check_box_outline_blank zoom_in zoom_out
SSRQ ZH NF II/11 25-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 11: Die Obervogteien um die Stadt Zürich, von Ariane Huber Hernández und Michael Nadig

Zitation: SSRQ ZH NF II/11 25-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Kauf des kleinen und grossen Zehnten in Oberhausen durch das Siechenhaus St. Jakob an der Sihl

1438 März 14.

Heinrich Obrist, Bürger von Zürich, verkauft dem Siechenhaus St. Jakob an der Sihl den grossen und kleinen Zehnten in Oberhausen mitsamt der Scheune und aller Zugehörde zum Preis von 716 Rheinischen Gulden. Dies alles ist Pfand der Freiherren von Klingen, davon gehen die Quart an das Domkapitel von Konstanz, sechs Viertel Kernen an das Kloster Wettingen und sechs Mütt Kernen an das Siechenhaus. Der Aussteller Rudolf Schultheiss unterm Schopf, Schultheiss der Stadt Zürich, siegelt unter Anwesenheit namentlich genannter Zeugen.

1433 hatte das Siechenhaus St. JakobPerson: an der SihlOrt: Organisation: aus dem OberhauserOrt: Zehnten bereits zwei Mütt Kernen um 40 Gulden von Anna GrimmensteinPerson: und vier Mütt Kernen um 80 Gulden von Hans Heinrich ObristPerson: erworben (StArZH III.F.7., S. 265-266). Mit dem vorliegenden Zehntkauf, der nur als Abschrift in einem Kopialbuch von St. JakobOrganisation: aus dem 19. Jahrhundert überliefert ist, gelangte das Siechenhaus in den Besitz des grossen und kleinen Zehnten von OberhausenOrt: , abzüglich der Teile, welche dem Domkapitel von KonstanzOrt: Organisation: und dem Kloster WettingenOrganisation: zustanden. Zum Zehnten gehörte auch der Besitz einer Zehntscheune. Deren Lage geriet allerdings später in Vergessenheit: Am 7. Juni 1723 wurde Obmann MeierPerson: ausgesandt, um vor Ort den Standort der Zehntscheune oder zumindest den Platz, auf dem sie gestanden hatte, zu erfragen. Er hatte jedoch keinen Erfolg, da keiner der Befragten sich an den Standort erinnern konnte (StArZH III.F.7., S. 261-263).

Editionstext


Ich, Rudolf Schultheiß unterem SchopfPerson: , schultheiß der stat ZürrichOrt: , thun kund menglichem
mit diesem brief, das für mich kommen ist
an der stat, da ich ZürrichOrt: offenlich ze
gerricht saß, der fromm bescheiden
Heinrich ObrestPerson: , burger ZürrichOrt: , und a–offen [S. 706]Seitenumbruch
offenbart
Korrigiert: offenbart
–a vor mir in gericht durch seinen
fürsprechen, wie das er mit wohlbedachtem
muth durch seins nutzens und frommen willen
seinen zehenden zu OberhausenOrt: bey der
GlattOrt: gelegen mit der schür, großen und
kleinen zechenden, mit allem dem, so darzu gehört, nüzit ausgenommen, verkauft und dem
erbern bescheiden Rudolf ZayenPerson: , burger ZürrichOrt: ,
als einem pfleger der armen sonder siechen lütten
des hauses zu Sant JacobPerson: , ZürrichOrt: Organisation: vor der minder statt an der SilOrt: gelegen, zu deßelben hauses
der armen leüthen daselbs und aller ir nachkommen handen, umb siebenhundert und
sechszehen guldin, alles Rhynscher
Währung: 716 Rheinischer Gulden

guter [S. 707]Seitenumbruch
und gemeiner an gold und an gewicht,
für ein recht werend pfand nicht abzenießen
von den edlen fryen herren von KlingenOrganisation:
und dafür, das auf dem obgenanten zechenden
von denen von KlingenOrganisation: ein pfand schilling geschlagen wäre und darauf stande, nach sach
der briefen darüber geben, recht und
redlichen ze kauffen geben hetten, und were
auch der vorgenantten guldin aller von dem
egenantten Rudolf ZayenPerson: , als einem pfleger
der obgenantten armen leüthen, ganzlich gewert und bezalt, hette die in seinen guten
nuz geben und bekert, als er das offenlich
vor mir und dem gericht verjach.
Und darumb [S. 708]Seitenumbruch
so wölte er dem obgenantten Rudolf ZayenPerson: , als
einem pfleger der obgenanen armen leüthen
des hauses zu Sant JacobPerson: Organisation: , zu der selben armen leüthen des hauses und aller ihr nachkommen handen den egenanten zechenden zu
OberhausenOrt: , mit der schür und mit allem dem
recht, so darzu gehört, verteKorrigiert: ibgen und zu ihren
handen bringen, daß sie daran habend werend, und ließ an recht durch seinen fürsprechen, wie er das thun solt, das es kraft
haben möcht, fragt ich urteil umb
und ward nach meiner frag von erbern
leüthen an einhelliger urtheil ertheilt,
sid das der obgenant Heinrich ObrestPerson: hie [S. 709]Seitenumbruch
vor einem freyen gericht stunde und der vorgenant zechend mit allen dem recht, so darzu gehört, sein recht redlich werend pfand
were von den obgenanten herren von KlingenOrganisation: .
Wo dann der obgenannt Heinrich ObrestPerson:
für mich in das fry gericht dar stund und
den obgenannten zehenden mit der schür
und mit allem dem recht, so darzu gehört,
dem obgenannten Rudolf ZayenPerson: als einem
pfleger der vorbenempten armen leüthen
zu der selben armen leüthen und des hauses zu Sant JacobPerson: Organisation: handen an mein
hand und des gerichs staab aufgebe,
sich des für ein recht werend pfand von [S. 710]Seitenumbruch
den obgenanten herren von KlingenOrganisation: nicht ab
ze nießen genzlich entziege, und lobteUnsichere Lesungc
wer ze sinde, das er das wol thun möcht.

