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SSRQ ZH NF I/2/1 166-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 166-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verordnungen betreffend Steuer, Frieden bieten, Weinausschank, Vereidigung der Dienstleute und Bestrafung der Solddienste in Winterthur

ca. 1495 – 1497.

Schultheiss und Rat von Winterthur haben bei der Deklaration der Vermögenswerte, die jeder gemäss seinem Eid zum jährlichen Steuertermin durchführen soll, Unregelmässigkeiten festgestellt und erläutern daher die Steuerpflicht: Jeder Bürger soll alle unbeweglichen und beweglichen Güter mit Ausnahme von Kleidung und Harnisch zum aktuellen Verkehrswert versteuern. Inhaber von Schupposengütern sollen den Mehrwert nach den Abzügen versteuern. Die Besteuerung der Einkünfte von Leibrenten richtet sich nach der Höhe des Kapitals. Schultheiss und Rat behalten sich vor, Steuerbetrug zu bestrafen (1). Geraten Personen in der Stadt in Streit, ist jeder verpflichtet, die Kontrahenten zum Frieden aufzurufen. Wenn jemand einen anderen mit einer Waffe verletzt, soll man ihn dem Schultheissen zuhanden des Rats übergeben, sofern es sich bei dem Täter um einen Auswärtigen handelt oder das Opfer oder seine Angehörigen ihn vor Gericht fordern. Totschläger soll man unverzüglich festnehmen, ob es sich um Bürger handelt oder nicht. Die Missachtung des gebotenen Friedens wird mit einem Bussgeld von 18 Pfund bestraft, wenn sie durch Worte erfolgt, bei körperlichen Übergriffen soll der Rat nach Ermessen strafen (2). In der Stadt darf nur Wein ausgeschenkt werden, der durch einen vereidigten Amtmann geschätzt wurde. Zuwiderhandelnden droht eine Busse von 3 Pfund Haller (3). Die Meister sind dafür verantwortlich, dass ihre Dienstleute gegenüber dem Schultheissen und Rat den obligatorischen Eid leisten (4). Treten diese ohne Erlaubnis des Schultheissen und Rats in Solddienste, dürfen sie wie Bürger nicht in die Stadt und den Friedkreis kommen, bis sie 10 Pfund Bussgeld gezahlt haben (5).

  • Signatur: STAW AJ 123/1
  • Originaldatierung: ca. 1495 – 1497 (Undatiert, Datierung aufgrund des Zusammenhangs mit SSRQ ZH NF I/2/1, Nr. 165 und Nr. 171.)
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 31.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Konrad Landenberg

Die vorliegende Aufzeichnung des Stadtschreibers Konrad LandenbergPerson: datiert vermutlich zwischen 1495 und 1497. Artikel 4 bezieht sich auf den Ratsbeschluss betreffend die Vereidigung auswärtiger Dienstleute vom 13. Januar 1495 (SSRQ ZH NF I/2/1 165-1), das im später gestrichenen Artikel 5 erwähnte Bussgeld für die Missachtung des Solddienstverbots in Höhe von 10 Pfund, das auf einen Ratsbeschluss vom 3. Juni 1489 (STAW B 2/2, fol. 41r; STAW B 2/5, S. 368) zurückgeht, wurde am 19. Juni 1497 verdoppelt (SSRQ ZH NF I/2/1 171-1).

Editionstext

[1] Also mine herren schultheisIn der Vorlage: s und raͤteOrganisation: allerley irrung vermerckin in den guͤtern, so ein jegklicher by sinem geschworen eide nach bruch unnd harkomen unnser statt jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr uff den gewonlichen stu̍rtage verstu̍ren sol, dardurch sy vermeinen, wō sy a–soͤlich irrungKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: doch–a mit sonderlicher lu̍trung des benanten eids nit fu̍rkomen taͤtten, das darumb dem gemeinen nutz vil abpruchKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: geprochenb beschaͤhen wurde, demnach haben die gemelten mine herren angesaͤhen unnd gemelten stu̍reide gelu̍tert, wie har nach volget:

[1.1] Des ersten, das fu̍rohin alle unnser burgere c jegklicher alles sin ligend unnd varend guͦte, es sige an barschaft, zinsen, gu̍lten, schulden, hus, hofe, acker, garten, wisen, husraͧtUnsichere Lesungd oder ander guͦte, wie guͦt genannt unnd woran das gelegen ist, gantz, nu̍tzet vorbehalten, verstu̍ren und verdienen sol by sinem geschworen eide, usgenommen verschroten gewand unnd harnasch.

