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SSRQ FR I/2/8 17.8-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, IX. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Freiburg, Erster Teil: Stadtrechte, Zweite Reihe: Das Recht der Stadt Freiburg, Band 8: Freiburger Hexenprozesse 15.–18. Jahrhundert, by Rita Binz-Wohlhauser and Lionel Dorthe

Citation: SSRQ FR I/2/8 17.8-1

License: CC BY-NC-SA

Jenon Carra-Davet – Verhör und Urteil

1593 May 15.

  • Shelfmark: StAFR, Thurnrodel 9.II, S. 21–27
  • Date of origin: 1593 May 15
  • Substrate: Papier
  • Language: German

Edition Text

Volget die müßhandlungTerm: , beckhandtnußTerm: unnd vergichtTerm: , so Jenon CarraPerson: , Jacquea DavetPerson: von ChappalezPlace: 1 tochter, inn unserer gnädigen herrenIn the original: g h unnd oernCorrected from: obernb diser loblichen statt FryburgPlace: gefencklich bandenTerm: verjachenTerm: und beckendtTerm: hatt.

Alls erstlich hat vorgenannteIn the original: vorgnte JenonPerson: beckendtTerm: , wie das sy hievor ein klein kindtTerm: (demeUncertain readingc son Jehan CarraPerson: J zugehörig) by einem irer vettern zu HeyttenriedtPlace: gereichtTerm: unnd alls sy dasselb klein kindtTerm: und zu des [...]Unreadable (1 cm)d meyerhoffTerm: zu nechst by PetterlingenPlace: tragen, lyeß sy dasselb kindtTerm: by einem langen meydlinTerm: und andern kinden, so aldo waren, ohne das sy, gfangne, nütt mehr dohin khommen sye.

Wytter hat sy verjächenTerm: und beckendtTerm: , wie das sy und ir gspüliTerm: Franceysa BodinPerson: genanntIn the original: gnt von PontauxPlace: , so man lestlich zu WifflispurgPlace: verbrendtTerm: hat, mit einem schwarzen man getanzetTerm: . Wellicher, alls die gfangne den nammen JesuPerson: In the original: Ihs nampset, wardt derselb schwarz man angendtsTerm: verzuckt. Und nachdem sy nun also ein wyl getanzet, verschwandt derselb schwarz man, ohne das sy nit wußt, wo er hin khommen wäre.

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Wytter hat sy verjächennTerm: , das der schwarz man, so by ir zu ChandonPlace: gsyn, zu ira gsprochen, ob sy nit syn wolt. Daruff sy ime geanttwurt: «Nein, bhütt mich gott darvor.» Mocht also uß ursach, sy ein rosen crantzTerm: by ir hat, nit zu ir khommen. Nach dem sprach er noch wytter zu ir, er wäre ir meysterTerm: und wurde noch fürerTerm: zu ir khommen. Fürnemlich und sonderlich ouch sagt er wytter zu ir, er verschaffenTerm: wolt, das sy nimergTerm: dheinTerm: mangel haben wurdt. Verschwandt doch hiermit yewylenTerm: der schwarz man. Und alls die gfangne zu ime sagt, er hinweg ghon sölt, sprach er zu ira: «Oho! Ich wil dich wol haben.» Gab ira hiemit 20 Currency: 20 lb mit anzeig, er ira sollichs für ein worttzeichenTerm: gäb, das sy mit der FranceysaPerson: offt zu ime khommen solt. Dan er sy vilmaln bsichtigen und visitierenTerm: würdt. Wie sy nun uff sollichs zu ime sagt, sy müßt ghon, das allmußenTerm: stächen, gab er ira ein streichTerm: uff der rechte achßeln, sprechende: «Ich bin der PerroquetPerson: Alls sy nun uff sollichs die obvermelte 20 Currency: 20 lb gelts in ir fürtchTerm: empfangen und es an der sonen bsichtiget, vermeinende, es gutt groß und grob gelt wäre, waren es nütt dan eichine bletter.

Mehr hat sy beckendtTerm: , das sy vor dem vergangnen winter, alls man noch barfuß gung, mit dem meysterTerm: PerroquetPerson: uff einer wytten akerUncertain readinge, do man ghon ChandonPlace: gadt, wegen sy von ime das vorgemelt gelt empfangen, getantzet. Dan obwoll sy ime nit wilfaren wolt, hat der meysterTerm: und ire gspüliTerm: sy, die [p. 23]Page breakgfangne, so ruch getractiert und so groblich mit ir umbgangen, das sy innen volgen und consentierenTerm: müssen. Doch nit mehr alls nur ein tantz. Und wie sy den herrn JesumPerson: nampset, verschwandt der böss geystTerm: von stund an.

