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SSRQ ZH NF II/11 10-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 10-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Urteil in einem Konflikt zwischen dem Grossmünsterstift in Zürich und seinen Meiern in Höngg wegen des Zinses ab den Bergergütern

1377 Februar 26. Kreuzgang des Grossmünsters in Zürich

Konrad von Schera, öffentlicher Notar, stellt Propst Werner von Rinach und dem Kapitel des Grossmünsterstifts von Zürich eine beglaubigte Abschrift einer Urkunde folgenden Inhalts aus: Werner von Rinach gibt bekannt, dass die beiden Meier, Hans Ruedin und Konrad Stephan, beide Eigenleute des Stifts, die Zinsen und Zehnten von den Bergergütern in Höngg nicht ordnungsgemäss zuhanden des dortigen Stiftsmeierhofs eingezogen haben. Das strittige Urteil zwischen dem Stift und den Meiern am Hofgericht von Höngg haben die Meier unter Missachtung der aufgezeichneten Stiftsrechte statt vor das Stiftskapitel vor den Rat von Zürich gezogen. Das Stift ist der Ansicht, dass die Meier damit ihre Rechte verwirkt haben. Da der Rat von Zürich und die Eigenleute des Stifts sich für die Meier eingesetzt und diese ihr Fehlverhalten eingestanden haben, verzichten Propst und Kapitel des Grossmünsterstifts auf deren Bestrafung. Allerdings müssen die beiden Meier für die entstandenen Kosten und das Hauen von hundert Steinen für den Bau des Grossmünstersturms aufkommen (1). Ausserdem darf der Meier Konrad Stephan am Hofgericht in Höngg weder als Richter noch als Fürsprecher amten, ausser es werde ihm von Propst und Kapitel wieder erlaubt (2). Die Bestimmungen sollen bestehen bleiben, solange die Meier sich gegenüber dem Stift entsprechend dem geleisteten Eid verhalten (3). Der Notar beglaubigt das Instrument mit seinem Notarzeichen unter Nennung von Zeugen.

  • Signatur: StAZH C II 1, Nr. 381
  • Originaldatierung: 1377 Februar 26
  • Überlieferung: Vidimus
  • Beschreibstoff: Pergament
  • Format B × H (cm): 28.5 × 39.0
  • Sprachen: Deutsch, Latein
  • Schreiber: Konrad von Schera, Notar (Schuler 1987, Nr. 1149)
  • Regest

Die Rechte des GrossmünsterstiftsOrganisation: auf dem Gebiet von FlunternOrt: halten fest, dass strittige Urteile am Kelnhof von FlunternOrt: unter Eigenleuten der verschiedenen Stiftshöfe vor Propst und Kapitel des GrossmünsterstiftsOrganisation: zu ziehen seien (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 24, Art. 4-5). Zum Meieramt in HönggOrt: vgl. auch SSRQ ZH NF II/11, Nr. 2.

Editionstext


In nomine domini amen. Per hoc presens publicum instrumentum cunctis ipsum intuentibus et quorum interest aut qui sua crediderint interesse coniutconiunctim
et divisim pateat evidenter, quod anno nativitatis eiusdem millesimo trecenmotrecentesimo lxxmo septimo, indictione xva, feria quinta proxima post festum beati MathiePerson:
apostoli, que fuit post dominicam, qua in dei ecclesia cantabatur «Reminiscere»
Originaldatierung: 26.2.1377
, hora, qua pucapublica missa cantabatur ThuregiOrt: , in ambitu ecclesie prepositure
ThuricenThuricensisOrt:
Organisation:
ConstanConstanciensisOrt: diocdiocesis, pontpontificatus sanctissimi in xpoChristo prispatris domini GregoriiPerson: , dinadivina providentia clemenclemencia pape undecimi anno septimo, in mei, notarii
publici, et testium subscriptorum pntiapresentia personaliter constitui venerabilis dominus Wernherus de RinachPerson: , prepositus, pro se et nomine ecclesie ThurThruricensis
prefate, ex una et discreti viri Johannis dictus meijer RuͤdiPerson: et Conradus meijer StephanPerson: , villici curie villicatvillicatus dominorum
prepositi et capituli ecclesie ThurThuricensisOrganisation: prefate in villa HoͤnggOrt: , dicte ConstConstanciensis diocdiocesis situate, pro se parte ex altera. Prefatus dominus WernherusPerson:
prepositus tenens in suis manibus quandam papiri cedulam, omnia et singula contenta et conscripta in pfatprefatis papiri cedula de verbo
ad verbum, prout inferius sunt inserta, publice alta et intelligibili voce perlegit animo, ut asseruit, pronunciandi et arbitrium proferendi super
quibusdam discordiis inter prefatum dominum prepositum nomine dicte ecclesie ThurThuricensis, exortis occasione quorundam excessun et interlocutoriarum
de mense autumpni nuper ptitipreteriti in dicta curia villicatvillicatus in iudicio nuncupato herbst tegdingSprachwechsel: Deutsch promulgatarum quemadmodum inferius continetur,
qua quidem cedula seu contentcontentis ac descptdescriptis in ipsa perlectperlectis prefatus dominus prepositus me, notarium publicum subscriptum, cum instantia debita
requisivit, ut sibi super lectione et pronunciacione supradictis conficerem unum vel plura publicum seu publica instrumenta, invocans etiam testimonium omnium
ibidem astantium in premissis. Tenor vere cedule, de qua premittitur, de verbo ad verbum sequitur et est talis:
Sprachwechsel: Latein

