeln soͤllen, als je die notturft
vorder[t]Beschädigung durch Restauration, sinngemäss ergänzta.

Item all geistlichen in unnser stat, desglich frowen,
in welicher wacht die sind, mogen den nechsten dem
fu̍r zuͦ louffen und daselbs mit wasser tragen unnd
andern dingen tuͦn, das naͧch gelegenheit der sach
nu̍tz und notturftig ist.

Actum sambstag naͧch VitiPerson: et ModestiPerson: Organisation: anno etcAbkürzung lxxxxmoOriginaldatierung: 19.6.1490.

Anmerkungen

  1. Beschädigung durch Restauration, sinngemäss ergänzt.