SSRQ SG III/4 255-1
Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der
Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud
Zitation: SSRQ SG III/4 255-1
Lizenz: CC BY-NC-SA
Drei Artikel der Seveler Pferdezüchter zur Verbesserung der Pferdezucht in Sevelen
1790 Oktober 21.
Stückbeschreibung
- Signatur: LAGL AG III.2415:030
- Frühere Signatur: LAGL X. 303
- Originaldatierung: 1790 Oktober 21 (Undatiert, datiert nach dem dazugehörigen Schreiben.) Überlieferung: Aufzeichnung (Doppelblatt, 2 Seiten beschrieben)
- Beschreibstoff: Papier
- Format B × H (cm): 21.0 × 33.5
- Sprache: Deutsch
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Literatur
- Schindler 1986, S. 166
Kommentar
Die von den PferdezüchternBegriff: von SevelenOrt: beschlossenen Artikel zur PferdezuchtBegriff: sind nicht datiert; sie wurden nach dem dazugehörigen Schreiben des Landvogts von Werdenberg-WartauOrt: an GlarusOrganisation: mit der Bitte um RatifikationBegriff: vom 21. Oktober 1790Datum: 21.10.1790 datiert (LAGL AG III.2415:029). Die Pferdezüchter in Sevelen präzisieren und ändern damit den 33. Artikel im LegibriefBegriff: von Sevelen von 1786Datum: 1786, der besagt, dass die GeschworenenBegriff: in der Gemeinde jährlich die vier besten FüllenBegriff: auswählen sollen und zwar je zwei aus RäfisOrt: und aus SevelenOrt: , wofür jeder 9 Gulden Belohnung bekommt (LAGL AG III.2436:038, Art. 33).
In der Region Werdenberg spezialisiert sich vor allem die Gemeinde SevelenOrganisation: auf die Pferdezucht (Schindler 1986, S. 166). Im 18. Jh.Datum: 1701 – 1800 wird Pferdezucht zu einem wachsenden Wirtschaftszweig, da die Nachfrage nach PferdenBegriff: durch den sich ausbreitenden WarenverkehrBegriff: , den spezialisierten AckerbauBegriff: sowie eine höhere Nachfrage aus Prestigegründen steigt (Schindler 1986, S. 166). Zur Viehwirtschaft in SevelenOrt: vgl. Hagmann 1984, Bd. 2, S. 182–183; in der Region WerdenbergOrt: vgl. Schindler 1986, S. 159–167.
Editionstext
Die samtlichen roßbaurenBegriff: der ehrsammen
gemeind SevelenOrt: sind zu sammen versamlet
worden und haben auf hochheitliche ratificationBegriff: hin fast einhellig für ihr bestes
zu sein befunden, wie folget:
1.tens, daß von nun an in zukonft, so lange der
gegenwärtige legibriefBegriff: währe,1 alle in der
gemeindt befindliche fahlfühliBegriff: jährlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr auf
den heiligen creüztagDatum: 14. September zusammen getriben und
durch die beeidigten geschwornenBegriff: der gemeindt
die schönsten und besten daraus ohne ansehen
zu fohlenBegriff: ausgezogen werden sollen und
so viel mann jedes mahlen nöthig haben
muß, sie mögen in der gemeind sein,
wo es wolle.
2.tens Wan aber sich begeben möchte, daß disere
gezogene fohlenBegriff: von obiger zeit hinweg
biß auf das frühe jahrZeitspanne: Frühling durch alle möglich
sein könende fähle der ungesundheitBegriff: oder
anderen, auch etwan durch schlechte fueterungBegriff:
deß eigenthümmersBegriff: derselben, am frühe jahrZeitspanne: Frühling
für untauglich erfunden und neben dieseren
an anderen ohrten schönere, beßere und
zur pflanzungBegriff: tauglichere angetroffen
werden möchten, daß die beeidigten geschwornenBegriff: am frühlingZeitspanne: Frühling, wann sie auf den
schindplazBegriff: geführt werden, anstatt denen
schlechteren, die beßeren und schöneren ausziehen mögen.
der gemeindt sogleich nach dem neüen
jahrDatum: 1. Januar zu keiner arbeitBegriff: mehr solle gebraucht
und die fohlenBegriff: vor dem ersten brachmonath
nicht sollen geschnittenBegriff: werden.
3.tens Der belöhnungBegriff: halben sollen die fohlenBegriff:
die im legibriefBegriff: von m gdmeinen gnädigen herren und oberen
bestimbte belöhnung auf jeder fohlen, so gezogen
worden ist, 5Währung: 5 Gulden von der gemeind beziehen.
Danne aber solle jeder gemeindtsgnoßBegriff: von
jeder stuttenBegriff: und fülchBegriff: , so er auf die trattBegriff:
treiben wirdt, xHinzufügung oberhalb der Zeilea 15Währung: 15 Kreuzer bezahlen, welches gelt, so
daher fließt, auch denen eigenthümmeren
der gezogenen fohlen zu gleichem theil
gehören solle.
Vor und obstehende artikull sind auf
hochheitliche ratification hin einhellig
von denen versambleten in der gemeindt
befindlichen roßbaurenBegriff: angenohmen
worden, so lange der legibriefBegriff: währet,
zu behalten, vorbehalten der Hanß
Adam SpreiterPerson: in SevelenOrt: alleine hat sich
für dieses jahr dagegen gesezt, für die
folgenden wolle er sich aber gleicher
weise unterziehen.
landtschreiber.
Artikull
wegen pferdtenBegriff:
zu SevelenOrt:
Anmerkungen
- Hinzufügung oberhalb der Zeile.↩
- Vgl. den Legibrief von Sevelen von 1786Datum: 1786 (LAGL AG III.2436:038).↩
Regest
Die Seveler Pferdezüchter beschliessen einstimmig auf Ratifikation der Obrigkeit drei Artikel für die Verbesserung der Pferdezucht:
1. Solange der Legibrief in Kraft ist, sollen alle Schimmelfohlen am Kreuztag (14. September) zusammengetrieben werden. Beeidigte Geschworene der Gemeinde sollen die schönsten und besten zur Zucht auswählen.
2. Falls die ausgewählten Fohlen im nächsten Frühjahr untauglich sind, sollen andere zur Zucht ausgewählt werden.
3. Für die Aufzucht eines Fohlens erhält jeder Pferdezüchter von der Gemeinde 5 Gulden. Jeder Gemeindsgenosse bezahlt von jeder Stute und jedem Fohlen, die er auf die Allmend treibt, 15 Kreuzer, die den Eigentümern der ausgewählten Fohlen zustehen.