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SSRQ ZH NF I/2/1 278-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 278-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Besetzung der städtischen Ämter in Winterthur

1537 Juni 21.

Stadtschreiber Gebhard Hegner gibt seinem Sohn Christoph, der ihn während seiner Abwesenheit vertritt, Anweisungen für den Ablauf der Besetzung der städtischen Ämter: Am Albanstag, dem 21. Juni, werden der Schultheiss und die Stadtknechte eingesetzt, zuvor werden der Freiheitsbrief und die Feuerordnung verlesen. Am folgenden Tag, dem Freitag, setzen beide Räte den Kleinen Rat ein und der Grosse Rat wird entlassen. Der Schreiber liest die Namen der Mitglieder des vergangenen Amtsjahrs vor, daraufhin werden sie entweder ausgetauscht oder bestätigt. Der Grosse Rat wird eingesetzt und seine Mitglieder notiert. Anschliessend vereidigt der Schultheiss den Grossen und den Kleinen Rat. Beide Räte setzen den Säckelmeister und den Baumeister ein, auch sie werden vereidigt. Danach lässt der Kleine Rat den Grossen Rat abtreten. Am nächsten Tag besetzt der Kleine Rat weitere Ämter. Alle Amtleute werden in ein Verzeichnis eingetragen, das der oberste Stadtknecht erhält. Dieser lädt alle für den kommenden Sonntag in das Rathaus. Dort verliest der Stadtschreiber die Namen und markiert die abwesenden Amtleute, um sie vor den Rat einzubestellen. Daraufhin trägt der Stadtschreiber die Eidformeln vor. Alle, die den Bürgereid noch nicht geleistet haben, werden ebenfalls namentlich genannt.

  • Signatur: STAW AA 5/2, S. 1-3
  • Originaldatierung: 1537 Juni 21 (Die fehlende Jahresangabe erschliesst sich durch die Angabe des Wochentags)
  • Überlieferung: Aufzeichnung, Heft (3 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 11.0 × 32.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Gebhard Hegner

Wie aus den Ämterverzeichnissen der 1530er Jahre hervorgeht, wurde am 21. Juni, dem Albanstag, der Schultheiss von WinterthurOrt: gewählt und am folgenden Tag der RatOrganisation: erneuert. Somit fiel der in der vorliegenden Anweisung des Stadtschreibers Gebhard HegnerPerson: an seinen Sohn und Nachfolger ChristophPerson: erwähnte Freitag auf den 22. Juni 1537 (vgl. das Ämterverzeichnis in STAW B 2/7, S. 493). Gebhard HegnerPerson: legte ein Kopial- und Satzungsbuch an, das von seinen Nachfolgern fortgesetzt wurde und bis auf ein Fragment (STAW AA 4/3) heute nur noch in der Abschrift Johann Jakob GoldschmidsPerson: aus dem 18. Jahrhundert überliefert ist (winbib Ms. Fol. 27). Die darin enthaltenen undatierten Eidformeln und Angaben zur Ämterbesetzung, darunter eine detailliertere Beschreibung des hier skizzierten Ablaufs unter dem Titel «Besetzung der ämter, so man am nächsten tag nach AlbaniPerson: setzt» (winbib Ms. Fol. 27, S. 495-498), sind vermutlich noch von HegnerPerson: selbst verfasst worden. Die ausführlichere Version bietet Zusatzinformationen über die Anzahl und Ratszugehörigkeit der einzelnen Amtleute.

Im Lauf der Zeit etablierten sich zwei weitere feste Termine für die Ämterbesetzung. Im Herbst wurden die Einnehmer der Steuern, Gebühren und Bussgelder bestimmt (SSRQ ZH NF I/2/1 175-1) und am Dreikönigstag, dem 6. Januar, wurden die Wächter, Hirten, Förster und der Mesmer eingesetzt, vgl. winbib Ms. Fol. 27, S. 501.

Editionstext


Befaͤlch, was min StofellaPerson:
ußrichten und wie er im
thuͦn soͤll


An sant AlbansPerson: tagDatum: 21. Juni
besetzung des schultheisen:
Zem ersten list man den frigheits
brieff,1 daruff list man die fürordnung,2 b
daruff setzt man schultheisen und knaͤcht.3

An frittagDatum: 21.6.1537Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: mentagd nach AlbaneAuffällige SchreibungPerson:
besetzt man die aͤmpter
also:

Am ersten setzend bed raͤtOrganisation: den kleinen
ratt
Organisation:
und steltt man alwaͤgen umermeder den eltisten uß.

