SSRQ ZH NF I/2/1 116-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer
Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 116-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Eid des Bordellbetreibers in Winterthur
1481 August 11.
Stückbeschreibung
- Signatur: STAW B 2/3, S. 467 (Eintrag 2)
- Originaldatierung: 1481 August 11 Überlieferung: Eintrag
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 23.0 × 34.0
- Sprache: Deutsch
Kommentar
Frauenwirte oder auch Frauenwirtinnen betrieben das als «frowen huß» bezeichnete städtische Bordell in WinterthurOrt: . Prostitution oder Kuppelei ausserhalb dieser Einrichtung wurde nicht geduldet. Frauen, die verdächtigt wurden, «unku̍schait» in ihren Häusern Vorschub zu leisten, drohte die Ausweisung aus der Stadt, wie ein Fall aus dem Jahr 1493 zeigt. Mehrere der involvierten Frauen waren verheiratet, die anderen offenbar ledig oder verwitwet (STAW B 2/5, S. 505c). Auch in anderen Städten wurde seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts private Prostitution zunehmend bekämpft (Schuster 1992, S. 156-168). Spätere Verordnungen, das WinterthurerOrt: Frauenhaus betreffend, weisen seuchenpolizeiliche Bestimmungen auf, so musste sich der Frauenwirt 1503 verpflichten, «kein unsuber frōwen von den blatren im hus nit ze halten» (STAW B 2/6, S. 175), vgl. hierzu Schuster 1995, S. 342-350; Schuster 1992, S. 186-187. Das Frauenhaus war ein Ort der Geselligkeit (Schuster 1995, S. 122-123; Schuster 1992, S. 66-69). Unter Aufsicht des Frauenwirts waren bestimmte Formen des Glücksspiels erlaubt, ihm stand ein Anteil am Gewinn zu (STAW B 2/5, S. 198, zu 1486).
Institutionalisierte Prostitution in städtischen Bordellen begegnet vor allem vor der Reformation, vgl. Schuster 1992, S. 31-42; Schuster 1991, S. 174-176. In den WinterthurerOrt: Ämterverzeichnissen der Jahre 1531 bis 1535 findet sich noch ein «vogtt uber das fruwen huß» (STAW B 2/7, S. 448, 456, 464, 472, 480) und auch in der Abschrift des von Stadtschreiber Gebhard HegnerPerson: angelegten und nicht mehr im Original erhaltenen Kopial- und Satzungsbuchs wird «ein pfleger über das fruwen huß» erwähnt, den der Kleine RatOrganisation: zu Beginn des Amtsjahrs aus den eigenen Reihen bestimmte (winbib Ms. Fol. 27, S. 498), bevor das Bordell aus den Quellen verschwindet. Es scheint geschlossen worden zu sein. Diese Entwicklung lässt sich auch andernorts beobachten (Landolt 2013, S. 127-131; Schuster 1995, S. 358-377; Schuster 1992, S. 189-194). Zum WinterthurerOrt: Bordell vgl. Niederhäuser 2014, S. 171-172; Guddal 2003; Gut 1995, S. 184.
Editionstext
Actum an sampstag nach sannt LaurentzenPerson: tag, anno im lxxxKorrektur überschrieben, ersetzt: jaOriginaldatierung: 11.8.14811
[...]Editorisch irrelevant2
Anmerkungen
- Korrektur überschrieben, ersetzt: j.↩
- Korrigiert aus: geschworn.↩
- Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: guldin.↩
- Streichung mit Textverlust (1 Buchstabe).↩
- Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.↩
- Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
- Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
- Streichung, unsichere Lesung: geld.↩
- Der Schreiber hat die irrtümliche Jahresangabe «lxxj» zu «lxxx» korrigiert statt zu «lxxxj». Die Einträge der vorigen und der folgenden Seite datieren von 1481.↩
- Es folgt ein Eintrag zu einem Testament.↩
- Am 18. Oktober gab Wilhelm SpilerPerson: das Bürgerrecht bereits wieder auf (STAW B 2/3, S. 473).↩
- Zur Reglementierung der Öffnungszeiten des städtischen Bordells vgl. Schuster 1995, S. 131-133; Schuster 1992, S. 61-64.↩
- Auch in anderen Städten wurden den Bordellbetreibern weitere Aufgaben übertragen (Schuster 1995, S. 108-110, 114, 116; Schuster 1992, S. 105).↩
Regest