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SSRQ ZH NF I/2/1 274-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 274-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bestätigung der Stadt Winterthur im Besitz der niederen und hohen Gerichtsbarkeit über das Dorf Hettlingen durch Zürich

1536 Juli 31.

Bürgermeister und Rat von Zürich erklären: Da sie in allen ihren Gebieten strengstens verboten haben, Solddienste zu leisten, hat der Vogt von Kyburg die Bussen der Leute aus Hettlingen, die das Verbot missachtet haben, für sich gefordert, da Hettlingen in der Grafschaft Kyburg liegt. Dagegen haben Schultheiss und Rat von Winterthur eingewendet, dass das Dorf und seine Einwohner mit allen Rechten und Kompetenzen seit jeher zu ihrer Stadt gehören und bisher niemand in ihre Rechte eingegriffen habe. Die Zürcher haben daraufhin die Winterthurer eingeladen, ihre verbrieften Freiheiten vorzulegen, die sie von Kaiser Sigmund, Kaiser Friedrich und ihnen selbst erlangt haben. Nach Konsultation dieser Urkunden kommen die Zürcher zum Schluss, dass die Winterthurer das Dorf Hettlingen samt Einwohnern, Steuern, Dienstbarkeiten, hoher und niederer Gerichtsbarkeit und Bussgeldern seit langem verwalten und besitzen, ohne von den Zürchern, ihren Vögten und Amtleuten daran gehindert worden zu sein. Daher erkennen sie die Rechte der Winterthurer unter Vorbehalt der Rechte der Stadt Zürich und der Grafschaft Kyburg an, insbesondere soll die Gemeinde Hettlingen weiterhin einen Richter für das Landgericht stellen. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel der Stadt Zürich.

  • Signatur: STAW URK 2304
  • Originaldatierung: 1536 Juli 31
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 37.5 × 25.0 (Plica: 8.0 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt ZürichOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StAZH C I, Nr. 1976
  • Originaldatierung: 1536 Juli 31
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 32.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW URK 2303
  • Originaldatierung: ca. 1598 – 1629 (Der Schreiber amtiert in diesem Zeitraum.)
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 36.5 × 25.0 (Plica: 4.5 cm)
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 240, S. 39-41
  • Originaldatierung: 1628
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 49, S. 565-567
  • Originaldatierung: 1629
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 32.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 251-252
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

Am 28. Juli 1536 hatten Bürgermeister und Rat von ZürichOrt: Organisation: den Schultheissen und Rat von WinterthurOrt: Organisation: zu diesem Termin eingeladen, um ihr Anliegen betreffend die Hochgerichtsbarkeit in HettlingenOrt: vorzutragen und die entsprechenden Dokumente vorzulegen (STAW AA 2/1). Bald darauf wurden die Gerichtsrechte der Stadt WinterthurOrt: in der Offnung der Gemeinde fixiert (SSRQ ZH NF I/2/1 280-1, Artikel 1). Zum Kompetenzstreit zwischen ZürichOrt: und WinterthurOrt: um die Ausübung der Hochgerichtsbarkeit in HettlingenOrt: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 161-1.

Editionstext


Wir, burgermeyster unnd rath der statt ZürichOrt: Organisation: , bekennent unnd thuͦnd kunth menngklichem mit disem bryeff:
Demnach wir uß ordenlicher oberkeyts macht, uß eehafftenn, unns bewegennden ursachen nit allein inn unnser graaffschafft KyburgOrt: ,
sonnder ouch allenn annderen unnsern oberkeytenn, herrschafftenn, gerichtenn unnd gebyeten das reyßlouffen by höchster unser
straaff lybs unnd guͦts verbottenn,1 deßhalb unnser vogt zuͦ KyburgOrt: inn unnserem nammen vermeynen wellenn, ime die buͦß
von den ungehorsammen von HettlingenOrt: , so söllich verbott überfaaren (als inn unnser graffschafft geleͣgen), von der hochenn oberkeyt unnd gerichtenn wegen gefolgen unnd zuͦstenndig sin sölte.
Darwider aber die eersamen, wyßen, unnsere liebenn unnd gethrüwen schultheys unnd rath unnserer statt zuͦ WynnterthurOrt: Organisation: unns mit bryeff unnd siglenn zuͦ berichten begeͣrt, das die
unnderthaanen unnd das dorff HettlingenOrt: mit hoch unnd nideren buͦsen, straaffen, reysen, stüren, brüchen, ouch allenn anderen dienstbarkeyten unnd rechtungen ye unnd allweg zuͦ irer statt gehört, die sy ouch vyl eewiger zyten unnd jaren inngehept, verwaltenn, besessen, genutzt unnd genoßen hettenn, rüwig unnd one inthrag unnser, ouch unnserer vögten unnd
sunst menngklichs, inn hoffnung, wir sy daby gnedigclich schützen unnd schyrmen unnd keynns weͣgs darvon threnngen wurden.

