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SSRQ SG III/4 180-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 180-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Ordnung über das Wuhren der Gemeinde Sennwald für die Jahre 1648 und 1649

ca. 1648 – 1649.

Johann Jakob Lavater, Landvogt von Sax-Forstegg, bestätigt der Gemeinde Sennwald eine Ordnung über das Wuhren:

1. Der Mesmer soll im Herbst und Winter die grosse Glocke um 8 Uhr läuten, worauf sich jeder auf den Wuhrplatz begeben muss. Wer nicht erscheint, wird mit 6 Batzen bestraft.

2. Keiner darf von sich aus irgendwo Stauden schlagen, sondern jeder muss sich auf dem Wuhrplatz einfinden und warten, was ihm befohlen wird.

3. Jeder, der ein Fuhrwerk oder eine Axt besitzt, soll am Abend um 15 Uhr wieder auf dem Wuhrplatz erscheinen, bis entschieden ist, wie man mit dem Wuhren weiterfährt.

4. Jeder muss sein eigenes Essen und Futter für die Tiere mitnehmen.

5. Wuhrhölzer müssen so stabil sein, dass sie gelocht werden können.

6. Ein Rodmeister soll kontrollieren, dass alle erscheinen und arbeiten.

7. Alle Rodmeister sollen schauen, dass jeder seine Steine und Hölzer selber führt.

8. Jeder soll dem Wuhrmeister und Vorgesetzten gehorsam sein.

  • Signatur: StASG AA 2 A 6b-3-4
  • Frühere Signatur: StASG AA 2 A 6b-3
  • Originaldatierung: ca. 1648 – 1649 (Ohne Monat und Tag.)
  • Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 33.5
  • Sprache: Deutsch

  1. Das folgende Stück wurde in die Edition aufgenommen, da OrdnungenBegriff: von GemeindenBegriff: über das ErstellenBegriff: von Dämmen bzw. die Organisation und die Aufgaben der Bewohnerschaft während der sogenannten Wuhrtage kaum überliefert sind. Einige Bestimmungen finden sich in den DorfrechtenBegriff: (LegibriefeBegriff: ), so z. B. von BuchsOrt: aus dem Jahr 1775Datum: 1775 (OGA  Buchs U 09, Art. 25) oder von Sevelen 1653Datum: 1653 bzw. 1786Datum: 1786 (SSRQ SG III/4 184-1, Art. 10–11; LAGL AG III.2436:038, Art. 10). Vgl. auch die Verordnung des Landvogts für WartauOrganisation: von 1789Datum: 1789 (StASG CK 10/3.02-24e).

  2. Weit häufiger sind Konflikte mit Nachbargemeinden wegen Wuhren am RheinOrt: , über Grösse, Länge und Beschaffenheit eines Wuhrs bzw. die Grenzen. So streitet SennwaldOrganisation: v. a. mit RuggellOrganisation: und/oder BangsOrganisation: auf der anderen Rheinseite (vgl. dazu die Dossiers: LLA RA 41/01; StASG AA 2 A 06b; OGA Sennwald Mappe Nachbarn, Mappe Bangs oder Mappe Nachbarn, Mappe Ruggell sowie die Dokumente GA Ruggell 14.05.1776 und 18.02.1790; StASG AA 2 U 48; AA 2a U 32).

  3. Zu Wuhrkonflikten am Rhein in der Region WerdenbergOrt: vgl. auch SSRQ SG III/4 58-1; SSRQ SG III/4 144-1; SSRQ SG III/4 162-1.

Editionstext


OrdnungBegriff:
betreffende das wuhrenBegriff: der gemeind SenwaldtOrganisation: auff das
1648Originaldatierung: 1.1.1648 – 31.12.1648 und 49Originaldatierung: 1.1.1649 – 31.12.1649 jahr


Durch den hochgeachten, frommen, ehrnvesten, fürsichtigen, fürnemen und weyßen herren Johan Jacob LavaterPerson: , dißer zeit wohl regierender landvogt der freyherrschafft Sax und VorsteckhOrt: , übersehen
und bestatt worden, wie folget etcAbkürzung:


