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SSRQ SG III/4 86-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, XIV. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons St. Gallen, Dritter Teil: Die Landschaften und Landstädte, Band 4: Die Rechtsquellen der Region Werdenberg: Grafschaft Werdenberg und Herrschaft Wartau, Freiherrschaft Sax-Forstegg und Herrschaft Hohensax-Gams, von Sibylle Malamud

Zitation: SSRQ SG III/4 86-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Bestimmungen zu den Untergängern in der Gemeinde Sevelen

1489 April 23.

Die Kirchgenossenschaft Sevelen bittet den Luzerner Landvogt Hans Sonnenberg, eine Grenzbereinigung zur Abgrenzung von Allmende und Eigengut machen zu dürfen. Die neun ehrbaren Männer Hans Steinheuel, Hans Rüttner, Heinrich Schwiggli, Ulrich Flater, Hans Nau, Lienharts Sohn, Fluri Nau, Heini Planck, Hans Schlegel, Peters Sohn, und Ulrich Buchser werden als Untergänger vereidigt und begehen die Grenzen.

Wer sich nicht an die Anweisungen der Untergänger hält, wird mit 1 Pfund zuhanden der Obrigkeit gebüsst.

Wenn sie eine Besichtigung der Grenzen machen wollen, müssen sie es vorher an einem Sonntag oder Feiertag vor der Seveler Kirche verkünden, wo und wann sie den Untergang machen, damit diejenigen, die es betrifft, ihre Kundschaft oder Kundschaftbriefe verkünden lassen können.

Falls die Untergänger nach einer Grenzsteinsetzung merken, dass die Grenzen doch anders sind, können sie diese ändern.

Der Vogt und die Bewohner sollen die Untergänger unterstützen.

Wenn ein Untergänger krank ist oder stirbt, sollen die anderen trotzdem mit der Arbeit fortfahren, bis er wieder gesund ist bzw. bis ein neuer Mann gewählt ist.

Die Grenzen sollen in ein Urbar geschrieben werden.

Erbetener Siegler: Junker Hans Sonnenberg, Landvogt von Werdenberg und Wartau.

  • Signatur: OGA Sevelen U 1489
  • Originaldatierung: 1489 April 23 (donstag vor sant Jergen tag)
  • Überlieferung: Original
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 44.5 × 29.0
  • 1 Siegel:
    1. Hans SonnenbergPerson: , Wachs in Holzkapsel, rund, angehängt an Pergamentstreifen, gut erhalten
  • Sprache: Deutsch

  • Signatur: OGA Sevelen B 04.11, S. 125–127
  • Originaldatierung: 1735 (ca.)
  • Überlieferung: Abschrift, Buch (163 Seiten paginiert) mit Ledereinband
  • Beschreibstoff: Papier
  • Format B × H (cm): 21.0 × 34.5
  • Sprache: Deutsch
  • Schreiber: Ulrich Saxer von Sevelen

In Sevelen werden auf Bewilligung der Obrigkeit neun UntergängerBegriff: von der Kirchgenossenschaft gewählt und vereidigt. Aufgabe der Untergänger ist es, die Grenzen in ihrem Kirchspiel abzugehen, Wege, Felder, Wälder, Allmenden und Eigengüter zu besichtigen und diese von einander zu trennen, die Grenzen zu kennzeichnen oder zu bereinigen. Im gleichen Jahr erstellt die Gemeinde SevelenOrganisation: ein Verzeichnis ihrer GrenzenBegriff: . Von diesem Buch existiert noch eine Abschrift aus dem Jahr 1752Datum: 1752 mit Aufzeichnungen ab 1489Datum: 1489 und Ergänzungen bis 1845Datum: 1845 (OGA Sevelen B 00.34). Der Untergängerrodel von Sevelen aus dem 16. Jh. enthält eine Namensliste mit Geldbeträgen, welche die entsprechenden Personen den Untergängern bezahlen müssen, mit einer Notiz zum VerkaufBegriff: des BüelOrt: s unter Hans KasparPerson: s Haus durch die KirchgenossenschaftOrganisation: und die NutzungBegriff: der dortigen BäumeBegriff: (OGA Sevelen U 1501). Zu den Untergängern in Sevelen vgl. auch das Dossier OGA Sevelen U 1476 bis 1757. Zu den Grenzen im Dorf Sevelen vgl. OGA Sevelen U 1764.

