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SSRQ ZH NF I/2/1 174-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 174-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Vergabe der Ziegelhütte in Winterthur an Ulrich Ziegler

1499 September 28.

Schultheiss und Rat von Winterthur haben Ulrich Ziegler die städtische Ziegelhütte verliehen. Er soll den Bürgern, den Chorherren auf dem Heiligberg und dem Siechenhaus Ziegel und Kalk zu festgelegten Preisen verkaufen. Ihm steht pro Jahr Holz für vier Brenngänge aus dem städtischen Wald zu, darüber hinaus erhält er jährlich am 11. November 6 Mütt Dinkel. Er ist befreit von Steuern, Wachdiensten und anderen Diensten. Beide Seiten können diese Vereinbarung jährlich zum 11. November kündigen, danach darf Ulrich Ziegler unter Vorbehalt etwaiger Forderungen von Gläubigern abzugsfrei die Stadt verlassen. Von der Befreiung von Steuer und Abzug ist das steuerbare unbewegliche Vermögen ausgenommen. Für den baulichen Unterhalt der Ziegelhütte kommt die Stadt auf.

  • Signatur: STAW B 2/6, S. 187 (Eintrag 3)
  • Originaldatierung: 1499 September 28
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 33.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Konrad Landenberg

Die WinterthurerOrt: Ziegelhütte lag an der EulachOrt: und ist in der heutigen ArchstrasseOrt: zu lokalisieren (KdS ZH VI, S. 220). Der Standort an einem Flusslauf ausserhalb der Stadtmauern war typisch, vgl. Hennrich 2003, S. 41. Zur Ziegelhütte gehörte ursprünglich ein Turm, Haus und Hof sowie ein Baum- und Krautgarten (STAW URK 268, zu 1382; STAW URK 445, zu 1409). Ihr Betrieb scheint vorübergehend eingestellt worden zu sein, denn 1417 verpachteten Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: das Grundstück, auf dem die alte Ziegelhütte gestanden hatte (STAW B 2/1, fol. 58r). Zu städtischen Ziegeleien allgemein vgl. LexMA, Bd. 9, Ziegelei, Ziegler, Sp. 602-603. Zum Ablauf des Brennvorgangs, zur Brenndauer und zum Materialverbrauch vgl. Hennrich 2003, S. 43-47.

Die Konditionen für die Anstellung des städtischen Zieglers sind erstmals 1464 überliefert. Schon damals wurden die Preise für Backsteine und Ziegel festgelegt, wobei zwischen dem Bedarf der Bürger für Gebäude in der Stadt (30 Schilling pro 1000 Ziegel) und für Landgüter (2 Pfund Haller pro 1000 Ziegel) unterschieden wurde. Für Ziegelsteine durfte der Ziegler nicht mehr als 2.5 Pfund und für Ziegelplatten höchstens 3 Pfund pro 1000 Stück verlangen (STAW B 2/2, fol. 14r). Die Stadt reservierte sich im Jahr 1490 zwei Brände, wobei der Ziegler für 3 Pfund Haller und 1 Mütt Getreide jeweils 12’000 Ziegel für sie produzieren sollte. Wenn der Ziegler in der Kirche die Ziegelproduktion ankündigte, hatten die Bürger eine Woche Vorkaufsrecht, danach durfte er seine Ware im Umland verkaufen (STAW B 2/2, fol. 40r, zu 1488).

Editionstext

[Marginalie am linken Rand:]
Ziegler

Item mine herren sind mit Uͦlrich ZieglerPerson: u̍berkomen also, das er inen
ir ziegelhu̍tten in aller arbait zum besten versaͤhen a–unnd unnd
und
Korrigiert: und
–a u̍nsern burgern, desglichen den herren uff dem HailgenbergOrt: Organisation:
und kinden am veldOrganisation: ein tusentMenge: 1000 ziegel, es sig ob oder undertach, umb
iij  hallerWährung: 3 Pfund und ziegelstein, ouch ziegelblatten, ein tusentMenge: 1000 umb v Währung: 5 Pfund
und j malter kalchVolumenmass: 1 Malter Kalk umb xviij  ħWährung: 18 Schillinge geben sol.
Und soͤllen im alle jarWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr
zuͦ vierMenge: 4 brenden holtz uß unnserm wald ze hoͤwen vergu̍nsten,
dartzuͦ jerlichsWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr uff sant MartisPerson: tagDatum: 11. November (Kirchenfest als Termin/Frist) vj mtAbkürzung kkernenVolumenmass: 6 Mütt Dinkel geben unnd aller
tagwan, wachenHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichenb unnd stu̍ren stu̍r frig beliben laussen, es wēre dann, das er
ligende guͤtere, so vor in unnser stu̍r gelegen, erkouffte, die sol er verstu̍ren
unnd verdienen [nach]Beschädigung durch Tintenklecks, sinngemäss ergänztc unnser stat recht.
Unnd mag jegklicher teil soͤlch
ziegelhu̍tten dem andern allwēgen uff sant MartisPerson: tagDatum: 11. November (Kirchenfest als Termin/Frist) abku̍nden. Und wann soͤlch abku̍ndung beschicht, so mag gemelter UͦlrichPerson:
widerumb von unns ōn allen abzug, us genommen der erkoufften
guͤtere halb, wie obstaut, abzu̍hen, und ouch den geltschuldner ōn schaden.

Wir soͤllen ouch im allwegen die ziegelhu̍tten in wesenlichem buw
in unnserm costen halten.
Actum uff sant MichelsPerson: abend, anno etcAbkürzung
lxxxx viiijo
Originaldatierung: 28.9.1498
.

Anmerkungen

  1. Korrigiert: und.
  2. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  3. Beschädigung durch Tintenklecks, sinngemäss ergänzt.