Und das auch es dann damit nun und hienach
wohl kraft und macht haben möcht
und sölt, da das erteilt ward, da stund
der obgenannt Heinrich ObrestPerson: für mich in
das fry gericht dar und gab da dem egenanten Rudolf ZayenPerson: , als einem pfleger
der obgenanten armen leüthen des hauses zu Sant JacobPerson: Organisation: , zu des selben armen leüthen des hauses und aller
ir nachkommen handen und gewalt
den obgenanten zechenden mit der schür [S. 711]Seitenumbruch
und mit allem dem recht, so darzu gehört,
an mein hand und des gerichts stab für
ein recht werend pfand ledklich und
los auf, als gericht und urtheil gab
und entzech sich darauf an mein hand und
des gerichts stab für sich und alle seine
erben alles des rechten, forderung und
ansprach, so er oder sein erben nach dem
obgenanten zechenden mit der schür
und mit allem dem recht, so darzu gehört,
dehein wise jemmer gewinnen oder gehaben
möchtent gen den obgenannen armen leüthen
des hauses zu Sant JacobPerson: Organisation: und gen allen
ihren nachkommen deßelben hauses, mit
geistlichen oder mit weltlichen gerichten,
an gericht oder sust mit deheinen anderen
sachen, listen, funden und geferden [S. 712]Seitenumbruch
in dehein wise ungefahrlich.
Der obgenant Heinrich ObrestPerson: hat auch jezt vor mir
in gericht an mein hand und des gerichts
stab bey seinen guten trüwen gelobt
und versprochen, des vielgenanten zechenden mit der schür und mit allem dem
recht, so darzu gehört, rechter wer ze sinde
nach recht der vielgenannten armen leüten
des hauses zu Sant JacobPerson: Organisation: und aller
ir nachkommen, für ein recht redlich werend
pfand von den obgenantten herren von
Klingen
Organisation:
nicht abzenießen, umb den vorgeschrieben kauff, und auch dafür, das auf
dem obgenanten zechenden darab noch daraus
nit mer gaht noch staht denn dem capitel
der stift zu ConstanzOrt: Organisation: quart, dem gotshaus zu WettingenOrt: Organisation: sechs viertel kernenVolumenmass: 6 Viertel Dinkel [S. 713]Seitenumbruch
rütenUnsichere Lesungd zechend, den obgenannten armmen leüthen
an der SihlOrt: sechs müt kernenVolumenmass: 6 Mütt Dinkel ewiges gelts,
so sie vor darauf gehabt hand,1 vor geistlichen
und vor weltlichen gerichten, und mit nammen
an allen den stetten, wo, wenn ald wie dik
sie das jemmer nothdürftig sint an geferde.
Und da dieß vor mir in gericht beschach,
do ließ der obgenant Rudolf ZayPerson: , als ein
pfleger der obgenannten armen leüthen, an
recht, ob dies alles beschechen und volführt
were, das es nun und hin nach da bey beleiben, gut kraft und macht haben und
ob das gericht dan vielgenannten armen
leüthen des hauses zu Sant JacobPerson: Organisation: harumb sein brief geben und hie bey schirmen sölt.
Das wart ihnen alles nach meiner [S. 714]Seitenumbruch
frag von erbern leüthen an ein helliger
urtheil ertheilt, unnd des zu wahrem
festen urkund, so hab ich mein insiegel
von des gerichts wegen, als urtheil gab,
offenlich gehenkt an diesen brief, der
geben ist auf freytag nach sant GregorienPerson:
tag in der fasten, da mann zalt von der geburth Christi vierzechen hundert dreyßig
und acht jahre
Originaldatierung: 14.3.1438
.
Hiebey warennt Paulus
Göldli
Person:
, Claus ChunPerson: , Peter MüllerPerson: , Hans
Armbruster
Person:
, Hans NitfurerPerson: , Hans KilchmannPerson: ,
Heinrich SchiterbergPerson: und ander erber leüthe.

Anmerkungen

  1. Korrigiert: offenbart.
  2. Korrigiert: i.
  3. Unsichere Lesung.
  4. Unsichere Lesung.
  1. Diese sechs Mütt Kernen hatte das Siechenhaus St. JakobPerson: Organisation: 1433 erworben (StArZH III.F.7., S. 265-266).