Darnach stellend min heren den
grosen ratOrganisation: uß und list der schriber
al gmach die grosen raͤtOrganisation: , so das verschinen jar gwaͤsen, darunder enderen oder setzend min heren, was sy
guͦt bedunckt.

Und so der groß rattOrganisation: gsetzt und uffgschriben, nimpt man sy wider inhin
und list man die grosen raͤttOrganisation: .4

Daruff gitt der schultheis bedenOrganisation: ,
cleinenOrganisation: und grosen ratenOrganisation: , den rats eid.5

Demnach setzent bed raͤttOrganisation: dem seckelmeister6 und buwmeister7. Und so
die gesetzt, gibtt man inen den eid
und daruff latt der klein rattOrganisation: den
grosenOrganisation: abscheiden und heim gan.

Der klein rattOrganisation: setzt daruff
am selben tag dis nachgeschriben aͤmpter:
1. buwheren vom rattOrganisation: iren iijMenge: 38
2. amptlütt der schlüsel uber der stat gwoͤlb9
3. rechenheren10
4. mülly schuͦwer11
5. richter12, da list man die alten richter
6. [thor beschließer]Ergänzt nach winbib Ms. Fol. 27, S. 496e
SchmitharOrt: ,
Nagely ThürlyOrt: ,
ObertharOrt: ,
HoldertharOrt: ,
SteintharOrt: ,
NidertharOrt: :
zu jedem thar zwenMenge: 2, und
zem Naͤgely ThürlyOrt: einenMenge: 1
[S. 2]Seitenumbruch
7. zoller13,
an ein jedes ort einMenge: 1 zoller:
SchmitarOrt: ,
ObertharOrt: ,
HoldertharOrt: ,
SteintharOrt: ,
NidertharOrt: ,
suwzoll,
kuder zoll,
schmaltz wag
8. kilchenpflager14
9. sondersiechenOrganisation: pflager15
10. under spitalOrganisation: pflager16
11. eigengaͤberOrganisation: 17
12. brottschuͦwer18
13. fleisch schaͤtzer19
14. waͤber maͤser und tuͦchschuͦwer20
15. zu̍gmeister21
16. holtzgaͤber22
17. oberen spitallsOrganisation: pflaͤger23
18. furspraͤchen24
19. kornmaͤser25
20. kernen schuͦwer26
21. abzüger27
22. fürschuͦwer28, an jedes
ortt zwenMenge: 2 man:

am NidermarcktOrt: ,
ObermarcktOrt: ,
ObergaßOrt: ,
ObervorstattOrt: ,
NidervorstattOrt: ,
GrabenOrt: ,
Nu̍wstattOrt: ,
HindergaßOrt: ,
KüngsthürlyOrt:
[S. 3]Seitenumbruch

Item alle amptlüt, so also am fritagDatum: 22.6.1537
gsetzt sind, schribtt man an ein roͤdely, gibtt das dem obersten knaͤcht,
das er denen allen uff den naͤchsten
sunttagZeitspanne: Sonntag f–nach dem imbisKorrektur von späterer Hand am linken Rand:
darnach
am morgenZeitspanne: morgens
um 5 urenZeit: 5:00
–f uff das rathußOrt: zekomen püte. Und so jederman
uff dem ratthußOrt: versamlatt ist, list
der schriber daß roͤdely. Und weller amptman nitt da ist, den zeichnet man
hinnach für rattOrganisation: zuͦ stellen. Daruff
list man im rats buͦch alle amptlütt und zuͦ was empteren ein jeder
verordnatt sig. Demnach list g
der schriber aller amptlüten eide und
facht an dem eid an, namlich die,
so die schlusell zuͦ der statt gwelb haben,
und list darnach die eid durch uß
bitz am letsten der h–kernen schuͦwerenKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: fürschuͦwer–h
eid. Und oͤb oͤthwar da wer, so
den burger eid nitt than, list man
den saͤlben ouch (vinst du da vornen
bin eiden).
[S. 4]Seitenumbruch
[...]Editorisch irrelevant29
[S. 5]Seitenumbruch
[S. 6]Seitenumbruch
|Seitenumbruch
[Vermerk auf dem Umschlag von Hand des 18. Jh.:]
Memoriale wegen ämter-
und regimentsbesatzung etcAbkürzung

