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SSRQ ZH NF II/3 24-1

Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen, I. Abteilung: Die Rechtsquellen des Kantons Zürich. Neue Folge. Zweiter Teil: Rechte der Landschaft. Band 3: Die Landvogtei Greifensee, von Rainer Hugener

Zitation: SSRQ ZH NF II/3 24-1

Lizenz: CC BY-NC-SA

Verkauf der Mühle in Greifensee an Kueni, Ruedi und Konrad von Stegen

1435 Mai 3.

Bürgermeister und Rat der Stadt Zürich verkaufen die Mühle in Greifensee sowie die dazugehörigen Rechte für 100 Pfund Zürcher Pfennig an die Brüder Kueni, Ruedi und Konrad von Stegen. Der jährliche Zins beträgt 14 Mütt Kernen. Der zürcherische Vogt beziehungsweise der jeweilige Inhaber der Burg Greifensee soll für den Zufluss des Wassers und die Reinigung der Gräben bis zu den Mühlrädern sorgen. Dafür sollen die Inhaber der Mühle die Knechte verköstigen. Die Wasserleitungen soll man gemeinsam verlegen. Die Inhaber sollen die Mühle instand halten, erhalten dafür aber das nötige Holz umsonst. Der Vogt muss die Leute von Schwerzenbach, Hegnau, Nänikon und Werrikon dazu anhalten, alles Korn in der Mühle von Greifensee verarbeiten zu lassen. Die Inhaber der Mühle schwören dem Vogt, dass sie jedem ihre Dienstleistungen zu einem angemessenen Lohn erbringen. Wenn sie sich nicht daran halten, sorgt der Vogt für Strafe und Wiedergutmachung. Die Aussteller siegeln mit dem Sekretsiegel.

Über die hier festgeschriebenen Bestimmungen kam es immer wieder zu Konflikten zwischen dem jeweiligen Mühlebetreiber sowie den Bauern aus den umliegenden Ortschaften. 1507 legte der Zürcher RatOrganisation: fest, dass die Leute von SchwerzenbachOrt: , HegnauOrt: , NänikonOrt: und WerrikonOrt: das Bauholz für die Mühle in GreifenseeOrt: zur Verfügung stellen müssen (StAZH B II 40, S. 16). Auf die Klage der betroffenen Leute hin bestimmte der Rat wenig später, dass das Holz aus den zum Schloss gehörenden Wäldern verwendet werden dürfe, dass die Leute aber weiterhin für den Transport des Holzes verantwortlich seien (StAZH B II 40, S. 20-21). Erneut vor den Zürcher RatOrganisation: gelangten die beiden Parteien 1528, weil die Gemeinden nicht an die Mühle in GreifenseeOrt: gebunden sein wollten. Der Müller Peter HofmannPerson: legte indessen eine Urkunde – vermutlich die hier edierte – vor, welche seinen Anspruch bestätigte. Als Kompromiss schlug die dafür eingesetzte Kommission vor, dass sich die vier Gemeinden mit 100 Gulden zugunsten der Stadtkasse von dieser Pflicht loskaufen können. Um die Ausfälle des Müllers zu kompensieren, wurde dessen Zins von 14 Mütt auf 7 Mütt Kernen reduziert, doch musste er künftig selber für die Instandhaltung der Mühle und die Reinigung der Wassergräben aufkommen. Das Holz sollte er weiterhin aus den Wäldern von NänikonOrt: , WerrikonOrt: und NiederusterOrt: erhalten, doch hatte er dieses fortan auf eigene Kosten zu fällen und zu bearbeiten (StAZH B III 65, fol. 78r-v). 17 Jahre später bestätigte der Rat die Ablösung gegenüber den Gemeinden SchwerzenbachOrt: , HegnauOrt: , NänikonOrt: und WerrikonOrt: (ZGA Nänikon I A 4). 1584 wurde erneut über die Lieferung von Holz aus den Wäldern von NänikonOrt: , WerrikonOrt: und NiederusterOrt: gestritten (ZGA Niederuster I A 2). 1608 urteilte der Rat, dass das Holz für die Wasserleitungen weiterhin als Balken und nicht in Form ausgehöhlter Baumstämme geliefert werden darf (ZGA Niederuster I A 6). Im folgenden Jahr löste sich die Gemeinde NiederusterOrt: Organisation: schliesslich um 400 Pfund von der Pflicht, der Mühle in GreifenseeOrt: das Holz für die Wasserleitungen zu liefern (ZGA Niederuster I A 7). Auch NänikonOrt: unternahm Anstrengungen in diese Richtung (ZGA Nänikon I A 14). Der Rat hielt jedoch noch im 18. Jahrhundert mehrmals fest, dass NänikonOrt: und WerrikonOrt: zur Lieferung von Holz verpflichtet seien (ZGA Nänikon I A 18; StAZH A 123.8, Nr. 28, Nr. 32 und Nr. 33; ZGA Nänikon II A 14. Vgl. Weisz et al. 1983, S. 147).