Bereits 10 Jahre früher, am 1. Februar 1479Datum: 1.2.1479, holt die Kirchgenossenschaft BuchsOrt: bei Graf Wilhelm VIII. von Montfort-TettnangPerson: die Bewilligung für eine Grenzbesichtigung ein und bestimmt 13Menge: 13 Untergänger. Die OrdnungBegriff: soll auf 7 JahreZeitspanne: 7 Jahre gelten (StASG AA 3a U 10, vgl. dazu auch den Eintrag im Buchser Urbar [StASG AA 3a U 13, S. 1]). Die dortigen Bestimmungen zu den Untergängern von Buchs bilden die Vorlage für Sevelen; die meisten Bestimmungen wurden teilweise wörtlich übernommen. Zu den Untergängern in Buchs vgl. auch SSRQ SG III/4 74-1.

Editionstext


Zuͦ wissent sye allermengklichem, so disen briefe ansehent, lesendt oder hoͤrent lesen, das die kilchgenosenBegriff: und nachpurschafftBegriff: gemainlich des kilchspels zu SevellenOrt: Organisation:
von notdurfft wegen inen fu̍rgenomen haben, ain undergangBegriff: ze tuͦnde, daselbs zuͦ SevellenOrt: im kilchspelBegriff: ûberal, in berg und talBegriff: , und deshalb den fromen
und vesten junckher Hansen SonnenbergPerson: von Lucern, zu diser zyt irer gnedigen herren von LucernOrganisation: landtvogt in der graufschafft Werdenberg und
herschafft Wartow
Ort:
, ernstlich angeruͤfft und so verr erbetten, das er soͤlichen undergang ze tunde, inen verguͦnst und verwilliget hǎt.
Daruff und demnach si nûnMenge: 9 erber mannen, nemlichen Hansen StainhuwilPerson: , Hansen RutnerPerson: , Hainrichen SchwiggliPerson: n, Uͦlrichen FlauterPerson: , Hansen NowPerson: en, LienhartPerson: s sun,
Fluri NowPerson: en, Henni PlanckPerson: en, Hansen SchlegelPerson: , PeterPerson: s sun, und Ulin BuxerPerson: , die si all nûn darzuͦ gebetten, geordnet und durch gewaltsami des gemelten
irs herren landtvogt gehalten hand. Darüber si all nun unverschaidenlich zu gott und allen hailigen mit uff erhabnen fingernBegriff: gelert aidBegriff: geschworn
hand, ain undergang ze tuͦnde und uszeigen steg und wegBegriff: , ze holtz und ze veldBegriff: , und benantlich waidBegriff: und almaindBegriff: von aigenBegriff: , umb und umb in berg
und tal, im kilchspel ûberal, nach dem si bedunckt, ir gemelt herrschafft und gemainem irem kilchspel ain glichs und notdu̍rfftig zuͦ sind by guten trûweHinzufügung am rechten Randa,
ungevarlich.
Und soͤlichs ze tuͤnde, sol inen, ander lûten darinne rautBegriff: z zu pflegen, behalten sin, ob si sin notdurfftig waͤrindt und si bedûchti. Und wan
si also usgand und usgangen hand, sond mit gedingBegriff: zu ewigen zyten usligenBegriff: nach dem und si das usgangen beschaidenBegriff: hand.
Und war den obgenanten undergang nit hielte und ûbersach [in]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 125b aim stuck oder mer, der solte und waͤre den gemelten herren von LucernOrganisation: oder iren nachkomen ain pfund
pfenning Costentzer mûntz, Veltkircher werung
Währung: 1 Feldkircher Pfund
, ze rechter penBegriff: und buͦßBegriff: gefallen und verfallen sin zu geben, als offt und dick im das von der herrschafft vogtBegriff:
oder amptmanBegriff: wegen gebotten wurd und nit hielt, on all boͤß gefaͤrde.
Item me ist beredt, wenn und welhe zyt die vorgemelten undergengerBegriff: also
under gan wollent, das sollent si emalen uff ain sonntagBegriff: ald firtagBegriff: ze SevellenOrt: vor der kirchenBegriff: verku̍nden lassen, wǎ ald an welhem end ungevarlich
si gǎn wellent, damit das sich dieselben, die dann der undergang an dem selben end beruͤrend wurd, ettwas dawider hettend, es waͤre kuntschafftlu̍tBegriff: ald
briefBegriff: , soͤllent si den undergengern als denn uff der stoͤssen erzoͤgen und hoͤren lassen und nach verhoͤrung soͤlicher kuntsami, soͤllent si als denn aber tuͦn und volfaren,
nach ir bessten verstantnûsse und nach innhalt ir geschworn aiden.
Und waͤr sach, ob si also jemant u̍tzitBegriff: usgiengen und sich hienach mit recht erfunde,
das si zu wyt ald ze nach gangen ald getan hettint, das sol inen an iro geschwornen aiden und erenBegriff: dehainen schaden nit bringen noch berenBegriff: in dehain
weg.