Wytter hat sy beckendtTerm: unnd verjächennTerm: , das in empfachung des gelts von dem meysterTerm: , sprach er zu innen: «Ir werden mynen weg züchen müssen, ich würdt uwer meysterTerm: syn und uch vil wunderbarliche sachen zeigen.» Zeigt innen ouch ettliche büchsen, deren die FranceysaPerson: die ein und dise gfangne die andere gnommen. Sagt ouch hiemit die FranceysaPerson: zu ir: «Wir wellendt mit einandern über landt züchen.» Alls aber die gfangne daruff geanttwurtt, sy des nit gwondt were, sagt ira die FranceysaPerson: , sy mit irem meysterTerm: (so sy in ein gutt land conducierenTerm: und füren wurdt) ghon weltindt. Und alls nun die vilernampte FranceysaPerson: der gefangnen ir vorermelts büchßli gnommen habe, sy ira doch dasselbig uff einandermal widergeben unnd behendiget. In welcher ein gar schwarze salbeTerm: was, deren sy ein klein wenig in das füwrTerm: geworffen, so gar hefftig unnd starck gesprätzletTerm: und geklöpfft hat. Bevalch hiemit ir meysterTerm: PerroquetPerson: , das sy ettlichs veechTerm: damit salbenTerm: und stärben machen soltiCorrection overwritten, replaces: efndt. Welliches die gefangne erstattet unnd zu PontauxPlace: ein roßTerm: , so Colleta MottaPerson: äben domals verscheyden und heyllen lassen, damit gesalbet, das es syn gstorben ist.

Item, so hat sy wytter beckenndtTerm: , das sy ein khuTerm: , so sy im holtz von ChandonPlace: gfunden, damit gstalben, so syn ouch gstorben. Wüsse aber doch nit, wär sy gsyn sye.

Denne hat sy ouch verjächenTerm: , das sy dry hüner, so altzyt in die bündenTerm: gangen, mit gemelter salbTerm: vergifftTerm: habe.

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Item, so hat sy ouch beckhendtTerm: , das sy vor wienachtenTerm: einem landtman von Torni le GrandtPlace: zwo melchkhuTerm: , alls sy by dem brunen trüncken söllen, vergifftTerm: habe. Wüsse aber nit, wäm sy gsyn syendt.

Denne hat die gemelte gefangne frauw verjächenTerm: , der BruyerePerson: fünff schwynTerm: mit genannterIn the original: gnter salbTerm: geschmirbt unnd getödt habe. So die khündtTerm: in ir, der gfangnen, gegenwärtigkheyt mit den handen gekratzt, dieselben khündtTerm: sy ouch mit der salbTerm: berüret. Vermeinde, sy syn ouch gstorben syendt. Doch wüsse sy es nit eygendtlich, ob sy derselben gstorben syendt oder nit.

Item hat sy verjächenTerm: unnd beckendtTerm: , das vor wienachtenTerm: letst verschinnenTerm: , alls des herrn rittern FögillisPerson: husfrauIn the original: husf (so ira, der gfangnen, gar vil guots gethan) zur kilchen rytten wellen, sagt dise gfrangne zu dem roßTerm: : «Phütt dich gott, du solt dich stossen.» Stifftet hiemit der böß geystTerm: , ir meysterTerm: , sy zupringendeUncertain readingg zusagen: «Das dich der tüffelTerm: näm.» Solt ouch dem genanntenIn the original: gnt fräuwlin die redt nämmen; wo nit, wölt er sy gschenden und lamTerm: schlagen. Wie nun die gefangne söllichs redt, ful das roßTerm: und dem fräuwlin nider zu boden und verlor das frauwlin die redt. Alls nun das fräuwli wider zu huß kam und die gfangne bschückt, die gfangne ouch dohin gung, dem fräuwli wider zu helffen, sagt der böß geystTerm: , ir meysterTerm: , zu den gfangnen, sy solt im ingang und drysendtUncertain readingh sagen «JesusPerson: sanctus» und hiemit kham das fräuwli wider zu der redt.

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Denne, so hat die gefangne verjächenTerm: , es schon vast ein jar sye, das der böß geystTerm: sy mit bösen anfechtungen stätz antastet. Zu ir sagende, sy syn syn müßte, er habe sy aber nie doch inbringen mögen, denCorrection overwritten, replaces: zi güttigen gott zu verlaugnenTerm: , untzTerm: das sy das gelt, wie obgemelt, von ime empfangen ghept. Und von wegen dem böß geystTerm: sy so sträng vervolget, geplagt und dartzu zwungen, hat sy gott verlaugnetTerm: und sych dem bösen fündtTerm: ergäbenTerm: .

