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SSRQ ZH NF I/2/1 113-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 113-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bitte der Stadt Winterthur an die Stadt Schaffhausen, nach gestohlenen Wertgegenständen des Klosters Beerenberg zu fahnden

1481 März 17.

Schultheiss und Rat von Winterthur teilen dem Bürgermeister und Rat von Schaffhausen mit, dass ein Geistlicher Wertgegenstände vom Reliquienschatz des Klosters Beerenberg gestohlen habe. Da die Chorherren das Bürgerrecht von Winterthur besitzen, bitten sie um Mithilfe bei der Fahndung nach dem Diebesgut, insbesondere um Nachforschung bei den Goldschmieden und Juden in Schaffhausen.

  • Signatur: StASH Korrespondenzen, 17. März 1481
  • Originaldatierung: 1481 März 17
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 29.0 × 20.0
  • 1 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, zum Verschluss aufgedrückt, fehlt
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Georg Bappus

Auch Klöster und Stifte wurden in das Bürgerrecht der Städte aufgenommen. Die Schwestern des KonventsOrganisation: in WinterthurOrt: genossen den Schutz des Schultheissen und RatsOrganisation: wie andere Bürgerinnen und Bürger, waren jedoch von Steuer, Wachdienst und Wehrdienst befreit (SSRQ ZH NF I/2/1 10-1). 1350 schlossen Abt und Konvent des Klosters St. GallenOrt: Organisation: einen auf zehn Jahre befristeten Burgrechtsvertrag mit der Stadt WinterthurOrt: , in dem beide Seiten einander militärische Hilfe im Kriegsfall zusicherten (UBSG, Bd. 3, Nr. 1470). 1373 traten Abt und Konvent des Klosters PetershausenOrt: Organisation: für zehn Jahre ins WinterthurerOrt: Bürgerrecht, wobei sie von Steuer, Dienstleistungen und Ladungen vor das städtische Gericht befreit sein sollten (STAW B 2/2, fol. 18r-v). 1437 folgten Propst und Kapitel des Chorherrenstifts IttingenOrt: Organisation: , die eine jährliche Steuer von 3 Gulden zu entrichten hatten (STAW B 2/1, fol. 94r). In einer Aufstellung der Kriegsausrüstung der Bürger und auch Bürgerinnen von WinterthurOrt: aus dem Jahr 1405 sind «die herren im BerenbergOrt: » mit einem Harnisch aufgeführt (STAW B 2/1, fol. 3r; vgl. Hauser 1899, S. 119). Das Bürgerrecht des Augustiner-Chorherrenstifts Mariazell auf dem BeerenbergOrt: Organisation: ist ferner für das Jahr 1431 belegt (STAW URK 674). Im temporären Besitz des WinterthurerOrt: Bürgerrechts lassen sich darüber hinaus das Kloster TössOrt: Organisation: (vgl. StAZH C V 7.1, Nr. 38; Regest: URStAZH, Bd. 5, Nr. 6772; StAZH C II 13, Nr. 458; Regest: URStAZH, Bd. 5, Nr. 7307; SSRQ ZH NF I/2/1 60-1; StAZH C II 13, Nr. 483; Regest: URStAZH, Bd. 6, Nr. 8657; StAZH C II 13, Nr. 641) sowie das Kloster TänikonOrt: Organisation: (STAW B 2/1, fol. 88v) nachweisen. 1524 erwarben die Chorherren auf dem HeiligbergOrt: Organisation: unter dem Eindruck des sogenannten Ittingersturms (HLS, Ittingersturm) das Bürgerrecht der Stadt, wie Chorherr Laurenz BosshartPerson: in seiner Chronik schildert: «Morndes kamen wir fŭr ratOrganisation: , schwuͦrent den gmeinen bŭrgereÿd; allso gabent wir hinfŭr das ummgellt vom kernen, das wir vormals nit geben muͦßtendt und sind hinfŭr bŭrger ze Winterthŭr wie annder leÿen» (Bosshart, Chronik, S. 108-109). Zu den mit dem Bürgerrecht verbundenen Rechten und Pflichten allgemein vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 38-1.

Wie Laurenz BosshartPerson: berichtet, war das Kloster BeerenbergOrt: Organisation: reich mit Reliquien ausgestattet, die in Gold und Silber gefasst waren. Die Kanoniker selbst sollen die Preziosen veruntreut und Trinkgeschirr daraus gefertigt haben, was 1484 zu ihrer Verhaftung und Ausweisung durch die WinterthurerOrganisation: geführt habe (Bosshart, Chronik, S. 310-311). Tatsächlich beauftragten Bürgermeister und Rat von ZürichOrt: Organisation: als Kastvögte damals den Landvogt von KyburgOrt: , das Vermögen des Klosters zu sichern, vgl. Hauser 1906a, S. 48-51, 57-62. Zu diesen Vorgängen im Zusammenhang mit Reformbestrebungen vgl. Sieber 2011, S. 24-25. Zum Augustiner-Chorherrenstift Mariazell auf dem BeerenbergOrt: Organisation: allgemein vgl. Sieber 2011; HS IV, Bd. 2, S. 473-491; Largiadèr 1965; Hauser 1906a.

Editionstext


Unnser fru̍ntlich willig dienst zuvor, ersamen, wissen, sundern lieben und guͦtten fru̍nd.
Wir fu̍gen
u̍wer lieben fru̍ntschafft zewissen, das in der naͤchsten vergangnen1 in das gotzhus im BerembergOrt: Organisation:
ein pfaff komen ist und dem selben wirdigen gotzhus in dem BerembergOrt: Organisation: ein mercklich summ guͦttz
von dem heiltumb entragen und entwertt hant.
Und sid die wirdigen herren u̍nser burger und bysessen
sind und inn soͤlichem vilUnsichere LesungbHinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichena zeverhandlen nit gepu̍rlich, ist u̍nser ernstlich und fruͥntlich pitt, ir wellen
umb u̍nser willen an goldschmiden, an juden oder an andern, zuͦ denen sich dann soͤlich offt schickent,
erkunen und grundlich ervaren laussen wellen, ob inn icht der ding halb zuͦ handen gestossen waͤri,
und umb u̍nser und des wirdigen gotzhus willen so ernstlichen vlis zegebruchen, damit doch
dem gotzhus sins hingenomnen verderblichen schatzes etwas wider bekert und gedichen moͤg.

Wo wir das in der glich, mer und andern sachen von des geru̍rtten gotzhus wegen beschulden
und verdienen koͤnnen, wellen wir ungezwu̍fflett willig und gern thuͦn.
Geben ilentz an sambstag
zeǎbent vor reminisereAuffällige Schreibung, anno etcAbkürzung lxxxj
Originaldatierung: 17.3.1481
.

Schultheis und rǎut
zuͦ WinterthurOrt:
Organisation:
[fol. v]Seitenumbruch
[Anschrift auf der Rückseite:]
Den ersammen unnd wysen burgermeister und
rǎut der statt SchaffhusenOrt:
Organisation:
, u̍nsern besundern
lieben und guͦtten fru̍nden.
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Samstag vor reminiscere 1481Datum: 17.3.1481.
WinterthurOrt: erklagt sich, das ein pfaff dem closter BerenbergOrganisation:
eingebrachten viel heilthum daraus entragen, und deßwegen
eine statt SchaffhausenOrt: bei allen ihren goldschmiden flissig
nachfrag halten zu lassen gepetten were.

Anmerkungen

  1. Hinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichen.
  2. Unsichere Lesung.
  1. Hier fehlt die Angabe des Zeitraums.