Wir, Wernher von RinachPerson: , probst der kilchen ze Zu̍richOrt: in CostentzerOrt: bistum, ku̍nden aller menglich von der anspraͧch wegen,
so wir von unsers gotzhus wegen hetten, umb du̍ guͤter, die man heisset der BergerOrganisation: guͤter, die in u̍nsern meigerhof ze HoͤnggOrt:
hoͤrent, und nieman nit anders weis noch sagen wil umb das, das die selben guͤter zins und zehenden in dem meigerhof
gebend zuͦ den meigern, Hansen meiger RuͤdinPerson: und Conrat meijer StephanPerson: von HoͤnggOrt: , die u̍nsers gotzhus eigen und gesworn
lu̍t sint, und ab den vorgenvorgenanten der BergerOrganisation: guͤter dem gotzhus sin zins verseit und abgedruket hetten, von der selben sach wegen
oͧch urteil in u̍nserm hof ze HoͤnggOrt: zw̍schent u̍ns und den meigern stoͤssig wrdenAuffällige Schreibung. Die urteil aber, die da stoͤssig wrdent, umb
aller hand sach von keiserlicher friheit, von aller u̍nsers gotzhus fronhoͤven rechtung und von als alter gewonheit, das nieman
nit anders gedenkt noch weis und och an keiner ofnung des vorgenvorgenanten hofs ze HoͤnggOrt: , ze herbstZeitspanne: Herbst und ze meigenDatum: Mai, nie sich
anders enphand fu̍r das capitelOrganisation: des obgenobgenanten u̍nsers gotzhus in scheidens wise gaͧn su̍llent. Won aber die obgenobgenanten meiger wider
die obgenobgenante friheit und rechtung des gotzhus und des hofs wissentklich und fraͤvenlich taͧten, die urteilen, die also stoͤssig
waren worden, fu̍r die raͤt ze Zu̍richOrt: Organisation: von ir teil wegen ze vertigene, da si nit hin horten, als vorgeschriben staͧt,
der vertgung och si mit verdachtem muͦt gehullen und als bêrlich daran sich u̍ber sahen, das si billich und von
rechtes wegen gewisde und gestoͧssen solten sin von allem dem, das si von dem gotzhus haͧnd ze erbe oder ze lehen.

Won aber erber lu̍t von dem raͧt ze Zu̍richOrt: Organisation: und och des gotzhus lu̍te ernstlich und flisseklich fu̍r si baten, die bette
wir dur der erbern lu̍t willen erhorten, das wir die obgenobgenanten meiger von der vorbenvorbenanten u̍bersehung und missetaͧt,
der selben missetaͧt si sich och offenlich vor u̍ns erkanden, in gnade nêmend und si nach gnaden buͦsden und nit nach
schulden, als si och do zemal offenlich vor aller menglich mit ufgehebter hand swͤren, gelert eid ze den heiligen ze
lident und zetuͤnd, u̍ns und dem gotzhus ze besserung und ze buͦs in den ziln und tagen, als si das an u̍nsern gnaden vinden
moͤchten.
Und als wir raͧt haben gehebt ze Zu̍richOrt: in der statt, der wisosten und der besten uff dem land, edeler
und unedeler, in u̍nsers gotzhus fronhoͤven und doͤrfern mit wissen und raͧt und heissung der korherren, die in
der vorgenvorgenanten sach zuͦ u̍ns gesetzt und geben wrden, sprechen wir us die stuk, die hie nach geschriben staͧnd:

