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SSRQ SG III/4 26-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 26-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Seveler Rodel: Ordnung über das Gericht, die Fasnachtshühner und Alpabgaben

1. Hälfte 15. Jh.

Im sogenannten Seveler Rodel wird bestimmt, dass zweimal im Jahr, an drei Tagen im Januar und im Mai, in Sevelen und in Werdenberg Gericht gehalten wird. Das Gericht wird im Januar an der Buchser Kirchweihe und danach an zwei Sonntagen in Wartau, Sevelen und Buchs verkündet. Jede Hube stellt und bezahlt für beide Gerichte einen Fürsprecher.

Alle Angehörigen der Pfarrei Sevelen, Gotteshausleute und Huber, müssen zwei Fasnachtshühner entrichten. Die vier Höfe Quartell, Pfüfis, Munternäst und Burkis Hof müssen drei Gartenhühner entrichten, jedoch keinen Wein- und Hanfzehnt.

Die Eigenleute der Pfarrei Sevelen und Buchs müssen die Alpabgaben aus den Alpen Imalschüel und Farnboden entrichten.

  • Signatur: LAGL AG III.2401:050
  • Originaldatierung: 1. Hälfte 15. Jh. (Undatiert, erste Hälfte des 15. Jh.)
  • Überlieferung: Original (Einzelblatt, 1 Seite beschrieben)
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 28.0 × 13.5
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: StASG AA 3 A 4-3b
  • Originaldatierung: 1870 Mai 1 – 31
  • Überlieferung: Abschrift (Doppelblatt)
  • Beschreibstoff: Papier
  • Sprache: Deutsch

  1. Das Stück ist nicht datiert. Vom Inhalt her lässt sich kaum eine Datierung herleiten; vom Schriftbild her zu urteilen stammt das Dokument aus dem späten 14.Datum: 1375 – 1400 oder aus dem früheren 15. Jh.Datum: 1401 – 1425 Das lange s und die p, dann auch das M erinnern sehr an Schriften aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Für den Hinweis und die Beurteilung danke ich Stefan Sonderegger. Es ist das älteste Dokument über die Gerichte in der Grafschaft Werdenberg.

  2. Graf Wilhelm VIII. von Montfort-TettnangPerson: , Herr von Werdenberg, hat den Seveler RodelBegriff: von seinen VorfahrenBegriff: übernommen. Laut dem Rodel kommen ihm zusätzliche Rechte und Freiheiten im GerichtBegriff: SevelenOrt: zu. Der Rodel wird deshalb im Seveler JanuargerichtBegriff: vom 22. Januar 1476Datum: 22.1.1476 vorgelesen und sein Inhalt im UrteilBegriff: von Hans VittlerPerson: , genannt Füllengast, Vogt von Werdenberg, bestätigt, vorausgesetzt, während der drei Gerichtstagen erhebt niemand Einspruch. Da nach Ablauf der drei Gerichtstage niemand Einspruch erhoben hat, wird die Bestätigung am 24. Januar 1476Datum: 24.1.1476 rechtsgültig (SSRQ SG III/4 67-1).

Editionstext


Nota: Es ist zuͦ wissen, das ain herr sol zwu̍rend im jar da richtenBegriff: im gennerBegriff: Datum: Januar und im mayenBegriff: Datum: Mai, jedwedrind dry tagZeitspanne: 3 Tage etcAbkürzung, ob man
sin notdu̍rfftig ist, je den ersten zuͦ SevelenOrt: und die andern zuͦ WerdenbergOrt: etcAbkürzung.

Item und in der kilchwichenBegriff: zuͦ BuxOrt: an vachen im gennerBegriff: das gericht verku̍nden und zewen sunnentag darnach ze WartowOrt: ,
zuͦ SevelenOrt: , zuͦ BuxOrt: und damit allen den fu̍rgebotten sin, die in das gerichtBegriff: gehoͤrent, das sind all, die in SevelerOrt:
kilchspel sitzent und darzuͦ gotzhuss lutBegriff: und huͦberBegriff: .

Item und sind all dry tag als ainer, all zu̍g, wissnu̍ßBegriff: und clagen nemend am dritten tag ain end. Und wer sich nit versprichtBegriff:
des ersten, des andern oder dritten tages, der ist ix  ₰Währung: 9 Schillinge ze richt schillingen verfallen von ainer, der andern oder der dritten, also
wol von ainem als von allen.

Item und sind dry huͦbenBegriff: , die vierd ist verschinen. Da haist ainne Richenstainer HuͦbOrt: , ainne Vaistlis HuͦbOrt: , ainne FfroͤlichsAuffällige Schreibung HuͤbOrt: . Sol
ain jegliche da zway gericht uss ainen fu̍rsprechenBegriff: hanBegriff: , welchen das nit taͤt, die ist dem herren verfallen, doch
das er dann die fu̍rsprechen hab.

Item all, die in dem kilchspel zuͤ SevelenOrt: sitzen, es sig gotzhuss lu̍t und huͤber, git jeglicher zway vasnacht hoͤnerBegriff: und
die vier hoͤff QuartellOrt: und Pfu̍fisOrt: und MunternaͤschOrt: und Burkis HoffOrt: , git ain jeglicher dru̍ garten huͤner, wol
gend si nit raͤbBegriff: noch hanff zechendBegriff: .

Item all, die in SevelerOrt: und BuxerOrt: kilchspel sitzen, aygen lu̍t, den ist ze biettend, in die alpp MartschuͤlOrt: ze farend, und
was molchen in der selben alppBegriff: u̍ber all gemachet wirt, iiiɉ tagZeitspanne: 3 Tage 12 Stunden ze sant JacobPerson: s tagDatum: 25. Juli (Termin/Frist), das ist des herren dry tag
zinssBegriff: , der halb tag ze lopmalBegriff: und vom FarnbodenOrt: iij viertal smaltzVolumenmass: 3 Viertel Schmalz, die wil das molchenBegriff: gemachet wirt. Und
sol der her den knechten in die alpp brotBegriff: gen, des si bedurffen, und die bolofartenUnsichere Lesunga gemaind1
den herren her uss tragen.
|Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 15. Jh.:]
Seveler
Ort:
rodel
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Seveller
Ort:
rodel

Anmerkungen

  1. Unsichere Lesung.
  1. In den drei, aus dem 19. Jh.Datum: 1801 – 1900 erhaltenen Kopien wird das Wort als «bolofarten» transkribiert (StASG AA 3 A 4-3b; [PA Hilty] Privatarchiv Mappe Sevelen). Das Wort «gemaind» könnte auf Gemeinder hindeuten, d. h. es könnte sich um eine Genossenschaft handeln, welche die Molke ins Tal brachte. Mit Bolofahrt könnte so etwas wie die Alpfahrt gemeint sein, da Bol die Bedeutung von Hügel, Höhe/Anhöhe hat (Idiotikon Boll III 4, 1170). Diese Interpretation ist jedoch sehr vage. Für die wertvollen Hinweise danke ich Stefan Sonderegger und Hans Stricker. Nach Heinz Gabathuler könnte sich das Wort von «boleBegriff: » ableiten (runder, kugelförmiger Gegenstand), wohl in Bezug auf die Form der Käselaibe bzw. auf das kugelförmig gepresste Schmalz.