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SSRQ ZH NF I/2/1 105-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 105-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Aufnahme des Erhard von Hunzikon in das Bürgerrecht der Stadt Winterthur

1476 Juli 26.

Der Schultheiss, der Kleine und der Grosse Rat von Winterthur haben in Anwesenheit des Hugo von Hegi eine neue Vereinbarung mit Erhard von Hunzikon über dessen Bürgerrecht getroffen. Erhard soll innerhalb einer bestimmten Frist wieder nach Winterthur ziehen und Wehrdienst, Wachdienst, Arbeitsdienst und Abgaben leisten sowie Einsitz nehmen in das Gericht und den Rat wie die anderen Mitglieder des Kleinen Rats. Im gegenwärtigen Krieg zwischen dem Herzog von Burgund und der Eidgenossenschaft sollen Schultheiss und Rat Erhard nicht ins Feld schicken, ausser wenn das städtische Aufgebot mit dem Banner der Zürcher ausrücken muss oder die Zürcher ihn aufbieten. Er kann weiterhin in Diensten des Herzogs von Österreich bleiben. Erhard soll von seinem Vermögen und dem seiner Frau jährlich zum üblichen Termin 15 Pfund Haller Steuer zahlen, sofern die Steuern nicht allgemein reduziert werden. Wenn Erhard stirbt, sollen seine Frau oder sonstige Erben eine Vereinbarung mit dem Schultheissen und Rat über den Abzug treffen. Möchte seine Frau dann von Winterthur wegziehen, soll es bei der früheren Übereinkunft bezüglich ihres eigenen Vermögens bleiben. Solange sie in der Stadt wohnen wird, soll man sie besteuern wie ihren Mann. Wenn Erhard zu Lebzeiten aus Winterthur wegziehen will, soll er den üblichen Abzug für sein Vermögen bezahlen. Über diese Vereinbarung werden zwei gleichlautende Urkunden ausgestellt, auseinandergeschnitten und beiden Seiten übergeben.

  • Signatur: STAW B 2/2, fol. 27r-v
  • Originaldatierung: 1476 Juli 26
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Georg Bappus

Nach der Verpfändung WinterthursOrt: an ZürichOrt: im Jahr 1467 brachen die Kontakte zum habsburgischenOrganisation: Hof nicht ab. Der WinterthurerOrt: RatOrganisation: räumte den Angehörigen der führenden Familien ein, weiterhin in fürstlichen Diensten zu stehen, vgl. Niederhäuser 2005; Niederhäuser 1996, S. 146-148; Niederhäuser 1996a, S. 151-160, 162-165.

Editionstext

[Marginalie am linken Rand:]
Huntzikon

Zuͦ wissen sye menglichem, das die ersamen, wysen schulthsschultheis,
klein
Organisation:
und groß rǎt zuͦ WinterthurOrt: Organisation: mit dem vesten Erharten
Huntzikon
Person:
sins burgrechtz halb, als er dan ein verruckti zitt
mit verdingt von WinterthurOrt: gewesen ist,1 in bywesen
des edlen und vesten Hugen von HegisPerson: ein nu̍w uberkomen
gethǒn haben, in maß hernach volgt. Dem ist also:
Des ersten, so
sol sich der selb Erhart HuntzikonPerson: mit sinem wesen widerumb
ziechen gen WinterthurOrt: hie zwu̍schen und dem nehstkomenden
meyen
Datum: Mai (Termin/Frist)
und sol sich als dan zuͦ WinterthurOrt: verdienen mit reisen,
ungelten, zoͤllen, tagwan und wachen und ouch zuͦ gericht und rǎt
sich bruchen laussen als ander des kleinen rǎutzOrganisation: .2 Doch der
gegenwu̍rtigen kriegs loiffen halb entzwu̍schen dem hertzog
von Burguny
Person:
und der EidtgnoschafftOrt: , so lang die waͤren,3
sollen in die genanten min hern, schulthsschultheis und raͤt zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , in das veld ze reisen nit ze noͤten haben. Es weri dan,
das man mit dem paner mit unßern hern von Zu̍richOrt: wider
den selben hertzogen ze reiß ziechen muͤst,4 so soͤlt er thuͤn als andre
des kleinen raǔtzOrganisation: , oder ob in die gentgenanten unsre hern von Zu̍richOrt:
inbesunder ze reiß ze ziechen vermanten. Wie er dan solichs
an in abgerichten a mag, sollen min hern, schulthsschultheis und
rǎt zuͦ WinterthurOrt:
Organisation:
, im wol goͤnnen und witer dartzuͦ nit noͤten,
angevērd. Der gentgenante Erhart HuntzikonPerson: mag ouch sin dienst
gegen unßern gnedig hern von OͤsterrichOrganisation: in dem wesen als bißher
behalten.
Und sol also den selben min hern, eym schulthsschultheis und
raǔt
Organisation:
, von gemein ir statt wegen alle jǎrWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr von sin und siner
husfrowen guͦtt zuͦ stu̍r geben uff die zitt, als die gewonlich
vallet, fu̍nfftzehen pfund haller Zu̍richer mu̍ntzWährung: 15 Zürcher Pfund . Witer soͤllen in
min hern nit trengen noch hoͤcher steigen, in dehein wiß. Und ob
es dartzuͦ kēm, das die stu̍ren abgiengen, so sol im an den
funfftzehen pfundWährung: 15 Pfund auch nach anzal abgǎn als andern burgern.

