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SSRQ ZH NF I/1/3 63-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 63-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verordnung der Stadt Zürich betreffend Vorrang von Frauen in Konkursen

1498 Mai 19.

Bürgermeister und Rat beschliessen, dass bei Konkurs eines Mannes der Ehefrau ihr zugebrachtes Gut, die Morgengabe sowie das Eherecht ausbezahlt werden sollen, sofern sie dies wünscht. Dabei ist so zu verfahren, wie wenn der Mann gestorben wäre. Der Anspruch der Ehefrau auf die genannten Vermögensanteile geht auch allen anderen Schuldforderungen gegenüber dem Mann vor. Vorbehalten sind jedoch allfällige Bürgschaften, welche die Frau für ihren Ehemann übernommen hat.

Die vorliegende Ordnung wurde im Jahr 1512 dahingehend ergänzt, dass der beschriebene Anspruch der Ehefrau ausser Kraft gesetzt wurde, wenn es sich um ein von den Eheleuten gemeinsam betriebenes Gewerbe handelte, das Konkurs gegangen war (SSRQ ZH NF I/1/3 78-1).

Zur vorliegenden Ordnung vgl. Matter-Bacon 2016, S. 205; Weibel 1988, S. 53; 131.

Editionstext


Die frowen gand
inn ufffaͤllen vor mengklichem


Wir, der burgermeister und raͧtt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , haben unns erkennt, geordnet
und angesechen, ob ein uffal uff eines manns guͦt by sinem leben beschicht, das dann
sin eefroͧw, ob sy das begert, vor allen gellten umb ir zuͦbracht guͦt, morgengaͧb
und ee recht1 usgericht werden solle, inn aller maͧß, als ob der mann gestorben were,
nach innhalt des vorgeschribnen rodels und unnser statt recht.2
Ob aber die
froͧw fu̍r iren mann ichtzit gelobt hette, darumb soll demnach ir guͦt nit
destminder hafft und verbunden sin, so vil und sich mit recht befindt.
Actum
sambstag nach sannt BonifaciisPerson: tag, nach Christi gepurt gezellt tusennt
vierhundert nu̍ntzig und acht jare.
Originaldatierung: 19.5.1498

Anmerkungen

    1. Zum Begriff des Eherechts, der den Vermögensanteil bezeichnet, welcher der Ehefrau nach dem Tod des Mannes zustand, vgl. die Erläuterung zum Erbrecht von Eheleuten (SSRQ ZH NF I/1/3 193-1).
    2. Dies bezieht sich auf die Ordnung für die Ausrichtung von Witwen (SSRQ ZH NF I/1/3 1-1). Vgl. auch die erbrechtlichen Bestimmungen der Stadt ZürichOrt: (SSRQ ZH NF I/1/3 133-1).