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SSRQ ZH NF I/2/1 250-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 250-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Revers der Stadt Winterthur über den Erwerb des Heiligbergs von der Stadt Zürich

1529 Oktober 18.

Schultheiss, Rat und Bürger der Stadt Winterthur erklären, dass Bürgermeister und Rat von Zürich ihnen die Gebäude, Gärten und Güter auf dem Heiligberg samt dem Nutzungsrecht, das die dortigen Pfründherren im städtischen Wald hatten, verkauft und als Lehen der Grafschaft Kyburg verliehen haben. Sie verpflichten sich, bei Bedarf einen neuen Lehensträger zu stellen. Sie sollen ohne Erlaubnis der Zürcher auf dem Heiligberg keine Befestigung errichten. Beide Seiten haben zusätzlich vereinbart: Wenn die Zürcher einen Amtmann mit Sitz in Winterthur einsetzen wollen, erhält dieser von den Winterthurern jährlich 10 Klafter Brennholz und darf wie die Bürger das Gemeinschaftsgut nutzen. Er soll 1 Gulden Steuer für sein Wohnhaus geben, bei Bedarf Wachdienst leisten und den städtischen Geboten und Verboten gehorchen wie andere Bürger und Hintersassen, vom Kriegsdienst für Winterthur ist er aber befreit. Gibt er sein Amt auf, darf er abzugsfrei wegziehen. Den Inhabern der Pfründen wird ein lebenslanges Nutzungsrecht eingeräumt, sie sollen ihre Güter jedoch instand halten. Nach ihrem Tod soll alles, was im Kauf inbegriffen ist, den Winterthurern zu Verfügung stehen. Dieser Kauf soll die Rechte der Stadt Zürich und der Grafschaft Kyburg nicht beeinträchtigen. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Winterthur.

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 3156
  • Originaldatierung: 1529 Oktober 18
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 45.0 × 25.0 (Plica: 6.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH A 156.1, Nr. 11
  • Originaldatierung: 1528 März 29 – November 14 (Undatiert, Datierung aufgrund des Zusammenhangs mit StAZH A 155.1, Nr. 85; STAW URK 2183.8; STAW URK 2183.9; StAZH B IV 3, fol. 382r; Egli, Actensammlung Nr. 1514))
  • Überlieferung: Entwurf (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW URK 2183.4
  • Originaldatierung: 1528 März 29 – November 14 (Undatiert, Datierung aufgrund des Zusammenhangs mit StAZH A 155.1, Nr. 85; STAW URK 2183.8; STAW URK 2183.9; StAZH B IV 3, fol. 382r; Egli, Actensammlung Nr. 1514))
  • Überlieferung: Entwurf (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 33.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW URK 2183.1, S. 1-2
  • Originaldatierung: 1529 Oktober 18
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 21.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW URK 2266 (Insert)
  • Originaldatierung: 1532 August 1
  • Überlieferung: Abschrift (Insert)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 36.5 × 31.0 (Plica: 2.5 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: StAZH C II 16, Nr. 701
  • Originaldatierung: 1550
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 116-117
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

Am 1. August 1532 verpflichteten sich Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: gegenüber den Pfründeninhabern auf dem HeiligbergOrt: , sie Zeit ihres Lebens im Besitz der Häuser und Einkünfte zu belassen (STAW URK 2266). In der Folgezeit verliehen beide Seiten die Erblehengüter gemeinsam. Die Zinsen sollten die Pfründner beziehen, solange sie lebten, danach sollten die Rechte und Einkünfte der Stadt zufallen, wie aus dem Entwurf einer Verleihungsurkunde vom 4. April 1534 hervorgeht (STAW AJ 117/1/10).