Unnd ouch soͤlch guͦte alles verstu̍ren, als lieb im das ist, fu̍r sovil gelt, als uff die zit unnd tag, so er das e erkouffen unnd vermeinen woͤlte, im das bār gelten soͤllte, und nit minder, unangesaͤhen, ob er oder sine vorfarn das naͤher erkoufft oder u̍berkomen hette.

[1.2] Zum andern von denen, so schuͦpis guͤter inhaben, ist angesaͤhen, das ein jegklicher die selben schuͦpis guͤtere nach abzug und stu̍ren, so darvon gend, sin bessrung, als lieb im die sig, by sinem geschworn eid, wie ob staͧt, verstu̍ren sol.

[1.3] Zum dritten ist angesaͤhen von den guͤtern, so lipding zins sind, das ein jegklicher die selben lipding zins verstu̍ren und verdienen sol f–nit nach der nutzung desselben erkoufften lipding zins, sonderHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–f nach dem hoptguͦte, damit dann soͤlch lipding erkouft ist, ōn abgang, by sinem geschworen eide, ōn alle geverde. Doch so der verlipdinger abgangen ist, so sind desselben erben nit schuldig, solch hoptguͦt, darumb das lipding erkoufft ist, ferer mit abzug oder ander dienstbari ze verdienen nach unnser statt recht.1

[S. 2]Seitenumbruch

[1.4] Unnd ob ein schultheis unnd raͧteOrganisation: ye zuͦ ziten, so man die stu̍ren ze geben, schwerer beduncken oder achten woͤlte, das yͤmands sin stu̍rguͦt mit sinem eid ze cleinfuͤg schaͤtzen unnd achten woͤlte, dardurch dann argwon in sinem eide erschine, da woͤllen sy gegen den selben ir strauff mit dem uskouffen vorbehalten, wie dann g unnser statt bruch unnd gewonheit vornaher ouch gewesen ist. Darnach sol ein jegklicher wu̍ssen, sich vor soͤlcher strauff ze verhuͤten.2

[2] Unnd als ouch mine herren diser gegenwurtiger ziten unnd louffen halb von denen, so in zerwu̍rffnuß gegenandern kommen, von dem fridbu̍ten lu̍trung ze tun h–noturftig bedunckeHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–h, uff das haben sy angesaͤhen, wo personen, wēnig oder vil, in unnser statt in soͤlch uneinikeit und zerwu̍rffnuß mittenandern kaͤmend, das ein jegklicher by sinem eid schuldig sin sol zuͦ ze louffen, sy ze friden und fridbu̍tten und den taͤtter, so also demKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: eini andern mit sinenKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: irenj wauffen verwundt oder verletzt hetten, einem schultheis zuͦ eins ratzOrganisation: handen u̍ber ze antwurtenIn der Vorlage: ant, k–ob der selb nit burger ist. Wēre aber, das der taͤtter burger were und vom verletzten oder den sinen umb recht angeruͤfft wurde, der sol ouch einem schultheisenIn der Vorlage: s geantwurtetIn der Vorlage: geant werden. Es wēre dann, das der todschlegUnsichere Lesungl vorhanden wēre, so sol der taͤtter, m–er sige burger oder nit, von stundan angenommen werden n zuͦ eim schultheisenIn der Vorlage: s und raͧtIn der Vorlage: rOrganisation: handen.Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–mHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–k Unnd woͤlcher soͤlch gebotten fride mit worten u̍bersaͤhe, des buͦß ist ān gnad xviij Währung: 18 Pfund . Woͤlcher aber soͤlchen frid mit den wercken u̍bersaͤhe, es wēre mit verwunden, hoͧwen, stēchen, schlagen oder ander verletzung und beschaͤdigung, die selben soͤllen, o–sy sigen burger oder nit, p von stund an einem schultheisenIn der Vorlage: schulth geantwurt werden undHinzufügung am linken Rand–o fērer nach gstalt der taͤtt nach erkantnuß eins ratzOrganisation: gestraufft werden.3