Des ersten, das die meiger und ir fru̍nd, gesellen und helffer guͦt fru̍nd su̍llend sin aller menglichs, der dar zuͦgetaͧn oder zuͦ der sach geholfen haͧt oder den si in arkwone haͧnt, es si probst, korherren, amptlu̍t, burger oder ander
u̍nsers gotzhus lu̍t, aͧn all geverde. Si su̍llent och alle die kost, wie si dar uf geluffen ist, gelten und bezaln nach
dem, als si das an u̍ns vinden mugend. Si su̍llent och dem gotzhus, wider des friheit si so baͤrlich getaͧn hant, ze
besserung schaffen und lonen von hundertMenge: 100 steinen zehoͧwent, der stein, so jetz da lit oder noch dar komet, als si fuͦglich
werdent an den turn u̍nser kirchen, den man buwen wil. Und die buͦs und besserung, so si u̍ns, dem probst und capitelOrganisation: ,
von rechtes wegen tuͦn soltend, laͧssend wir gentzlich varn, dur der erbern lu̍t willen, die u̍ns baten, dz wir si in
gnade naͤment.
Wir wellint och und heissen mit disem usspruch, das der vorgenvorgenant meiger, Conrat StephanPerson: , niemans
fu̍rsprech sie noch urteil sprech und wort tuͤge in fu̍rspreches wise an gericht zuͦ den ziten in dem jar, und
als dik er von des hofs wegen ze HoͤnggOrt: richten sol, noch von niemend gǎbe noch miet neme in fu̍rsprechen
wise, so sin vetter oder jeman ander an sines vetter oder siner nachkomen statt richtet, als lang bis er das
vindet an gnaden des probstes und des capitelsOrganisation: oder dero des meisten teils.
Wir wellind och, dz diser usspruch
gaͤntzlich staͤt und vest belibe bi den eiden, so si darumb gesworn haͧnt. Wa aber sich das enphunde und kuntlich wrd,
das si beid oder ir einer oder jeman anders von iren wegen da wider taͤtin mit worten oder mit werken oder
inkeinhand wise, so su̍llend sie dem probst und dem capitelOrganisation: , die denn in ziten sint, libes und guͦtes als verschuld
lu̍te vervallen sin, aͧn all gnade.
Acta sunt hec anno, die, mense, hora, loco, pontificatus, quibus supra presentibus venerabilibus
et discretis viris ac dominis JohanJohanne TettnangPerson: , cantore, HeinHeinrico StaflinsPerson: , thaurothesaurario, JohJohanne MeitellerPerson: , Ruͤdgero WengnerPerson: ,
Thoma SaltzmanPerson: , canoiccanonicis ecclesie ThurThuricensisOrt: prefate, HeinHeinrico dicto BremenPerson: de RiedenOrt: , RuͦdRuͦdolfo SchiltknechtPerson: , sutori de ThuregThuregoOrt: ,
et HeinHeinrico dicto Bu̍riPerson: de HoͤnggOrt: , laicis ConstConstanciensisOrt: diocdiocesis, testibus ad premissa vocatis spaliterspecialiter et rogatis.
Sprachwechsel: Latein
[Unterschrift:] Notarzeichen
Et ego, Conradus de ScheraPerson: , clicusclericus ConstancConstanciensisOrt: diocdiocesis, publicus imperiali aucteauctoritate noriusnotarius,
quia premissis lectioni et pnuciacionipronunciacioni, requisicoirequisicioni, invocacoiinvocacioni necnon omnibus et singulsingulis sic prescribitur,
agerentur et fierent una cum pnoiatisprenominatis testibus presens interfui eaque sic fieri vidi et audivi
idcirco de mandato et ad requisicionem domini prepositi supradicti, presens publicum instrumentum exinde confeci,
manu mea propria scripsi et in hanc publicam formam redegi signoque meo conswetoAuffällige Schreibung signam in
testimonium omnium premissorum.
Sprachwechsel: Latein
[fol. v]Seitenumbruch
[Vermerk auf der Rückseite:]
Pronunciacione sin emenda facienda per
RRuͤdinPerson: et CConradem meijer StephanPerson: , villicos
in HoͤnggOrt: , pro quibusdam excessibus
per ipsis comissis.
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 14. Jh.:]
O RRegistrata1
[Vermerk auf der Rückseite von Hand des 17. Jh.:]
Anno 1377Datum: 1377

Anmerkungen

    1. Hier handelt es sich nicht um einen Verweis auf das Grosse Stiftsurbar des Grossmünsters (StAZH G I 96).