SSRQ ZH NF I/2/1 7-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, by Bettina Fürderer
Citation: SSRQ ZH NF I/2/1 7-1
License: CC BY-NC-SA
Aufzeichnung der in Winterthur geltenden Rechtsnormen für die Stadt Mellingen
1297 January 13. Winterthur
Metadata
- Shelfmark: STAW URK 16
- Date of origin: 1297 January 13 Transmission: Original
- Substrate: Pergament
- Format h × w (cm): 52.0 × 48.0 (Plica: 3.5 cm)
- 1 seal:
- Stadt WinterthurOrganisation: , wax with margin, round, sealed on a cord, damaged
- Language: German
-
Edition
- CAO, Bd. 4, Nr. 2597
- SSRQ AG I/6, Teil II, Nr. 5
- UBZH, Bd. 7, Nr. 2401 mit Nachtrag in
- UBZH, Bd. 12, S. 352
- Gaupp, Stadtrechte, Bd. 1, S. 138-147
- Bluntschli 1838-1839, Bd. 1, S. 478-485
Comments
Am 29. November 1296 verlieh Herzog Albrecht von ÖsterreichPerson: den Bürgern seiner Stadt MellingenPlace: die Rechte und Freiheiten, welche die Bürger von WinterthurPlace: kraft ihrer Privilegien besassen (SSRQ AG I/6, Teil II, Nr. 5a). Die Bitte um Rechtsmitteilung scheint den Schultheissen und Rat von WinterthurPlace: Organisation: zur Kodifizierung geltender Rechtsnormen veranlasst zu haben (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596). Diese Zusammenstellung umfasst die ins Deutsche übersetzte Rechtsaufzeichnung von 1264 (SSRQ ZH NF I/2/1 5-1), ein Privileg, das König RudolfPerson: der Stadt 1275 verliehen haben soll, sowie geltende Rechtsgewohnheiten. In der vorliegenden, eigens für MellingenPlace: erstellten Fassung sind jene Passagen ausgelassen, die lediglich WinterthurPlace: betreffen.
Normentransfers lassen sich auch im weiteren Zeitverlauf beobachten. Neue Satzungen und Privilegien wurden übermittelt, beispielsweise die Verordnungen von 1324 über Totschlagsdelikte (SSRQ ZH NF I/2/1 12-1), vgl. UBZH, Bd. 13, Nr. 3913a. Am 2. Juli 1481 traf eine Delegation aus MellingenPlace: ein und bat um Auskunft über verschiedene Stadtrechtsartikel sowie um Abschriften städtischer Statuten und Gesetze (STAW B 2/3, S. 464). Damals soll die vorliegende Urkunde wieder zurückgegeben worden sein (STAW B 1/7, fol. 5v). 1485 liessen Schultheiss und Rat von WinterthurPlace: Organisation: MellingenPlace: eine Abschrift des Privilegs von König SigmundPerson: aus dem Jahr 1417 betreffend die Ausübung der Gerichtsbarkeit (SSRQ ZH NF I/2/1 51-1), ergänzt um Bussgeldtarife sowie um Teil III, Artikel 1 bis 7 der Rechtsaufzeichnung von 1297 in modifizierter Form, zukommen (SSRQ AG I/6, Teil II, Nr. 49). Auch im Jahr 1534 korrespondierten beide Städte über eine Rechtsmitteilung (STAW AG 91/2/28; STAW B 4/2, fol. 68r). Zur Weitergabe der WinterthurerPlace: Rechtsaufzeichnungen an MellingenPlace: , BülachPlace: und ElggPlace: und zur Rezeption in anderen Städten vgl. Stercken 2006, S. 100-109, 138-141.
Das im zweiten Teil der vorliegenden Rechtsaufzeichnung wiedergegebene Privileg König RudolfsPerson: für die Bürger von WinterthurPlace: aus dem Jahr 1275 ist nicht im Original überliefert. Die Neuausfertigung durch König AlbrechtPerson: vom 25. November 1298 (STAW URK 20; Edition: UBZH, Bd. 7, Nr. 2466) weist formale Auffälligkeiten im Vergleich zu anderen Urkunden der königlichen Kanzlei auf, zum dort gebräuchlichen Urkundenformular vgl. Vancsa 1895, S. 90-97. Intitulatio und Promulgatio der Urkunde sind in der dritten Person Singular statt wie üblich in der ersten Person Plural formuliert: «Chuͤnch AlbrehtPerson: von gotes genaden chuͤndet allen getrewen des hiligen richesOrganisation: , den dises brives habe geouget wirt, sin genade und allez gut». Der Sprachstil lässt eine lateinische Vorlage vermuten. Demnach hätte das Privileg von 1275 dem König nicht mehr vorgelegen und er hätte auf eine Übersetzung zurückgreifen müssen, die von städtischer Seite in Auftrag gegeben worden war. Ferner ist die Datierung nach «RomerOrganisation: steuͤr jare» charakteristisch für die seit 1290 in WinterthurPlace: ausgefertigten Urkunden. Nach diesem Befund erscheint die Authentizität des Privilegs von 1298 zweifelhaft. Dessen ungeachtet wurden die sechs Rechtssätze 1315 durch König FriedrichPerson: (STAW URK 39; Edition: UBZH, Bd. 9, Nr. 3355) und 1354 durch König Karl IV.Person: bestätigt (STAW URK 127).