Item, so hat die gefangne ouch verjächenTerm: und beckendtTerm: , mit dem bösen geystTerm: , irem meysterTerm: , PerroquetPerson: genanntIn the original: gnt, im holtz zwüschen MontenachPlace: und PontauxPlace: üppigeTerm: werck verbrucht zehaben. Es habe derselbs ir meysterTerm: ouch dieselb gefangne offt geküstTerm: und sy ine hingägen ouch.

Denne hat sy ouch beckendtTerm: , das sy, die gefangne, sampt ire gspüliTerm: mit dem bösen geystTerm: getantzet. In welchen tantz derselb ir meysterTerm: yetzUncertain readingj die ein und baldt die andere ouch sy sich selbs eiCorrection overwritten, replaces: leknandere by den henden gnommen zu tantzen. Es warendt ouch der gspülenTerm: und andere vil, so dem tantz zu lugtend.

Die gfangne zeygt ouch an, daz die kleine sturtzineTerm: büchsen, so ira der böß fündtTerm: , wie ob vermelt, geben, noch in irer küßtenTerm: zu fünden, welliche sy starck gstten und gwäschen habe.

Item, so hat die gefangne nochmaln, alls schon hievor bestättiget, sy mit dem bösem geistTerm: , irem meysterTerm: , zeschaffen ghept, und ine küst habe, sye aber doch derselb böß geystTerm: gar kalt und in solchen sachen gantz unkrefftig.

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Wytter hat sy beckendtTerm: , das sy und ire gspüliTerm: zum offtermal ir versamlung und sinagogTerm: zu nechst by ChandonPlace: , do sy füschTerm: hatten, asen, trancken, sprangen und sangen uff dem abendt, alls man das veechTerm: trenckt ghalten.

Lettstlich hat die gefangne ouch nochmaln verjächenTerm: und bestätiget, das sy und ire gspüliTerm: im weg und gstrüpt von ChandonPlace: getantzet und gsprungen habindt. Glychfals ouch im bCorrection overwritten, replaces: weglondel, do man das holtz zum gmeinen bachofenTerm: felt, do sy dartUncertain readingm ir synagogTerm: oder versamlung zehaben gepflägt, getantzet.

Dise vorgemelte müßhandlungTerm: und frävel hat betreffendeIn the original: betr Jenon CarraPerson: vor, in und nach der marterTerm: fry bekendtTerm: und bestätiget, ouch dero wegen voruß gott, den allmechtigen, und ein gnädigeIn the original: g oberkeyt umb gnadt und verziehungTerm: gebätten.

Also nach verläsung der armen frauwen missethat, deren sy nochmaln noch der erlüttnen marterTerm: vor mehrerem gwalt beckandllich gsyn, haben myn gnädige herrenIn the original: g h und obern des täglichen rathsTerm: hoch gemelter statt FryburgPlace: daruff zu urtheyl gsprochen und erkendt, das myn gnädiger herrIn the original: g h schultheyß, alls ein statthalter des heiligen Römischen rychsPlace: und ein liebhaber der gerechtigkeyt, die gemelte [p. 27]Page breakJenon CarraPerson: dem nachrichterTerm: ubergeben sölle mit solichen bevelchTerm: , das derselbig zur anzeigung irer begangnen missthatten sy mit vornen zesammen gebundtnen henden uff ein schleinpffen rücklingen leg und zur gwondten grichtsstatt des GalgenbergsPlace: mit zweyen rossenTerm: schleupffen. Sy daselbs ab der schleüpffenTerm: nemmen und uff ein ploch leytern binden. Darnach ouch ein bügen holzs mit strauw und pulfferTerm: bestreyt und besenckt uffrichten, dieselb mit für anzinden. Demnach der armen frauwen ir brust mit einem seckli büchsen bulfferTerm: uberzüchen und sy also läbendig sampt der ploch leyternTerm: ins fürTerm: stossen. So lang und vil, biß der gantz lyb zu äschenTerm: verbrändtTerm: sy. Und do danen nit wychen sölle, bißCorrection inline, replaces: undn das seel und lyb voneinandern verscheyden syendt. Und wo sy einiche gütter hette, die sollent der oberkheyt, hinder deren sy ligendt, verfallen syen. Hiemit so helff und gnadt got der armen seell.

Notes

  1. Deletion: s.
  2. Corrected from: obern.
  3. Uncertain reading.
  4. Unreadable (1 cm).
  5. Uncertain reading.
  6. Correction overwritten, replaces: e.
  7. Uncertain reading.
  8. Uncertain reading.
  9. Correction overwritten, replaces: z.
  10. Uncertain reading.
  11. Correction overwritten, replaces: le.
  12. Correction overwritten, replaces: weg.
  13. Uncertain reading.
  14. Correction inline, replaces: und.
  1. L’identification du lieu est incertaine. En date du 15 mai 1593, Jenon est dite de PonthauxPlace: .