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SSRQ FR I/2/8 109.30-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, IX. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Freiburg, Erster Teil: Stadtrechte, Zweite Reihe: Das Recht der Stadt Freiburg, Band 8: Freiburger Hexenprozesse 15.–18. Jahrhundert, von Rita Binz-Wohlhauser und Lionel Dorthe

Zitation: SSRQ FR I/2/8 109.30-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Barbli Paccot-Tunney – Verhör

1644 Juli 13.

  • Signatur: StAFR, Thurnrodel 14, S. 89–93
  • Originaldatierung: 1644 Juli 13
  • Beschreibstoff: Papier
  • Sprache: Deutsch

Editionstext

ThurnOrt: , 13 juliiSprachwechsel: Latein 1644Originaldatierung: 13.7.1644, hAbkürzung großweibelIn der Vorlage: groß1

HAbkürzung ProginPerson:
LariPerson: , TechtermanPerson:
DoctorIn der Vorlage: D PythonPerson: , hAbkürzung PythonPerson:
DesgrangesPerson:
WeibelIn der Vorlage: W

[...]Editorisch irrelevant2

[S. 90]Seitenumbruch

HAbkürzung TechtermanPerson: abestSprachwechsel: Latein.

Barbli TunneyPerson: hatt umb verzüchungBegriff: gebetten, daß sie gestriges tags ihre sünd unnd mißhandlungenBegriff: nit bekhendtBegriff: . Der böße feindBegriff: habe sie verhinderet, von dem sie schon in ihr jugendt verfürt worden. Sie habe in ihr jugendt vill übells, grossen hunger unnd arbeit ußgestanden. Dannenhar sie in ein grossen unwillen, zorn unnd kümmernusBegriff: gefallen. Ihr vatter habe sie stätts ußgeschickt, das viechBegriff: unnd klein guttBegriff: zu hütten. Habe sie gar streng gehalten, allezytt starck geschlagen unnd darneben wenig zu essen geben. Sie sye etliche tag ohn gessen gsyn, darab sie also [S. 91]Seitenumbruchunwillig worden, daß sie ihre elteren offt dem bößen feindBegriff: gewüntscht.
Zu dem habe sie einmahl tags ihren vatter unnd mutter gesehenKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: fundena, wieKorrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: daßb sie die ehelichen werckBegriff: begiengend, welchen sie in dißem fahl nachvolgen unnd es glycher gstaltBegriff: an ihrem bruder BläsiPerson: , der zwar noch in der wiegen war, bruchen wöllen. Es habe sie der zorn, kummer, unwillen unnd insonderheit der grosse hunger unnd die unzuchtBegriff: dahin gebracht, daß sie sich dem tüffelBegriff: ergebenBegriff: . Es syend ihre fleischlische lüsten unnd begirden so groß gsyn, daß sie, mit respect zu melden, die unzuchtBegriff: offt an ihren selbs mit ihrem finger begangen. Sie habe sich dem tüffelBegriff: im bethBegriff: , wie sie ihr unküschheitBegriff: begieng, ergäbenBegriff: . Daselbst sie der böße feindBegriff: gezeichnetBegriff: habe.
Das erste mahl, daß er ihren erschinnen, sye in einem wald geschehen, wo sie ihr unzuchtBegriff: , wie vorgemeldt mitKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: begahn woltec einer gwissen rothen sach, die sie vor ihren uff dem boden gefunden, begahn wolte. Er sye zu ihren kommen in eines jungen purenBegriff: knaben gestalt mit schwartzen kleideren. Sie sye aber darvon geflohen unnd sye er verschwunden. Er sye offt zu ihren ins huß kommen, sie habe ihn auch in dem garten gesehen.
In der gefäncknus habe sie ihn gespürt, aber nit gesehen, unnd am verschinnen sontag in der nacht habe sieHinzufügung oberhalb der Zeiled in der gefangenschafft gehört, daß man mit den gygenBegriff: gar wüstBegriff: uffgemacht unnd ein seltzams gschrey gebrucht hatt.
Der tüffelBegriff: heisse HanßliPerson: , unnd habe er sie machen, gott, den allmächtigen, in dem wald im graben undenthalb BallißwyllOrt: gegen der SanenOrt: zu verlaugnenBegriff: . Daselbst er ihren staubBegriff: geben habe wie äschenBegriff: , so sie in den gärten herumb geworffen. Das kleine guttBegriff: von JetschenwyllOrt: aber habe sie allein im zorn angesehen, unnd den willen darin geben, sie habe gifftige augen. Darab sie [S. 92]Seitenumbruchvermeint, daß gemelts klein guttBegriff: den schaden empfangen habe.
Sie meine auch, ihr man sye darab gestorben, daß sie ihm ein eyBegriff: gekocht, welches sie allein mit dem finger, damit sie die unküschheit an ihren selbs begangen, angerürt hatte. Sie habe auch uß noth des hungers bißwylen in der statt etwas brotts, käßBegriff: unnd an essigen spyßenBegriff: veruntrüwet. Unnd wie ihr mutter, alß sie schwangerBegriff: gsyn, fleisch essen wöllen.
Habe sie uß derselben bevelchBegriff: ein schaffBegriff: entfrembdtBegriff: . Sie habe den tüffelBegriff: nur zu offt geküßt. Sie sye uff dem bäßenBegriff: oder stuohl Begriff: nieh gefahren, sonders habe sie der tüffelBegriff: selbs getragen. Sie wurde gern die warheit eigentlich anzeigen, wan sie möchte. Der tüffelBegriff: sye ihren e–in denKorrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: im ko–e augen unnd im kopff, der sie hindereth, daß sie nit bekhennenBegriff: mag. Es sye ihren von hertzen leidt, daß sie sich gegen gott, dem allmächtigen, so hoch vergessen. Hatt darumb gott unnd ein gnädige oberkheit umb verzüchungBegriff: gebetten.