Für das erst


1.Hinzufügung am linken Rand von anderer Handa1 HerbstBegriff: und windters zeitBegriff: solle der meßmerBegriff: die groß glockhenBegriff: umb acht
urenBegriff:
Zeit: 8:00
leüten, alß dann sol ein jeder in gemelter stundBegriff: auff dem
wuhr blatzBegriff: , do man ansichtKorrigiert: anfichtb2 zu wuhren, erschynen. Wellicher aber sich
hinder schlugeBegriff: und spätter käme, deme sol der tag nützet gelten, sonder
ohn allen nachlaß umb 6 batzenWährung: 6 Batzen gestrafft werden und seinem rath
meister
Begriff:
an selbigen tag zustellen. Es möchte aber einer solliche gfahr
bruchen wöllen, er wurdt obwohl gedachtem herren landvogtBegriff: geleidetBegriff:
werden, einen sollichen ungehorsammen nach der sachen befindtnuß
abzustraffen und gehorsam machen.
2.Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Handc Es ist hierbey auch lutter beschloßen,
daß keiner eigens gewaldts gange studenBegriff: zehauwen oder an ein andern
orth, sonder auff dem wuhr blatzBegriff: , wie gemelt, sich finden laße und wahrte,
waß man ime befehle.
3.Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Handd Auch sol ein jeder, er habe ein menniBegriff: oder ein studen
hauwer
Begriff:
, am abendBegriff: widerumb auff dem wuhr blatzBegriff: erschynen und dem
fyr abendtBegriff: namblich biß umb 3Zeit: 15:00 vern erwarten und laßen, wie mann
ins künfftig sich mit dem wuhren verhalten wurde.
4.Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Hande Es sol auch ein jeder
sich mit spyßBegriff: und futterBegriff: versehen, damit soliche angestelte wuhr tagBegriff: ,
wen desto fleyßiger mögend verricht werden.
[fol. 1v]Seitenumbruch


Für das ander

5.Hinzufügung am linken Rand von anderer Handf Betreffende die hiernach geschriben wuhr höltzerBegriff: , so jedem ufferleit
worden, ist gmachet, das jedes holtzBegriff: hinden und formmenKorrigiert: fornneng das lochenBegriff: wohl
erlyden möchte, womit sollend selbige nit gültig sein und von dem wuhr
meisteren
Begriff:
ab kändt werden, inmaaßen, daß hierin kein gefahr gebrucht werde und die lenge mache, so wyt müglich ist.


Für das dritt

6.Hinzufügung am linken Rand von anderer Handh ist beschlossen und gmachet worden, wyl die zeit und jarr anhero iren vil
gar nit auff daß wuhrBegriff: gegangen, etliche auch auff demselbige nit allein
nichts gearbeitet, sonder nach andere zu verhinderet, waß angesehen,
söllichem allem nun zu begegnen, so soll ein rodmeisterBegriff: uff vorgesetzt
zeit und stund bey guter zeit erschynen und die synnigen zeigen und
flyßig achtung geben, daß nimand uß blybe, laut seinem rod zedelBegriff: ,
so ime übergeben wirdt. Und wo es sich begebe, daß einer oder der ander
sich von der arbeidtBegriff: ußeren wölte, mit ernst dohin vermögen. Und
so er oder dieselbigen nit wolten gehorsammen, die söllend nit allein
die genambt 6 batzenWährung: 6 Batzen zu bußBegriff: erlegen, sonder vohr wohl gedachtem,
unßerenn gürKorrektur von anderer Hand überschrieben, ersetzt: nädiigen herren landtvogt zue gehorsame angezeigt
werden etcAbkürzung.


Und dann für das viert

7.Hinzufügung am linken Rand von anderer Handj söllend alle rodmeisterBegriff: fleißig achtung geben, das die meinen
all verhanden und jede seyne auff gelegte steinBegriff: und höltzerBegriff: , auch
pfälBegriff: füre, daß auch hier in kein gefahr gebrucht wurde.
8.Hinzufügung am linken Rand von anderer Handk Es sol auch ein yder schuldig sein, dem wuhr meisterenBegriff: und für gesetztenBegriff: , was man ihme befehlen wirt, gehorsamm sein by obgesetzter
unnachlässlicher buß etcAbkürzung.
|Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.:]
OrdnungBegriff:
betreffende daß wuhrenBegriff: der
gemeind im SenwaldOrt: etcAbkürzung
[Registraturvermerk auf der Rückseite:]
No 26; 1648Datum: 1648; cist Sax N. 47

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  2. Korrigiert: anficht.
  3. Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Hand.
  4. Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Hand.
  5. Hinzufügung oberhalb der Zeile von anderer Hand.
  6. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  7. Korrigiert: fornnen.
  8. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  9. Korrektur von anderer Hand überschrieben, ersetzt: näd.
  10. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  11. Hinzufügung am linken Rand von anderer Hand.
  1. Die Nummerierungen wurden von späterer Hand in den Text und am Rand eingefügt.
  2. Wohl Verschreiber für «anficht» bzw. anfangen.