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SSRQ ZH NF I/2/1 288-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 288-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Vereinbarung der Städte Winterthur und Frauenfeld über die wechselseitige Befreiung der Bürger von der Abzugsgebühr

1543 August 9.

Die Schultheissen und Räte der Städte Winterthur und Frauenfeld haben eine Vereinbarung über die Erhebung der Gebühr getroffen, die anfällt, wenn Güter aus der jeweiligen Stadt abgezogen werden. Zum Nutzen der beiden Städte, ihrer Bürger und Einwohner sowie zur Förderung der nachbarschaftlichen Beziehungen haben sich Winterthur und Frauenfeld mit Zustimmung des Landvogts in Oberthurgau und Niederthurgau, Melchior Heinrich, Ratsherr von Zug, unter Vorbehalt ihrer Rechte geeinigt, künftig keine Abzugsgebühren mehr erheben zu wollen für unbewegliche und bewegliche Güter, welche die Bürger der jeweils anderen Stadt erben oder erwerben. Ausgenommen von dieser Regelung sind Bürger, die ihren Wohnsitz von der einen in die andere Stadt verlegen. Sie müssen Abzugsgeld bezahlen. Hierüber sind zwei gleichlautende Urkunden ausgefertigt worden, dieses Exemplar für Winterthur, das andere für Frauenfeld. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel ihrer Stadt, der Landvogt siegelt zum Zeichen seiner Einwilligung.

  • Signatur: STAW URK 2368
  • Originaldatierung: 1543 August 9
  • Überlieferung: Original (A 1)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 61.0 × 29.5 (Plica: 11.5 cm)
  • 3 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
    2. Stadt FrauenfeldPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
    3. Melchior HeinrichPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: STAW AJ 124/1/26.2
  • Originaldatierung: 1543 August 9
  • Überlieferung: Entwurf (von A 2) (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.0 × 33.0
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: BAF Urkunde 125
  • Originaldatierung: 1543 August 9
  • Überlieferung: Original (A 2)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 58.0 × 25.5 (Plica: 10.0 cm)
  • 3 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
    2. Stadt FrauenfeldPerson: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
    3. Melchior HeinrichPerson: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: STAW AJ 124/1/26.1
  • Originaldatierung: 17. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift (nach A 1), Heft (4 Blätter)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 20.0 × 31.5
  • Sprache: Deutsch
  • Signatur: winbib Ms. Fol. 27, S. 261-263
  • Originaldatierung: Mitte 18. Jh.
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 24.0 × 35.5
  • Sprache: Deutsch

Der vorliegenden Vereinbarung ging zwar ein konkreter Fall voraus, vgl. Hauser 1909, S. 116, ein vergleichbares Abzugsabkommen schlossen Schultheiss und Rat von WinterthurOrt: Organisation: am 22. August 1547 aber auch mit dem Vogt und Rat von ElggOrt: Organisation: (STAW URK 2402). Darüber hinaus verständigten sich Schultheiss und Rat von WilOrt: Organisation: im April 1543 mit den WinterthurernOrganisation: , den Abzug bei Erbschaften gegenüber den Bürgern der anderen Stadt in gleicher Weise handhaben zu wollen (SSRQ SG I/2/3, Nr. 123a; STAW URK 2364), wobei beide Seiten bereits im Jahr 1499 entsprechende Absprachen getroffen hatten, wie einem Schreiben der Stadt WilOrt: zu entnehmen ist (STAW URK 1834). Die WinterthurerOrt: Säckelamtsrechnung des Jahres 1543 verbucht ferner Kosten im Rahmen einer Übereinkunft mit FeldkirchOrt: über den Abzug (STAW Se 27.21, S. 16). 1554 erkannten Bürgermeister und Rat von ZürichOrt: Organisation: die wechselseitige Abzugsfreiheit bei Erbschaften zwischen WinterthurOrt: und der Grafschaft KyburgOrt: an (STAW URK 2458; Entwurf: StAZH A 155.1, Nr. 127). Auch zwischen WinterthurOrt: und der Landvogtei ThurgauOrt: etablierte sich die Abzugsfreiheit als Rechtspraxis und wurde durch das Urteil der TagsatzungOrganisation: vom 1. September 1627 bestätigt (Hauser 1909, S. 117-120), vgl. auch die Angaben in der ZürcherOrt: Abzugsordnung von 1699/1700 zu den Rechtsverhältnissen in WinterthurOrt: (StAZH III AAb 1.6, Nr. 62, S. 40-43).

