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SSRQ ZH NF II/11 18-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 18-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Erkenntnis des Rats von Zürich betreffend Wachdienst, Wehrdienst und Steuerpflicht der vor der Stadt ansässigen Zunftangehörigen

1408 März 8.

Bürgermeister und beide Räte von Zürich beschliessen, dass die vor der Stadt ansässigen Zunftangehörigen Wachdienst und Wehrdienst mit den übrigen Bewohnern der Wachten Unterstrass, Oberstrass, Fluntern, Hottingen, Hirslanden und Riesbach leisten sollen. Die Steuern haben sie ebenfalls mit der Wacht gemäss Veranlagung ihrer Güter zu entrichten. Die Zunftangehörigen sind anders als die Vertreter der Wacht der Meinung gewesen, ihren Pflichten mit der Zunft, der sie angehören, nachkommen zu müssen.

Sieben Jahre später änderten die ZunftmeisterOrganisation: die Bestimmung dahingehend, dass die in den Wachten vor der Stadt ZürichOrt: ansässigen Zunftangehörigen künftig ihren Verpflichtungen innerhalb ihrer Zunft und nicht mehr an ihrem Wohnort nachkommen sollten. Die Durchstreichung des hier edierten Textes ordneten die Zunftmeister in derselben Bestimmung an (StAZH B II 2, fol. 114v, Eintrag 2; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 368, Nr. 217). Mit einem Beschluss im Jahr 1425Datum: 1425 setzten Bürgermeister, Räte und ZunftmeisterOrganisation: diesen Beschluss insofern wieder ausser Kraft, als dass fortan alle vor der Stadt ansässigen Personen, die an ihrem Wohnort Holz- und Weiderecht wie die anderen Wachtgenossen nutzten, ungeachtet einer allfälligen Zunftangehörigkeit dort die Steuern zu bezahlen hatten. Wer zugleich einer Zunft angehörte, hatte jedoch auch im Rahmen der Zunftzugehörigkeit Steuern zu leisten (StAZH B II 2, fol. 40r, Eintrag 1; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 394-395, Nr. 263; StAZH B II 2, fol. 40r, Eintrag 2; Edition: Zürcher Stadtbücher, Bd. 1/2, S. 395, Nr. 264). Auch eine zwischen 1516 und 1518 entstandene Ratsverordung weist die zunftangehörigen Bewohner in den Wachten vor der Stadt für Wach- und Wehrdienst den Zünften zu, es sei denn, diese würden in der Wacht «wunn und weid» nutzen (StAZH B III 6, fol. 54v; Brühlmeier/Frei 2005, Bd. 2, S. 52). Auch als zwischen 1458 und 1463 und erneut in den Jahren 1502Datum: 1502 und 1536Datum: 1536 die Standorte der Stadtkreuze ermittelt und die zwischen Stadtmauer und Stadtkreuzen lebenden Handwerker dem Zunftzwang unterstellt wurden, fand deren Doppelbelastung Erwähnung (StAZH A 93.2, Nr. 1; Edition: QZZG, Bd. 1, Nr. 149; StAZH B V 16, fol. 113r-114r; Teiledition: QZZG, Bd. 1, Nr. 313). In späteren Texten wird ausserdem explizit Bezug auf den durch die Kreuze abgesteckten Friedkreis der Stadt genommen (SSRQ ZH NF II/11, Nr. 60).

Zu gleichgelagerten Konflikten kam es auch auf dem Boden der nachmaligen Gemeinde EngeOrt: Organisation: in der Vogtei WollishofenOrt: (SSRQ ZH NF II/11 41-1).

Editionstext


Wie man die lu̍t vor dem tor halten sol mit reissen,
die in zu̍nftenOrganisation: sint oder nicht

a–
b
Wir, der burgermeister und beid raͤt der statt Zu̍richOrt: Organisation: , tuͦn kunt menlichem,
als untz her etwe vil stoͤssen gesin ist von dien erbern lu̍ten, die vor u̍nser
statt in dien wachten an der NidernOrt: und an der Obern StrassenOrt: , ze FlûntranOrt: ,
ze HottingenOrt: , ze HirslandenOrt: , ze RiespachOrt: und an dem SeveldOrt: sitzent und
hushablich sint, und das under dien selben lu̍ten ir etwe vil ist, die in
zu̍nftenOrganisation: in u̍nser statt sint und dar in dienen muͤssen, und aber ir meinung
was, wenn ir einer siner zunft dienoti, das er do mit genûg getan hette
und mit nieman andern nicht mer ze schaffen haben soͤlt.
Do wider aber die
andern erbern lu̍t, die in dien vorgenvorgenanten kreissen und wachten gesessen sint,
retten und sprachen, si getru̍wetin, weler bi inen in ir wachten gesessen
were und ôch do selbs wunne und weide nussin als ir einer, was bru̍chen
wir oder u̍nser gemeine statt uff si leitin, dar inn soͤltend die, so in
zu̍nften sint, ir anzal als wol geben als ir einer etcAbkürzung.
Her umb haben wir
u̍ns einhelleklich erkent und meinen ôch, das es nu und hie nach do
bi bestan und beliben sol, welicher in den egenegenanten wachten und kreissen
gesessen und hushablich ist, das ôch der selb mit dien, so in der selben
wacht sint, dienen, reisen und inen mit allen sachen hilflichen sin
sol nach marchzal, als er dann angeleit wirt, und ensol sich des
nicht sperren, er sie in einer zunft oder nicht.1
SptuScriptum viii die marcij
anno etcAbkürzung ccccmo octavo
Originaldatierung: 8.3.1408
.
Streichung durch gekreuzte Linien von späterer Hand
–a

Anmerkungen

  1. Streichung durch gekreuzte Linien von späterer Hand.
  2. Handwechsel.
  1. In einem Ratsentscheid vom 22. April 1536Datum: 22.4.1536 werden die Verpflichtungen der in der Wacht OberstrassOrt: Organisation: ansässigen Leute etwas ausführlicher beschrieben: «reysen, stüren, brüchen unnd allen annderen rechtungen, dienstbarkeyten unnd gemeynen wärchen [...]». Ferner wird auch das Vogthuhn zuhanden des Obervogts erwähnt. Gehörte jemand einer Zunft an, musste er 1536Datum: 1536 entsprechend den jüngeren Beschlüssen (vgl. Kommentar) jedoch «beyden, nemmlich der zunfft unnd der waacht [...] die burde trage[n], so er inen von irer recht unnd gewonheyt wegen schuldig unnd verbunden» war (StAZH B V 16, fol. 113r-114r; Teiledition: QZZG, Bd. 1, Nr. 313).