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SSRQ ZH NF I/1/3 70-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich. Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner

Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 70-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Einstellung von Ludwig Gsell von Basel und Ulrich Trinkler von Zürich als Münzmeister der Stadt Zürich sowie Festlegung ihrer Aufgaben

1500 Februar 3.

Bürgermeister, Kleiner und Grosser Rat der Stadt Zürich ernennen Ludwig Gsell von Basel und Ulrich Trinkler von Zürich zu Münzmeistern, wobei sich die beiden dazu verpflichten, ihr Amt für die nächsten drei Jahre ohne Unterbruch im Dienst der Stadt auszuüben. Im Folgenden werden die Bedingungen festgelegt für das Ausprägen von Dickplapparten und Rollenbatzen nach dem Vorbild der Berner und Solothurner Münzen sowie von Angstern und Hallern. Weiter wird die Einsetzung zweier Ratsverordneter beschlossen, welche die Entrichtung des Schlagschatzes überwachen sollen. Zur Kontrolle der Qualität der Münze ist ein zusätzlicher Sachverständiger beizuziehen. Die Ratsvorordneten sowie der Sachverständige sind durch die beiden Münzmeister für ihre Tätigkeiten zu entlohnen.

  • Signatur: StAZH A 69.1, Nr. 10
  • Originaldatierung: 1500 Februar 3
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 30.0 × 20.0
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, fehlt
  • Sprache: Deutsch
  • Edition
    • QZWG, Bd. 2, Nr. 1643

Das Münzrecht der Stadt ZürichOrt: geht auf ein Privileg König SigismundsPerson: des Jahres 1425 zurück (StAZH C I, Nr. 228). Zuvor hatte allein die Äbtissin der FraumünsterabteiOrganisation: dieses Recht innegehabt, das sie jedoch bereits mehrfach zeitlich befristet unter Vermittlung des RatesOrganisation: an einzelne Stadtbürger verpachtet hatte (vgl. etwa die Verleihung des Jahres 1364 durch Äbtissin Beatrix von WolhusenPerson: , StArZH I.A.190). Seit dem Privileg von 1425 verfügten Stadt und Äbtissin beide über das Recht Münzen zu schlagen, bis es im Zuge der Reformation im Jahr 1524 alleinig an den RatOrganisation: überging (vgl. dazu die Übergabeerklärung von Äbtissin Katharina von ZimmernPerson: , SSRQ ZH NF I/1/3 121-1).

Zu Münzmeister Ludwig GsellPerson: und dem vorliegenden Vertrag vgl. Hürlimann 1966, S. 76-77; für die späteren Münzmandate der Stadt ZürichOrt: vgl. exemplarisch SSRQ ZH NF I/1/11 20-1; allgemein zur ZürcherOrt: Münzgeschichte vgl. Hürlimann 1966.

Editionstext


Wir, der burgermeister, raͧt und der gross raͧt, so man nempt die zweyhundert, der statt Zu̍richOrt: Organisation: , bekennen offennlich und thuͦn
kund allermengklich mit disem brieff, das wir mit guͦtter, sinlicher vorbetrachtung zuͦ unsern mu̍ntzmeistern genommen
und bestellt haben die ersammen Ludwig GsellenPerson: , den mu̍ntzmeister von BaselOrt: , und unnsern lieben burger Uͦlrichen
Trinckler
Person:
, also mit den gedingen und dingen, wie das hienaͧch von einem an das annder geschriben statt, namlich
das sy beid in gemein unser mu̍ntzmeister sin und dru̍ jarZeitspanne: 3 Jahre die nechsten an ein anndern komende die naͧch
unsern und iren eren versehen und in soͤlichen dry jarenZeitspanne: 3 Jahre davon nit kommen noch geenndert werden soͤllen.

Sy soͤllen ouch dickblaphartt dryWährung: 3 Dicken fu̍r ein Rinschen guldinWährung: 1 Rheinischer Gulden , ouch rallabatzen fu̍nffzechenWährung: 15 Batzen fu̍r ein Rinschen guldinWährung: 1 Rheinischer Gulden
mu̍ntzen und schlahen, in dem korn und dermaͧs als BernerOrt: und SoloturnerOrt: dickblaphart und rallabatzen sind,
und namlich das fu̍nffthalber und zwentzig tickblaphartWährung: 24.5 Dicken besonnder uff ein marchWährung: 1 Mark , desglich sibentzig und
zwen rallabatzen
Währung: 72 Batzen
besonnder uff ein marchWährung: 1 Mark gangint.
Dagegen soͤllen die selben unser mu̍ntzmeister dann unns
von der finen march silber zuͦ schlegschatz1 geben zwen behemschWährung: 2 Böhmische Groschen . Ob aber wir angster oder haller machen und
mu̍ntzen lasen weltent, davon soͤllen sy unns keinen schlegschatz zegeben schuldig sin. Und was mu̍ntz wir
am ersten wellen mu̍ntzen laͧsen, zuͦ der selben soͤllen wir in unserm kosten die ersten par isen geben, aber was mu̍ntz
wir demnaͧch mu̍ntzen lasen, das soͤllen die selben unser mu̍ntzmeister die isen in irem kosten datuͦn und machen lasen
und wir inen nit wyter verpflicht sin.
Wir soͤllen ouch von unserm raͧttOrganisation: zwenMenge: 2 erber man verordnen, die by
dem uffziehen sigint und die marchen uffzeichnind und hinder den selben sol ouch nu̍tz uszogen werden, damit
wir destbas wissen, was unns vom schlegschatz zuͦgehoͤr. Der selben zweyenMenge: 2 jedem soͤllen ouch die genanten unnser
mu̍ntzmeister jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr fu̍r iren lon usrichten fu̍nff guldinWährung: 5 Gulden . Darzuͦ sol einer, so sich uff das silber korn verstatt, von
uns geordnet werden, der die mu̍ntz versuͦche, umb das die mu̍ntz am korn gerecht und kein betrug daby sige.
Dem selben soͤllen unser mu̍ntzmeister zuͦ geben schuldig sin, ob er eignen zu̍g darzuͦ haͧt, fu̍nff schillingWährung: 5 Schillinge , ob er
aber nit eignen zu̍g hette und unser mu̍ntzmeister im den lihen muͤsden, sind sy im nit wyter zuͦ geben schuldig,
dann dry schillingWährung: 3 Schillinge , alles oͧn argenlist und ungefarlich.
Und des zuͦ urkund besigelt mit unnser statt
secrett insigel, hieran offennlich gehangen an sant BlasiusPerson: tag naͧch Cristi gepurt gezelt fu̍nffzechenhunndert jareOriginaldatierung: 3.2.1500.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von späterer Hand:]
1500Originaldatierung: 1.1.1500 – 31.12.1500
[Vermerk auf der Rückseite von späterer Hand:]
Mit was geding Ludwig GsellPerson: von BaselOrt: und
Uͤlrich TrincklerPerson: zuͦ alhießigen müntz-meisteren
angenohmen worden, 1500Originaldatierung: 1.1.1500 – 31.12.1500
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Münzwesen

Anmerkungen

    1. Der Schlagschatz bezeichnet den Gewinn, welche der Münzherr aus dem Prägen der Münzen erzielte. Für Haller und Angster sieht der vorliegende Vertrag keinen Schlagschatz vor, da mit der Ausprägung dieser geringwertigen Münzsorten kaum Gewinn zu machen war (Hürlimann 1966, S. 74).