Die für den Eigengebrauch bestimmte Version der Rechtsaufzeichnung von 1297 (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596) wurde aufgrund des schlechten Erhaltungszustands der Urkunde am 10. Februar 1430 erneuert. Dies geht aus einem Vermerk zu der Abschrift hervor, die in einem 1468 angelegten Ratsbuch enthalten ist (STAW B 2/2, fol. 1r-6r). Eine weitere Ausfertigung wurde der Gemeinde BülachPlace: übermittelt (PGA Bülach I A 1). Im Jahr 1497 wurde die Rechtsaufzeichnung von 1297 überarbeitet und erweitert (SSRQ ZH NF I/2/1 170-1). Weitere Redaktionen erfolgten 1526 (STAW URK 2157) und 1531 (SSRQ ZH NF I/2/1 260-1).
Edition Text
Notes
- Corrected from: ainer erkantnuste.↩
- Correction overwritten, deletion by scraping.↩
- Corrected from: ainer erkantnuste.↩
- Correction inline, replaces: ch.↩
- Deletion by scraping (1 character).↩
- Correction inline, replaces: ē.↩
- Correction inline, deletion by scraping.↩
- Omission, restored by analogy.↩
- Deletion by scraping: n.↩
- Addition inline with different ink.↩
- In der für WinterthurPlace: bestimmten Ausfertigung wird die Verschriftlichung wie folgt begründet: «Wan wir unser briefe, die wir von u̍nserre herschefte habin, da u̍nseru̍ reht und die genade, die si u̍ns getan habent, an gesriben sint mit iro insigel bevestet, nu̍t comelich umb jeglich sache so dike erzogen mu̍gen, darumb so haben wir dis abscrift der selben briefe gemachet u̍nd dar zuͦ gesriben u̍nser altun gewonhait, die wir ane scrift von alter herdan zereht gehept hain.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- Die für WinterthurPlace: bestimmte Ausfertigung hat den Zusatz: «ane die kelnhove und die huͦbe hove in den vorsteten ligent» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- In der Ausfertigung für den internen Gebrauch wird der Friedkreis näher beschrieben: «Den fridecrais hain wir inen gesezzet von dem ussern graben der Oberun VorstatPlace: u̍nz an das burgstal des Hailigen BergesPlace: und von dem burgstal slehtes weges u̍nz an die kilchun des Hailigen BergesPlace: , von der kilchun u̍nz WidbrunnenPlace: , von WidbrunnenPlace: abewert u̍nz ze des baches u̍bergang, den man da nemmet DietstegPlace: , von dem DietstegPlace: umb die wisen und umb die garten wider u̍nz an den ussern graben der Oberin VorstatPlace: , der da vor genemmet ist.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- In der Rechtsaufzeichnung von 1264 ist lediglich ein Vorschlagsrecht der Bürger für die Wahl des Schultheissen vorgesehen (SSRQ ZH NF I/2/1 5-1, Artikel 3).↩
- In der WinterthurerPlace: Ausfertigung folgt hier ein Artikel über die Waldnutzung: «Och hain wir inen gesezzet und ze rehte gegeben, das EschebergPlace: , der walt, ir gemainmerch sol sin und in niessen son hinnan hin als u̍nz her nach ir gewonhait.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- In der WinterthurerPlace: Ausfertigung wird an dieser Stelle die städtische Steuerlast angegeben: «Och hain wir inen gesezzet und ze reht gegeben, das su̍ nu̍t me wan hundert pfunt Zu̍richer mu̍nzCurrency: 100 lb u̍ns und jeklichem u̍nserm nachkomen, der denne der stat herre ist, des jars geben suln ze sant MartinsPerson: tultDate: 11. November (period) ze stu̍re, und nu̍t me, wan wir wissen, daz du̍ selbe stat nu̍t me geben sol denne hundert pfuntCurrency: 100 lb von tailes wegen, der beschach von u̍nseren vordern umb erbe etschlicher guͦter.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- Hier folgt in der WinterthurerPlace: Ausfertigung ein Artikel die herrschaftliche Burg betreffend: «Es ist och unser wille, daz du̍ burg uffe dem berge, der lit bi der stat, niemer werde wider gemachet.» (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
- Dieses Datum entspricht den dritten Kalenden des März im römischenPlace: Kalender. Die Form der Datierung weist auf die ursprünglich lateinische Fassung dieses Textes hin.↩
- Eine vermutlich ins erste Drittel des 15. Jahrhunderts zu datierende Aufstellung der Bussgelder, die bei verschiedenen unter «frevel» subsumierten Vergehen verhängt werden sollten, gibt Aufschluss über diese Deliktgruppe (SSRQ ZH NF I/2/1 194-1).↩
- In Schuldhaft nehmen, vgl. Idiotikon, Bd. 2, Sp. 483. Überliefert sind beispielsweise Beurkundungen dieses Verfahrens aus den Jahren 1320 (StAZH C II 13, Nr. 193; Edition: UBZH, Bd. 10, Nr. 3681) und 1465 (STAW B 2/3, S. 24).↩
- Dieses Gericht wird später als «eegericht» bezeichnet. Es tagte zweimal im Jahr, an Weihnachten und an Ostern, und befasste sich einerseits mit Streitfällen um Erbe und Eigen, andererseits nahm es die Meldungen von Ordnungswidrigkeiten in Wirtshäusern entgegen, vgl. die Verfahrensordnung im 1629 von Hans Konrad KünzliPerson: angelegten Band mit Aufzeichnungen und Abschriften (winbib Ms. Fol. 49, S. 655-657) sowie Ganz 1958, S. 272. ↩
- Diese Passage fehlt in der für den internen Gebrauch vorgesehenen Rechtsaufzeichnung (STAW URK 7; Edition: CAO, Bd. 4, Nr. 2596).↩
Regest