Editionstext


Wir, schultheis, rattOrganisation: unnd burger gmeynlich zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , bekenn unnd thuͦn kundt mengklichem mit disem brieff:
Allßdann die frommen, vesten, fursichtigen, ersammen
unnd wyßen burgermeister und ratt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , unnser gnedig, lieb herren, unns die pfruͦnd hüsser, garten und guͤter, alle uff dem Heiligen BergOrt: by unser statt WinterthurOrt:
gelegen, sambt der holtzgereͣchtigkeit, so die pfruͦnd herren daselbs inn unser statt holtzer gehebt, kouffswyß zuͦgestelt habent, inhalt eins kouffbriefs deßhalb wyssende,1 das
wir solliche erkouffte guͤter jetz angeͣntz durch einen erberen man von unseren herren von Zu̍richOrt: , als ir graffschafft KyburgOrt: wegen, zuͦ rechtem lechen empfangen2 unnd hinfu̍ro, so
offt ein trager abgadt ald sunst zuͦ trager unu̍tz wirdt, alßdann einen anderen an desselben abgangnen ald unu̍tzen statt, der ouch gwonliche lechenspflicht und revers brieff
geben söllen unnd wellen nach lechens reͣcht.
Item wir sollen und wöllen ouch uff dem Heiligen BeͣrgOrt: dhein veste oder were nit buwen noch uffrichten on vermelter unserer
gneͣdigen herren von Zu̍richOrt: willen unnd vergu̍nsten.
Zuͦ dem ist ouch inn sollichem kouff lutter berett unnd beschlossen, ob sach were, das unser herren von Zu̍richOrt: einen pfleger
und ambtman gen WinterthurOrt: setzen wu̍rden, das wir dem selben uß dem wald alle jar, jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr und jedes jars besonder zeͣhen klaffter brennholtzVolumenmass: 10 Klafter Holz geͣben, darzuͦ zimberholtz vervolgen und inn by unns inn holtz und veld, wun und weid, tryb unnd tradt wie ander unnser burger ein halten und bliben lassen, ußgenommen, so wir höw zuͦ brenholtz ußgeͣben, söllen wir im nu̍tzig zuͦ geben pflichtig syn, sonder soll er by den zehen klaffternVolumenmass: 10 Klafter Holz vorgemeͣlt blybenn. Der vermelt ambtman soll ouch fu̍r die stu̍r des husses, darinn er sitzt unnd wonhafft ist, uns geben einen guldin Zu̍richer werungWährung: 1 Zürcher Gulden . Unnd darzuͦ, so es sich der louffen halb fuͦgt, huͤten und wachen die statt WinterthurOrt: unnd dero muren zuͦvergeumen, deßglichen das wyn umbgelt, ob er von dem zapffen scheͣnken wu̍rde, ouch sin mülle umgelt richten unnd geͣben, wie dann wir, schultheis und die cleynen reͣttOrganisation: , daselbs thuͦn muͤssend, ouch schuldig sind, unnd witer nit. Söllicher ambtman soll ouch unnsern gebotten und verbotten wie ander unser burger und hinderseͣssen
gehorsam unnd gewertig, unnd doch mit unns zuͦ reisen nit schuldig syn. Unnd ob unnserer herren von Zu̍richOrt: ambtman je zuͦ ziten mer unnd andere guͤter, dann er
jetz inhat, erkouffte, so vor gestu̍ret hettind, das es ouch darby bliben und die stür von den selben guͤtern gericht weͣrden sölle. Und hiemit erst gemelt unserer herren vonn
Zu̍richOrt: ambtman, so offt die selben einen endrent, frig on allen abzug von unns von WinterthurOrt: hinweg ze ziechen guͦt fuͦg und recht haben.
Witer ist inn söllichem kouf
beschlossen, das wir die priester, so uff dem genanten Heiligen BergOrt: jetz verpfruͤndt syen, ir wyl und leben lang by iren gerechtigkeiten und dem, so ein jeder byßhar ingehebt und genu̍tzet luth brieff unnd siglen, bliben und sy also inn friden absterben lassen. Und so dann einer abgangen sig, das alßdann unns desselben abgegangnen huß,
hoff, unnd was inn vorgemeltem kouff gegeͣben worden, heim gfallen sin sölle also, das wir erst alßdann damit handlen, thuͦn unnd lassen sollen und mogen alls mit
dem unsern. Darzwu̍schennd söllend die pfrund herren und priester ire pfrund hu̍sser, und was darzuͦ dient unnd gehördt, inn eren halten und nit unu̍tzlich zergan
lassen.
Zuͦ dem letsten soll ouch diser kouff unsern herren und oberen von Zu̍richOrt: unnd irer graffschafft KyburgOrt: an allen iren oberkeiten, frigheiten, recht und gereͣchtigkeiten, zwingen, bennen unnd herligkeiten, zinsen, zeͣnden, renten a– und gültennTextvariante in STAW URK 2183.1, S. 2, STAW URK 2266 (Insert): gülten, stüren und brüchen–a inn allweͣg b–on nachteiligAuslassung in STAW URK 2183.1, S. 2, STAW URK 2266 (Insert)–b, on vergriffenlich, unschedlich und unabbrüchig sin, alles by
unnsern guten tru̍wen und on all gefeͣrdt.
Unnd des zuͦ warem, vestem und bestentlichem urkundt so habend wir des zuͦ urkund unnser statt WinterthurOrt: secret insigel offenlich lassen henken an disenn brieff, der geͣben ist meͣntag nach sant GallenPerson: tag, nach der geburt Cristi gezallt fu̍nfftzehenhundert zwentzig und nün jarOriginaldatierung: 18.10.1529.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 16. Jh.:]
Bekantnus dero von WinterthurOrt: ,
lechens des Heilgen BeͣrgsOrt: und
eins ambtmans halb, so wir
gen WinterthurOrt: setzn moͤgen etcAbkürzung,
1529Datum: 1529
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.:]
Hort in das archivum zum Grossen MünsterOrganisation: in die trucken der
statt WinterturOrt: im käspli gegen dem chor.

Anmerkungen

  1. Textvariante in STAW URK 2183.1, S. 2, STAW URK 2266 (Insert): gülten, stüren und brüchen.
  2. Auslassung in STAW URK 2183.1, S. 2, STAW URK 2266 (Insert).
  1. Vgl. den Kaufvertrag gleichen Datums (SSRQ ZH NF I/2/1 249-1).
  2. Vgl. die Urkunde über die Belehnung durch den Bürgermeister von ZürichOrt: und den Lehensrevers der Stadt WinterthurOrt: (SSRQ ZH NF I/2/1 251-1; SSRQ ZH NF I/2/1 252-1).