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SSRQ ZH NF I/2/1 71-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 71-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urteil der Eigengeber der Stadt Winterthur im Konflikt um die Nutzung von Weg und Hof zwischen zwei Häusern

1440 Juni 11.

Schultheiss Heinrich Zingg, Rudolf Wügerli, Mitglied des Rats von Winterthur, und der Werkmeister Hans Bannwart, die Eigengeber, urteilen im Konflikt zwischen Agnes Hoppler und ihrem Sohn Jakob einerseits und den Brüdern Heini und Kueni Müller von Hettlingen andererseits wegen des Hofs und Gangs zwischen ihren am Markt gelegenen Häusern. Sie sprechen den Besitzern des Vorderhauses das Wegerecht über den zwischen beiden Häusern verlaufenden Gang zu ihren Kellerräumen zu (1). Der Hof zwischen beiden Häusern soll beiden Parteien zur Hälfte gehören (2). Jede Partei darf auf ihrem Grundstück Holz lagern, die Fenster der zum vorderen Haus gehörenden Kellerräume müssen jedoch frei bleiben (3, 4). Die Bewohner des Hinterhauses sollen jederzeit vom vorderen Haus her mit Pferd und Wagen Zugang haben, wie es beim Kauf des Hauses vereinbart wurde (5). Das Wasser von den Dachtraufen beider Häuser soll über den Hof und durch das vordere Haus in den Bach geleitet werden (6). Heinrich Zingg und Rudolf Wügerli siegeln.

  • Signatur: STAW URK 793
  • Originaldatierung: 1440 Juni 11
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 33.5 × 18.5
  • 2 Siegel:
    1. Schultheiss Heinrich ZinggPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, abgeschliffen
    2. Rudolf WügerliPerson: , Wachs, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

Baurechtliche Konflikte wurden in WinterthurOrt: durch die EigengeberOrganisation: entschieden (Eidformel: SSRQ ZH NF I/2/1 184-1). Gegen ihr Urteil konnte an den Schultheissen und den Kleinen RatOrganisation: appelliert werden (vgl. STAW AG 91/2/33; SSRQ ZH NF I/2/1 273-1). Zu dieser Kommission vgl. Ganz 1958, S. 275; zum Baugericht in ZürichOrt: vgl. Sutter 2002, S. 207-224. Zur Bandbreite der verhandelten Streitfälle vgl. Hausmair/Signori, Baugerichtsprotokolle, S. XI-XXV, am Beispiel der Stadt KonstanzOrt: .

Editionstext


Wir, dis naͧchgenemptten Heinrich ZinggPerson: , schultheis, Ruͦdolff Wu̍gerliPerson: , des raͤtes, und Hans BanwartPerson: , werchmeister ze
WintterthurOrt: , und zuͦ disen ziten eigen geber daselbs, verjechent offenlich mit disem brieff von der zweyerMenge: 2 hu̍sern wegen ze WintterthurOrt: am markt, des hindern und des vordern, zwu̍schent der WellnowinenPerson: und des GassmansPerson: hu̍sern gelegen, da sich frow Agnes
Hopplerin
Person:
und Jacob HopplerPerson: , ir sun, des vordern huses als von des UlmersPerson: wegen underwindent und HeiniPerson: und CuͦniPerson: die Mu̍llerOrganisation: ,
gebruͦder, von HettlingenOrt: , des hindern huses an nement, alz sy daz denn von Heini SultzersPerson: saͤlgen wib erkoͧfft haͧnt. Darinne sy nu
ettwas stoͤssig und nit eynbar gewesen sint als von der gelegenheit hoffs und gangs wegen inne und zwu̍schent denselben hu̍sern
und u̍ns zuͦ beiden teiln als eigengeberOrganisation: gebetten haͧnt, sy darinne ze entscheiden etcAbkürzung.
Also haben wir sy gericht und mit u̍nserm
offnen spruch entscheiden und sprechent einhelleklich mit disem brieff also, daz alle die, so daz vorder hus je inne haͧnt, allweg
steg und weg haben sont hin hinder under dem gang, der da ist zwu̍schent beiden hu̍sern, zuͦ irem kleynnen kelrlin und ober
kelrlin da by, daz da gehort zuͦ dem vordern hus. Aber von des gangs wegen obnan zwu̍schent beiden hu̍sern vorgnvorgenant, der sol zuͦ dem hindern
hus gehoͤren und gelegenheit under demselben gang zuͦm halbteil, doch ussgenomen, daz daz vorder hus steg und weg da haben sol zuͦ
dem kleynen kelrlin, als vorstaͧt.
So denn von des hoffs wegen hie nidnan zwu̍schent beiden hu̍sern, der sol jeklichem teil von einer
mur an die andern halber zuͦgehoͤren, also waz des vordern teils ist, daz sich zuͦm halbteil gepu̍rt, sol zuͦ dem vordern hus dienen
und gehoͤren, und waz des hindern teils ist halber hoff, sol zuͦ dem hindern hus gehoͤren und dienen, jeklichem halber hoff und gelegenheit von einer mur an die andern.
Und sol jettweder teil sin holtz uff im selber haben, legen und oͧch schyten. Wol so sont die
Mu̍llerOrganisation: daz venster oder die venster des kelrlis, so zuͦm vordern hus gehoͤrt, mit holtz noch sust nit verlegen noch verschlachen, alles
ungevarlich, oder wer denn daz hinder hus je inne haͧt, sol dieselben gesicht nit verschlachen.
Und mit namen, so sont die Mu̍llerOrganisation: und
alle die, so daz hinder hus jemer inne haͧnt, zuͦ allen ziten, tag und nacht, mit gaͧn, mit staͧn, mit varen, mit karren, mit rossen durch
daz vorder hus undnen hin hinder zuͦ dem hindern hus und wider da von, in und uss, steg und weg haben, wandlen und bruchen
naͧch aller notturft, alz denn daz und anders, alz sy daz hinder hus erkoͧfft haͧnt, oͧch beredt ist.
Und von des wassers wegen, so ab beiden
hu̍sern von den taͤchern in den hoff kompt, daz sol sinen gang und sinen fluss haben durch daz vorder hus untz in den pach,
alles ungevarlich.
Des alles ze urku̍nd, so haben wir, Heinrich ZinggPerson: und Ruͦdolff Wu̍gerliPerson: , u̍nsri insigel zuͦ gezu̍gnu̍ß offenlich gehenkt an disen brieff, der geben ist uff sant BarnabenPerson: tag, naͧch der gepurt Cristi vierzechenhundert jaͧr, dar naͧch
in dem vierzu̍gosten jaͧre
Originaldatierung: 11.6.1440
etcAbkürzung.
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 15. Jh.:]
Item des Hans KramersPerson:
brief von dem hinder
hus
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 19. Jh.:]
1440, 11 JuniDatum: 11.6.1440