[...]Editorisch irrelevant3

[S. 93]Seitenumbruch

Barbli TunneyPerson: , alß sie von mynen herren des stattgrichts nochmahlen examiniert worden, hatt gesagt, es sye ihren leidt, daß sie hüttigen morgens sachen fürgebenBegriff: unnd bekhendtBegriff: , die sie nieh begangen. Dan sie habe gott nieh verlaugnetBegriff: . Mit dem HanßliPerson: sye es nütt, sie habe von ihm nütt empfangen, weder gelt, staubBegriff: noch salbenBegriff: . Es sye woll wahr, daß sie im wald einen in eines purenBegriff: knaben gstalt gesehen. Wisse aber nit, ob es der tüffelBegriff: ist, er habe sie nit gezeichnet. Was aber die ubrigKorrektur überschrieben, ersetzt: hfe bekhandtnussenBegriff: der unzuchtBegriff: unnd diebstählenBegriff: halben antrifftBegriff: , auch daß sie ihre elteren im zorn dKorrektur überschrieben, ersetzt: sgem tüffelBegriff: offt geben hKorrektur überschrieben, ersetzt: shatt sie bestanden.

Anmerkungen

  1. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: funden.
  2. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: daß.
  3. Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: begahn wolte.
  4. Hinzufügung oberhalb der Zeile.
  5. Korrektur auf Zeilenhöhe, ersetzt: im ko.
  6. Korrektur überschrieben, ersetzt: h.
  7. Korrektur überschrieben, ersetzt: s.
  8. Korrektur überschrieben, ersetzt: s.
  1. Gemeint ist Hans Jakob MändlyPerson: .
  2. Ce passage concerne d’autres individus.
  3. Ce passage concerne un autre individu. Puis le protocole reprend avec l’interrogatoire mené contre Barbli, probablement après l’instruction protocolée le même jour. Voir SSRQ FR I/2/8 109.29-1.