Und wen geschicht, das der selb Erhart HuntzikonPerson: mit tod abgangen und erstorben ist, wie dan sin husfrow oder ander sin
erben, die soͤlich sin verlaussen guͦtt beziechen wolten, des abzugs halb mit minen hern, eym schulthsschultheis und raǔtOrganisation: , uberkomen
moͤgen, daby sol es beliben. Doch woͤlt sin husfrow nach sinem
tod, ob sy in uberlepti, mit sym und irem guͦtt von WinterthurOrt:
ziechen, wie sy dan irs eigen guͦttz halb vormalen mit min hern [fol. 27v]Seitenumbruch
ein uberkomen gethǒn hǎt, daby sol man sy auch beliben laussen.5
Die wile sy aber zuͦ WinterthurOrt: weesenlichen ist, so sol man sy mit
der stu̍r halten als iren gemelten hußwirt und witer ouch nit
steigen.
Waͤr auch, das der genant Erhart HuntzikonPerson: by
sinem leben fu̍rer von WinterthurOrt: ziechen woͤlt, so sol er
alles sin guͦtt verabzugen als ander, so von WinterthurOrt: ziechen,
getru̍wlich und ungevarlich.
Zuͦ urku̍nd diser uberkompniß
sind der zedel zwen glich geschbngeschriben, gezeichnett und von ein
andern usgeschnitten und yedenteil ein geben,6 an frytag nach
sant JacobsPerson: tag, anno domini mo cccco lxx sexto
Originaldatierung: 26.7.1476
.

Anmerkungen

  1. Streichung: moͤcht.
  1. Am 5. März 1471 traf Erhard HunzikonPerson: eine Übereinkunft mit dem RatOrganisation: bezüglich seiner Absichten, für fünf Jahre in die Dienste des Abts von St. GallenOrt: zu treten (STAW B 2/2, fol. 21r). Vor Ablauf dieser Frist verpflichtete er sich auch gegenüber Herzog Sigmund von ÖsterreichPerson: . Vgl. zu diesen Dienstverhältnissen Niederhäuser 1996, S. 72-73, 139-142, 145-146.
  2. Aus einem Vertragsentwurf geht hervor, dass sich Erhard HunzikonPerson: gegen Zahlung von 100 Gulden am 23. Juli 1492 durch den Schultheissen und RatOrganisation: von der Pflicht entbinden liess, städtische Ämter übernehmen zu müssen (STAW URK 1713). Zu seiner politischen und administrativen Tätigkeit im Dienst der Stadt WinterthurOrt: vgl. Niederhäuser 1996, S. 123-125.
  3. Zu den Burgunderkriegen in den 1470er Jahren, den Auseinandersetzungen zwischen Karl dem Kühnen, Herzog von BurgundPerson: , und den eidgenössischen OrtenOrganisation: und ihren Verbündeten, vgl. HLS, Burgunderkriege.
  4. Zu den stadtherrlichen Rechten der ZürcherOrganisation: gegenüber den WinterthurernOrganisation: gehörte die Verfügungsgewalt über das städtische Aufgebot (SSRQ ZH NF I/2/1 212-1).
  5. Zur Abzugsgebühr, die bei Wegzug aus der Stadt erhoben wurde, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 269-1.
  6. Ausgefertigte Urkunden sind nicht überliefert. Eine Zusammenfassung dieser Vereinbarung von der Hand desselben Schreibers findet sich im Ratsbuch STAW B 2/3, S. 299.