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SSRQ ZH NF I/2/1 107-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 107-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verordnung über die Stubenzugehörigkeit in Winterthur

1477 März 14.

Der Kleine Rat und der Grosse Rat von Winterthur ordnen an, dass man der Gesellschaft seines Handwerks angehören und die damit verbundenen Pflichten erfüllen und nicht die Mitgliedschaft einer anderen Gesellschaft erwerben soll. Wer diese Bestimmung missachtet, wird mit einem Bussgeld von 3 Pfund belegt. Ausgenommen von dieser Regelung sind Kinder, die zwar ein anderes Handwerk ausüben als ihr Vater, aber bereits das Stubenrecht seiner Gesellschaft erworben haben.

  • Signatur: STAW B 2/2, fol. 27v (Eintrag 2)
  • Originaldatierung: 1477 März 14
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Georg Bappus

  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 438 (Eintrag 1)
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

In WinterthurOrt: erfüllten berufsständisch organisierte Verbände vor allem gewerbliche, soziale, religiöse und karitative Funktionen, keine politischen wie etwa die Zünfte in ZürichOrt: , vgl. Niederhäuser 2014, S. 154-156; Niederhäuser/Wild 1998, S. 142-144. Die verschiedenen «handwerke» vertraten berufliche Interessen kollektiv gegenüber der städtischen Obrigkeit und verabschiedeten in ihren Versammlungen («bott») Massnahmen der Marktregulierung und Qualitätssicherung, vgl. beispielsweise SSRQ ZH NF I/2/1 293-1. Die Leinenweber finanzierten ein Bett im SpitalOrganisation: (ZBZ Ms B 13, fol. 38v), die Schmiede bildeten eine Bruderschaft und stifteten eine Messe (SSRQ ZH NF I/2/1 83-1).

Die Handwerke versammelten sich in Trinkstuben, wobei nicht jeder Verband eine eigene Gesellschaft gründete, sondern eine Stube auch mehrere, teils sehr unterschiedliche Gewerbe vereinen konnte, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 162-1. Auch Frauen konnten einer Stubengesellschaft angehören, so etwa Näherinnen der WeberstubeOrganisation: (SSRQ ZH NF I/2/1 246-1). Sogenannte Müssiggänger, Angehörige des niederen Adels und Geistliche aus WinterthurOrt: und Umgebung sowie städtische Honoratioren versammelten sich in der HerrenstubeOrganisation: , vgl. STAW B 2/2, fol. 30v. Die einzelnen Stubengesellschaften erliessen mit Zustimmung des Schultheissen und RatsOrganisation: eigene Satzungen, beispielsweise die Ordnung der HerrenstubeOrganisation: (SSRQ ZH NF I/2/1 77-1), die Ordnung der RebleutestubeOrganisation: (SSRQ ZH NF I/2/1 207-1) oder die Ordnung der OberstubeOrganisation: (STAW AH 99/10 Zü); vgl. hierzu Leonhard 2014, S. 228-230.

Trotz der vorliegenden Regelung kam es hin und wieder zu Konflikten um strittige Mitgliedschaften, die durch Urteilssprüche des Schultheissen und Rats von WinterthurOrt: Organisation: entschieden wurden, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 220-1; SSRQ ZH NF I/2/1 279-1. Der Ratsbeschluss wurde unter der Überschrift «Satzung der gesellschafften oder trinkstuben» in das von Gebhard HegnerPerson: angelegte Kopial- und Satzungsbuch eingetragen, das nur in einer späten Abschrift überliefert ist (winbib Ms. Fol. 27, S. 438).

Editionstext

Actum an frytag vor halb vasten, anno etcAbkürzung lxxvijOriginaldatierung: 14.3.1477
[...]Editorisch irrelevant1
[Marginalie am linken Rand:]
Stuben

Item fu̍ro haben sich bed raͤtOrganisation: vereinbert und beschlossen von aller trinck stuben wegen, das yeder
man uff sin stuben, dahin er sins andwerchs halb
von recht gehoͤrdt, gon sol und sich an demselben
end mit zinsen und andern stuben rechten verdienen
und sunst an dekeinem end weder kouffen noch verzinsen. Dann wer das u̍bersēh, den wellen min herren
strǎffen um iij Währung: 3 Pfund , als dick einer das u̍bersiecht.
Geschēch aber, das einer kind u̍berkaͤm, die andrer
handwērch wurdint, dan da sin vatter sins handtwerchs halb hett hin gehoͤrt, und doch die selben stuben
vor disem vereinen erkǒufft hett, derKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: diea sol er nicht
desterminder also dahin zegǒn vechig und nit gebunden
sin, die witer ze erkouffen.

Anmerkungen

  1. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: die.
  1. Es folgt ein Eintrag über die GesellenstubeOrganisation: , vgl. hierzu Niederhäuser/Wild 1998.