Item mer ist beredt, ob joch ettlich marckenBegriff: gesetzt wurden und die undergenger darnach besser [kundt]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126cschafft, dann si davor ingenomen oder [verstanden]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126d
hetten, besunder nach irem bedencken, so [söllendt]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126e si gewalt haben, die selben marcken uszeziehen und die and[er]Beschädigung durch Falt, sinngemäss ergänztf schwahin wyter oder naͤcher ze setzen, wie si
dann dunck, nach ir gewissne oder kunt[schafft leüt sein und sich jemandt erdenkt]Beschädigung durch Falt, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126g, dehain gemain undergang in den gemelten kilchspel [nit bestaht]Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126h.
Und was och inderhalb oder usserthalb des kilchspels bestand und schaden mit raut zu pflegen oder kuntschafft zu erholen oder zu erjagen gieng, denselben
kosten und schaden soͤllent das gemain kilchspel usrichten.
Item mer ist beredt worden, das die gemelt herrschafft und ir vogt von iren wegen die
obgentenobgenennten undergenger all gemainlich und sonders uff und by soͤlichem der undergenger undergang und widergang, gnediglich und truͦlich hanthaben
und schirmen sol, als offt si des notdurffig sind und si darumb angeruͤfft werdent, on all boͤß gefaͤrd.
Ob ald wie och under den nûn undergenger
ainer oder mer kranckBegriff: wurde oder mit todBegriff: abgiengBegriff: , so soͤllen die andern nût dest minder fuͤr sich faren und gaͤn und des gewalt haben, als lang, untzBegriff: der
kranck wider gaͤn mag oder an des abgangen statt ain andrer gegeben wirt.
Nach dem allem ist mer beredt worden, das die gemelten undergenger
den gemelten undergang mit marcken underschaid, stuckiTextvariante in OGA Sevelen B 04.11, S. 126: druckti, artickel und allem begriff ungevarlich in ain offenn urbarbuͤchBegriff: 1 und registerBegriff: beschriben
lassen soͤllen. Und wenne das beschicht, so sol es dann darby beliben und darnach uff ain fûrgenomen und bestimbten tag daselbs zu SevellenOrt: lassen
offenlich lesen und verkûnden, damit sol jederman wissen könde zu richten, alles getrûwlich und ungevarlich.
Und des alles zuͤ warem,
vestem urkund und bestaͤtter sicherhait, so habend die obgenannten kilchgenosen und nachpurschafft des kilchspels zu SevellenOrt: Organisation: mit allem ernst erbetten den obgentenobgenennten
iren herren landtvogt, junckher Hansen SonnenbergPerson: , das er sin insigel, doch im selbs und sinen erben unschaͤdlich, fu̍r si, ir erben und nachkomen offenlich
hǎt lassen hencken an disen brief, darunder si sich fu̍r si und ir nachkomen dis obgemelten undergang und aller obgemelter ding verpunden hand.
Und verkundent wissentlich in krafft und urkund diß briefs, der geben ist uff donstag vor sant JergPerson: en tag nach CristiPerson: geburt vierzehenhundert
und in dem nûn und achtzigisten jaren
Originaldatierung: 23.4.1489
.
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 15. Jh.:]
Disser lutet von undergengeren in der
Seffeller gmeind oder kilspil und deroselben
rehten,
1489
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 18. Jh.:]
Nicklaus EnglerPerson: abgeschriben
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 19. Jh.:]
Abschrieben folio 125Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: 177j2
[Registraturvermerk auf der Rückseite:]
k No 10 l

Anmerkungen

  1. Hinzufügung am rechten Rand.
  2. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 125.
  3. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126.
  4. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126.
  5. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126.
  6. Beschädigung durch Falt, sinngemäss ergänzt.
  7. Beschädigung durch Falt, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126.
  8. Beschädigung durch verblasste Tinte, ergänzt nach OGA Sevelen B 04.11, S. 126.
  9. Textvariante in OGA Sevelen B 04.11, S. 126: druckt.
  10. Korrektur oberhalb der Zeile, ersetzt: 177.
  11. Streichung: No14.
  12. Streichung: No 4.
  1. Vgl. dazu das Marchen-Urbarbuch OGA Sevelen B 00.34.
  2. Vgl. dazu die Abschrift im Urkundenbuch Sevelen OGA Sevelen B 04.11, S. 125–127.