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SSRQ ZH NF I/2/1 81-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Erster Teil: Die Stadtrechte von Zürich und Winterthur. Zweite Reihe: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur. Band 1: Die Rechtsquellen der Stadt Winterthur I, von Bettina Fürderer

Zitation: SSRQ ZH NF I/2/1 81-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verbot des Betretens und Schädigens fremder Gärten, Obstwiesen und Weinberge in Winterthur

1452 April 11.

Beide Räte der Stadt Winterthur beschliessen: Wer ohne Wissen des Besitzers fremde Gärten oder Obstwiesen betritt, wird mit einem Bussgeld belegt. Bei Kindern beträgt es 10 Schilling, bei Erwachsenen bestimmt es der Rat (1). Vieh soll man an der Hand führen, wessen Vieh ein fremdes Grundstück betritt, muss 1 Pfund Haller Busse zahlen (2). Bei nächtlichen Übergriffen oder bei Sachbeschädigung in Weinbergen droht ein Bussgeld von 10 Pfund oder der Verlust der Hand (3). Wer Zaunpfähle entfernt, soll pro Pfahl 1 Pfund Haller Busse zahlen (4). Mitglieder beider Räte sollen Personen anzeigen, die in Gärten, auf Obstwiesen, an anderen Gütern oder Brunnen Schäden verursachen (5). Ohne Erlaubnis des Baumeisters darf man an städtischen Zäunen, Befestigungen, Weihern oder sonstigen Bauten nichts entfernen oder beschädigen bei einer Busse von 1 Pfund Haller (6). Wer nach der Weinlese im Herbst in fremde Weinberge geht und Schaden verursacht, wird gleichermassen bestraft (7).

  • Signatur: STAW B 2/1, fol. 119v (Eintrag 2)
  • Originaldatierung: 1452 April 11
  • Überlieferung: Eintrag
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 22.5 × 31.0
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Hans Engelfried

Um Konfliktpotential innerhalb der Stadtbevölkerung zu minimieren, stellten obrigkeitliche Verordnungen regelmässig fahrlässige Sachbeschädigung und Vandalismus unter Strafe, vgl. Spillmann-Weber 1997, S. 169-170 (für ZürichOrt: ). Die Plünderung von Gärten, Weinbergen und Äckern durch Erwachsene war untersagt (STAW AH 96/5). Ein WinterthurerOrt: Ratsbeschluss aus dem Jahr 1471 verpflichtete einerseits die Männer bei ihrem Bürger- oder Hintersasseneid und andererseits die Frauen unter Androhung von Strafe, diejenigen anzuzeigen, die in fremden Gärten Schaden anrichteten. Eltern sollten ihre Kinder ermahnen, kein unreifes Obst abzuernten (STAW B 2/2, fol. 21r; vgl. auch STAW AF 59/1, S. 7; STAW AF 59/2, S. 10).

Editionstext

Anno etcAbkürzung cccco lijo, uff zinstag in den ostervirtagenOriginaldatierung: 11.4.1452 sint beid raͤteOrganisation: , cleinOrganisation: und großOrganisation: , zuͦ WintterthurOrt: eins worden diser naͧchgeschriben stucken, dem sy ouch strack nachgan wellent und weder cleinOrganisation: noch groß raͤtOrganisation: daz nit endern soͤllen, sy tuͤgen es denn guͦtz willens mitteinander.

[...]Editorisch irrelevant1

[fol. 119r]Seitenumbruch
[fol. 119v]Seitenumbruch

[1] Item von der garten wegen, da sol nyeman dem andern in sinen garten gan oder in bomgarten oder in keinen sinen schaden, es sien kinde oder alt lu̍t, ane eins wissen, des der gart, bomgart oder anders ist. Wa aber solichs ze clag kaͤme und nit gehalten wu̍rde, so sol ein kinde ze besserung geben zechen schillingWährung: 10 Schillinge und ein alt mensch wes sich ein ratOrganisation: erkennt.2 Und wil man ouch nyeman goͤnnen, u̍tzit da ze behaben, denn ein ratOrganisation: wil sich darumb bekennen uff das aller herttest.
[2] Ouch sol nyeman kein kuͦ noch kein vehe in bomgarten oder garten tuͦn, er welle es denn an der hand fuͤren.3 Denn wa das vehe uff einen andern gienge, es taͤte schaden oder nit, so sol der, des das vehe ist, kummen umb ein phunt hallerWährung: 1 Pfund ane gnade.
[3] a–Und umb ein nachtschach4 ist die buͦß x Währung: 10 Pfund oder die hand. Oder welher tagsZeitspanne: tags dem andern in sinen wingarten gieng uff sinen schaden, ist och die buß b–x Währung: 10 Pfund oder die handHinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen–b.Hinzufügung auf Zeilenhöhe–a

[4] Item es sol ouch nyeman dem andern kein zun brechen noch kein zunstecken nemen, es sie an garten, wißen oder welherhande guͤter einer zu̍net. Welher aber das u̍berfu̍re, der sol ze besserung von yegklichem stecken geben, als menigen er neme oder ußzugkte, ein phunt hallerWährung: 1 Pfund ane gnade.

[5] c–Es solen ouch beide rateOrganisation: , clinOrganisation: und großOrganisation: , by geschworenem eide einen yegklichen maͤlden, der schaden taͤt, es sige in garten, bomgarten, wingarten oder andern gutern, ouch an brunnen.Hinzufügung am linken Rand–c

[6] Item es sol ouch nyeman gemeiner statt zu̍n noch bollewerck noch an wygern noch an andern gemeiner statt bu̍wen u̍tzit brechen noch nemen noch keinen schaden tuͦn an eins buwmeisters wissen und willen. Welher aber das daru̍ber taͤte, der sol an gnaͧde verfallen sin j Währung: 1 Pfund ħ.

[7] d–Ouch so sol ze herbstZeitspanne: Herbst, so man gewymet hat, nyeman dem andern in sinen wingarten gan sachlenUnsichere Lesunge oder im schaden tuͦn deheins wegs by der pen, so ob stat.Hinzufügung am unteren Rand–d

Anmerkungen

  1. Hinzufügung auf Zeilenhöhe.
  2. Hinzufügung am linken Rand mit Einfügungszeichen.
  3. Hinzufügung am linken Rand.
  4. Hinzufügung am unteren Rand.
  5. Unsichere Lesung.
  1. Es folgen auf fol. 118v, 119r und 119v Einträge über Zahlungstermine für Steuern, Abgaben und Bussgelder sowie ein nachgetragener Vermerk über eine Abzugsvereinbarung.
  2. Dieser Beschluss wurde am 24. Juli 1469 und am 17. Oktober 1470 erneuert (STAW B 2/3, S. 104; STAW B 2/2, fol. 20v). 1474 wurde die Busse für das Beschädigen von Zäunen fremder Gärten und der darin wachsenden Früchte auf 5 Schilling angesetzt (STAW B 2/3, S. 232).
  3. Das Verbot wurde am 24. Oktober 1488 erneuert (STAW B 2/3, S. 330).
  4. Nächtlicher Übergriff auf Personen oder Güter, vgl. Idiotikon, Bd. 8, Sp. 98-100.