Unnd alß wir sy zuͦ meerer unnderrichtung mit allenn iren bryeffenn unnd gewarsammen, damit sy ir darthuͦn zuͦ bevestnen
fürgenommen, uff hüt datum gütlich für unns betaget, ouch durch sy unnd ir dargeleyte fryheyts unnd begnadigungs bryeff, so
sy von wylennt hochloblicher unnd seͣliger gedechtniß keyser SigmundenPerson: ,2 deßglychen keyser FriderrichenPerson: ,3 ouch unns unnd unnsern
vorderen erlanngt,4 die sy unns hüt alle seͣchen unnd verhören lassenn, heyter unnd gnuͦgsammlich verstenndigit unnd berichtet worden,
ouch uß söllichen iren bryeffenn unnd fryheytenn wißenntlich erlernet unnd verstannden, das ir fürgeͣben die warheyt unnd
nemlich das gemelt dorff HettlingenOrt: mitsampt den lüthenn, stüren, reyßenn, fräflenn, buͦsenn, diensten, hochen unnd nidern
gerichtenn, ouch allenn anndern rechtungen unnd zuͦgehörungen von yeweltenhärUnterstrichen mit vollem recht angehörig unnd zuͦstendig gwesen unnd noch syge dermasen, das die genannten von WynterthurOrt: söllich dorff mitsampt den lüthen, buͦsen unnd allenn
gerechtigkeytenn, hochem unnd niderem, ye unnd allweg verwaltenn, beseͣßenn, inngehept, genutzt unnd genossenn, von
unns unnd unnser herrschafft KyburgOrt: , ouch unnsern vögtenn unnd amptlüten unverhynndert.
Unnd wir ouch mee geneygt,
die unnsern by iren fryheyten ze schyrmen dann sy daran ze schwechenn, so habenn wir die genannten von WynnterthurOrt: daby ungemynndert belyben lassenn unnd unns mit urteyl erkennth, das sy unnd ire nachkommen by sollichen iren fryheytenn, bryef
unnd siglen, ouch gemeltem dorff HettlingenOrt: , den lüthen, buͦsen unnd aller gerechtigkeyt, wie sy die bißhar daselbs inngehept
unnd von altem harbracht hannd, belybenn, sich deren befro̍wenn, nutzen unnd gebruchen sollennt unnd mögent, wie das ire
bryeff heyter ußwysent unnd vermögent, von unns unnd sunst menncklichem ungeirrt, doch unns unnd unnserer statt,
ouch unnserer graffschafft KyburgOrt: sunst an allenn anndern unnsern unnd iren rechten, fryheyten, brüchenn unnd gewonheyten,
besonnder deß, das die von HettlingenOrt: bißhar allweg eynen richter an das lanndgericht gebenn, unvergriffen unnd genntzlich one
schadenn, all gfherd unnd arglist vermitten, inn crafft dis bryeffs, den wir inen uff ir bitt mit unnser statt angehenncktem
secret insigel verwaret zu urkund gebenn habenn des nechstenn mentags nach sannct JacobsPerson: , des heyligenn zwölffbotten,
tag, nach Cristi gepurt gezelt fünffzechenhundert unnd darnach im sechsunddryssigestenn jare
Originaldatierung: 31.7.1536
.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Ein brief von der stadt ZürichOrt: , daß das dorf
HetlingenOrt: mit leuthen, steuren, reisen, fräflen,
bußen, diensten, hochen und niedern gerichten etcAbkürzung
weiter, wie von altem har, der stadt WinterthurOrt: zugehörig seyn und bleiben solle,
anno 1536Datum: 1536

Anmerkungen

    1. Erst im März 1536 hatten die ZürcherOrganisation: ein neues Solddienstverbot erlassen (StAZH A 42.1.13, Nr. 26). Zu den Massnahmen in WinterthurOrt: gegen das sogenannte Reislaufen vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 276-1.
    2. Vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 68-1.
    3. Vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 72-1.
    4. Vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 92-1.