[3] Es sol ouch fu̍rohin keiner in unnser statt dhein win ze schencken ufftuͦn noch ruͤffen laͧssen, der selbe win sige im dann zevor von dem geschworen schatzer geschaͤtzt, by strauff iij  hallerWährung: 3 Pfund , ōn gnad, es syge dann sach, das einer das vaß volUnsichere Lesungq woͤlle schaͤtzen.4

[S. 3]Seitenumbruch

[4] Sodann von den dienstknechten wēgen ist angesaͤhen, das die selben dienstknecht jegklicher schwern sol einem schultheiß unnd raͧtOrganisation: nach inhalt der ordnung, so dann vormals darumb gestelt ist, unnd das r ouch kein meister sinen knecht u̍ber ein monatZeitspanne: 1 Monat by im halten s–anders dannKorrektur am linken Rand, ersetzt: sol, sonder–s by sinem eide schuldig sin solHinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichent, solch sin dienstknecht einem schultheiß anzeigen, soͤlchen eid ze schwērn.5

[5] u–Unnd woͤlcher dienstknecht in unnser statt dienet unnd also von sinem meister ōn erloupt eins schultheiß unnd ratzOrganisation: in froͤmbd, ußlendig krieg loufft, der sol die buͦß, namblich x Währung: 10 Pfund , glicher wiß ze geben verfallen sin wie ander unnser burger unnd in unnser statt und fridkreiß nitmer komen, er habe dann zevor soͤlch buͦßgelt bezallt.Streichung durch gekreuzte Linien von späterer Hand–u6

[S. 4]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.:] Mu̍lli ordnungen, bezalung von der graffschafft unnd u̍ber kommen der edellu̍ten halb7
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Sazungen betreffend
1. wie man steuren solle
2. wegen blutigen friedbrüchen
3. wegen weinausschenken
4. der dienstknechten eyd

Anmerkungen

  1. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: doch.
  2. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: geprochen.
  3. Streichung: all.
  4. Unsichere Lesung.
  5. Streichung durch Schwärzen, unsichere Lesung: o.
  6. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  7. Streichung: d.
  8. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  9. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: ein.
  10. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: iren.
  11. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  12. Unsichere Lesung.
  13. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  14. Streichung: und.
  15. Hinzufügung am linken Rand.
  16. Streichung: soͤllen.
  17. Unsichere Lesung.
  18. Streichung durch Schwärzen, unsichere Lesung: ouch.
  19. Korrektur am linken Rand, ersetzt: sol, sonder.
  20. Hinzufügung oberhalb der Zeile mit Einfügungszeichen.
  21. Streichung durch gekreuzte Linien von späterer Hand.
  1. Zu den Vermögenssteuern in WinterthurOrt: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 86-1; SSRQ ZH NF I/2/1 266-1 sowie Niederhäuser 2014, S. 141-142; Ganz 1960, S. 58-59, 148-151.
  2. Ein Fall von Steuerhinterziehung in WinterthurOrt: : SSRQ ZH NF I/2/1 289-1. Zur Bestrafung von Steuerhinterziehung allgemein vgl. Isenmann 2012, S. 541-542.
  3. Zum gebotenen Frieden vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 144-1.
  4. Zu den Verbrauchssteuern in WinterthurOrt: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 267-1.
  5. Vgl. den entsprechenden Ratsbeschluss vom 13. Januar 1495 betreffend die Vereidigung auswärtiger Dienstleute (SSRQ ZH NF I/2/1 165-1).
  6. Vgl. den entsprechenden Ratsbeschluss vom 3. Juni 1489 (STAW B 2/2, fol. 41r; STAW B 2/5, S. 368). Zum Verbot auswärtiger Solddienste vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 171-1.
  7. Dieser Vermerk korrespondiert nicht mit dem Inhalt der Aufzeichnung.