check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF I/2/1 64-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 64-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Hintersassenvertrag der Stadt Winterthur mit Hans von Sal und seiner Frau Agnes

1434 Mai 14.

Nach Aufgabe des Bürgerrechts und Entrichtung der Abzugsgebühr treffen der Kleine und der Grosse Rat von Winterthur mit Hans von Sal, der lange Zeit als Schultheiss amtiert hatte, und seiner Frau Agnes folgende Vereinbarung: Hans und Agnes von Sal geniessen den Schutz der Stadt und haben dort ihren Wohnsitz, dafür zahlen sie jährlich 4 Gulden Steuern, von weiteren Verpflichtungen und Diensten sind sie befreit. Wein, den sie ausschenken, müssen sie versteuern. Beide Seiten können diese Abmachung jederzeit aufkündigen. Hans und Agnes von Sal dürfen abzugsfrei aus der Stadt ziehen, vorbehaltlich der Rechte ihrer Gläubiger. Solange beide in Winterthur ansässig sind, soll er helfen, Nutzen und Ehre der Stadt zu fördern und Schaden von ihr abzuwenden, insbesondere die Stadtmauern zu verteidigen und geraubtes Gut zu retten. Geraten beide mit jemandem aus der Bürgerschaft von Winterthur in Konflikt, sollen sie diesen vor dem Gericht oder dem Rat der Stadt austragen. Wenn Hans von Sal mit einem Auswärtigen in Feindschaft gerät, solange er in Winterthur wohnt, darf er ohne Bewilligung des Rats von dort aus niemanden angreifen, sondern muss einen Monat vorher die Stadt verlassen. Die Aussteller siegeln mit dem Stadtsiegel.

  • Signatur: STAW URK 724
  • Originaldatierung: 1434 Mai 14
  • Überlieferung: Original
  • Erhaltungszustand: Entwertungsschnitte
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 29.5 × 18.0 (Plica: 3.5 cm)
  • 1 Siegel:
    1. Stadt WinterthurOrganisation: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: STAW B 2/1, fol. 87r-v
  • Originaldatierung: 1434 Mai 14
  • Überlieferung: Abschrift
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch

Hintersassen genossen gleich den Bürgern den Schutz der Gemeinde, wurden besteuert und zu militärischen Diensten und Arbeitseinsätzen herangezogen. Solange sie in der Stadt wohnten, durften sie ohne Erlaubnis des Rats keine Fehden führen, welche die Gemeinde und ihre Bürger in Mitleidenschaft ziehen konnten. Zur Stellung der Hintersassen einer Stadt vgl. HLS, Hintersassen; Isenmann 2012, S. 148.

Hans von SalPerson: und seine Frau lebten nach der Aufgabe ihres Bürgerrechts und nach Entrichtung der Abzugsgebühr weiterhin in WinterthurOrt: . Vermutlich wollte sich Hans von SalPerson: , der lange Jahre das Amt des Schultheissen bekleidet hatte und Mitglied des RatsOrganisation: gewesen war, von den städtischen Ämtern, zu deren Übernahme er als Bürger verpflichtet gewesen wäre, zurückziehen. Dass Amtspflichten mitunter als Belastung empfunden wurden, analysiert Landolt 2005.

