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SSRQ ZH NF I/2/1 197-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 197-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urteil im Konflikt zwischen der Gemeinde Hettlingen und dem Inhaber des Schlosses wegen Einzugsgebühr und Allmendnutzung

1504 Mai 21.

Bürgermeister und Rat von Zürich fällen ein Urteil im Konflikt zwischen der Gemeinde Hettlingen und Sigmund Murer, Inhaber des dortigen Schlosses, um die Zahlung der Einzugsgebühr und die Nutzung der Allmende. Seitens der Gemeinde wurde die Forderung erhoben, dass Sigmund Murer die übliche Einzugsgebühr von 5 Pfund Haller zahlen solle oder die Allmende und den Dorfbrunnen nicht mitbenutzen dürfe. Murer wandte ein, im Schloss, einem Lehen der Grafschaft Kyburg, zu wohnen, und daher nicht wie ein Dorfbewohner Einzugsgebühren entrichten zu müssen, zumal diese Gebühr von seinen Vorgängern nicht gefordert worden sei, und leitete die Freiheit des Dorfs und die Brunnennutzung vom Schloss ab. Nach Anhörung beider Seiten sprechen Bürgermeister und Rat Sigmund Murer von den an ihn gestellten Ansprüchen frei und ordnen an, dass man ihn wie die früheren Inhaber des Schlosses behandeln solle. Auf Bitten Murers wird das Urteil verbrieft. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Zürich.

  • Signatur: STAW URK 1875/1
  • Originaldatierung: 1504 Mai 21
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 34.0 × 18.5 (Plica: 3.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: winbib Ms. Fol. 240, S. 81-82
  • Originaldatierung: 1628
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch

Zu den Auseinandersetzungen zwischen den Inhabern der Burg HettlingenOrt: , einem Lehen der Stadt ZürichOrt: , und der Gemeinde HettlingenOrt: Organisation: respektive der Stadt WinterthurOrt: , ihrer Obrigkeit, vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 195-1 sowie SSRQ ZH NF I/2/1 209-1.

Editionstext


Wir, der burgermeister und raͧt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , thuͦnnd kunnd meͣngklichem mit disem brief, das fu̍r u̍nns zuͦ reͣcht kommen sind
u̍nnser lieben getru̍wen, der gemeind zuͦ HettlingenOrt: Organisation: , anweͣlt eins und annders teils der ersam, u̍nnser lieber getru̍wer Sigmund MurerPerson: zuͦ HettlingenOrt: 1, deßweͣgen, das die gemeind von HetlingenOrt: Organisation: vermeint, es weͣre ir altharkommen und gewonter
bruche, weͣr von ussen zuͦ inen gen HetlingenOrt: in ir dorff zuge, das der inen an ir gemeinweͣrch und zuͦ der gemeind nutz
geben soͤlte fu̍nnf pfunnd hallerWährung: 5 Pfund .2 Nun so der genannt SigmundPerson: ouch zuͦ inen gezogen weͣre und sy die fu̍nf pfunndWährung: 5 Pfund
an inn erfordertind, widerti er sich dero und welte inen die nit geben. Baten und begeͣrtten, wir weltten mit im verschaffen, das er die usrichte und taͤte als ein anndrer inseͣß, oder aber das er mit sinem fech nit uf ir gemein weͣrch fuͤre,
desglich des dorfs brunnen nit nutzeti.
Dawider der bemelt Sigmund MurerPerson: fu̍rwanndt, es weͣre waͧr, er hette
sinen sitz im huß oder schloß HettlingenOrt: und das von u̍nns zuͦ lechen empfanngen, als ouch das von unns als von
weͣgen u̍nnser graͧfschaft KyburgOrt: lechen weͣre.3 Und meinty nit, das er inen die fu̍nf pfundWährung: 5 Pfund ze geͣben schuldig weͣre,
dann er weͣre nit im dorff ein insaͤß als iro einer, sonnder hette er sinen sitz im schloß, dahar ouch das dorff sin friheit
und den brunnen hette. Und welich je im schloß gesessen, die weͣren umb soͤliche fu̍nnf pfunndWährung: 5 Pfund nie angelangt
und hetten mit irem fech moͤgen faren uf ir allmend und deßglich ir brunnen nutzen. Hofte ouch, es soͤlte von
u̍nns erkenndt weͣrden, das er ir anspraͧch ledig weͣre und sy inn halten und bliben lassen soͤlten, wie annder sin
vorfaren und innhaber des schlosses HettlingenOrt: byßhar von inen gehalten worden weͣren.
Und als jederteil mit mer
wortten, unnot ze melden, sines vermeinens ist pliben und sy das zuͦ u̍nns zuͦ reͣcht satzten, haben wir demnach
unns zuͦ reͣcht erkenndt und gesprochen, das Sigmund MurerPerson: soͤlicher clag ledig sin, ouch gehalten und bliben
soͤlle, wie annder sin vorfaren, innhaber des schlosses HettlingenOrt: , byßhar von inen gehalten sind worden.
Diser urteil
begeͣrt der obgenant Sigmund MurerPerson: eins briefs, den wir im zuͦgeben erkenndt und daͧran des zuͦ urkunnd u̍nser
statt secret insigel offennlich heͣnncken laͧssen haben, der geben ist an zinstag vor pfingsten nach Crists a–gepurtt geburtKorrigiert: gepurtt–a gezalt fu̍nfzechenhunndert und vier jaͧreOriginaldatierung: 21.5.1504.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
b Sigmund MurerPerson: c
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Spruchbrieff betreffend das einzugsgeldt

Anmerkungen

  1. Korrigiert: gepurtt.
  2. Hinzufügung am linken Rand von Hand des 18. Jh.: EEAbkürzung gemeind HetlingenOrt: contra.
  3. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von Hand des 18. Jh.: anno 1504.
  1. Der Eintrag über diesen Rechtsentscheid im ZürcherOrt: Ratsmanual gibt GrüningenOrt: als Herkunftsort Sigmund MurersPerson: an (StAZH B II 35, S. 14).
  2. Die Höhe der Einzugsgebühr wurde im sogenannten Einzugsbrief geregelt. Der erste überlieferte Einzugsbrief für HettlingenOrt: vom 19. Oktober 1522 sah die Erhöhung der Gebühr von 5 auf 10 Pfund vor (SSRQ ZH NF I/2/1 230-1).
  3. Die Verleihung von Burgsäss, Schloss, dem halben Kelnhof und der Bünt in HettlingenOrt: durch den Bürgermeister von ZürichOrt: an Sigmund MurerPerson: nach Lehensaufgabe der Vorbesitzer, den Erben des Hans ReigelPerson: , datiert vom 1. Juli 1504 (StAZH F I 51, fol. 101v).