Anmerkungen

  1. Streichung: s.
  2. Hinzufügung am linken Rand von Hand des 17. Jh. mit Einfügungszeichen:
    Nota: Du findst die c
    ordnung in
    der statt buch in
    dem tittell vor den eiden.
  3. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: mentag.
  4. Ergänzt nach winbib Ms. Fol. 27, S. 496.
  5. Korrektur von späterer Hand am linken Rand:
    darnach
    am morgenZeitspanne: morgens
    um 5 urenZeit: 5:00
    .
  6. Streichung: einer.
  7. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: fürschuͦwer.
  1. Gemeint ist die Rechtsaufzeichnung in der Fassung von 1531 (SSRQ ZH NF I/2/1 260-1).
  2. Überliefert ist eine Feuerordnung um 1550 (SSRQ ZH NF I/2/1 300-1).
  3. Zur Schultheissenwahl vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 34-1.
  4. Zur Besetzung des RatsOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 53-1.
  5. Die Eidformel ist im ältesten Eidbuch der Stadt WinterthurOrt: aus den 1620er Jahren überliefert: «Die reth söllen schweren, zem rathOrganisation: zegand, man lüt oder man püt, ouch den rath zeverschwigen und ein glicher richter zesind.» (winbib Ms. Fol. 241, fol. 2r). Sie wurde in der Folgezeit präzisiert und ergänzt (STAW B 3a/10, S. 4).
  6. Zum Amt des Säckelmeisters vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 41-1.
  7. Eidformel des Baumeisters: SSRQ ZH NF I/2/1 108-1.
  8. Zur Baukommission des Kleinen RatsOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 11-1.
  9. Eidformel der Schlüsselbewahrer: SSRQ ZH NF I/2/1 180-1.
  10. Zu den Rechenherren vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 41-1.
  11. Jeweils drei Mitglieder des KleinenOrganisation: und des Grossen RatsOrganisation: kontrollierten die Mühlen und insbesondere die Masse der Müller, vgl. winbib Ms. Fol. 27, S. 496; Eidformel: winbib Ms. Fol. 241, fol. 2v-3r; STAW B 3a/10, S. 6.
  12. Zum Gremium der Richter vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 177-1.
  13. Zu den Zolleinnehmern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 179-1.
  14. Zu den Kirchenpflegern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 182-1.
  15. Zum Siechenpfleger vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 6-1; Eidformel: winbib Ms. Fol. 241, fol. 3v-4r; STAW B 3a/10, S. 8.
  16. Zum Pfleger des Unteren SpitalsOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 187-1.
  17. Zur Kommission der EigengeberOrganisation: , bestehend aus drei Abgeordneten des Kleinen RatsOrganisation: , vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 184-1.
  18. Zu den Brotbeschauern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 185-1.
  19. Zu den Fleischschätzern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 186-1.
  20. Zu den Tuchmessern und Tuchbeschauern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 188-1.
  21. Zum Amt des Zeugmeisters vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 181-1.
  22. Zu den Holzgebern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 94-1; Eidformel: winbib Ms. Fol. 241, fol. 5r; STAW B 3a/10, S. 12.
  23. Zum Amt des Pflegers des Oberen SpitalsOrganisation: vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 183-1.
  24. Zu den Fürsprechern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 190-1.
  25. Zu den Kornmessern vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 191-1.
  26. In der Ämterliste von 1520 werden erstmals Kernenbeschauer aufgeführt (STAW B 2/7, S. 327). Gemäss der Abschrift des erwähnten Kopial- und Satzungsbuchs teilten sich ein Mitglied des Kleinen RatsOrganisation: und ein Bäcker diese Funktion (winbib Ms. Fol. 27, S. 497). Einer späteren Aufzeichnung zufolge prüften jeweils ein Mitglied des GrossenOrganisation: und des Kleinen RatsOrganisation: in strittigen Fällen die Getreidequalität (winbib Ms. Fol. 4, S. 77); Eidformel: winbib Ms. Fol. 241, fol. 6r; STAW B 3a/10, S. 15.
  27. Der Abzüger erhob die Abzugsgebühren von ausgeführtem Vermögen und nahm die Bürgerrechtsgebühr von auswärtigen Ehefrauen ein; Eidformel: winbib Ms. Fol. 241, fol. 7r; STAW B 3a/10, S. 17-18. Er gehörte dem Kleinen RatOrganisation: an und wurde durch beide RäteOrganisation: gewählt (winbib Ms. Fol. 27, S. 498; winbib Ms. Fol. 4, S. 37).
  28. Zu den Prüfern der Feuerstätten vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 189-1.
  29. Hier folgt eine Anweisung HegnersPerson: an seinen Sohn, wie mit der Zinszahlung des Beat Rudolf MötteliPerson: während seines Aufenthalts in BadenOrt: zu verfahren sei.