Editionstext


Wir, der kleynOrganisation: und der gross raͧt, die viertzig, ze WintterthurOrt: Organisation: , verjechentt offenlich und tuͦndt kunt menglichem
mit disem brieff:
Alz der vest Hans von SalPerson: , der untz haͤr u̍nser burger und oͧch schultheis vil zites gewesen
ist, und oͧch froͧw AgnesPerson: , sin elich wib, sich mit irem burgerrechten von u̍ns und der statt WintterthurOrt: erledgotten,
uffgeben und oͧch alles ir guͦtt verabzugett hand etcAbkürzung, da syent wir mit inen und sy mit u̍ns alz von gemeyner
statt wegen fru̍nttlich u̍berkomen durch der statt bessern nutzes willen also, das wir sy in u̍nsern getru̍wen
fru̍nttlichen schierm und fu̍rdrung genomen haben und daz sy hinfu̍r in u̍nser statt mitt huß sitzen und ir weßen
und wonung by u̍ns haben und u̍ns nu hin fu̍r alle jaͧrWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr eynnost, so man u̍nser statt stu̍r in nympt, geben
sond vier Rinsch guldinWährung: 4 Rheinischer Gulden und nit me. Und soͤllen sich oͧch denn je da mit verdienott haben fu̍r alle stu̍ren, fu̍r tagwen, fu̍r
reysen, fu̍r wachten, fu̍r alle dienst und fu̍r alle sachen, wol ussgenomen, ob si jemer win schanktint in u̍nser statt,
den sont si allweg verungeltten alz ander lu̍t iren win verungeltent, ungevarlich.
Doch wenn es ir fuͦg also nit
me by u̍ns waͤre, so moͤchtint sy allweg, wenn sy woͤltint, von u̍ns ziechen aͧn abzug, doch den schuldnern unschaͤdlich, alz das der brieff wisett, den si denn in sunder oͧch habent.1 Geschaͤch oͧch jemer, daz u̍ns ald u̍nser naͧchkomen bedunkte,
daz es u̍nser fuͦg oͧch nit were, so moͤchtint wir si oͧch von u̍ns heissen ziechen und inen daz absagen, alles ungevarlich.

Oͧch sol derselb Hans von SalPerson: , die wil si also by u̍ns sesshafftt sindt, u̍nser statt nutz und er fu̍rdern und schaden
helffen wenden, u̍nser statt muren und roͧb helffen retten, alles getru̍wlich, aͧn gevaͤrd.
Waz oͧch dieselben Hans
von Sal
Person:
, froͧw AgnesPerson: , sin elich wib, nu hin fu̍r, sy syent in u̍nser statt sesshafftig ald anderswa, mit jemantt der
u̍nsern, froͧwen ald mannen, der burger ze WintterthurOrt: were, ze schaffen hettint ald gewinnintt, dar umb soͤllen sy
allweg recht nemmen und geben ze WintterthurOrt: vor gericht ald vor raͧtOrganisation: und sich des rechten da benuͤgen laͧssen, alz si daz
alles ze tuͦndt versprochen hand, aͧn alle gevaͤrd.
Waͤre oͧch sach, daz derselb Hans von SalPerson: mit jemant usswendig vienttschafftt ald krieg gewunne, die wil si by u̍ns waͤrint, da sol er uss u̍nser statt aͧn u̍nser wissen und willen deheynen
angriff zuͦ nyemant tuͦn. Denn wenn er also kriegen ald zuͦ jemant angriff tuͦn woͤlti, so soͤllti er allweg vor rumen und
eynen gantzen manottZeitspanne: 1 Monat vor uss u̍nser statt sin, aͧn alle gevaͤrd.
a–Des alles ze waͧrem urku̍nd, so haben wir u̍nser gemeynen statt insigel fu̍r u̍ns und u̍nser naͧchkomen offenlich gehenkt an disen brieffTextvariante in STAW B 2/1, fol. 87r-v: Dis ist inen besigelt mit u̍nser gemeynen statt insigel–a, der geben ist uff fritag vor dem
heilgen tag ze pfingsten, naͧch Cristz gepu̍rtt vierzechenhundertt jaͧr, drissig jaͧr, daͧr naͧch in dem vierden jaͧr
Originaldatierung: 14.5.1434
etcAbkürzung.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
b Anno 1434,
hintersäß-brieff
für
Hans von SalPerson: , gewesenen
schultheißen alhier,
und seiner ehefrau etcAbkürzung

Anmerkungen

  1. Textvariante in STAW B 2/1, fol. 87r-v: Dis ist inen besigelt mit u̍nser gemeynen statt insigel.
  2. Hinzufügung auf Zeilenhöhe von Hand des 19. Jh.: 14 Mai.
  1. Am gleichen Tag hatte sich Hans von SalPerson: um 500 Pfund Haller «von hafft des burgerrechten» und von der Abzugsgebühr befreien lassen (STAW B 2/1, fol. 87r).