SSRQ ZH NF I/1/3 79-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die
Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Erste Reihe: Stadt und Territorialstaat Zürich.
Band 3: Stadt und Territorialstaat Zürich II (1460 bis Reformation), von Michael Schaffner
Zitation: SSRQ ZH NF I/1/3 79-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Rechtsauskunft an das Stadtgericht betreffend Rechtsbeistandschaften für Frauen in Schuldverpflichtungen
1515 November 21.
Stückbeschreibung
- Signatur: StAZH A 43.1.4, Nr. 25
- Originaldatierung: 1515 November 21 Überlieferung: Aufzeichnung (Einzelblatt)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
- Sprache: Deutsch
Weitere Überlieferungen
- Signatur: StAZH B III 53, fol. 17r
- Originaldatierung: 1527 Überlieferung: Eintrag
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 23.0 × 33.5
- Sprache: Deutsch
- Signatur: StAZH B III 54, fol. 54r
- Originaldatierung: 1553 Überlieferung: Eintrag
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Eine der wichtigsten Kompetenzen des StadtgerichtsOrganisation: bestand in der Behandlung von Schuldangelegenheiten (Bauhofer 1943a, S. 156-158; 179-181). Als übergeordnete Weisungsinstanz fungierte der Kleine RatOrganisation: , der auf Ersuchen der Richter am StadtgerichtOrganisation: auch Rechtsauskünfte erteilte. Die vorliegende Auskunft, für die zusätzlich der Grosse RatOrganisation: beigezogen wurde, regelt einen zentralen Aspekt des ehelichen Güterrechts, insofern sie die Kompetenz von Ehefrauen zum eigenständigen Eingehen von Schuldverpflichtungen näher umreisst. Aufgrund ihrer hohen Bedeutung wurde sie auch in die Gerichtsbücher von 1527 und 1553 übertragen, wobei sich in Letzterem Zusätze von späterer Hand finden.
Zur vorliegenden Satzung vgl. Malamud 2003, S. 221; Malamud/Sutter 1999, S. 90-91; Weibel 1988, S. 56 (mit irrtümlichlicher Datierung der vorliegenden Aufzeichnung auf das Jahr 1512); allgemein zum Schuldenmachen durch Eheleute vgl. Matter-Bacon 2016, S. 204-211.
Editionstext
schulden versprechenWie ein froͧw mitt oder on iren
vogt für iren man versprëchen
maga
Als dann die richter am stattgerichtOrganisation: lu̍terung hand begert, wie sy sich
b soͤllint hallten gegen denen frowen, die c
mit gunst und willen irer emannen versprechentHinzufügung oberhalb der Zeiled umb e schulden, so die selben,
ire eman, biderlu̍ten schuldig syent, ob die selben frowen soͤllint bevoͤgtet sin oder nit. Uff das habent f–sich g–min herrenAuslassung in StAZH B III 53, fol. 17r–g raͤt und burgerOrganisation:
erlu̍tert undTextvariante in StAZH B III 54, fol. 54r: wir unns–f erkennt: Wo frowen mit gunst und wu̍ssen irer emannen h–fryg und ungetrungenHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–h fu̍r dieselben, ire eman, versprechint und verheissint, umb
louffent schulden, die sich von essens, trinckens und irs hußhaltens,
i–ouch kleider und
kleineterHinzufügung am linken Rand–i wegen begebent und ufflouffint, das es by soͤlichem geheyß bliben und
die frowen von irer emannen wegen bezalung thuͦn und witer
nit bevoͤgtet sin soͤllint. Wo aber ein frow fu̍r iren eman verheysse umb ein andere schuld, die sye groß oder klein, und darumb
das ir verpfenden, versetzen oder verschryben woͤlleHinzufügung oberhalb der Zeilej, die soͤlle sich mit gunst
irs mansTextvariante in StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r: emansk lassen rechtlich bevoͤgten und l das mit irem
recht gegebnen vogt thuͦn, sunst soͤlle soͤlicher ir geheyß in dem fal
kein chrafft haben. Und dis lu̍trung und erkantnus solle
on abbru̍chig sin der satzung, dz ein frow hinder irem eman nit
me dann xviij ₰Textvariante in StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r: hallermWährung: 18 Pfennige n hat gwalt hinweg zegeben, deßglich der
satzung, so da ist der frowen halb, so mit iren emannen zuͦ
gwyn und gwerb sitzent.1 Actum mitwuch vor KatherinePerson:
anno etcAbkürzung xvOriginaldatierung: 21.11.1515, pntpresentibus her burgburgermeister RoͤistPerson: und reͣt und burgerOrganisation: .
Erkandtnuß, ob ein frauw für ihren mann um schulden versprechen möge, 1515Originaldatierung: 1.1.1515 – 31.12.1515
Anmerkungen
- Textvariante in StAZH B III 53, fol. 17rStAZH B III 54, fol. 54r: Frowen, so für ir emannen umb
schulden versprechenWie ein froͧw mitt oder on iren
vogt für iren man versprëchen
mag.↩ - Streichung: mit.↩
- Streichung: fu̍r ir eman versprechent.↩
- Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
- Streichung: die.↩
- Textvariante in StAZH B III 54, fol. 54r: wir unns.↩
- Auslassung in StAZH B III 53, fol. 17r.↩
- Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.↩
- Hinzufügung am linken Rand.↩
- Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
- Textvariante in StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r: emans.↩
- Streichung: sust soͤlle.↩
- Textvariante in StAZH B III 53, fol. 17r; StAZH B III 54, fol. 54r: haller.↩
- Streichung: habe.↩
- Bei gemeinsam betriebenen Gewerbe besassen Ehefrauen erweiterte Kompetenzen zum eigenständigen Eingehen von Schuldverpflichtungen. Für die in der vorliegenden Aufzeichnung erwähnte diesbezügliche Satzung vgl. Zürcher Stadtbücher, Bd. 3/1, S. 95-96, Nr. 94. Vgl. zusätzlich auch die Ordnung betreffend Haftung von Ehefrauen bei Schuldforderungen an den Ehemann bei gemeinsam betriebenem Gewerbe (SSRQ ZH NF I/1/3 78-1).↩
Regest