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SSRQ ZH NF I/2/1 295-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 295-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urfehde des Heini Bosshart von Wagenberg, Pfründner des Spitals in Winterthur, wegen Diebstahls

1547 April 29.

Heini Bosshart von Wagenberg, der als Pfründner des Spitals eine Speckseite und ein Leintuch entwendet hatte und in der Gefangenschaft der Stadt Winterthur gewesen war, ist auf Gnadenbitte freigelassen worden. Man hat ihm die Pfrund entzogen und ihm auferlegt, die Stadt sofort zu verlassen und alle entstandenen Kosten zu erstatten. Er schwört Urfehde. Falls er den Eid nicht einhalten werde, kann man ihn als meineidigen, ehrlosen Mann, der Leib und Leben verwirkt hat, richten. Er verzichtet auf alle Rechtsmittel. Auf Bitte des Ausstellers siegelt Andreas Steiner, Herr von Wülflingen.

  • Signatur: STAW URK 2400
  • Originaldatierung: 1547 April 29
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 36.5 × 20.5 (Plica: 6.5 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Andreas SteinerPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, beschädigt
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Christoph Hegner

Zur städtischen Praxis, Delinquenten gegen einen Urfehdeeid, verbunden mit der Stadtverweisung oder anderen Auflagen, aus der Haft zu entlassen, statt sie vor Gericht zu stellen, vgl. den Kommentar zu SSRQ ZH NF I/2/1 73-1.

Editionstext


Ich, Heiny BoßhartPerson: von WagenbergOrt: , beken offenlich mit disem brieffe: Als ich in der fromen, ersamen, wysen schultheis und rat zuͦ
WinterthurOrt:
Organisation:
, miner gnedigen heren, gefaͤngknus komen bin etlichs diebstals halb, so ich leyder, als ich in irem spitalOrganisation: verpfruͤndt gwessen, begangen,
namlichen ein sytten schwyne fleisch und ein lilachenn, daruff des spitalsOrganisation: zeichen gstanden, welichs ich verendert und anderwert gezeichnet, entfroͤmbdet und genomen hab etcAbkürzung, darumb die gemelten mine heren mich an minem lyb und laͤben zestraffenn guͦt fuͦg und recht gehept, so haben
sy doch uff das treffennlich pit, für mich beschehen, und ich ouch für mich selbs in der sach kein recht, sonderlichen gnad begaͤrt, mir soͤliche verdiente
straff in gnad und barmhertzikeit bewendt und mich uss solicher gefaͤngknus gelassen und darnach nach gnaden mich von miner pfruͦnd gestrafft,
ouch das ich zestund uß ir stat ziechenn und die rumen, deßglichenn allen costen, minethalb in- und userthalb der gefaͤngknus ufferloffen, glich angentz
abverttigen und ußrichten solle.
Deßhalb ich mit wolbedachtem muͦt, fryg, ledig aller banden ein uffraͤcht, redlich urfecht liplich zuͦ got mit uffgehepten
vingeren geschworen hab, soͤliche gefengknus und sach, unnd was sich darunder verloffen hat, gegen den gemelten minen heren schultheis und ratOrganisation:
und allen burgeren gemeinlich zuͦ WinterthurOrt: Organisation: , ouch allen denen, so inen zuͦ versprechen stand, sampt oder sonders nit zeanden, zeaͤfferen noch zeüblen,
weder mit worten, waͤrken, raͤthen, getaͤthen, heimlich noch offenlich, weder durch mich selbs noch jemands anderen von minetwegenn zethuͦn nitt
gestatten, weder mit noch one recht, in dhein wyß. Und wo ich also fürohin also lichtfertig an mir selbs wurde, das ich disen minen eyd und geschworenn urfechd mit siner inhalt in einem oder mer artickel nit hielte, das got alweg wende, alßdan setz ich wolbedacht uff mich selbs, das ich ein
erlosser, eydbrüchiger man heisen, sin und soll, zuͦ dem die gemelten mine heren und ire nachkomen in allen gfrygten und ungefrygten stetten und enden
griffen, fachen und als ein übeltaͤtigen, verurtheilten man on alle gnad vom laͤbenn zem tod rychtenn laßen mügen.
Hirvor allem alßdan mich
dhein geistlich noch weltlich frygheit, gnad, gleit, indult, dispensaction noch mit namen gar nützet, überall nit, weder fryden, frygen, fristen, schützen noch
schirmen soll, an dhein wyse, dann ich mich aller behelff, schirm und fryung für mich und alle mine fründ und fründsfründ gar und gentzlich
verzygen und begeben hab, wüssenntlich, in crafft dis brieffs, geverd und arglist hierine gentzlich abgescheydenn.
Unnd des alles zuͦ warem,
offem urkund so hab ich, obgemelter Heiny BoßhartPerson: , erpaͤten denn frommen, ersamen, wysen Anderessen SteinerPerson: , her zuͦ WülfflingenOrt: , min
liebenn heren, das der sin eygen insigell, mich hiemit aller vorgeschrybner dingen zeübersagende, doch im und sinen erben in alwaͤg one
schadenn, gehenckt hat an disenn brieffe, der gebenn ist an fritag nechst vor sant PhillipPerson: und JacobsPerson: Organisation: , der heligen zwoͤlffpoten, tag, vonn
Christy gepurt gezalt fünffzechenhundert viertzig und sybenn jar
Originaldatierung: 29.4.1547
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[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Anno 1547Datum: 1547, urfhed