Editionstext


Wir, die schulthais, klainOrganisation: unnd groß rathOrganisation: baider stett WinterthurOrt: und FrowennfeldOrt: Organisation: , bekennen unnd thuͦnd kunth allermenngklichem mit disem brief:
Wiewol wir, die von WinterthurOrt: , biß daher in bruch unnd übung gehept, das wir von der gemelten unnserer fründen von FrowenfeldOrt: burgern, inwonnern unnd verwandten von denen güteren, die sy uß
unnser statt unnd oberkait hinweg getzogen, deßglychen hinwyderumb wir, die von FrowennfeldOrt: , von den selben unserer fründen von WinterthurOrt: burgern und verwandten deß guͦts halb in unser statt
unnd oberkait den gewonlichen abzug genommen, so haben doch wir jetzo baidersydts für uns und unsere nachkommen uß wolbedachtem sinn und muͦth, guͦts, frys willens, unbetzwungen unnd on hinderganngen, sunder von unnsers unnd unnser baider stetten burgern, inwonnern unnd verwandten bessern nutzes wegen, ouͦch zuͦ merung fründtlicher unnd guͦter nachburschafft, unnd damit
die fürohin nit minder dann biß daher zwüschen unns unnd unnseren zuͦgewanndten erhalten werde, vorab ouͦch wir, die genanten schulthais unnd rath zuͦ FrowennfeldOrt: Organisation: , mit gunst,
wüssen unnd verwillgen deß frommen unnd wysen Melchior HainrichsPerson: , des rats zuͦ ZugOrt: Organisation: , diser zyt unnser gnedigen herren unnd obern, der aydtgnossenOrganisation: , lanndtvogts in Ober-Ort: unnd Nider-ThurgöwOrt: , unsers günstigen lieben herren, unns mit und gegenenandern nachgemelter maynung verainbaret, betragen, ouͦch verglychung gethon unnd angenommen, wir verainbaren, betragen, verglychen unnd nemmen ouͦch also an für uns und unsere nachkommen wüssenntlich unnd wellent, das dem von uns und unsern nachkommen in eewig zyt, on alles widersprechen und hinderung gelept, volg, beschechen
und nachkommen werden soͤlle, wie dann wir das für unns und unsere nachkommen by unsern guͦten trüwen unnd eeren gelopt und verhaissen habent.
Nammlich und dergestalt, das wir, die
genanten baid stett, je aine gegen der anderen burgern, zuͦgehörigen unnd verwandten, so unns mit stür unnd wachten diennstbar sind unnd die selbigen ußrichtent, in allen unnd jeden ligennden unnd varennden güteren, wo unnd wie die gelegen unnd gehaißen sind, die selbigen güter sigen ouͦch sy erbs, gescheffts, kouͦffs oder in ander wäg, wie sich das begeben unnd gefügen möcht, an sy kommen, hinfür in ewig
zyt des abtzugs stillston unnd in dem fal unns unnserer fryhaiten nit gebruchen, sunder sy des fry unnd erlassen söllen also, das die selbigen unnsere zuͦgehörige, burgere unnd verwandten,
so wie jetzgemelt, unns stür unnd wacht ußrichten, in unnser yeder statt unnd oberkait söllich ir angefallen unnd zuͦgehörig guͦt, oneverhindert unnser yedes oberkait, dar inn der abtzug gefallen,
fry unnd one angevordert des abzugs zuͦ handen nemmen unnd ziechen söllen unnd mögen, sunst aber unnd usserthalb diser unnser nachlassung unnd vertrag gegenenanderen unnser
jedes fryhait unnd grechtigkait unnachtailig und unabbrüchlichTextvariante in BAF Urkunde 215: abbrüchlicha, dann den selbigen hiemit nichts benommen sin soll.
b–Deßglychen ouͦch vorbehalten, das, so uß unnser baider stett ainer oder mer burger von ainer statt inn die ander ziechen welte, als dann der unnd die selbigen, so sich also mit dem sitz verenndoretind, nach ainer jeden statt bruch unnd gewonnhait den abzug von sinem guͦt zevor abverggen unnd ußrichten sölle unnd der gstalt dises stugcks halb des abzugs nit ledig sin.Auslassung in STAW AJ 124/1/26 (Entwurf des Exemplars für Frauenfeld)–b1 Unnd des zuͦ urkund haben wir, die schulthaisenn
unnd rath
Organisation:
baider obernemmpten stett, unnser jede unnser statt secret insigel an diser briefen zwenMenge: 2 glycher luts, deren jede statt ainen, c–nammlich wir, die von WinterthurOrt: ,
disen
Textvariante in BAF Urkunde 215: namlich wir, die von FrowenfeldOrt: , disen
–c, by hannden habent, offennlich gehenckt. Unnd so hat ouͦch zuͦ dem obgenannter unnser herr lanndtvogt zuͦ urkund siner bewilligung sin aigen innsigel für sich unnd sine nachkummen, lanndtvögt, ouͦch hieran gehennckt, das ich, der selb lanndtvogt, in ansechung, das mit dem vertrag unnd versprechung, als oben ermeldet, gemainer statt FrowenfeldOrt: nutz bedacht und gehandelt würt, bekenn gethon haben, doch gesagten minen gnedigen herren, den aidtgnossenOrganisation: , an iren herlichaiten, oberkaiten und rechten, ouͦch mir und minen erben one schaden.
Geben uff
den nündten tag ougstmonats, nach Christi gepurt gezelt thusent fünnffhundert viertzig unnd dry jarOriginaldatierung: 9.8.1543.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Vertragsbrieff zwüschen
WinterthurOrt: und FrauenfeldOrt:
den abzug betreffend,
anno 1543Datum: 1543

Anmerkungen

  1. Textvariante in BAF Urkunde 215: abbrüchlich.
  2. Auslassung in STAW AJ 124/1/26 (Entwurf des Exemplars für Frauenfeld).
  3. Textvariante in BAF Urkunde 215: namlich wir, die von FrowenfeldOrt: , disen.
  1. In WinterthurOrt: betrug die Abzugsgebühr ein Fünftel des Vermögens, vgl. SSRQ ZH NF I/2/1 269-1.