Editionstext

[...]Vgl. SSRQ ZH NF II/3, Nr. 28a
Wir, der burgermeister
und raͧtt der statt ZuͤrichOrt:
Organisation:
, tuͦnd kunt aller menglichem mit disem brieff und verjechend offenlich, das wir mit wolbedaͧchtem muͦtte und guͦtter zittlicher
vorbetrachtung durch u̍nser gemeinen statt nutzes und fromen willen verkoͧfft und zekoͧffen geben hand fu̍r u̍ns und u̍nser nachkomen den bescheidnen CuͤninPerson: ,
RuͤdinPerson: und Cuͦnrat von StegenPerson: von OberustreOrt: , inen allen dryen und iren erben die mu̍ly und das mu̍ly recht der mu̍ly ze GriffensewOrt: mit aller zuͦgehoͤrt mit
soͤlichen stuken, gedingen und dingen, als das hie naͧch von einem an das ander eigenlich geschriben staͧt. Und also ist der koͧff beschechen umb hundert pfund
guͦtter Zuͤricher pfennig
Währung: 100 Zürcher Pfund
, dero wir von den obgentenobgenempten CuͤninPerson: , RuͤdinPerson: und Cuͦnrat von StegenPerson: gentzlich gewert und bezalt sint. Habend oͧch das in u̍nser gemeinen statt
guͦtten nutz und fromen geben und bewent, des wir offenlich verjechend mit disem brieff.
Des ersten so soͤllint wir und alle u̍nser nachkomen, oder welicher
je u̍nser vogt ist an u̍nser statt oder wer die vesty GriffensewOrt: innhaͧt, das wasser und des wasserru̍ns vertigen, in eren halten, haben und darzuͦ den graben
rumen, wie dik das notdurfftig ist, untz an die reder der selben mu̍ly an allen der obgentenobgenempten von StaͤgenOrganisation: und ir erben schaden, doch so soͤllent die selben
von StaͤgenOrganisation: und ir erben, oder wer die mu̍ly denn je innhaͧt, den knechten dar zuͦ essen geben und spisen. Wenn man aber die kaͤner legen wil und das
nottorfftig ist, so sol ir einer oder ein knecht an ir statt die selben kaͤner helffen werken und leggen und dem selben knecht sin spis geben. Die obgentenobgenempten mu̍ller,
ir erben und nachkomen soͤllend oͧch dann die obgentenobgenempten mu̍ly in guͦtten eren halten und innhaben, und was holtzes sy ze der obgeseiten mu̍ly her zuͦ notdurfftig sint,
das selb holtz alles sollend wir, oder wer das hus GriffensewOrt: innhaͧt, inen geben und vertigen ze der selben mu̍ly an iren schaden, doch so sond sy dasselb holtz behoͧwen
und werken und den wagnern und fuͤrern ze essen, ze trinken geben und sy spisen, an geverd.
Die obgentnobgenempten von StegenOrganisation: , ir erben und naͧchkomen, und wer denn die
obgentenobgenempten mu̍ly innhaͧt, soͤllent jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr da von ze rechtem zins geben und uff das obgentobgenempt hus ze GriffensewOrt: antwurten zuͦ u̍nsern handen viertzechen mu̍t kernen
guͦtz und genaͤmes Zuͤricher messes
Volumenmass: 14 Zürcher Mütt Dinkel
, und da mit soͤllend sy oͧch gentzlich und gar gezinset haben, alles lutter, aͧn alle geverd.1 Und umb das die selben von StaͤgenOrganisation: , ir erben
und naͧchkomen den jetzgeschribnen zins jerlichWiederholte Zeitspanne: 1 Jahr dester bas gerichten mu̍gen und die mu̍ly in eren gehaben, als vorgeschriben staͧt, so sol ein jeglicher, wer denn
je u̍nser vogt ze GriffensewOrt: ist, die von SchwertzenbachOrt: , die von HegnoͧwOrt: , die von NenikonOrt: und die von WerikonOrt: , sy alle gemeinlich und jeglichen besunder,
dar zuͦ halten und hanthaben, das sy alle mit zinsen und zechenden und mit allem dem, das sy ze malen oder ze rellen hand, ze der selben mu̍ly gen GriffensewOrt:
varind und nienanthin anders. Das bevelhend wir jeglichem, der jetz u̍nser vogt ze GriffensewOrt: ist oder noch fu̍rbasshin wirt, soͤlichs zuͦ schaffend, zuͦ bestellend und
ze besorgend, das es da by belib und redlich von den jetzgentenjetzgenempten teilen gehalten werd, an geverd, denn das u̍nser gantz meinung und wille ist.
Und dieselben mu̍ller
und alle ir naͧchkomen soͤllend oͧch jeglichem, der je zuͦ zitten u̍nser vogt ze GriffensewOrt: ist, sweren einen eid zuͦ gott und den heiligen, jederman das sin, das man dann
zuͦ der mu̍ly bringt, ze versorgend naͧch jedermans notdurfft, und nichtz da von ze nemen denn den rechten gewonlichen lon, als dann von alter harkomen ist. Und wie
dik sy das u̍bersechint und dem nit gnuͦg taͤttind und sy des u̍berseitt wurdint, dar umb sol sy ein vogt straͧffen naͧch siner erkantniss und schaffen, das jederman das
sin widerkert werde, alles lutter, aͧn geverd und arglist.
Und aller vorgeschribner ding zuͦ warem, vestem urku̍nd und staͤtter, redlicher sicherheit, umb das alles, das so an
disem brieff geschriben staͧtt, uffrechtenklich und erberlich, aͧn alle boͤs uffsaͤtz, fu̍nd und geverd gehalten und vollfuͤrt werd, so haben wir u̍nser statt secrett offenlich
laͧssen henken an disen brieff, doch u̍ns, u̍nsern naͧchkomen und der vesty GriffensewOrt: an allen andern u̍nsern rechtungen, fryheitten, stu̍ren und zinsen gentzlich unschedlich
und unvergriffenlich. Geben uff zinstag nach dem meigentag des jars, als man zalt von der geburt Cristy thusent vierhundert drissig und in dem fu̍nfften jaͧrenOriginaldatierung: 3.5.1435.

Anmerkungen

  1. Vgl. SSRQ ZH NF II/3, Nr. 28.
  1. 1528 betrug der Zins für die Mühle immer noch 14 Mütt Kernen (StAZH B III 65, fol. 78r-v).